Rübenkampagne

Rübenkampagne

Als Rübenkampagne bezeichnet man die Zeit, in der die Zuckerfabriken Zuckerrüben verarbeiten. Sie dauert in der Regel von Mitte September bis Ende Dezember, zur besseren Auslastung der Fabriken auch in den Januar hinein.

Der aus der Militärsprache stammende Begriff macht deutlich, dass dieser Vorgang wie ein Feldzug bis ins Detail geplant werden muss, damit er reibungslos abläuft. In der Zeit der Kampagne arbeitet die Zuckerfabrik rund um die Uhr, da z. B. der für die Zuckerherstellung notwendige Verdampfungsvorgang nicht unterbrochen werden kann. Erkennbar ist dies an den weithin sichtbaren Dampffahnen über den Zuckerfabriken. Die Anlieferung muss also so gesteuert werden, dass immer ausreichend Rohmaterial vorhanden ist. Üblicherweise beginnt die Kampagne Mitte/Ende September und endet zu Weihnachten.

Besonders wichtig ist in dieser Zeit der organisierte Transport der geernteten Zuckerrüben von den Feldern der Landwirte zur Zuckerfabrik.

wartende Traktoren während der Rübenkampagne am Bahnhof in Freiberg am Neckar (Oktober 1974)

Früher wurden die Zuckerrüben auf kurzen Strecken direkt von den Landwirten mit Wagen angeliefert, auf etwas längeren Strecken überwiegend mit der Bahn von ausgewählten Bahnhöfen aus in die Zuckerfabrik gefahren. Laderampen oder spezielle Verladeeinrichtungen für ganze Anhänger, um die Rüben in die Waggons kippen zu können, in Großanbaugebieten vielleicht sogar ein Stichgleis aufs freie Feld, sorgten für einen raschen Umschlag. Lange Züge mit meist älteren offenen Güterwagen prägten so jahrzehntelang im Herbst das Bild der Eisenbahn. Betriebswirtschaftliche Gründe – die entsprechenden Wagen wurden nur während dieser kurzen Periode genutzt – sowie die häufig politisch begründeten niedrigen Frachtsätze für die meist kurzen Entfernungen führten dazu, dass die Deutsche Bahn AG aus diesen Transporten ausstieg.

Heute erfolgt der Transport überwiegend direkt vom Feld aus in offenen Lastkraftwagen oder auf Anhängern hinter dem Traktor. Dies führt im Umfeld der Zuckerfabriken zu einem stark erhöhten Verkehrsaufkommen, verbunden mit zahlreichen Gefahren für den Straßenverkehr. Ein LKW mitten auf der Straße, der gerade Rüben lädt, verlorene Ladung, mit Ackerlehm verschmutzte Straßen oder von Feldwegen einbiegende oder auf Feldwege abbiegende Fahrzeuge sind die typischen Gefahrenquellen. Nicht ohne Grund gibt z. B. die Verkehrswacht alljährlich Warnungen wie diese vor den Gefährdungen durch die Rübenkampagne heraus:

Halt’ Abstand in der Rübenzeit, es ist zu Deiner Sicherheit.

Um das Verständnis für die Lastkraftwagen zu erhöhen, sind manche neueren Modelle auch hinten mit dem folgenden Slogan beschriftet:

Solange man Zuckerrüben noch nicht per E-Mail verschicken kann, müssen wir uns die Straße noch teilen.

Manche der Lastkraftwagen und deren Anhänger werden nur in der Kampagne von September bis Dezember benutzt und haben deshalb ein Saisonkennzeichen oder sind als Landwirtschaftliches Nutzfahrzeug mit grünem Schild in Deutschland ausgestattet.

Während der Rübenkampagne wurde früher in den Zuckerfabriken das Stammpersonal durch zahlreiche Saisonkräfte aufgestockt, durch größere Transporteinheiten und größere Technisierung ist heute nur wenig zusätzliches Personal notwendig.

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