Runensteine

Runensteine
Runenstein von Sandavágur (Färöer) auf einer Briefmarke
Björketorpsstenen bei Björketorp (Ronneby)

Runensteine sind zumeist hohe aufrechtstehende Steine oder Stelen, die mit Runeninschriften versehen sind. Errichtet wurden diese Steine von den Wikingern; primär zur Erinnerung an Verstorbene oder Gefallene, aber auch als Denkmäler eigener Leistungen.

Inhaltsverzeichnis

Form und Aussehen

Die in Runensteine eingemeißelten Inschriften und Muster waren mittels Farbe (rot, schwarz, weiß) hervorgehoben, die heute verblichen ist bzw. nachgemalt wurde. Es gibt sowohl Runensteine mit Bildern oder Symbolen als auch Bild- und Maskensteine mit Runen. Als Maskensteine bezeichnete Bildsteine kennt man nur aus Dänemark (Århus, Sjellebro), hier sind Bilder in Findlinge eingeritzt, die nicht immer zusätzlich eine Runeninschrift tragen.

Mitunter sind Runensteine auch verziert (Schlange, Drache). Einige zeigen Motive aus der germanischen Mythologie. Der aufwendigste unter den verzierten norwegischen Runensteinen stammt aus Dynna. Er ist aus rotem Sandstein voller Bildmotive im Ringerike-Stil und trägt eine Inschrift. Der Runenstein mit der längsten bekannten Inschrift steht in Dänemark. Es ist der Bugstein der Schiffssetzung von Glavendrup. In Schweden trägt der Runenstein von Rök die längste Inschrift.

Verbreitung

Deutschlands vier, im Umkreis von Haithabu gefundene Runensteine, stehen im Wikinger-Museum Haithabu in Haddeby bei Schleswig. In Skandinavien sind zwischen 5000 und 6000 Runensteine gefunden worden, davon über 3000 im heutigen Schweden. Sie sind in Norwegen und Schweden seit dem 4. Jahrhundert, in England seit dem 7. Jahrhundert und in Dänemark (37 in der Literatur als bedeutend angesehene) und Deutschland seit dem 9. Jahrhundert zu finden. Einiges spricht dafür, dass Runensteine zuerst im Bohuslän oder im 0stfold aufkamen. Die Gegend hat nicht nur eine uralte Bildertradition, auch einer der wenigen mit einem Bild geschmückten eisenzeitlichen Bautasteine steht auf dem Gräberfeld von Grebbestad. In Tune wurde ein Stein gefunden, der zu den ältesten gehören, die man entdeckt hat. Vereinzelte Steine finden sich auch im Baltikum und in Russland, auf Grönland und auf den britischen Inseln außerhalb Englands. Bekannte Runensteine in Schweden sind der Runenstein von Ramsundberg und der Runenstein von Rök.

Der in den USA gefundene Runenstein von Kensington, Minnesota und der 1971 gefundene, vermeintliche Runenstein von Rathjensdorf, Schleswig-Holstein[1] sind Fälschungen.

Gattungen und Bedeutung

Runensteine erscheinen in zwei Grundtypen

  • der Schriftstein ist der ältere Typ und mit senkrechten, gelegentlich aber auch waagerechten Runenzeilen bedeckt. Berühmte Exemplare dieses Typs sind die Steine von Busdorf, Glavendrup, Karlevi, oder Rök. Der Typ ist in Norwegen, Westschweden und Dänemark vorherrschend.
  • der Schlangenbandstein dessen Runenschrift sich vom Kopf eines Drachens oder einer Schlange über den gewundenen und verschlungenen Körper bis zum Schwanzende hinzieht ist jünger. Er entwickelte sich mit dem Ringerike- und Urnes-Stil (ca. 980-1100 n. Chr.). Prachtexemplare standen in Tullstorp, Frösö, Nasta Hansta und Simris. Der Schlangenbandstein hat sein Zentrum in Ost- und Mittelschweden, von wo der Typ ausstrahlt, jedoch außerhalb Schwedens so gut wie nicht vorkommt.

Runensteine bieten - ähnlich den römischen Grabstelen - einen Einblick in das Selbstverständnis, die Werte und Leistungen einzelner Personen, die aufgrund ihres Standes die Möglichkeit hatten, eine zumindest lokale Rolle in der überlieferten Geschichte zu spielen. Der älteste Runenstein, der noch an seinem ursprünglichen Platz steht, ist der Einangsteinen in Norwegen.

Man kann verschiedene Arten von Runensteinen unterscheiden:

  • Die Gedenksteine, die von Angehörigen oder Verehrern gesetzt worden sind,
  • die Selbstdarstellungssteine, die Leistungen dessen rühmen, der den Stein gesetzt hat,
  • ähnlich, aber von etwas unterschiedlichem Charakter die endzeitlichen Steine, die religiöse Leistungen von erst vor kurzem zum Christentum übergewechselten Gläubigen ansprechen, auf ihnen ist neben den Runen das christliche Kreuz zu sehen
  • Bemerkenswert ist auch die nicht geringe Anzahl von Steinen, die für und von Frauen für sich selbst oder ihre Töchter gesetzt sind.

Ein interessantes Beispiel eines Selbstdarstellungssteines steht bei Stockholm. Dort schreibt ein schwedischer Wikinger über sich: "in ulfr hafir onklati * Þru kialtakat Þit uas fursta Þis tursti * Þa ---Þurktil * Þa kalt knutr" Übersetzt: Ulf hat in England dreimal Tributgeld erhalten. Das erste war mit Toste (Skagul Toste einem Wikinger aus der Provinz West Götaland), das zweite mit Thorkel (Torkel der Hohe, ein dänischer Jarl, der 1011 englischen Tribut erhielt) und das dritte mit Knut dem Großen.

Runensteine

Runensteine von Jelling

Eine einzigartige Gruppe von Runensteinen mit hohem Bildanteil auf Findlingen sind die Steine von Jelling. Die Runensteine (von Jelling) für den dänischen König Gorm (den Alten), mit dem die Liste der Könige beginnt, da er als Reichseiniger gilt, wurden vermutlich von dessen Sohn Harald Blauzahn in Auftrag gegeben. Sie stehen an der Kirche von Jelling (Dänemark) zwischen den beiden noch heidnischen Grabhügeln Gorms und seiner Frau Thyra. Gorm selbst ließ einen kleinen Runenstein setzen, auf dem steht: König Gorm erstellte diese Erinnerung für Thyra seine Frau, die Zierde Dänmarks. Der Stein, auf dem Harald Blauzahn die Christianisierung Dänemarks als sein Werk darstellt, zeigt auf zwei Seiten Motive und auf der Vorderseite Runenzeichen.

Bildsteine auf Gotland

Die wahrscheinlich farbigen Darstellungen (schwarz-weiß-rot) Gotländische Bildsteine sind eine Besonderheit aus der Wikingerzeit, der primär auf der schwedischen Insel Gotland und nur vereinzelt an den benachbarten Küsten und auf Öland anzutreffen ist. Sie zeigen menschliche Gestalten (Götter), mehrere Tierarten, magische Symbole, Wirbelräder, Ruder- und Segelschiffe, Spiralen, mythologische Szenen und Runenbänder und sind auch ein Abbild der Religionsgeschichte. Am Ende erscheinen Steine mit dem christlichen Kreuz.

Phallischer Bildstein 700 n. Chr., Höhe 3 m im Museum von Bunge (Gotland)

Andere Bildsteine

In Europa gibt es noch eine zweite Gruppe von Bildsteinen, deren Bildanteil Symbole zeigt, sich aber auch aus dem Bereich der symbolhaften Darstellungen, wie sie etwa irische Kreuz- oder Pillarsteine zeigen, heraushebt, das sind die Piktensteine in Schottland.

Siehe auch

Literatur

  • Karsten Kjer Michaelsen: Danmarks Oldtid. 2002, ISBN 87-567-6458-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. [Meldung der Kieler Nachrichten vom 12. Oktober 2008, nach http://www.geschichteimnorden.de/index.php?topic=295.0]

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