Rudolf IV. (Vexin)

Rudolf IV. (Vexin)

Rudolf IV., auch Rudolf von Crépy genannt (fr: Raoul; 1043 bezeugt, † 8. September 1074 in Péronne), war ein Graf von Valois und Crépy, sowie Vogt (avoué, advocatus) der Abteien Saint-Denis, Jumièges, Saint-Wandrille, Saint-Pierre in Chartres und Saint-Arnoul in Crépy.

Er war der Sohn des Grafen Rudolf III. von Valois und der Adèle de Breteuil.

Leben

Rudolf war seiner Zeit einer der mächtigsten Fürsten im Norden Frankreichs. Er unterstützte zunächst den Grafen Odo II. von Blois gegen König Heinrich I., wechselte aber 1041 auf die Seite des Königs. Für ihn kämpfte er 1054 in der Schlacht von Mortemer gegen die Normannen, wurde aber von diesen gefangen genommen. Unstimmigkeiten zwischen seinem Kerkermeister Roger de Mortemer und Herzog Wilhelm ermöglichten ihm aber die Flucht. Nach dem Tod des Königs 1060 verfolgte Rudolf eigene Ziele. Er usurpierte die Herrschaft in Montdidier, indem er deren rechtmäßige Erben vertrieb. Der Tod seines Cousins Walter 1063 ermöglichte ihm die Übernahme der Grafschaften Vexin und Amiens.

Durch seine erste Ehe mit der dreifach verwitweten Adele († 1053), Tochter des Grafen Nocher III. von Bar, konnte er die Grafschaften von Bar-sur-Aube und Vitry seinen Besitzungen hinzufügen. Adele ist die Mutter seiner Kinder. In zweiter Ehe heiratete er Haquenez, die er nach 1061 verstieß.

Liegefigur des Grabes von Rudolf von Crépy in der Kirche von Montdidier.

Bekannt ist Rudolf vor allem für seine dritte Ehe, die er um 1061 schloss: Die Ehefrau war Anna von Kiew († 1075/89), Tochter des Großfürsten Jaroslaw dem Weisen von Kiew und Witwe König Heinrich I. von Frankreich. Seit dem Tod des Königs 1060 führte Anna die Regentschaft für ihren unmündigen Sohn, König Philipp I. Als Rudolf und Anna heirateten, sorgte dies am Hof für einen Skandal und zum Bruch zwischen dem König und seiner Mutter. Um Anna ehelichen zu können, hatte Rudolf IV. seine zweite Ehefrau des Ehebruchs bezichtigt und verstoßen. Doch diese wandte sich mit Bitte um Intervention an Papst Alexander II.. Nach einer offiziellen Untersuchung wurde die Ehe zwischen Rudolf und Anna für ungültig erklärt und die Trennung befohlen. Die Eheleute zeigten sich aber unbeeindruckt vom kirchlichen Entscheid und lebten weiterhin zusammen, was ihre Exkommunizierung zur Folge hatte.

Zwischen 1071 und 1072 belagerte Rudolf die Stadt Péronne, die er schließlich einnahm. Er starb noch immer im Bann stehend 1074, nach unterschiedlichen Angaben am 23. Februar in Péronne oder am 8. September in Montdidier. Er wurde dennoch bestattet in der Kirche Saint-Pierre in Montdidier. Nachdem sein Sohn die Stadt an ihre rechtmäßigen Erben zurückgegeben hatte ließ er am 22. März 1076 die Leiche seines Vaters in die Abtei Saint-Arnoul bei Crépy transferieren. Der Anblick des Leichnams soll Simon so sehr schockiert haben, dass er den Entschluss gefasst habe in ein geistlichen Leben zu treten.

Die Kinder aus seiner ersten Ehe


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