Rusi Taleyarkhan

Rusi Taleyarkhan

Rusi P. Taleyarkhan (* 1953 in Dohad) ist ein aus Indien stammender, US-amerikanischer Kernphysiker am Oak Ridge National Laboratory in Tennessee USA. Seine Arbeit auf dem Gebiet der Kernfusion (später auch Kalte Fusion) ist umstritten.

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Leben und Wirken

Taleyarkhan stammt aus einer prominenten parsischen Familie und wuchs in Bombay und im Bundesstaat Gujarat auf. Er studierte Maschinenbau am Indian Institute of Technology Madras mit Bachelor-Abschluss, ging 1977 in die Vereinigten Staaten, wo er am Rensselaer Polytechnic Institute Kerntechnik (Nuclear Engineering) bis zum Master-Abschluss studierte und den Doktortitel erhielt. Mit seiner Frau Navaz Rusi hat er drei gemeinsame Kinder namens Pervin, Manaz und Meher.

Taleyarkhan behauptet, auf dem Gebiet der Sonolumineszenz den Durchbruch der modernen Wissenschaft geschafft zu haben. Er versuchte, eine Bläschenfusion zu erzeugen - nach eigenen Angaben gelang ihm dies auch. Deswegen veröffentlichte Taleyarkhan am 8. März 2001 seine Forschungsergebnisse in der Ausgabe des Magazins Science. Dies löste international unter Forschern eine Kontroverse aus, welche noch bis heute andauert, da sich sein Experiment bisher nur in seinem eigenen Labor und durch seine eigenen Mitarbeiter reproduzieren ließ.[1]

Der TV- und Radiosender BBC führte das Experiment im Februar 2005 nach den genauen Vorlagen Taleyarkhans durch. Gleichwohl konnte keine Kernfusion nachgewiesen werden. Taleyarkhan behauptete, dass das Experiment der BBC Fehler aufwies und somit die Fusion nicht stattfinden konnte.

Die Untersuchung der Vorwürfe

Der anhaltende Vorwurf wissenschaftlichen Fehlverhaltens veranlasste im Frühjahr 2007 schließlich den Ausschuss für Wissenschaft und Technologie des US-Repräsentantenhauses (House Committee on Science and Technology) zu einer eigenen Untersuchung, [2] nachdem zwei interne Überprüfungen der Vorgänge durch Kommissionen der Purdue University Mitte Februar 2007 in der Fachzeitschrift Nature als undurchsichtig kritisiert worden waren.

Im Mai 2007 wurde ein Bewertung des Ausschuss-Vorsitzenden, Brad Miller, bekannt, in der er die internen Überprüfungen der Universität als „nicht sorgfältig“ („not thorough“) und als nicht den üblichen Regeln für die Überprüfung möglichen wissenschaftlichen Fehlverhaltens folgend bezeichnete. Zudem sei bisher nicht versucht worden, die Stichhaltigkeit der Experimente zu überprüfen („never addressed the validity of the underlying research“). Daraufhin setzte die Universität eine dritte Kommission ein, die „wegen ihrer Vertrautheit mit der Angelegenheit“ („familiar with the issues“) mit Mitgliedern der beiden früheren Untersuchungskommissionen besetzt wurde. [3][4] Diese Kommission hielt Taleyarkhan wissenschaftliches Fehlverhalten in 34 Fällen vor. In zwei dieser Anschuldigungen wurde Taleyarkhan 2008 schuldig gesprochen. Zum einen auf einer seiner Publikationen habe er einen Co-Autor benannt, der keinen relevanten Beitrag zur Studie geleistet hatte; durch dessen Benennung habe Taleyarkhan einzig der möglichen Kritik vorgebeugen wollen, seine Studie sei von einer einzigen Person durchgeführt worden. Zum anderen die Behauptung in einem 2006 in Physical Review Letters erschienenen Artikel, seine Ergebnisse seien mittlerweile unabhängig von ihm reproduziert worden; diese Aussage sei aber falsch. [5] Richtig sei hingegen, dass es niemals eine erfolgreiche Wiederholung der Experimente gegeben habe, außer, wenn Taleyarkhan anwesend war oder sie leitete.[6]

Am 27. August 2008 enthob die Leitung der Purdue-Universität ihn seiner Professorenfunktionen (Arden Bement Jr. Professorship) und stufte ihn vorerst zu einem Dozenten herab. Zudem darf er bis auf weiteres keine Doktoranden mehr betreuen.[7]

Solange ein reproduzierbarer experimenteller Nachweis aussteht, müssen die Aussagen Taleyarkhans als nicht wissenschaftlich fundiert gelten.

Einzelnachweise

  1. Eugenie Samuel Reich: Disputed inquiry clears bubble-fusion engineer. In: Nature. 445, Nr. 7129, 2007, S. 690–691 (doi:10.1038/445690a). 
  2. Süddeutsche Zeitung vom 27. März 2007, S. 18
  3. Purdue dogged by misconduct claims. Nature, Band 447, Nr. 7142, vom 17. Mai 2007, S. 238
  4. Report of the investigation Committee In the Matter of Dr. Rusi P. Taleyarkhan (Executive Memorandum No. C-22)
  5. The bubble burst. New Scientist vom 26. Juli 2008, S. 6. Zum Co-Autor hieß es wörtlich: „The sole apparent motivation for the addition was the desire to overcome a reviewer's criticism that the experiments should not have been carried out by one person.“
  6. Nature 454, 24. Juli 2008, S. 379. Nature wörtlich: „The committee clearly documents that there has never been any successful replication except when Taleyarkhan is present or supervising.“
  7. Purdue reprimands fusion scientist for misconduct. Purdue News Service (27. August 2008). Abgerufen am 2. September 2008.

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