Rotnickelkies

Rotnickelkies
Nickelin (Mineral)
Chemische Formel NiAs
Mineralklasse Sulfide, Sulfosalze - Metall : Schwefel, Selen, Tellur = 1:1
II/C.20-20 (nach Strunz)
2.8.11.1 (nach Dana)
Kristallsystem hexagonal
Kristallklasse dihexagonal-dipyramidal \ 6/m 2/m 2/m [1]
Farbe helles kupferrot, grau bis schwarz anlaufend
Strichfarbe helles schwarzbraun
Mohshärte 5 bis 5,5
Dichte (g/cm³) 7,78 bis 7,8
Glanz Metallglanz
Transparenz undurchsichtig
Bruch muschelig
Spaltbarkeit keine
Habitus gestreifte Kristalle, traubige, dendritische, körnige, massige Aggregate
Häufige Kristallflächen
Zwillingsbildung Vierlinge nach \lbrace 1 0 \bar 1 1 \rbrace; allgemein möglich nach \lbrace 3 1 \bar 4 1 \rbrace

Nickelin, veraltet auch als Rotnickelkies, Arsennickel oder Kupfernickel bezeichnet sowie unter als chemische Verbindung Nickelarsenid bekannt, ist ein häufig vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der Sulfide und Sulfosalze. Es kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung NiAs und entwickelt entweder gestreifte Kristalle oder häufiger traubige, dendritische, körnige bis massige Aggregate in hell kupferroter Farbe, die nach einiger Zeit an der Luft grau bis schwarz anläuft.

Inhaltsverzeichnis

Besondere Eigenschaften

Nickelin besteht aus Nickel und Arsen mit einem Nickelgehalt von etwa 43,61 Prozent. Bis zu einem Prozent des Nickel kann durch Eisen und bis zu 2,9 Prozent Arsen kann durch Schwefel und Antimon (bis über 30 Prozent) diadoch (gleichwertig) ersetzt sein.

Sein Nickelgehalt verrät sich häufig durch die grünliche Färbung seiner Oxidationshaut (Nickelarseniat) im Gegensatz zu den rötlichen Ausblühungen der gewöhnlich mit ihm brechenden Kobalterze. Diese Erzgemenge bilden meist Gänge, seltener Lager und Nester in den azoischen und den älteren Sedimentformationen (besonders im Perm) und werden gleichzeitig auf Kobalt und Nickel verarbeitet.

Etymologie und Geschichte

Als Kupfernickel bzw. Koppernickel wurde früher im mittelalterlichen Erzgebirge ein wie Kupfererz aussehendes Material bezeichnet, aus dem sich aber kein Kupfer gewinnen ließ, als sei es von Berggeistern bzw. Bergwerksdämonen (Nickeln) behext, weswegen es die Bergleute auch "Teufelskupfer" nannten. Da sich das Mineral Jahrhunderte später doch noch als metallhaltig erwies, bezeichnete man es zunächst als Rotnickelkies und erhielt schließlich den von der International Mineralogical Association (IMA) anerkannten Mineralnamen Nickelin.

Mit Georgius Agricola wurde derlei Aberglauben zugunsten aufgeklärter Betrachtungsweisen zurückgedrängt.

Erst 1751 gelang es Cronstedt, aus dem Kupfernickel (schwedisch kopparnickel) ein reines Metall darzustellen, das er der Überlieferung entsprechend Nickel nannte. Die Namen für Cobalt (Kobold) und Wolfram haben ähnliche Hintergründe.

Das Nickel selber wird wiederum mit Kupfer als Kupfernickel verwendet, etwa in antiken Münzen und in Euro-Münzen.

Im übertragenen Sinne dient Kupfernickel bzw. Koppernickel auch als Ausdruck für etwas, das nicht das enthält was sein Anschein verspricht. So etwa habe der österreichisch-amerikanische Mathematiker, Astronom und Forscher auf dem Gebiet der Geschichte der Astronomie Otto E. Neugebauer (1899-1990) den preußischen Astronomen Nicolaus Copernicus (Niklas Koppernigk, 1473-1543) für überbewertet gehalten und als Koppernickel [2] bezeichnet.

Klassifikation

In der alten Systematik der Minerale (8. Auflage) nach Strunz gehört der Nickelin der Abteilung der Sulfide und Sulfosalze „mit einem Stoffmengenverhältnis Metall : Schwefel,Selen,Tellur = 1 : 1“ an.

Die neu strukturierte 9. Auflage der Strunz'schen Mineralsystematik sortiert das Mineral in die erweiterte Mineralklasse „Sulfide und Sulfosalze (Sulfide, Selenide, Telluride, Arsenide, Antimonide, Bismutide, Sulfarsenite, Sulfantimonite, Sulfbismuthite)“, wo es in der Unterabteilung der „Metallsulfide, M : S = 1 : 1 (und ähnliche) mit Nickel (Ni), Eisen (Fe), Cobalt (Co), usw.“ zu finden ist.

In Danas nach der Kristallstruktur geordneten Mineralsystematik ist der Nickelin Namensgeber einer Gruppe von Mineralen mit der hexagonalen Kristallklasse 6/m 2/m 2/m in der Abteilung der „Sulfide - einschließlich Seleniden und Telluriden - mit der Zusammensetzung Am Bn Xp, mit (m+n):p=1:1“

Bildung und Fundorte

Nickelin bildet sich aus hydrothermalen Lösungen in Ganglagerstätten, aber auch in magmatischen Gesteinen wie Norit und Peridotit. Begleitminerale sind unter anderem Bismut, Bismuthinit, Breithauptit, Gersdorffit, Maucherit, Michenerit, Nickelskutterudit, Safflorit, Skutterudit und Rammelsbergit.

Gefunden wurde das Mineral weltweit bisher (Stand: 2009) unter anderem in Argentinien (Jaguel, Jujuy, La Rioja), Äthiopien, Australien (New South Wales, Tasmanien)), Belgien, Bolivien, Brasilien, Bulgarien, China, Finnland, Frankreich (Dauphiné), Ghana, Griechenland, Grönland (Kitaa), Großbritannien (England, Schottland, Wales), Iran, Irland (Tipperary), Italien (Sardinien), Japan, Kanada (Ontario, Québec), Demokratische Republik Kongo, Mexiko, Marokko, Norwegen, Oman, Österreich (Salzburg), Polen, Portugal, Russland (Ost-Sibirien), Schweden, Schweiz, Simbabwe, Slowakei, Spanien (Andalusien), Südafrika, Südkorea, Tschechien (Böhmen und Mähren), Ungarn (Baranya), USA (Colorado, Nevada), sowie in Vietnam. [3]

Die wichtigsten Fundorte Deutschlands sind unter anderem das Richelsdorfer Gebirge in Hessen, Bieber am westlichen Abhang des Spessart, Saalfeld in Thüringen, Schneeberg in Sachsen, Wolfach im Schwarzwald, das Mansfelder Kupferschiefer-Revier (z.B. Eisleben, Hettstedt, Sangerhausen) und Wolfshagen im Harz.

Struktur

Nickelin kristallisiert im hexagonalen Kristallsystem in der Raumgruppe P 63/mmc mit den Gitterparametern a = 3,602 Å und c = 5,009 Å sowie zwei Formeleinheiten pro Elementarzelle. [4] [1]

Detaillierte Beschreibung siehe Nickelarsenid-Struktur.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Webmineral - Nickeline (englisch)
  2. Opinions of the Famous: Otto E. Neugebauer thought that Copernicus was overrated — he called him Koppernickel. Kepler was much better... - Philip J. Davis: The education of a mathematician, Published by A K Peters, Ltd., 2000, ISBN 1568811160, 9781568811161 S. 172 [1]
  3. MinDat - Localities for Nickeline (englisch)
  4. American Mineralogist Crystal Structure Database - Nickeline (englisch)

Literatur

  • Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 36. 
  • Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 33. 

Weblinks


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