Russische Staatsbahn

Russische Staatsbahn
Rossijskije schelesnyje dorogi (RŽD)
Logo der RŽD
Unternehmensform Aktiengesellschaft (OAO)
Gründung 1. Oktober 2003
Unternehmenssitz Moskau, Russland Russland
Unternehmensleitung

Wladimir Jakunin (Präsident)

Mitarbeiter 1.331.000 (2005)
Umsatz 975,5 Mrd. RUB (2007)
Branche Transport/Logistik
Website

http://www.rzd.ru/

Elektrische Gleichstromlokomotive VL10 der Regionalabteilung Süd-Ural

Die Rossijskije schelesnyje dorogi (russisch Российские железные дороги; kurz: РЖД; deutsch: Russische Eisenbahnen, kurz: RŽD oder RZhD) sind die staatliche Bahngesellschaft der Russischen Föderation, die als Offene Aktiengesellschaft (russisch Otkrytoje Akzionernoje Obschtschestwo, Abkürzung OAO) organisiert ist. Sie übernahmen den größten Teil der Infrastruktur und der Fahrzeuge der Sowjetischen Eisenbahnen. Sie sind in regionale Eisenbahnbetriebe unterteilt und betreiben das zweitgrößte Eisenbahnnetz weltweit. Das Streckennetz hat eine Gesamtlänge von etwa 85.500 Kilometer mit der Spurweite 1520 mm, davon sind 22.000 Kilometer mit Wechselspannung 25.000 V 50 Hz und 18.800 Kilometer mit Gleichspannung 3000 V elektrifiziert. Der Hauptsitz befindet sich in Moskau. Bei den RŽD sind etwa 1,2 Millionen Menschen beschäftigt.

Inhaltsverzeichnis

Eisenbahnstrukturreform

Obwohl die RŽD als Gesamtunternehmen Gewinn erwirtschaftet, waren die Verflechtung staatlicher und unternehmerischer Aufgaben, die Quersubventionierung defizitärer Unternehmensbereiche sowie der niedrige Qualitätsstandard aus technischer und Fahrgastsicht Anlass für für eine Eisenbahnstrukturreform, die sich an anderen Bahnreformen orientiert. Diese weist drei Etappen auf, die sich auf den Zeitraum 2001 bis 2010 erstrecken.

In der ersten Etappe 2001 bis 2002 wurden staatliche und unternehmerische Aufgaben getrennt. Letztere wurden am 1. Oktober 2003 mit der Gründung der RŽD als sogenannte Offene Aktiengesellschaft (russisch Otkrytoje Akzionernoje Obschtschestwo, Abkürzung OAO) aus dem ehemaligen Eisenbahnministerium MPS (Ministerstwo Putej Soobschenija, Министерство путей сообщения) ausgegliedert. Der russische Staat hält weiterhin alle Aktien. Dabei übernahm die Aktiengesellschaft auch das Eisenbahnvermögen (im Gegensatz zur Bahnreform in Deutschland).

Die zweite Etappe 2003 bis 2005 hatte die Förderung des Wettbewerbs im Güterverkehr, die Effizienzsteigerung in der Verwaltung und die Verringerung der Quersubventionerung des Personenverkehrs zum Ziel. In diesem Zeitraum wurden zahlreiche Tochtergesellschaften gegründet und ein neues Tarifsystem eingeführt. Seit 2004 erfolgt für jeden Geschäftsbereich eine eigene Bilanzierung.

Für die dritte Etappe 2006 bis 2010 (Investionsphase) ist die Bildung einer Holding mit zwei Güterverkehrs- und einer Personenverkehrsgesellschaft vorgesehen. Vor allem die Bereiche Instandhaltung und Güterwagen sollen privatisiert werden.[1]

Der Premierminister der Russischen Föderation Wladimir Putin bewilligte in einem Eisenbahnentwicklungsprogramm bis 2030 rund 380 Mrd. Euro für Investitionen. Mit diesen Mitteln sollen neue Lokomotiven und Wagen angeschafft sowie 20.000 km Bahnstrecke errichtet werden. Erstmals sollen damit abgelegene Regionen einen Bahnanschluss erhalten.[2]

Die wichtigsten Strecken der RŽD
Nahverkehrszug ED4M des Herstellers Transmaschholding, an dem die RŽD beteiligt ist
Hauptquartier der RŽD in Moskau

Regionale Gliederung

Die RŽD bestehen aus 17 regionalen Eisenbahnen:

  • Dalnewostotschnaja schelesnaja doroga (Fernost-Eisenbahn; Sitz: Chabarowsk)
Region Primorje, Region Chabarowsk, Jüdisches Autonomes Gebiet, Oblast Amur (teilweise), Jakutien
Oblast Wladimir, Oblast Nischni Nowgorod, Oblast Kirow, Mari El, Tschuwaschien, Udmurtien, Tatarstan (teilweise), Mordwinien (teilweise), Baschkortostan (teilweise), Region Perm (teilweise), Oblast Swerdlowsk (teilweise)
  • Jugo-Wostotschnaja schelesnaja doroga (Südost-Eisenbahn; Sitz: Woronesch)
  • Juschno-Uralskaja schelesnaja doroga (Südural-Eisenbahn; Sitz: Tscheljabinsk)
  • Kaliningradskaja schelesnaja doroga (Kaliningrader Eisenbahn; Sitz: Kaliningrad)
Oblast Kaliningrad
  • Krasnojarskaja schelesnaja doroga (Krasnojarsker Eisenbahn; Sitz: Krasnojarsk)
Region Krasnojarsk, Oblast Irkutsk (teilweise), Oblast Kemerowo (teilweise)
Region Transbaikalien, Jüdisches Autonomes Gebiet, Oblast Amur (teilweise)
Oblast Sachalin
  • Sapadno-Sibirskaja schelesnaja doroga (Westsibirische Eisenbahn; Sitz: Nowosibirsk)
Oblast Omsk, Oblast Tomsk, Oblast Nowosibirsk, Region Altai, Oblast Kemerowo (teilweise)
Burjatien, Oblast Irkutsk, Region Transbaikalien (teilweise)

Geplante oder in Bau befindliche Strecken

Auslandsverbindungen

RZD-Schlafwagen WLABmee in Berlin

Da die Strecken der ehemaligen Sowjetunion die Breitspur 1520 mm haben, die Eisenbahnnetze Mittel- und Westeuropas sowie Chinas jedoch Normalspur 1435 mm, müssen die Wagen internationaler Züge an diesen Grenzen umgespurt werden. Dabei wird der Wagenkasten von den Drehgestellen abgehoben und auf Drehgestelle der anderen Spurweite gesetzt. Automatische Spurwechselsysteme, die es nicht mehr erfordern, die Drehgestelle zu wechseln, wurden entwickelt, sind jedoch noch nicht im regulären Einsatz. Alle ins Normalspurnetz eingesetzten Wagen der RŽD sind Schlafwagen.

Die in ganz Mittel- und Westeuropa einsetzbaren spurwechselfähigen Schlafwagen der RŽD wurden vom Waggonbau Görlitz entwickelt und gebaut.

Die ersten Spurwechselschlafwagen wurden 1953 beschafft, waren jedoch noch nicht RIC-fähig. Erste RIC-Schlafwagen mit Schürze wurden ab 1959 geliefert. Ab 1967 folgten die ersten 24,5 m langen Schlafwagen nach dem Standard UIC-Y, die erstmals mit Klimaanlage ausgerüstet waren. Die ab 1972 gelieferten Wagen hatten nur eine Druckbelüftungsanlage. Ab 1978 folgte die letzte UIC-Y-Serie, wieder mit Klimaanlage. Schließlich wurden ab 1994, schon nach Auflösung der SŽD, moderne 26,4 m lange UIC-Z-Schlafwagen mit Klimaanlage geliefert, deren Drehgestelle GP200 eine Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h ermöglichen. Die Schlafwagen haben im allgemeinen Dreibettabteile für universelle Belegung mit ein bis drei Passagieren. Einige der 1994 gebauten Wagen wurden in Luxusschlafwagen umgebaut und haben nun vier große Zweibettabteile mit eigenem Bad sowie eine Bar, diese werden heute auf der Strecke Moskau – Berlin eingesetzt.

Darüber hinaus kommen auch Weitstreckenpersonenwagen mit Vierbettabteilen und größerem Fahrzeugumgrenzungsprofil nach Bulgarien und Polen, früher auch in die DDR. Sie wurden von 1948 bis 1998 in den Waggonbauwerken Ammendorf, Görlitz und Bautzen gefertigt. Diese Wagen laufen als Lademaßüberschreitung und können im Normalspurnetz nur auf bestimmten Strecken eingesetzt werden.

Die RŽD betreiben im Jahr 2008 in Kooperation mit den entsprechenden nationalen Zuggesellschaften Passagierzüge und Kurswagen auf internationalen Strecken (Auswahl)[3]:

Auslandsaktivitäten des RŽD-Konzerns

Die RŽD betreibt die Eisenbahn in Armenien unter dem Namen Harawkowkasjan Jerkatughi bzw. Juschno-kawkaskaja schelesnaja doroga seit dem 1. Juni 2008 nach dem Gewinn einer Ausschreibung zunächst für 30 Jahre. Während dieses Zeitraums sollen mindestens 570 Millionen USD investiert werden, 70 Prozent davon in die Infrastruktur.[4]

In Nordkorea beteiligt sich die RŽD am Ausbau der Strecke von Tumangan nach Rajin am japanischen Meer und am Bau eines Containerterminals in Rajin.[5]

Quellen

  1. Vgl. Andrej Solotnitzki, Besonderheiten der Eisenbahnreform in Russland, in:Bahn-Report, Heft 1/2009, S.10, Herausgeber: Interessengemeinschaft Schienenverkehr e.V., Rohr, ISSN 0178-4528
  2. Eurailpress: „Große Investitionen bei der Russischen Eisenbahn“
  3. Angaben zu Auslandsverbindungen auf den Seiten der RŽD
  4. Eurailpress: „RŽD: Start des Bahngeschäfts in Armenien“, 4. Juni 2008
  5. Eurailpress: „Russland und Nordkorea kooperieren“

Weblinks


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