Rudolf II. von Sachsen

Rudolf II. von Sachsen
Rudolf II Kurfürst von Sachsen

Rudolf II., Herzog von Sachsen-Wittenberg (* um 1307; † 6. Dezember 1370 in Wittenberg) aus dem Geschlecht der Askanier war Kurfürst von Sachsen-Wittenberg von 1356 bis 1370.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Bereits frühzeitig wurde Rudolf II. als ältester Sohn an den diplomatischen Dienst durch seinen Vater Rudolf I. herangeführt. Am 25. August 1346 nahm er an der Schlacht von Crécy teil, wo er auf der Seite des französischen Königs Philipp VI. nach dem Tod des böhmischen Königs Johann die Führung der deutschen Hilfstruppen übernahm. Obwohl die Schlacht für den französischen König verloren ging, schenkte er dem damaligen Kurprinzen zum Dank einen blutigen Dorn, der aus der Dornenkrone Christi stammen sollte. In der tiefen Reliquienverehrung der damaligen Zeit, stellte dieses Geschenk einen großen Wert dar. Denn dort wo sich eine Reliquie befand, zogen Pilger und Wallfahrer hin, die Einnahmen erbrachten. Rudolfs Vater hatte bereits im Einvernehmen mit seiner zweiten Frau eine Basilika-Kapelle für seine Allerheiligenstiftung errichten lassen. Durch die erworbene Reliquie entwickelte sich die Stiftskirche zum Propstsitz. Nach dem Tod seines Vaters bestätigte Rudolf II. erneut die Rechte der Kirche und erweiterte deren Besitzungen.

Da das Alter Rudolf I. es ihm ab einem gewissen Zeitpunkt verbot, lange Reisen zu Reichstagen etc. zu unternehmen, übertrug er seinem Sohn Rudolf II. eine Vollmacht das Recht, ihn auf den Reichstagen zu vertreten. Nach dem Tod seines Vaters ließ sich Rudolf II. am 27. Dezember 1356 auf dem Fürstengericht in Metz gegen die Rechtsansprüche der Sachsen-Lauenburger, alle dem Hause Sachsen-Wittenberg eigenen Privilegien nochmals bestätigen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass er die Politik seines Vaters fortsetzte. Jedoch musste er sich genauso wie sein Vater den Ansprüchen der Sachsen-Lauenburger Linie (in Bezug auf die sächsische Kurwürde) und der wettinischen Meißner Ansprüche (in Bezug auf die einstige wettinische Grafschaft Brehna) erwehren. Als diese ihm den Besitz der von Herzberg, Prettin, Trebitz, Klöden, Pretzsch, Schmiedeberg und anderer Orte, streitig machten, konnte er sie nur militärisch abwehren. Diese Auseinandersetzungen und die ständigen Verstrickungen in die Reichspolitik benötigten ständigen Nachschub an finanziellen Mitteln. So verkaufte er 1359 bereits die Stadt Allstedt an Gebhard von Querfurt und tauschte das Schloss Gattersleben, gegen die Schlösser Wiesenburg und Schweinitz mit dem Magdeburger Erzbischof Dietrich.

1360 ging die sich östlich an Sachsen-Wittenberg anschließende Herrschaft Liebenwerda in seinen Besitz. 1370 erhielt Rudolf die Grafschaft Barby mit Walternienburg, die er an die Familie von Barby als Lehen weitergab. Im Jahre 1369 erhielt er durch die erneuerte Anwartschaft seines Vaters auf das askanische Erne das Herzogtum Lüneburg. Jedoch wurde mit dem Lüneburger Erbfolgekrieg dieses Bestreben zum Konflikt.

Die innenpolitischen Aktivitäten waren geprägt von dem Unterfangen, finanzielle Einnahmen zu sichern. So gab er beispielsweise der Stadt Herzberg 1361 das Privileg des Salzausschankes, regelte die Fährwege der Salzführer von Halle über Bitterfeld nach Torgau. Um dem Raubritterwesen zu begegnen, schloss er weitere Schutzbündnisse mit anderen Städten ab und ächtete solche Vergehen. Auf dieser Grundlage wurde während seiner Amtszeit 1358 die Burg Ließnitz zerstört, auf deren Boden später der Ort Kropstädt entstand. Er schlichtete einen Streit zwischen der Schloss- und der Stadtkirche Wittenbergs, der aus der Propst-Regulierung der Schlosskirche entstanden war. Erstmalig nannte sich Rudolf 1370 princeps elector (Kurfürst). Dieses Recht stand ihm durch die bestätigte Goldene Bulle von 1356 zu. Aufgrund einer fast vollständigen Erblindung kurz vor seinem Lebensende wird Rudolf auch manchmal als "der Blinde" bezeichnet.

Grabplatte Rudolf II. von Sachsen in der Wittenberger Schlosskirche

Da Rudolf keine regierungsfähigen Kinder oder Enkel im Sinn der der Goldenen Bulle hatte, trat aufgrund der Reichsgesetzgebung sein Bruder Wenzel seine Nachfolge an.

Im Februar 2009 entdeckten Archäologen bei Grabungen an der Stelle des ehemaligen Franziskanerklosters Wittenberg das Grab Rudolfs. Der Kurfürst war in einem Holzsarg neben seiner zweiten Ehefrau und seiner Tochter beigesetzt worden. Man hatte ihm sein Schwert und sein bleiernes Herzogssiegel mitgegeben.

Familie

Rudolf II. heiratete 1336 Elisabeth († 1354), die Tochter des Landgrafen Otto von Hessen, und in zweiter Ehe Elisabeth († 15. November 1373), die Tochter des Grafen Ulrich II. von Lindow-Ruppin. Aus der ersten Ehe gingen folgende Kinder hervor:

  • Beate († bald nach 1373)
  • Elisabeth († 1353)
  • Albrecht (* Anfang 1371 in Wittenberg; † 1371 in Wittenberg)

Siehe auch

Literatur

  • Paul Braun: Von der Wittenberger Stiftskirche. In: Blätter für Heimatgeschichte. Beilage der Wittenberger Zeitung, Januar 1929
  • Georg Hirschfeld: Geschichte der Sächsisch-Askanischen Kurfürsten. Verlag Sittenfeld, Berlin 1884
  • Friedrich Israel: Das Wittenberger Universitätsarchiv. Seine Geschichte und seine Bestände. Gebauer-Schwetschke Verlag, Halle/Saale 1913
  • Heinrich Kühne: Die Askanier. Aus der Geschichte der sächsisch-askanischen Herzöge und Kurfürsten von Sachsen-Wittenberg. Drei-Kastanien-Verlag, Wittenberg 1999, ISBN 3-933028-14-0
  • Helga Wäß: Form und Wahrnehmung mitteldeutscher Gedächtnisskulptur im 14. Jahrhundert. Ein Beitrag zu mittelalterlichen Grabmonumenten, Epitaphen und Kuriosa in Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Nord-Hessen, Ost-Westfalen und Südniedersachsen. Edition Tenea, Berlin 2006, ISBN 3-86504-159-0 (2 Bde., zugl. Univ. Diss. Göttingen 2001)
    • 2. Katalog ausgewählter Objekte vom Hohen Mittelalter bis zum Anfang des 15. Jahrhunderts (zur Deckplatte der Doppeltumba Rudolfs II. und seiner Gemahlin Elisabeth, S. 603 - 607).

Weblinks



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