Roßhalde

Roßhalde
Hermann Hesse 1925

Roßhalde ist ein Roman von Hermann Hesse, erschienen 1914. Er schildert das Scheitern einer Künstlerehe.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Veraguth, international hochgeschätzter Maler, bewohnt mit seiner Ehefrau Adele und dem gemeinsamen siebenjährigen Sohn Pierre das abgelegene Herrenhaus Roßhalde. Den älteren Sohn Albert hat er nach außerhalb aufs Internat geschickt. Veraguth arbeitet und lebt im Atelier. Das Herrenhaus überlässt er Adele. Pierre pendelt unbekümmert zwischen den entfremdeten Eltern hin und her. Adele ist von der Ehe enttäuscht, hofft aber bis zuletzt, dass sich Veraguth doch noch besinnt. Veraguths Absicht, Adele freizugeben und sie großzügig abzufinden, stößt bei ihr auf Unverständnis. Als Mutter will sie den Zusammenhalt der Familie, obwohl doch die Eheleute seit Jahren trotzig nebeneinander her leben. Der Maler bleibt nur bei seiner Frau, weil er Pierre über die Maßen liebt. Adele würde unter Umständen in die Scheidung einwilligen, wird jedoch den Jungen niemals hergeben. So muss der Vater auf Roßhalde ausharren und abwarten, wem der Junge sich einmal zuwenden wird.

Veraguth will für längere Zeit nach Indien reisen und dort malen. Adele befürchtet, ihn in dem Fall zu verlieren. Überhaupt rät sie ihm zur Vernunft. Veraguth lehnt ihre Vernunft ab. Er fühlt sich hin und her gerissen. Einerseits möchte er weg von Roßhalde, andererseits möchte er bei Pierre bleiben, dem einzigen Menschen, den er liebt und von dem er geliebt wird.

Das Malen fordert Veraguths ganze Konzentration und Kraft. Während der Jahre andauernder Kraftanstrengung hat er die Familie vernachlässigt. Zwar sorgt er materiell für die Seinen, ist aber ständig mit den Gedanken bei dem Bild, das er gerade auf der Staffelei hat. Seine frühere Heiterkeit, sein Strahlen, das Adele so für ihn eingenommen hatte, ist ihm abhanden gekommen. Adele und Albert suchen das Atelier nicht mehr auf.

Veraguth erkennt, dass er sich von Adele längst losgesagt hat. Er will von Roßhalde weggehen. Also muss er sich auch von Pierre trennen. Da erkrankt der Junge an Hirnhautentzündung. Die Welt auf Roßhalde gerät aus den Fugen. Abwechselnd wachen die besorgten Eltern am Krankenbett. Aus einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt weiß Veraguth, dass Pierre in Todesgefahr schwebt. Adele hingegen ist nicht informiert. Bei aller Not, die Veraguth leiden muss, bleibt er fest. Nachdem der Schmerz ausgestanden sein wird und niemand mehr da ist, den er liebt, wird er von Adele und Albert weggehen. Das sagt er Adele auf den Kopf zu, als sie ihn zur Rede stellt. Darauf gibt Adele Pierre frei. Der Junge dürfe nicht sterben. Falls Pierre überlebe, solle er beim Vater bleiben. Veraguth kann das Opfer, das Adele für den Jungen bringt, kaum fassen. Das Paar findet am Krankenbett vorübergehend zusammen. Doch Pierre stirbt, und Veraguth verlässt die Familie.

Hintergründe

Das Herrenhaus Roßhalde ist beschrieben nach dem Modell von Haus Belair in Schaffhausen, heute allgemein zugänglich als Jugendherberge[1] Hausherr war bis zu seinem Tod 1943 Hesses Freund, der Maler Hans Sturzenegger, der auch das Modell für den Veraguth abgegeben hat. Der Roman enthält weitere autobiographische Elemente. So erkrankte Hesses damals dreijähriger Sohn 1914 an Hirnhautentzündung. Hesses Frau Maria litt unter Schizophrenie, und nach ihrer Heilung im Jahr 1919 verließ Hesse sie.

Zeugnisse

  • Hermann Hesse, 1914 in einem Brief: "...die unglückliche Ehe, von der das Buch handelt, beruht gar nicht auf einer falschen Wahl, sondern tiefer auf dem Problem der Künstlerehe überhaupt, auf der Frage, ob überhaupt ein Künstler... zur Ehe fähig sei."
  • Hermann Hesse, 1942 in einem Brief: "Damals, mit diesem Buch, hatte ich die mir mögliche Höhe an Handwerk und Technik erreicht und bin nie weiter darin gekommen."

Rezeption

  • Der Kreative habe "erotische Probleme" und wolle sich aus seinen "bürgerlichen Fesseln" befreien[2].

Literatur

Erstausgabe
  • Hermann Hesse: Roßhalde. S. Fischer, Berlin 1914, 304 Seiten, Leinen
Ausgaben
Sekundärliteratur

Einzelnachweise

  1. Vgl.hier
  2. Sprengel, S. 390 Mitte



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