Salpeterer

Salpeterer

Salpetersieder (auch Saliterer oder Salpeterer) war ein Beruf, der seit der Einführung des Schwarzpulvers große militärische Bedeutung hatte, weil Salpetersieder den zur Herstellung des Pulvers notwendigen Salpeter (den Saliter, genauer Kalksalpeter; siehe unter Kaliumnitrat oder Calciumnitrat) zu beschaffen hatten.

Der Salpeter wurde aus dem Erdboden in Ställen und Wohnhäusern gewonnen, weil er sich dort aus dem im Boden vorhandenen Kalk und den Nitrat-haltigen Exkrementen und Urin der Tiere und Menschen bildete.

Zur Salpetergewinnung wurde der Boden ausgegraben und ausgewaschen, so dass man eine salzhaltige Lösung erhielt. Aus dieser wurde durch Sieden eine gesättigte Lösung hergestellt. Da sich Salpeter im Verhältnis zu vielen anderen Salzen in heißem Wasser deutlich besser löst als in kaltem, kristallisierte beim Abkühlen der Salpeter zuerst aus.

Häufig wurde der Salpeter auch durch Abschaben an sogenannte Lehmwänden gewonnen, die zur Verrieselung von Urin dienten (siehe Komposttoilette).

Salpetersieder war ein nicht sesshafter Beruf. Die Salpetersieder zogen durchs Land von Dorf zu Dorf und durchwühlten mit Vollmacht der Landesherren die Anwesen der Bauern und bereiteten damit großes Ungemach. Salpetersieder wurden als Plage angesehen, die ihrerseits per Vertrag zur Ablieferung einer gewissen Mindestmenge an Salpeter an den Landesherren verpflichtet waren.

Manche Salpetersieder (bzw. Salpetergräber) gewannen ihr Produkt auch in Salpetergärten, in denen, ähnlich wie bei den Guanolagerstätten am Meer, die Ausgangsstoffe für den Salpeter, tierische Abfälle etc. und Kalk aufgehäuft wurden. Auch Massengräber der historischen Schlachtfelder wurden später von Salpetersiedern verwertet und können daher kaum mehr von der Archäologie untersucht werden.

Der Salpetersiederberuf verlor an strategischer Bedeutung, als in Chile 1820 große Naturvorkommen von Salpeter und von Guano an den Steilküsten des Südpazifik entdeckt wurden.

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