Saltatoria

Saltatoria

Als Springschrecken (Orthoptera oder Saltatoria) werden Vertreter verschiedener Insektenordnungen innerhalb der Geradflügler (Orthopteroida) benannt, namentlich die

Diese zeichnen sich durch die spezielle Gestaltung der Hinterbeine als Springbeine aus.

Inhaltsverzeichnis

Systematik

Die Langfühlerschrecken und die Kurzfühlerschrecken bilden gemeinsam mit den Gespenstschrecken (Phasmatodea) ein Monophylum, welches als Geradflügler (Orthopteroida) benannt ist. Innerhalb dieses Monophylums ist die Zuordnung der Schwestergruppenverhältnisse allerdings unklar. So gibt es für die klassische Vereinigung der Kurz- und Langfühlerschrecken zu den Springschrecken eine Reihe von Indizien:

----- Geradflügler (Orthopteroida)
     |-- Gespenstschrecken (Phasmatodea)
     |-- Springschrecken (Orthoptera)
        |-- Langfühlerschrecken (Ensifera)
        '-- Kurzfühlerschrecken (Caelifera)

Mindestens ebenso gewichtig sind aber die Synapomorphien, die Kurzfühlerschrecken und Gespenstschrecken zu Schwestergruppen machen (Caeliferoida):

----- Geradflügler (Orthopteroida)
     |-- Langfühlerschrecken (Ensifera)
     |-- Caeliferoida
        |-- Gespenstschrecken (Phasmatodea)
        '-- Kurzfühlerschrecken (Caelifera)

Letzteres wird in der Systematik heute präferiert, wodurch die Springschrecken keine natürliche Einheit darstellen. In der Insektensystematik wird diese Frage bislang allerdings nicht vollständig gelöst.

Eigenschaften

Bild 1: Paarige Cercien am Hinterleibsende
Bild 2: Hörorgan an den Vorderbeinen
Bild 3: Großer Legestachel, Eiablage in den Boden

Die Springschrecken sind von den anderen Insektenordnungen durch die Kombination folgender Merkmale abgegrenzt:

  • Sie besitzen zwei Flügelpaare. Das vordere, als Tegmina ausgebildete ist stärker sklerotisiert und schmal. Es bedeckt in Ruhestellung das hintere Flügelpaar. Das hintere Flügelpaar (Ala, Alae) ist membranös, größer und in Ruhestellung gefaltet unter dem vorderen. Es gibt jedoch auch flügellose Formen und Arten, bei denen geflügelte und ungeflügelte adulte Tiere nebeneinander existieren.
  • Die Mundwerkzeuge sind beißend-kauend. Das obere Kiefernpaar (Mandibel) beißt die Nahrung ab, das untere Kiefernpaar (Maxille mit Maxillarpalpen) zerkleinert sie. Oberlippe (Labrum) und Unterlippe (Labium mit Labialpalpen) schließen den Mundraum nach oben und unten ab.
  • Neben den großen Facettenaugen besitzen sie im Normalfall drei Punktaugen
  • Die Fühler sind fadenförmig und vielgliedrig, sie können über hundert Glieder besitzen
  • Das Pronotum hat die Form eines Sattels. Es ist seitlich nach unten verlängert. Auf der Oberseite besitzt es in der Regel einen mittleren und zwei seitliche Längskiele. Nach hinten ist es häufig spitz verlängert, die Spitze kann sogar das Ende des Hinterleibs überragen.
  • Die Hinterbeine sind als Sprungbeine ausgebildet mit kräftigen Schenkeln und langen Schienen. Die Vorderbeine sind bei einigen Arten Grabbeine, bei wenigen Arten Fangbeine. Die Tarsen sind drei- bis viergliedrig.
  • Nahezu alle Arten besitzen Organe zum Erzeugen und solche zum Wahrnehmen von Lauten (Bild 2). Sie können an verschiedenen Teilen des Körpers sitzen. Es gibt seltene Fälle, wo die Lauterzeugung auch indirekt (Schlagen an lockere Rinde) erfolgt.
  • Der Hinterleib besteht aus elf sichtbaren Segmenten, deren letztes paarige Cercien trägt (Bild 1). Diese können allerdings sehr unscheinbar sein.
  • Die Weibchen tragen einen Legestachel (Bild 3).

Verhalten

Bild 4: Hemimetabole Entwicklung
Bild 5: Larven der Wanderheuschrecke
oben stationäre Phase,
unten migratorische Phase

Die Paarfindung erfolgt hauptsächlich über die artspezifischen Gesänge, die teilweise nur von den Männchen, teilweise von beiden Geschlechtern erzeugt werden. Es spielen jedoch auch optische, taktile und chemische Reize eine Rolle. Die Befruchtung erfolgt über Spermatophoren, die meist durch einen sehr eiweißreichen Teil vergrößert sind. Dieser Teil wird vom Weibchen verzehrt und die dadurch aufgenommenen Nährstoffe werden zur Bildung der Eier verwendet. Die Eiablage erfolgt direkt auf den Boden, in den Boden (Bild 3) oder in seltenen Fällen auch in Pflanzen. Oder die Eier werden in schaumige Kokons abgegeben, die die Austrocknung verhindern sollen.

Die Entwicklung ist hemimetabol (Bild 4) mit etwa sechs Larvenstadien. In tropischen Gebieten kann man alle Stadien parallel finden, in Europa gibt es meist einen Jahrezyklus. Die Überwinterung erfolgt im Ei, es gibt jedoch auch Arten, die als Larve oder als Adult überwintern.

Die Springschrecken sind in der Regel Pflanzenfresser und polyphag, häufig jedoch Allesfresser und manchmal räuberisch. Es gibt z.B. Arten, die sich ausschließlich von Blattläusen ernähren.

Die Springschrecken leben in der Regel solitär. Bei der Wanderheuschrecke Schistocerca gregaria und anderen gibt es einen Wechsel von solitärer Lebensweise zur Lebensweise in Schwärmen, der sich in Farbe, Verhalten, und der Flügelgröße der adulten Tiere ausdrückt (Bild 5).

Vorkommen

Die Springschrecken kommen außer in den extrem kalten Gebieten überall vor. In Mitteleuropa beobachtet man Arten, die nach der letzten Kälteperiode auf Kaltgebiete zurückgedrängt sind (z.B. Gebirgsschrecke) und andrerseits solche, die auf in die Wärmegebiete nach Norden vordringen.

Literatur

  • Peter Detzel “Die Heuschrecken Baden-Württembergs” Ulmer 1998, ISBN 3-8001-3507-8
  • Cedric Gillott (editer) Entomology Third Edition Springer, ISBN 1-4020-3182-3
  • Grzimek's Animal Life Encyclopedia Vol. 3 Thomson Gale, ISBN 0-7876-5779-4

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