Röntgenoptik

Röntgenoptik

Die Röntgenoptik beschäftigt sich mit der Ausbreitung von Röntgenstrahlung und deren Wechselwirkung mit Materie. Sie findet nicht nur im Wellenlängenbereich der eigentlichen Röntgenstrahlung (0,01 bis 10 nm) Anwendung, sondern auch bei Wellenlängen bis hin zu 100 nm (VUV-Strahlung).

In der Röntgenoptik unterscheidet man zwischen weicher und harter Röntgenstrahlung. Als weiche Röntgenstrahlung wird der Bereich bezeichnet, in dem die Wellenlänge der Strahlung länger ist, als der Abstand der Atome im Festkörper (0,1 nm bis 0,5 nm). Hier wird der Festkörper als homogenes Medium angesehen. Harte Röntgenstrahlung hingegen ist der Bereich, in dem die Wellenlänge kürzer als der Abstand der Atome im Festkörper ist, also im Bereich 0,01 bis ca. 0,5 nm. Hier kommt die atomare Struktur des Festkörpers zur Geltung.

Inhaltsverzeichnis

Unterschiede zur Optik mit sichtbarem Licht

Für Röntgenstrahlung ist die Brechzahl von Materie ungefähr 1. Der Realteil der Brechzahl, der die Phasengeschwindigkeit bestimmt, ist sogar kleiner als 1. Der Grund für diese Brechzahl liegt darin, dass die Schwingungsfrequenz von elektromagnetischer Strahlung im Röntgenbereich größer ist als die Oszillationsfrequenz der äußeren Elektronen der beleuchteten Atome, die im elektrischen Feld der Röntgenstrahlung erzwungene Schwingungen oberhalb ihrer Resonanzfrequenz vollführen. Diese Eigenschaft kann zur Definition von Röntgenstrahlung genutzt werden.

Im Röntgenbereich ist Vakuum daher das optisch dichtere Medium. Die Folge: eine einfache Grenzfläche reflektiert nur dann gut, wenn sie unter streifendem Einfall beleuchtet wird, so dass Totalreflexion an der Grenzfläche auftritt – vergleichbar einem Lichtstrahl, der im Wasser (für Licht das optisch dichtere Medium) zur Oberfläche verläuft und der für flache Auftreffwinkel zurück ins Wasser reflektiert wird.

Aus diesem Grund sind Röntgenspiegel nur im streifenden Einfall oder aber bei größeren Einfallswinkeln durch Vielfachreflexion als sogenannte Multilayer-Spiegel realisierbar.


Die Ausbreitungsrichtung von elektromagnetischer Strahlung lässt sich prinzipiell durch Ausnutzung von Refraktion, Reflexion und Beugung ändern, beispielsweise fokussieren.

Für Röntgenwellenlängen – also insbesondere für Wellenlängen, die kürzer als 100 nm sind – gibt es keine ganz strahlungsdurchlässigen („transparenten“) Medien. Dies hat zur Folge, dass Röntgenlinsen möglichst dünn sein müssen. Die einfacheren Möglichkeiten, Röntgenlicht zu bündeln, sind Spiegel und Fresnel-Zonenplatten. Röntgenspiegel müssen eine sehr viel planere Oberfläche aufweisen als Spiegel für sichtbares Licht. Diffuse Streuung an einer Oberfläche wird durch Unebenheiten erzeugt, die Oberflächenrauheit genannt werden. Ist der mittlere Abstand bzw. die Größe der Unebenheiten viel kleiner als die Wellenlänge, so spielt die Oberflächenrauheit nur eine geringe Rolle. Hat dieser Abstand jedoch eine ähnliche Größe wie die Wellenlänge des Lichts, wird ein einfallender Strahl hauptsächlich diffus gestreut und kaum noch als Strahl reflektiert. Für Röntgenstrahlung, die sehr kleine Wellenlängen hat, sind Oberflächen, die im sichtbaren Licht absolut eben aussehen, häufig sehr rau.

Röntgenspiegel

Um die niedrige Reflektivität im Röntgenbereich zu kompensieren, benutzt man im Wesentlichen drei unterschiedliche Verfahren:

Streifender Einfall

Die Reflektivität von Oberflächen nimmt mit flacher werdendem Einfallswinkel zu. Bei einer Brechzahl, die kleiner als 1 ist, kann es bei sehr flachen Einfallswinkeln sogar zu einer Totalreflexion kommen. Deshalb werden in der Röntgenoptik häufig Spiegel unter streifenden Einfall benutzt. Ein Beispiel für ein optisches Gerät, das mit streifenden Einfall arbeitet, ist das Wolter-Teleskop.

Vielschichtsysteme

Wenn man Spiegel braucht, die bei steilen Einfallswinkeln eine hohe Reflektivität liefern und nur bei einer Wellenlänge arbeiten müssen, werden häufig Spiegel aus Vielschichtsystemen eingesetzt. Sie bestehen aus zwei unterschiedlichen Materialien, die in abwechselnden Schichten übereinander liegen. Diese Vielschichtsysteme werden immer für eine bestimmte Wellenlänge und einen bestimmten Einfallswinkel gebaut. In der Regel verwendet man ein bei der zugehörigen Wellenlänge optisch dichtes und ein optisch dünnes Medium. Die Schichtdicken sind so aufeinander abgestimmt, dass für den vorgesehenen Einfallswinkel, die Periode immer der Wellenlänge entspricht. Es kommt dann bei der Reflexion an den optisch dichteren Schichten zu einer konstruktiven Interferenz. Ein beliebtes Vielschichtsystem ist beispielsweise die Kombination aus Silizium und Molybdän für Wellenlängen um 13,5 nm. Hier ist Silizium das optisch dünne Medium und Molybdän das optisch dichtere.

Braggreflexion

Bei harter Röntgenstrahlung kann die durch die Bragg-Gleichung beschriebene konstruktive Interferenz der Wellen am Kristallgitter ausgenutzt werden. So kann ein Kristall unter einem bestimmten Winkel und einer bestimmten Wellenlänge wie ein Spiegel wirken.

Röntgenoptische Geräte

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