Aythya fuligula

Aythya fuligula
Reiherente
Reiherenten (Aythya fuligula), ♂ und ♀

Reiherenten (Aythya fuligula), ♂ und ♀

Systematik
Ordnung: Gänsevögel (Anseriformes)
Familie: Entenvögel (Anatidae)
Unterfamilie: Anatinae
Tribus: Tauchenten (Aythyini)
Gattung: Tauchenten (Aythya)
Art: Reiherente
Wissenschaftlicher Name
Aythya fuligula
(Linnaeus 1758)
Reiherente ♂, frontal
Reiherenten ♂ mit schillerndem Federkleid
♀ mit weißem Ring um den Schnabel, der zur Verwechslung mit ♀ Bergenten führen kann.
Jungvögel, ca. 1 Woche alt.

Die Reiherente (Aythya fuligula) ist eine Vogelart aus der Familie der Entenvögel. Sie zählt zu den so genannten Tauchenten und gilt als die häufigste Süßwassertauchente. Es handelt sich um eine verhältnismäßig kleine, kompakt gebaute Ente. Auffällig sind der verhältnismäßig kurze Schnabel und der auffällig runde Kopf. Die Männchen haben am Hinterkopf eine langen, herabhängenden Schopf. Das Weibchen weist eine kurze Holle auf. Die Reiherente gehört zu den Arten, deren Population ansteigt und sich zunehmend nach Westen ausbreitet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Erscheinungsbild ausgewachsener Reiherenten

Reiherenten weisen eine Körperlänge zwischen 40 und 70 Zentimeter auf. Bei beiden Geschlechtern sind die Steuerfedern mattschwarz. Die Handschwingen sind grau, allerdings weisen alle Federn eine schwarze Spitze auf. Die äußeren vier bis fünf Federn der Handschwingen haben außerdem schwarze Außenränder. Bis auf die Federbasis und die Spitzen sind die Außenfahnen der inneren Handschwingen weiß, so dass im Flug ein weißes Flügelband erkennbar ist.[2]

Weibchen, die zum Brüten eine bessere Tarnung benötigen, haben bräunlichere Flanke. Auffällig ist bei beiden Geschlechtern das gelb leuchtende Auge. Männchen im Prachtkleid schwarz mit auffallend weißen Flanken. Männchen im Schlichtkleid und Weibchen dunkelbraun mit leicht aufgehellten Flanken. Einige Weibchen mit weißem Schnabelgrund, ähnlich wie bei den Bergenten-Weibchen. Jugendkleid heller, brauner als Weibchen. Gesellig, auf dem Wasser und im Flug zumeist in dicht geschlossenen Trupps.

Stimme

Reiherenten sind überwiegend stumme Entenvögel. Erregte Männchen rufen gelegentlich ein gedämpftes, in der Tonhöhe abfallendes Trillern, dass wie pit piu pit pit klingt. Die Weibchen antworten darauf mit einem harten kröck.[3]

Erscheinungsbild von Küken und Jungvögeln

Die Küken der Reiherente haben ein sehr dunkles Daunengefieder. Es ist größtenteils schwarzbraun. Lediglich auf der Mitte der Brut und der Mitte des Bauches finden sich einige weißgelbliche bis grüngelbliche Abzeichen. Die Gesichtsseiten sind gelblich, aber rußfarben überhaucht. Ein dunkler Augenstreif verläuft durch das Auge. Bei einigen der Küken weisen Kinn, Kehle und die Halsseiten dieselbe Färbung auf wie das Gesicht. Die Iris ist bei frisch geschlüpften Küken graublau. Bei ihnen ist außerdem der Oberschnabel dunkel olivbraun mit einem dunklen nagel, der anfangs noch den weißen Eizahn aufweist. Der Unterschnabel ist fleischfarben. Die Beine und Füße sind olivgrau. Die Schwimmhäute dagegen sind dunkler. Bei heranwachsenden jungen Reiherenten färbt sich der Schnabel in ein blaugrau um. Die Iris ist bei fast flüggen Reiherenten blassgelb.[4]

Verbreitung

Reiherenten sind, von Osten und Norden kommend, im 18. Jahrhundert nach Mitteleuropa eingewandert. In Deutschland, Westpolen, Frankreich, den Benelux-Staaten und an den Küsten rund um die Nordsee sind sie ganzjährig anzutreffen, in Ungarn, Osteuropa, Skandinavien und Island brüten sie im Sommer, an den Küsten rund um das Mittelmeer und das Schwarze Meer verbringen viele Tiere den Winter.

Die Reiherente hat im Verlauf des 20. Jahrhunderts ihr Areal nach Westen ausgedehnt. 1895 tauchte sie das erste Mal auf Island auf. Seit 1964 ist sie ein Brutvogel Frankreichs. In Holland hat sie sich 1904 erstmals angesiedelt und kommt seit 1941 verhältnismäßig häufig vor. In Skandinavien war sie ursprünglich auf den hohen Norden begrenzt hat sich aber im Verlauf des 20. Jahrhunderts die südlicheren Regionen erobert.[5]

In Europa dürften etwa 250.000 bis 300.000 Paare brüten, in Russland weitere 400.000 bis 500.000. Die Reiherente hat von der Ausbreitung bestimmter, als Neozoen anzusehender Muscheln profitiert. Als weiterer Grund für den Anstieg der Populationen in Westeuropa wird die Trockenlegung der Steppenseen in Osteuropa und Nordasien angesehen. Eine größere Rolle kann jedoch spielen, dass die Reiherente stark von Staugewässern profitiert, wie sie in Nord- und Westeuropa im Laufe des 20. Jahrhunderts entstanden.[6]

Lebensraum und Lebensweise

Der Lebensraum der Reiherente sind Seen und Fließgewässer. Reiherenten sind auch in vielen städtischen Parkanlagen wildlebend anzutreffen. Die Balz beginnt schon Anfang November. Zum Balzrepertoire gehören Kopfschütteln und Kopfnicken.

Die Reiherente baut Nester häufig auf Schilf. Sie bevorzugen Inseln, errichten Nester aber auch im Moorgras. Nicht selten brüten Reiherenten auch in Kolonien von Möwen und Meerschwalben. Die lauten und aggressiven Nachbaren machen hier es unnötig, das Nest sorgfältig zu verstecken. Ein kleiner Teil der Population brütet außerdem in kleinen Kolonien, die nur aus Reiherenten bestehen.[7]

Die Brutzeit ist abhängig vom Verbreitungsgebiet. In den südlichen Teilen des Verbreitungsgebietes beginnen Reiherenten bereits Mitte April mit der Brut. In den nördlichen Regionen beginnt die Brutzeit dagegen erst gegen Ende Juni.[8] Das Nest wird allein vom Weibchen errichtet. Ein Gelege besteht in der Regel aus fünf bis 12 graugrünen Eiern. Es wurden aber auch schon Gelege beobachtet, bei denen ein einzelnes Weibchen 18 Eier legte. Das Gelege kann noch größer sein, wenn mehr als ein Weibchen das Nest für die Eiablage nutzt. Die Eier sind mit einem Ausmaß von 58,3 x 40,8 Millimeter verhältnismäßig groß für eine Ente mit der Körpergröße wie die Reiherente.[9]

Allein das Weibchen brütet; es beginnt mit der Brut, sobald das letzte Ei des Geleges gelegt ist. Verlässt das Weibchen das Gelege, wird es von ihr mit Daunen abgedeckt. Die Brutdauer beträgt zwischen 23 und 28 Tagen. Die Küken sind Nestflüchter, die von dem weiblichen Elternvogel sehr schnell an das nächste Gewässer geführt werden. Sie können binnen weniger Stunden bereits tauchen. Die Jungvögel sind nach etwa 45 bis 50 Tagen flügge. Sie sind häufig schon zuvor von ihrem Muttervogel unabhängig.

Nahrung

Die Reiherente ernährt sich zu ca. 6/10 von Muscheln und Schnecken, zu ca. 3/10 von anderen Kleintieren und Insekten und zu ca. 1/10 von Pflanzen. Bei der Nahrungssuche taucht sie bis zu zwei Meter tief. Reiherenten tauchen nicht nur, sondern finden ihr Futter auch schnatternd und gründelnd. Die Brut des Vogels ernährt sich ausschließlich von Insekten.

Reiherenten als Ziergeflügel

Reiherenten werden wegen ihres attraktiven Äußeren, ihrer Agilität und ihrer einfachen Haltung seit langem als Ziergeflügel gepflegt. Bereits im 17. Jahrhundert wurden sie auf den Teichen in den Parkanlagen rund um Versailles und in London gehalten. Schriftlich belegt ist ihre Erstzucht in menschlicher Obhut allerdings erst für das Jahr 1848, als im Londoner Zoo das erste Paar erfolgreich Küken aufzog.

Belege

Einzelnachweise

  1. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1, S. 64
  2. Roy Brown, John Ferguson, Michael Lawrence, David Lees: Federn, Spuren und Zeichen der Vögel Europas, 3. Auflage, Aula-Verlag, Wiesbaden 2003, ISBN 3-89104-666-9, S. 214
  3. Hans-Heiner Bergmann; Hans-Wolfgang Helb; Sabine Baumann; Die Stimmen der Vögel Europas – 474 Vogelporträt mit 914 Rufen und Gesängen auf 2.200 Sonogrammen, Aula-Verlag, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-89104-710-1, S. 64
  4. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 75
  5. Gooders und Boyer, S. 98
  6. Gooders und Boyer, S. 98
  7. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 75
  8. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 75
  9. Collin Harrison und Peter Castell: Field Guide Bird Nests, Eggs and Nestlings, HarperCollins Publisher, überarbeitete Auflage von 2002, ISBN 0007130392, S. 75

Literatur

  • T. Bartlett, Ducks And Geese - A Guide To Management, The Crowood Press, 2002, ISBN 1-85223-650-7
  • John Gooders und Trevor Boyer: Ducks of Britain and the Northern Hemisphere, Dragon's World Ltd, Surrey 1986, ISBN 1-85028-022-3
  • Hartmut Kolbe; Die Entenvögel der Welt, Ulmer Verlag 1999, ISBN 3-8001-7442-1

Weblinks


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