Sammy Gravano

Sammy Gravano

Salvatore „Sammy the bull“ Gravano (* 12. März 1945 in Bensonhurst, Brooklyn) ist ein US-amerikanischer Mobster der US-amerikanischen Cosa Nostra in New York City.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jugend

Gravano wurde als Sohn sizilianischer Emigranten geboren. Seine kriminelle Karriere begann, als er sich einer örtlichen Jugendbande anschloss. Später knüpfte er Kontakte zur „Colombo-Familie“ der Mafia von New York City und wurde dort bald „Associate“ (am: Verbündeter); 1977 wurde er als Vollmitglied in die Gambino-Familie unter Paul Castellano aufgenommen.

Karriere im Baugeschäft

In seiner Jugend schlug sich Gravano mit Einbruchdiebstahl und Raub durch und war später Inhaber einiger Cocktailclubs. Nach seiner Aufnahme in die Gambino-Familie stieg er ins Baugeschäft ein, das damals in ganz New York City vom Organisierten Verbrechen kontrolliert wurde, insbesondere durch die Unterwanderung und Korrumpierung der Gewerkschaften. Außerdem kontrollierte der Clan über James Failla seit den 1960er Jahren die Müllabfuhr der Stadt.

Im Jahr 1985 wurde Gravano wegen Steuerhinterziehung angeklagt und freigesprochen; im gleichen Jahr beteiligte er sich an der Ermordung von Paul Castellano, und er stieg danach, als John Gotti die Macht an sich zog, zu dessen Stellvertreter auf.

Pentito

Anfang der 1990er Jahre brachen zum ersten Mal auf breiter Ebene führende Mafiaangehörige das ansonsten so obligatorische Schweigen und arbeiteten mit der Regierung zusammen. So zerstritt sich Gravano mit Gotti, insbesondere da der Boss sehr hohe Prozentanteile von den Einkünften seiner Untergebenen verlangte. Auch Gravano sollte zahlen, obwohl er Consigliere (it.: Berater) und schließlich Unterboss geworden war.

Beide wurden Ende 1990 verhaftet und diverser schwerer Vergehen angeklagt. Gravano entschloss sich im Herbst 1991 dazu als Kronzeuge gegen Gotti auszusagen. Deshalb wurde er in die FBI-Ausbildungsstätte von Quantico in Virginia verlegt.

1991 sagte Sammy Gravano gegen Vincent Gigante, John Gotti und dessen Consigliere Frank LoCascio aus. Insbesondere enttarnte er die vorgebliche Senilität von Gigante. Er zitierte dabei eine angebliche Äußerung seines Bosses John Gotti, der Gigante 1988 nach einem Treffen als „Crazy like a fox“, bezeichnet haben soll. Alphonse D’Arco, ein ehemaliger Unterführer der Lucchese-Familie, bestätigte Gravanos Aussage zur Zurechnungsfähigkeit und Teilnahme Gigantes an hochrangigen Mafiatreffen, bei denen dieser zugegeben habe, dass sein exzentrisches Verhalten als Täuschungsmanöver angelegt war.

Durch diese Aussagen wurde Gravano zum bis dahin ranghöchsten Mafioso, der zum Pentito wurde und die Omertà brach, bis 2004 Joseph Massino - damals Boss der Bonanno-Familie - ebenfalls mit den Behörden kooperierte.

Gotti und LoCascio wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Gravanos Rückfall in die Kriminalität

Einige Jahre nach dem Gotti-Prozess wurde Gravano freigelassen, und er begann mit Hilfe des Zeugenschutzprogramms der USA in Arizona ein neues Leben unter neuem Namen und der Biografie eines redlichen Arbeiters. Bald jedoch nahm er seine kriminellen Kontakte wieder auf und stieg mit seinen alten Kumpanen und einigen Verwandten in den Drogenhandel ein. Sie bauten ein flächendeckendes Netz für die Designerdroge Ecstasy in ganz Arizona auf.

Seine Aktivitäten blieben nicht verborgen; die Gambino-Familie spürte ihn auf und setzte ein Mordkommando auf ihn an. Knapp bevor dieses zuschlagen konnte, wurde Gravano 1999 verhaftet und im September 2001 zu zwanzig Jahren Haft verurteilt. Mit ihm wurden seine Frau Debra, seine Tochter Karen sowie sein Sohn Gerard als Komplizen verhaftet. Sein Sohn erhielt eine Haftstrafe von neun Jahren, seine Frau und seine Tochter Bewährungsstrafen.

Dieser erneuter Einstieg in die kriminelle Szene hatte auch in anderen Strafverfahren Folgen. Als 1999 der Boss der Westies, einer Bande, die mit der Gambino-Familie kooperierte, in Miami verhaftet wurde, konnte offenbar kein Verfahren eröffnet werden, da Gravano als rückfälliger Krimineller als nicht mehr glaubwürdig galt. Der gebürtige Serbe Bosko Radonjich entzog sich nach seiner Freilassung einer weiteren Verfolgung durch seine Rückkehr nach Jugoslawien.

Adaptionen

Musik

Die Band The Mighty Mighty Bosstones veröffentlichen 2002 den Song Mr. Moran, der sich mit Sammy Gravano beschäftigt. Das Intro besteht aus den gesprochenen Worten:

“My name is Salvatore Gravano. Early in my life i was given the nickname „Sammy the Bull“. I was arrested with John Gotti. I was his underboss and second of command in the Gambino family.”

„Mein Name ist Salvatore Gravano. Schon früh in meinem Leben gab man mir den Spitznamen „Sammy der Bulle“. Ich war zusammen mit John Gotti inhaftiert. Ich war sein Unterführer und Stellvertreter in der Gambino-Familie.“

Salvatore „Sammy the bull“ Gravano

Film

  • 1996: Gotti (USA)
  • 1998: verfilmte Regisseur Thaddeus O'Sullivan die Gangsterkarriere von Gravano im Film The Mob - Der Pate von Manhattan.
  • 2005: Deutsche Version von Gotti (Iron Rules) der Film erzählt ebenfalls die Geschichte von Sammy Gravano.

Literatur

  • Peter Maas: Underboss : Sammy the Bull Gravano's story of life in the Mafia, New York 1997, HarperCollins Publishing Company, ISBN 9780061096648, OCLC 38229842
Deutsche Übersetzung von Harald Riemann: Underboss: Ich war der zweite Mann ; die Lebensgeschichte des Mafia-Bosses Sammy "The Bull" Gravano, München/Wien 1998, Bern/Scherz, ISBN 3-502-18430-5

Weblinks


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