Römische Kirche

Römische Kirche

Die Lateinische Kirche oder Römische Kirche, inoffiziell auch Westkirche genannt, ist die größte und bedeutendste innerhalb der römisch-katholischen Kirche bestehende Teilkirche eigenen Rechts. Lateinisch bezieht sich hierbei auf den Ritus bzw. die Gruppe von Riten, deren dominierender der römische ist, und die traditionelle Kirchensprache, die in dieser Teilkirche verwendet werden. Von der lateinischen Kirche zu unterscheiden sind die katholischen Ostkirchen, die orthodoxen oder orientalischen Riten folgen und andere Liturgiesprachen benutzen.

Die lateinische Kirche umfasst die Diözesen des Patriarchats von Rom, die seit dem 2. Jahrhundert von der griechischen zur lateinischen Liturgiesprache übergegangen sind und diese auch in ihren Missionsgebieten beibehielten. Dieser westliche Teil der alten Kirche, eben die Westkirche, wurde in einem historischen Spaltungsprozess, der im Großen Schisma im Jahre 1054 kulminierte, vom östlichen Teil der Kirche, den Ostkirchen, getrennt. Später vereinigten sich Teile der verschiedenen Ostkirchen wieder mit der katholischen Kirche, indem sie insbesondere den Primat des Papstes anerkannten und sich von ihren orthodoxen Stammkirchen trennten; dabei behielten sie jedoch weitgehend ihre rechtliche Eigenständigkeit und ihren Ritus. Diese katholischen Ostkirchen bezeichnet man als uniert.

Das Gesetzbuch der lateinischen Kirche (nicht jedoch der unierten Kirchen) ist der Codex Iuris Canonici. Der Papst ist als Bischof von Rom sowohl Oberhaupt der gesamten katholischen Kirche als auch als Patriarch des Westens bzw. des Abendlandes Oberhaupt der lateinischen Teilkirche.

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem hat neben dem Papst als traditionellen Patriarchen der Westkirche eine eigene patriarchale Jurisdiktion über Palästina und Zypern.

Vieles von dem, was gemeinhin als „typisch katholisch“ angesehen wird, so der priesterliche Zölibat, die direkte Ernennung von Bischöfen durch den Papst und zahlreiche Eigenheiten der Liturgie und des Kirchenrechts, trifft in Wirklichkeit nur auf die lateinische Kirche zu. Die meisten katholischen Teilkirchen östlicher Prägung erlauben dagegen beispielsweise die Weihe verheirateter Männer zu Priestern, wählen in vielen Fällen ihre eigenen Bischöfe, die vom Papst nur bestätigt werden, und lehnen sich in ihrem kirchlichen und liturgischen Leben auch sonst eng an die Tradition ihrer orthodoxen Herkunftskirchen an.

Nach wie vor ist für die Liturgie der lateinischen Kirche Latein als Kirchensprache von grundlegender Bedeutung, auch wenn der Gottesdienst heute meistens in der Landessprache gefeiert wird. Auch kirchliche Verlautbarungen und Dokumente, die für die ganze lateinische Kirche bestimmt sind, werden in der Regel auf Latein verfasst und in andere Sprachen übersetzt. Sogar Verhandlungen vor den päpstlichen Gerichten finden noch auf Latein statt. Allerdings hat der Einfluss, die völkerverbindende Wirkung und nicht zuletzt auch die Kenntnis des Lateinischen in der katholischen Kirche in den letzten Jahrzehnten nachgelassen.

Liturgische Riten

Wenn vom lateinischen Ritus bzw. den lateinischen Riten die Rede ist, kann einer – in der Regel der römische – oder die Gesamtheit der liturgischen Riten gemeint sein, die heute oder in der Vergangenheit in der lateinischen Kirche in Gebrauch sind oder waren. Von Bedeutung sind insbesondere folgende:

  • Der Römische Ritus dominiert in der lateinischen Kirche konkurrenzlos, und zwar dergestalt, dass er oftmals einfach mit dem lateinischen gleichgesetzt wird. Die liturgischen Bücher und Formulare des Römischen Ritus sind im Anschluss an das II. Vatikanische Konzil im Rahmen der Liturgiereform umfassend überarbeitet worden. Die meisten Feiern werden heute auch nicht mehr nur in lateinischer Sprache gehalten, sondern auf der Grundlage autorisierter landessprachlicher Übersetzungen der Formulare. Das gilt insbesondere für die Eucharistiefeier. Daneben ist auch die Messfeier nach dem „vorkonziliaren“ römischen Messbuch von 1962 zugelassen, die etwas ungenau auch als „Tridentinischer Ritus“ bezeichnet und stets auf Latein gehalten wird, sofern das von einem großen Teil der Gemeinde gewünscht wird. In den 1980er Jahren wurden zwei weitere Sonderformen des Römischen Ritus im beschränkten Ausmaß zugelassen, der Zairische Messritus und der Anglican Use.
  • Der Ambrosianische Ritus wird im größten Teil der Kirchenprovinz Mailand, in einigen angrenzenden Gebieten und in ungefähr fünfzig Pfarren der Diözese Lugano (Schweiz) noch neben dem römischen verwendet. Dieser Ritus existiert in einer nach den Vorgaben der Liturgiereform bearbeiteten Form und wird faktisch nur auf Italienisch gefeiert.
  • Der Mozarabische Ritus ist weitgehend ausgestorben, kommt aber sporadisch und ebenfalls nurmehr in einer nach den Vorgaben der Liturgiereform bearbeiteten Form in Spanien zur Anwendung, vor allem in und um Toledo. Bereits im Rahmen der Kirchenreformen des 11. Jahrhunderts wurde er auf Druck der damaligen Päpste in weiten Teilen der christlichen Gebiete auf der iberischen Halbinsel durch den Römischen Ritus ersetzt (vgl. Reconquista).
  • Weitere, früher bestehende Riten, insbesondere Sonderformen (Ordensliturgien) bestimmter Orden oder monastischer Gemeinschaften wie beispielsweise Dominikanerritus und Zisterzienserritus, besondere Diözesanriten wie zum Beispiel der „Ritus Bracarensis“ im Erzbistum Braga in Portugal oder landesspezifische Entwicklungen wie der Gallikanische Ritus in Frankreich sind mit der Liturgiereform nach dem Vaticanum II größtenteils verschwunden.

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