SH-TA

SH-TA
Tristan da Cunha
Flagge Tristan da Cunhas
Wappen Tristan da Cunhas
Flagge Wappen
Wahlspruch: Our faith is our strength
Amtssprache Englisch
Hauptstadt Edinburgh of the Seven Seas
Staatsform Überseegebiet
Staatsoberhaupt Elizabeth II.
Regierungschef David Morley
Fläche 104 km²
Einwohnerzahl ca. 300
Währung Britisches Pfund
Zeitzone GMT (UTC+0)
Internet-TLD .sh
Telefonvorwahl +290
Lage von Tristan da Cunha im Atlantik
Karte von Tristan da Cunha

Tristan da Cunha [ˈtristɐn da ˈkuɲɐ] ist eine Inselgruppe im südlichen Atlantischen Ozean, zu der neben der gleichnamigen 104 km² großen Hauptinsel noch weitere, kleinere Inseln gehören. Auf der Hauptinsel, die als die abgelegenste bewohnte Insel der Welt gilt, leben etwa 300 Menschen. Die Inselgruppe gehört zum britischen Überseegebiet St. Helena.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Tristan da Cunha liegt im Südatlantik 3.238 Kilometer vom Cabo Frio in Brasilien und 2.779 Kilometer vom Kap der Guten Hoffnung in Südafrika entfernt und ist Teil des Mittelatlantischen Rückens. Zu dem Archipel Tristan da Cunha gehören auch die 399 km in südsüdöstlicher Richtung gelegene Insel Gough mit einer bemannten Wetterstation sowie die 33 km südwestlich gelegenen, unbewohnten Inseln Inaccessible Island, Nightingale Island, Middle Island und Stoltenhoff Island. Nightingale, Middle und Stoltenhoff werden häufig auch als Nightingale Islands zusammengefasst.

Insel Fläche
Tristan da Cunha 104 km²
Gough Island 84 km²
Inaccessible Island 10 km²
Nightingale Island 2,6 km²
Middle Island 0,2 km²
Stoltenhoff Island 0,2 km²

Geologie

Tristan da Cunha ist die kegelförmige Spitze eines mächtigen untermeerischen Vulkans, der im 2.060 Meter hohen Queen Mary's Peak und im 1.970 Meter hohen Mount Olav, den beiden höchsten Erhebungen des Kraterrandes, gipfelt. Als einer der Nebenschlote des Vulkans in der Nähe von Edinburgh 1961 überraschend ausbrach, wurde die Bevölkerung nach Großbritannien evakuiert. Da sie sich an das Leben in Großbritannien nicht gewöhnen konnten, kehrten sie 1963 wieder zurück. Geologisch interessant ist die Entwicklung der Vulkankette: In der Vergangenheit lag der Hotspot genau auf der Spreizungsachse des Mittelatlantischen Rückens und des Walfischrückens. Dabei wurden auf südamerikanischer Seite die Paraná- und auf afrikanischer Seite die Etendeka-Flutbasalte gebildet. Verfolgt man die einzelnen Vulkane in der Geschichte zurück, ergeben sich zwei annähernde Geraden, welche sich in einem Winkel von etwa 120° bei Tristan da Cunha treffen. Somit kann man an diesem Beispiel gut sehen, dass es einen großen Unterschied zwischen der relativen und der absoluten Plattenbewegung gibt. Die relative Plattenbewegung steht senkrecht auf dem Mittelozeanischen Rücken, das heißt, die Afrikanische Platte bewegt sich nach Westen und die Südamerikanische Platte nach Osten. Absolut bewegt sich die Afrikanische Platte jedoch nach Nordwesten und die Südamerikanische Platte nach Nordosten, wodurch der Winkel, den die Vulkankette beschreibt, erklärt werden kann.

Klima

Klimadiagramm von Tristan da Cunha

Tristan da Cunha hat ein gemäßigtes, ozeanisch ausgeglichenes Klima mit regelmäßigen Niederschlägen, die über das ganze Jahr verteilt sind. Der kahle Gipfel des Vulkans ist im südlichen Winter, zwischen Juni und Oktober, häufig mit Schnee bedeckt.

Flora und Fauna

Unterhalb der 1.500-Meter-Höhenlinie trägt der vulkanische Berg besonders auf seiner östlichen Hälfte eine dichte Vegetation. Im Sommer besuchen Felsenpinguine die Inselgruppe, um hier zu brüten und ihre Jungen aufzuziehen. Darüber hinaus ist die Insel ein Nistplatz für Albatrosse.

Geschichte

Die Insel wurde im März 1506 vom portugiesischen Admiral Tristão da Cunha entdeckt, der sie nach sich selbst Ilha de Tristão da Cunha taufte. Ihm gelang es jedoch nicht, auf der Insel zu landen.

Erst 1767 begutachtete die Besatzung der französischen Fregatte L´Heure du Berger Tristan da Cunha eingehender. Sie erfasste die Wassertiefe, dokumentierte den groben Küstenverlauf und entdeckte Süßwasservorkommen in Form des Wasserfalls Big Watron und eines Sees an der Nordküste. Die Ergebnisse dieser Erkundungsmission wurden 1781 von einem Hydrographen der Royal Navy veröffentlicht.

Der erste feste Siedler war Jonathan Lambert aus dem Ort Salem in Massachusetts, USA, der 1810 auf der Inselgruppe eintraf und sie zu seinem Eigentum erklärte. Er nannte sie Islands of Refreshment. Seine Herrschaft dauerte allerdings nur kurze Zeit, da er 1812 bei einem Bootsunglück ums Leben kam. Angeblich ist das große Vermögen, das er durch den Verkauf von See-Elefanten-Öl an vorbeifahrende Schiffe verdiente, immer noch irgendwo auf der Insel versteckt.

Satellitenaufnahme von Tristan da Cunha

Am 14. August 1816 erfolgte die formelle Annexion der Insel durch Großbritannien, als englische Truppen die Insel besetzten. Das Hauptmotiv für die Annexion von Tristan da Cunha war zu verhindern, dass Frankreich die Insel als Stützpunkt für einen Befreiungsversuch von Napoléon Bonaparte aus dem Gefängnis auf St. Helena nutzen konnte.

Bereits ein Jahr später wurde die Garnison abgezogen, nur drei Siedler blieben zurück. Einer dieser Siedler war William Glass, der die erste bis heute eingehaltene Grundordnung der Insel festlegte. Nach Glass waren alle Bewohner gleich, sollten alles teilen und für das Gemeinwohl arbeiten - jeder sollte dem Anderen helfen. Die heutigen Einwohner sind die Nachfahren dieser Siedler sowie von Seeleuten, Schiffsbrüchigen, Robben- und Walfängern und einigen Frauen von Sankt Helena. Sie verdienten ihren Unterhalt zunächst mit dem Verkauf von frischem Gemüse und Wasser an vorüberfahrende Schiffe.

Doch nach 1870 verringerte sich die Zahl der Schiffe, die vor Tristan da Cunha festmachten, deutlich. Dies hatte mehrere Gründe: Durch die Eröffnung des Sueskanals im Jahre 1869 veränderten sich die Schifffahrtsrouten, außerdem wurde das Walöl durch Mineralöl ersetzt und die US-amerikanische Walfangflotte steuerte aufgrund des Bürgerkrieges die Insel weniger häufig an. Daher war es keine Seltenheit, dass ein Jahr verging, ehe wieder ein Schiff vor der Insel festmachte. Häufig verließen mit diesen Schiffen einige Inselbewohner Tristan da Cunha, da sie sich andernorts ein besseres Leben versprachen.

1886 zählte die Insel nur noch 97 Bewohner, 1892 waren es nur noch 50.

1942 wurde auf der Insel ein Flottenstützpunkt eingerichtet, durch den die Bevölkerung nun über Funk und Schiffe regelmäßigen Austausch mit der Außenwelt besaß.

Am 9. Oktober 1961 wurden die vulkanischen Spalten bei Edinburgh aktiv und alle Einwohner der Insel mussten ins Vereinigte Königreich evakuiert werden. Das Colonial Office versuchte, ihre (kostspielige) Rückkehr zu verhindern, doch passten sich die Insulaner an die britische Demokratie an, mobilisierten die Öffentlichkeit und zahlreiche Unterhausmitglieder und erzwangen ihre Rückkehr. Fast alle nahmen diese Möglichkeit wahr. Da die meisten Häuser die Naturkatastrophe unbeschädigt überstanden hatten, dauerten die Wiederaufbauarbeiten nicht lange.

Besonderheiten

Häuser auf Tristan da Cunha

Die Bevölkerung besteht aus den sieben Familien Green, Glass, Hagan, Lavarello, Repetto, Rogers und Swain.

Auf Grund der Abgeschlossenheit der wenigen Einwohner sind einige der lokalen Gesundheitsprobleme (zum Beispiel Asthma und Glaukom) auf Endogamie zurückzuführen.

Seit 2002 besitzen sie die volle britische Staatsbürgerschaft und können daher ohne Formalitäten in das Vereinigte Königreich einreisen, um dort zu leben oder zu arbeiten.

Erst im August 2005 erhielt die Inselgruppe ihre eigene Postleitzahl. Die Post wurde bis 2003 einmal im Jahr durch eine Postschiffverbindung mit der RMS St. Helena über die Route Portland/U.K.–Ascension–St. Helena–Tristan da Cunha transportiert, in der übrigen Zeit nur unregelmäßig von Frachtschiffen mitgenommen – meist über Südafrika. Der Abschnitt St. Helena–Tristan da Cunha wurde nur 2006 zum 500-jährigen Jubiläum der Inselentdeckung noch einmal befahren. Für die Zukunft sind keine weiteren Postschifffahrten geplant; es regt sich aber gegen diese Entscheidung Widerstand bei den Insulanern.

Die Kosten für Kommunikation auf Tristan und vor allem in die Welt hinaus sind extrem hoch. So war zum Beispiel der Preis für eine Gesprächsminute via Cape Town Radio in der Vergangenheit genauso hoch wie der durchschnittliche Stundenlohn. Inzwischen besteht aber eine Satellitenverbindung einschließlich Internetanschluss und einem Internetcafé, was zu einer erheblichen Preissenkung geführt hat.

Wirtschaft und Infrastruktur

Edinburgh of the Seven Seas

Die Einwohner leben vom Langustenfang und bauen für den Eigenbedarf vor allem Kartoffeln an. Eine wichtige Einnahmequelle ist der Verkauf von Briefmarken an Sammler. Es gibt keine Landebahn auf Tristan da Cunha, sodass die einzige Verbindung zum Festland der Seeweg ist. Mehrere Male im Jahr steuern Versorgungsschiffe aus verschiedenen Teilen der Welt (unter anderem aus Hamburg) den kleinen Fischerhafen der abgelegenen Insel an. Etwa einmal im Monat kommt eines von zwei Fischereibooten von Kapstadt aus in die Gewässer um die Insel, um dort zu fischen und transportiert dabei auch Passagiere und Güter. Einmal im Jahr steuert das südafrikanische Polarforschungsschiff SA Agulhas auf der Fahrt von Kapstadt zur südafrikanischen Forschungsstation auf der Insel Gough Tristan de Cunha an und transportiert ebenfalls Güter und Passagiere. Dieser Service ist Bestandteil des Pachtvertrags für die Forschungsstation.

Der größte Ort der Insel ist die Siedlung Edinburgh of the Seven Seas. Dort gibt es eine Schule, ein Krankenhaus, eine Post, ein Museum, ein Café, eine Kneipe, je eine katholische ("St. Joseph") und eine anglikanische ("St. Mary") Kirche sowie ein Schwimmbecken. Gelegentlich versieht ein Polizist seinen Dienst und betreibt auf der einzigen Kreuzung der Insel Verkehrskontrollen. Es gibt eine lokale Zeitung mit dem Namen Tristan Times.

Das Land ist Gemeinschaftseigentum und wird von Bewohnern aller Altersstufen bewirtschaftet. Jede Familie besitzt Vieh und bewirtschaftet ein Kartoffelbeet sowie Gärten rund ums Haus. Erwachsene sind darüber hinaus für die Fischereigesellschaft, die Inselregierung oder im Dienstleistungsbereich tätig. Bei der Inselregierung angestellte Inselbewohner werden beispielsweise mit monatlich etwa £150 entlohnt.

Wirkung

Der Schriftsteller Arno Schmidt glaubte, in der Insel die Vorlage für den Roman Insel Felsenburg von Johann Gottfried Schnabel gefunden zu haben, und schrieb darüber einen Funk-Essay.

Erich Wolfgang Skwara beschreibt in seinem 1992 erschienenen Roman Tristan Island einen ehemaligen österreichischen Diplomaten und dessen skurrilen Plan, Tristan da Cunha mit einem Schiff vor die Küste Südkaliforniens zu schleppen. In die Erzählung verwoben sind vielfältige Informationen über die Geschichte und die Bewohner der Inselgruppe.

In dem Roman Tristan da Cunha oder die Hälfte der Erde des österreichischen Schriftstellers Raoul Schrott, erschienen 2003, bildet die ausführlich geschilderte Landschaft und Geschichte der Insel den Hintergrund für komplexe Liebesgeschichten.

Eine der bekanntesten Darstellungen der Insel in der Weltliteratur findet sich in dem Roman Die Kinder des Kapitän Grant aus Jules Vernes Romantrilogie der Südhalbkugel (die anderen beiden Teile sind 20.000 Meilen unter dem Meer und Die geheimnisvolle Insel). Darin wird auf Grund des Fundes einer nur bruchstückhaft lesbaren Flaschenpostnachricht von Schiffbrüchigen der als einziges sicher entzifferbare 37. Breitengrad der Südhalbkugel rund um die Erde erkundet, was Jules Verne, wie in fast all seinen Romanen, mit einer für seine Zeit ungewöhnlich genauen und – dichterische Freiheit einbezogen – objektiven Beschreibung von Land und Leuten verbindet.

Literatur

Die weltweit wohl umfassendste Quellensammlung zu Tristan da Cunha befindet sich an der Saint Louis University, St. Louis, Missouri, USA.

  • Erling Christophersen: Tristan da Cunha. Die einsamste Insel der Welt. Universitas Deutsche Verlags-AG, Berlin 1939.
  • Patrick Helyer: Bibliography of Tristan da Cunha. Nelson, Shropshire 1998, ISBN 0-904614-62-X.
  • Peter Munch: Sociology of Tristan da Cunha. Dybwad, Oslo 1945 (²1977, USA, ISBN 9780685873564).
  • Ders.: The Song Tradition of Tristan da Cunha . Indiana Univ. Research 1970, ISBN 9780391020764.
  • Ders.: Crisis in Utopia. The Ordeal of Tristan da Cunha. New York 1971, ISBN 0690220758.
  • Dirk Sangmeister: Wunderliche Fata eines absonderlichen Schriftstellers, oder Warum Tristan da Cunha nicht das Vorbild für Schnabels „Insel Felsenburg“ war. In: Bargfelder Bote, Lfg. 170–171, 1992, S. 17–31.
  • Daniel Schreier, Karen Lavarello-Schreier: Tristan da Cunha: History, People, Language. Battlebridge, 2003, ISBN 1903292034.
  • Raoul Schrott: Tristan da Cunha oder Die Hälfte der Erde. Hanser, München 2004, ISBN 3-446-20355-9.
  • Erich Wolfgang Skwara: Tristan Island. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 1992, ISBN 3-458-16331-X (Roman).

Weblinks

-37.106388888889-12.2855555555567Koordinaten: 37° 6′ S, 12° 17′ W


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