Ayahuasca

Ayahuasca

Ayahuasca wird sowohl die Dschungelliane Banisteriopsis caapi (auch: Banisteria caapi) als auch das Gebräu aus selbiger mit den Blättern der Psychotria viridis genannt.

Durch die in dieser Lianenart enthaltenen Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wird das Dimethyltryptamin (DMT) aus den Blättern der Psychotria viridis erst langfristig wirksam. Ohne MAO-Hemmer würde das DMT bei oraler Aufnahme zu schnell durch körpereigene Stoffe abgebaut werden.

Das Gebräu ist ein halluzinogen wirkendes Mittel aus o. g. Pflanzen (oder solchen ähnlichen Inhalts, siehe DMT), welche den halluzinogenen Wirkstoff DMT sowie MAO-Hemmer aus der Harmala-Reihe (z. B. Harmalin) enthalten.

Inhaltsverzeichnis

Bedeutung des Namens

Der Begriff Ayahuasca oder Yajé stammt aus der indigenen Sprache Quechua und bedeutet übersetzt „Liane der Geister/Toten“ oder „Ranke der Seelen/Seelenranke“. Alternative Bezeichnungen sind Liana del Muerto (Spanisch), Natem (Shuar/Achuar), Mii (Huaorani), Iyaona (Zapara), Caapí oder Dapa.

Geschichte

  • 1851 wurde die Liane im brasilianischen Dschungel vom britischen Botaniker Richard Spruce identifiziert und erforscht. Zwei Jahre später wies er in seiner Veröffentlichung Notes Of A Botanist On The Amazon And The Andes auf die halluzinogene Wirkung der Pflanze hin, schob diese allerdings auf beigemischte Zusätze. Diese Einschätzung Sprucens ist zutreffend, da die halluzinogene Wirkung Ayahuasca aus dem DMT von Psychotria viridis und nicht aus der Liane resultiert.
  • 1966 wurden die Pflanzenteile genauer untersucht, und die stark psychoaktiv wirkenden Alkaloide Harmin, Harmalin, D-Tetrahydroharmin sowie DMT als Verursacher des veränderten Bewusstseinszustands erkannt.
  • 1986 lässt sich Loren Miller die für die Herstellung von Ayahuasca benötigte Lianenart Banisteriopsis caapi patentieren (US-Patentnummer US 5751P). Er behauptet hierzu, der Entdecker der Pflanze zu sein.
  • 2001 trat das Patent wieder in Kraft, was viele Proteste auslöste und als Beispiel für die Ausbeutung indigener Kulturen gilt. Völkerrechtlich ist das Patent unwirksam.

Verwendung

Frisch geerntete Caapi-Lianen
Banisteriopsis caapi-Verarbeitung
Verarbeitete Caapi-Lianen
Zubereitung von Ayahuasca in der Napo-Region von Ecuador
Aufkochen des Ayahuasca in der Napo-Region von Ecuador
fertiges Gebräu

Bei Amazonas-Indianern wird Ayahuasca in rituellen/religiösen Zeremonien in Form eines Getränks zu sich genommen, um beispielsweise Geister zu treffen oder in die Zukunft blicken zu können. Es wird auch für die Heilung Kranker benutzt. Der Gebrauch ist von den Anden bis an die Pazifikküste von Kolumbien und Ecuador verbreitet.

In verschiedenen, aus Brasilien stammenden religiösen Gemeinschaften, wird das Entheogen Ayahuasca als Sakrament in einem Gottesdienst eingenommen („Ayahuasca-Kirchen“). Hierzu gehören die Religionen Santo Daime und die Barquinha. Der Trank wird hier Daime genannt. Auch die aus Porto Velho stammende religiöse Gruppe União do Vegetal macht rituellen Gebrauch von Ayahuasca. In den brasilianischen Kulten und Kirchen ist die Herstellung des „Santo Daime“ ein ritueller Vorgang der von gesungenen Gebeten begleitet wird.

Eigenschaften

Ayahuasca ist ein - je nach Zubereitung - faulig-bitter oder süßlich schmeckendes Getränk. Die Farbe ist üblicherweise bräunlich, was sich aber durch beigemischte Zutaten verändern kann. Der Trank ist eine pharmakologische Kombination aus der harmalinhaltigen Liane (Banisteriopsis caapi) und dem DMT-haltigen Chacrunablättern (Psychotria viridis). Harmalin ist ein MAO-Hemmer, er hemmt die Aktivität der körpereigenen Monoaminooxidase, die den psychedelischen Wirkstoff N,N-DMT abbaut.

Zubereitung

Zur Herstellung von Ayahuasca benötigt man hauptsächlich 2 Pflanzen:

  • Ayahuasca-Liane (Banisteriopsis caapi), die Harmin (MAO-Hemmer) enthält.
  • Chacruna-Strauch (Psychotria viridis) in dem DMT enthalten ist.

Die verwendeten Pflanzen und Wurzeln werden bis zu drei Tage zu einem Sud ausgekocht.

Bei den Siona (kolumbianisches Amazonasgebiet) wurden allein 18 verschiedene Yagé-Arten untersucht, von denen 11 nach verschiedenen Tieren benannt sind. Verschiedenen Tieren wird nachgesagt, dass sie unterschiedliche Yagé konsumieren und dem Konsumenten im Yagérausch erscheinen würden. Banisteriopsis caapi wird von den Sikuani als Juipa bezeichnet. Eine Art davon heißt Sisipi-Juipa (Yagé-Kolibri), da der Kolibri (Trochilidae) den Nektar aus seinen Blüten trinkt. Das Tigri-Husaca heißt so, weil Jaguare oft seine Blätter fressen würden. Auch die Anaconda soll sich vom Yagé ernähren, bei dessen Konsum man ihr wiederum begegnen würde. Aus den Samen des Dopa, auch "Yopo" genannt, wird ein Schnupftabak hergestellt, den man inhaliert, wenn man zuvor die geröstete Wurzel von Banisteriopsis caapi gekaut hat. Die durch westlichen Drogentourismus bekannte Rezeptur aus den oben genannten zwei Bestandteilen scheint in Bezug auf das Yagé zu kurz gegriffen, da das komplexe schamanische Stammeswissen der verschiedenen Amazonasvölker für unterschiedliche Zwecke ganz verschiedenen Rezepte und Zubereitungsriten kennt. Es können zahlreiche andere Pflanzen, wie Datura suaveolens oder Datura candida, hinzugefügt werden, um bestimmte Wirkungseffekte zu verstärken oder zu vermindern.

Wirkung

Die Wirkung variiert durch die Art der Banisteriopsis-Liane und den beigemischten Pflanzen. Typischerweise wird nach dem Konsum des bitteren Gebräus von leichter Berauschtheit und einer seelisch-orientierten Grundstimmung berichtet. Der Bewegungsapparat bleibt meist kontrolliert, jedoch kann die bewusste Motorik eingeschränkt sein. Ayahuasca bewirkt unter anderem Visionen, Halluzinationen und eine subjektive Erweiterung des Bewusstseins, sowie ein verschärftes Gehör. Für die Schamanen ist die Wirkung des Tranks nicht auf einen Wirkstoff zurückzuführen, sondern auf die Pflanzenseelen, die sich den Menschen unter Ayahuascaeinfluss als Lehrmeister offenbaren.

Nebenwirkung

Bekannte und häufige Nebenwirkungen sind Erbrechen, Durchfall oder Schweißausbrüche. Es kann zu einer verminderten Kontrolle der Motorik kommen, sowie zu Gleichgewichtsstörungen und Schwindel. Michael Harner beschreibt völlige Bewegungsunfähigkeit und das körperliche Gefühl, zu Stein zu erstarren. In Kombination mit anderen MAO-Hemmern, insbesondere Antidepressiva, kann Lebensgefahr bestehen. Horrortrips und Angstzustände können bei unsachgemäßer Anwendung ausgelöst werden.

Für das Auftreten einer körperlichen Sucht durch Einnahme von Ayahuasca gibt es keine Hinweise. Wie auch bei anderen Psychedelika zeigt sich unter Konsumenten die Tendenz einer abnehmenden Häufigkeit der Einnahme mit zunehmendem Alter.

Rechtsstatus in Deutschland

Der Wirkstoff DMT ist in der Bundesrepublik Deutschland aufgrund seiner Aufführung in der Anlage 1 BtMG ein nicht verkehrsfähiges Betäubungsmittel. Der Umgang ohne Erlaubnis ist grundsätzlich strafbar. Weitere Informationen sind im Hauptartikel Betäubungsmittelrecht in Deutschland zu finden.

Forschung in Deutschland

Die Abteilung für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Heidelberg führt einen Forschungsbereich Ayahuasca / Santo Daime [1], im Rahmen dessen im Mai 2008 die 3-tägige Konferenz The globalization of Ayahuasca - An Amazonian psychoactive and its users[2] stattfand.

Filmographie

Dokumentationen

  • Alistair Appleton, The Man Who Drank the Universe, 30 min. 2005
  • Dean Jefferys; Shamans of the Amazon, 52 min. Australien 2001
  • Jan Kounen, Autres mondes (Other Worlds)
  • Glenn Switkes, Night of the Liana, 45 min. Brasilien 2002
  • Armand BERNARDI, L'Ayahuasca, le Serpent et Moi, 52 min. Frankreich 2003
  • Anna Stevens, Woven Songs of the Amazon, 54 min. 2006
  • Rudolf Pinto do Amaral & Harald Scherz, „Heaven Earth“, 60 min. Peru/Österreich 2008 Experimenteller Dokumentarfilm über Ayahuasca-schamanismus und spiritueller Tourismus in Iquitos/Peru.
  • Keith Aronowitz „METAMORPHOSIS“ 95 min. / 2009
  • Richard Meech, Vine of the Soul: Encounters with Ayahuasca, 58 min. Canada 2010
  • Johannes Orthmayr, "Sachamama", 43min. Germany (Subtitles: French, Spanisch, English, German)

Literatur

  • Stephan V. Beyer: Singing to the Plants: A Guide to Mestizo Shamanism in the Upper Amazon, University of New Mexico Press, 2009, ISBN 978-0826347299
  • Arno Adelaars, Christian Rätsch, Claudia Müller-Ebeling: Ayahuasca - Rituale, Zaubertränke und visionäre Kunst aus Amazonien, 2006
  • Michael Harner: Der Weg des Schamanen, 2004, S. 29 ff - der promovierte Anthropologe nahm 1961 gemeinsam mit einem Schamanen der südamerikanischen Conibo-Kultur den Trank ein und beschreibt die außerkörperlichen Erfahrungen und Visionen en detail.
  • Govert Derix: Ayahuasca, eine Kritik der psychedelischen Vernunft. Philosophisches Abenteuer am Amazonas, 2004, Nachtschatten Verlag, ISBN 3-03788-127-5 - Derix trank Ayahuasca erstmals 1990 und war von der Wirkung derart begeistert, dass er sich damit auf ein bis heute andauerndes Abenteuer der Selbsterforschung einließ. Er reiste in entlegene Gebiete des brasilianischen Urwalds, trank den Tee in Verbindung mit den Ritualen verschiedener religiösen Gruppen, interviewte viele Ayahuasqueiros, Meister und Schüler, für die diese Substanz eine radikale Veränderung ihres Lebens bedeutete.
  • Jonathan Ott: Ayahuasca Analoge - Pangaeische Entheogene, 1994, Edition RauschKunde, ISBN 3-930442-08-6 - Jonathan Ott beschreibt die Entdeckung unterschiedlicher Ayahuasca-Rezepte verschiedener Gruppen südamerikanischer Indios als „eine der anspruchsvollsten pharmakologischen Entdeckungen der Vorzeit“.
  • Carsten Balzer: Wege zum Heil, Die Barquinha. Eine ethnologische Studie zu Transformation und Heilung in den Ayahuasca-Ritualen einer brasilianischen Religion, 2003, ISBN 3-88559-083-2
  • Jeremy Narby: Die kosmische Schlange, 2001, ISBN 3-608-93518-5 - Ein Bericht eines Anthropologen, der unter anderem die Erfahrungen mit dieser Pflanze beschreibt.

Einzelnachweise

  1. Forschungsbereich Ayahuasca des Universitätsklinikums Heidelberg http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Forschungsbereich-Ayahuasca-Santo-Daime.5828.0.html
  2. Konferenzprogramm http://www.ritualdynamik.de/ritualdynamik/archiv/2Archiv-2008_pdfs/Ayahuasca_Conference_Schedule_May_2008.pdf

Weblinks


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