Sag mir wo die Blumen sind

Sag mir wo die Blumen sind

Sag mir, wo die Blumen sind, im englischen Original Where Have All the Flowers Gone, ist eines der bekanntesten Antikriegslieder. Der Autor ist der US-amerikanische Songwriter Pete Seeger.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Lied entstand stückweise gegen Ende der 1950er-Jahre. Pete Seeger gibt an, die Grundidee einem ukrainischen Volkslied entlehnt zu haben, von dem er drei Verse als Zitat in dem Roman Der stille Don von Michail Scholochow entdeckt hatte:

А где ж гуси?
В камыш ушли.
А где ж камыш?
Девки выжали.
А где ж девки?
Девки замуж ушли.
А где ж казаки?
На войну пошли …

Und wo sind die Gänse?
Sie liefen ins Schilf.
Und wo ist das Schilf hin?
Von Mädchen gemäht.
Und wo sind die Mädchen?
Verheiratet längst!
Und wo die Kosaken?
Sind fort in den Krieg!

[…]

Where are the flowers?
The girls have plucked them.
Where are the girls?
They've all taken husbands.
Where are the men?
They're all in the army.

Ähnlichkeiten mit dem ursprünglich litauischen Volkslied Zogen einst fünf wilde Schwäne – dessen deutschen Text Karl Plenzat 1917 verfasste – sind auffällig, auch hier wird die Botschaft über die Assoziationskette „Natur“ – „Brautkranz“ – „Mann im Krieg“ transportiert. Die Frage „Wo sind sie?“ als Stilmittel zur Verdeutlichung von Vergänglichkeit hat eine lange literarische Tradition, etwa im Ubi sunt-Motiv der mittelalterlichen Dichtung.

Die Grundidee zur Melodie entstammt laut Seeger dem amerikanischen Folksong Drill Ye Tarriers Drill, der 1888 von Thomas F. Casey verfasst wurde.

Der Text hat die Form eines Kettenlieds, bei dem jede Strophe mit dem Schlussgedanken der vorhergehenden Strophe eingeleitet wird. Da die Gedankenkette wieder in die erste Strophe einmündet, könnte das Lied theoretisch unendlich weitergesungen werden. Mit dieser Form symbolisiert Pete Seeger den ewigen Kreislauf des Krieges, der nur durchbrochen werden kann, wenn die Menschheit aus den Fehlern früherer Generationen zu lernen beginnt.

Bekannt wurde das Lied u. a. 1960 durch eine Aufnahme des Kingston Trio. Die Musikgruppe spielte das Lied zunächst ohne Autorenangabe ein, weil sie es irrtümlich für ein Volkslied gehalten hatten. Ein einfacher Telefonanruf von Pete Seeger klärte das Missverständnis auf. Zu den weltweit bekanntesten Interpreten des Liedes gehört Joan Baez.

Deutscher Text

Der deutsche Text stammt von dem Liedtexter Max Colpet. Als Vorlage diente ihm neben Seegers Originaltext das Gedicht Nach einem alten Lied (Sagt wo sind die Veilchen hin) von Johann Georg Jacobi aus dem Jahr 1782. Die deutsche Version wurde erstmals 1962 von Marlene Dietrich aufgeführt, die das Lied auch auf englisch und französisch sang und maßgeblich zum Welterfolg des Titels beitrug. Weitere bekannte Interpreten waren u. a. Hildegard Knef, Nana Mouskouri, Juliane Werding, Udo Lindenberg, Hannes Wader und die DDR-Rockband City. Pete Seeger erwähnte in einem Interview anerkennend, dass der deutsche Text beeindruckender klinge als sein Originaltext, und sich auch besser singen lasse.

Liedtext

(Auszug, 1. Strophe)

Sag mir, wo die Blumen sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Mädchen pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?

Where have all the flowers gone
Long time passing?
Where have all the flowers gone
Long time ago?
Where have all the flowers gone
Girls have picked them everyone.
When will we ever learn?
When will we ever learn?

Sonstiges

Friedrich Kurz verfasste 1993 unter dem Titel Sag mir, wo die Blumen sind ein Musical über das Leben von Marlene Dietrich.

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