Salomonowitz

Salomonowitz

Anja Salomonowitz (* 12. November 1976 in Wien) ist eine österreichische Filmregisseurin und vornehmlich im Bereich politischer Dokumentarfilme tätig.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Anja Salomonowitz begann ein Studium der Film- und Theaterwissenschaft an der Universität Wien, wechselte jedoch bald an die Wiener Filmakademie, wo sie sich auf Regie und Schnitt spezialisierte. Als Cutterin besuchte sie auch die Hochschule für Film und Fernsehen in Potsdam-Babelsberg.[1]

Eine ihrer frühesten Arbeiten waren vier zu einem Kurzfilm aneinandergereihte „Werbespots“ gegen Rassismus: get to attack. Bereits hier wird ihre filmschafferische Linie, auch gesellschaftspolitische Probleme zu thematisieren, erkennbar. Ihr erster Film, der regulär in den Kinos startete war der 53-minütige Dokumentarfilm Das wirst du nie verstehen (2003). Darin konfrontiert sie sich selbst und Familienmitglieder mit ihrer Familiengeschichte: Die jüdische Großtante war im Konzentrationslager, ihr Kindermädchen im sozialistischen Widerstand und ihre Großmutter „tat nichts“.[1] Der Film ist durchgehend in weiß gehalten: Weiße Kleidung und Hintergrund sorgen für Neutralität, die Konzentration des Zusehers wird auf die Worte ihrer Familienmitglieder, die meist in Alltagssituationen aufgenommen wurden, gelenkt. Am Ende des Films zeichnete sie ein Telefonat mit ihrer jüdischen Großtante über ihre Zeit während des Nationalsozialismus auf, da diese nicht mehr vor der Kamera auftreten wollte, und filmte sich daher selbst. Durch die telefonische Distanz entstand ein offenes Gespräch, die Emotionen waren nur über das Gesicht das Gesprächspartners zu erkennen. Diese Szene brachte sie auf die Idee für das Grundkonzept ihres nächsten Dokumentarfilms Kurz davor ist es passiert, worin es um Opfer von Menschenhandel geht, diese aber nie persönlich zu sehen sind.[2]

In ihrem mit nur einer Minute Länge kürzesten Kurzfilm Codename Figaro – ein Beitrag zum Mozartjahr 2006 – wirft sie in einem gespielten Telefonat einer Frau mit ihrem ausländischen Verlobten die ironische, da auf die österreichische Einwanderungspolitik bezogene, Frage auf, ob „die Hochzeit des Figaro“ nur eine Scheinehe war.[3]

Filmographie

Dokumentarfilme:

  • 2003: Das wirst du nie verstehen, 52 min.
  • 2006: Kurz davor ist es passiert, 72 min.

Kurzfilme:

  • 2000: Carmen, 23 min., Video
  • 2001: get to attack, 5 min
  • 2002: Projektionen eines Filmvorführers in einem Pornokino, 14 min., Video
  • 2005: Monument, Videoinstallation
  • 2006: Codename Figaro – Mozart 2006, 1 min., Video

Preise

  • Kurz davor ist es passiert:
    • 2006: Wiener Filmpreis
    • 2007: Caligari-Filmpreis, Internationales Forum des Jungen Films – Berlinale 2007
    • 2007: Innovative Artistic Award, Mar del Plata
    • 2007: New Vision Best Director Award, Alba International Film Festival
    • 2007: Friedensfilmpreis der Stadt Osnabrück
  • Das wirst du nie verstehen
    • 2003: Publikumspreis, Wiener Studentenfilmfestival
    • 2004: Prix Regards Neufs, Visions du Réel, Nyon

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Daniel Ebner, celluloid – die österreichische filmzeitschrift: Anja Salomonowitz – „Das wirst du nie verstehen“ (PDF). Ohne Datum (Seite abgerufen am 20. Oktober 2007)
  2. Dominik Kamalzadeh, Der Standard: Anders zeigen, um anders zu sehen. 9. Oktober 2007 (Seite abgerufen am 20. Oktober 2007)
  3. Inhaltsangabe zu Codename Figaro, www.anjasalomonowitz.at (Seite abgerufen am 20. Oktober 2007)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Anja Salomonowitz — (* 12. November 1976 in Wien) ist eine österreichische Filmregisseurin und Drehbuchautorin. Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Filmographie 3 Preise …   Deutsch Wikipedia

  • Anja Salomonowitz — (born November 12, 1976) is an Austrian film director and screenwriter, specialised on documentary films with political or social background. Leben und Wirken Anja Salomonowitz was born in Vienna and started to study dramatics and film theory at… …   Wikipedia

  • Amour Fou — Die Amour Fou Filmproduktion ist eine österreichische Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in Wien die Ende 2001 von österreichischen FilmregisseurInnen und produzentInnen gegründet wurde. Haupttätigkeit des Unternehmens, das sich mit „Amour Fou“ …   Deutsch Wikipedia

  • Amour Fou Film — Die Amour Fou Filmproduktion ist eine österreichische Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in Wien die Ende 2001 von österreichischen FilmregisseurInnen und produzentInnen gegründet wurde. Haupttätigkeit des Unternehmens, das sich mit „Amour Fou“ …   Deutsch Wikipedia

  • Amour Fou Filmproduktion — Die Amour Fou Filmproduktion ist eine österreichische Filmproduktionsgesellschaft mit Sitz in Wien, die Ende 2001 von österreichischen Filmregisseuren und produzenten gegründet wurde. Haupttätigkeit des Unternehmens, das sich mit „Amour Fou“ nach …   Deutsch Wikipedia

  • Anya — Der weibliche Vorname Anja ist eine russische Koseform von Anna/Anne. Er bedeutet übersetzt Gnade bzw die Begnadete Der Name wird ebenfalls in Skandinavien und Slowenien verwendet. Im englisch und vor allem spanischsprachigen Raum ist die… …   Deutsch Wikipedia

  • Berlinale 2007 — Berlinale Palast 2007 Die 57. Internationalen Filmfestspiele Berlin fanden vom 8. Februar bis zum 18. Februar 2007 statt. Die Berlinale wurde mit Olivier Dahans Film La vie en rose (OT: La Môme) eröffnet. In dem französischen Drama verkörpert… …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesebene (Österreich) — Republik Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Bundesrepublik Österreich — Republik Österreich …   Deutsch Wikipedia

  • Der österreichische Film — – Edition Der Standard, auch Edition österreichischer Film, ist eine seit 2006 in bisher fünf Staffeln, zu insgesamt 175 DVDs, veröffentlichte Auswahl österreichischer Spiel , Dokumentar und Experimentalfilme. Sinn der Edition ist, populäre wie… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”