Sandhatten

Sandhatten

Sandhatten ist ein Ortsteil der Gemeinde Hatten in Niedersachsen. Die Gemeinde Hatten gehört dem Landkreis Oldenburg (Deutschland) an. Sandhatten hat 912 Einwohner (Stand Dezember 2007) und umfasst eine Fläche von 12,5 km².

Inhaltsverzeichnis

Städtebauliche Entwicklung

Quelle: Uwe Hollmann

Die größte Veränderung erlebte Sandhatten in den 60er Jahren. Der Wunsch vieler Menschen aus den Städten am Wochenende Erholung und Ruhe zu finden, machte auch vor Sandhatten nicht halt. Der Rat der Gemeinde Hatten beschloss am 12. November 1965 den Bebauungsplan Nr. 9 „Wochenendhausgebiet Sandhatten“. Rechtskraft erlangte dieser Bebauungsplan am 12. Dezember 1966. Bei der besagten Fläche handelte es sich um eine Waldfläche, in der schon sehr vereinzelt Häuser standen.

Wappen von Sandhatten

Dieses Wochenendgebiet sah vor, dass auf relativ großen Grundstücken (mindestens 1500 Quadratmeter) nur ein kleines Haus gebaut werden durfte (Ausdehnung ca. 10 m x 10 m). Ein Hauptwohnsitz war in diesem Gebiet nicht vorgesehen. Im Jahre 1987 beschloss der Gemeinderat eine Neufassung dieses Bebauungsplanes Nr. 9, der am 29. Mai 1987 rechtsverbindlich wurde. Dabei wurde der Geltungsbereich nicht geändert.

Die Neuerungen bestanden darin, dass nun die überbaubaren Flächen („Bauteppiche“) genau festgelegt wurden. Textliche Festsetzungen sollten dafür Sorge tragen, dass landschaftspflegerische Belange hinsichtlich des Waldcharakters berücksichtigt wurden. Außerdem sollte die Fläche für die Jugendherberge gesichert werden. Die Veränderung des Dorfes Sandhatten ist jedem sofort ersichtlich, da es sich um eine riesige Fläche (ca. 85 ha) handelt, die das eigentliche Dorf von seinen eigentlichen Dimensionen um einiges übersteigt. Die neue Fläche erstreckt sich von Norden, in westlicher Richtung bis zum Heideweg um den Ortskern und hat eine Ausdehnung von fast einem Kilometer vom alten Dorfrand.

Aber auch die Bürger außerhalb des Wochenendgebietes äußerten den Wunsch, einzelne Bauplätze auszuweisen, um ihren Kindern die Möglichkeit zu geben, ein Haus in Sandhatten zu bauen. Zu der Zeit waren Baumöglichkeiten nur durch Einzelfallentscheidungen möglich, wenn sie nach dem Bundesbaugesetz genehmigungsfähig waren („Zulässigkeit von Vorhaben innerhalb der im Zusammenhang bebauten Ortsteile“). Für die Bürger war es natürlich sehr schwer nachzuvollziehen, warum die eine Baugenehmigung ausgesprochen, während eine andere versagt wurde.

Um Baumöglichkeiten zu schaffen, wurde in Erwägung gezogen, für das ganze Dorf eine Abrundungssatzung zu erlassen. Auf Grund der Größe des Gebietes und der unterschiedlichen Verhältnisse im Dorf, scheiterte die Aufstellung frühzeitig. 1988 wurde das Dorf Sandhatten in das Förderprogramm zur Dorferneuerung aufgenommen.

Lächelnde Fassade

Es wurde ein Arbeitskreis „Dorferneuerung Sandhatten“ gegründet. Diesem Kreis gehörten an: Vertreter des Amtes für Agrarstruktur, der Gemeinde Hatten, eines Planungsbüros, Bürger des Dorfes (Landwirte, Selbständige und andere Bürger), sowie Vertreter aller vier im Gemeinderat vertretenden Fraktionen. Dieser Arbeitskreis hat sich unter anderem auch mit dem Thema der wohnbaulichen Entwicklung in unserem Dorf befasst. Das Ergebnis war ein detaillierter Entwurf, der später die Grundlage für die Erstellung einer Abrundungssatzung mit drei Teilbereichen bildete. In einem langwierigen Prozess fasste der Gemeinderat am 31. Mai 1994 den Satzungsbeschluss. Rechtskräftig wurde diese Satzung am 21. Juli 1995. Bis zum heutigen Tage wurden ledig geringfügige Ergänzungen vorgenommen.

In einem weiteren Verfahren wurde die Frage gestellt, ob die im Wochenendgebiet gelegenen Bauplätze (Häuser) entlang des ganzen Wöschenweges noch die Charakteristika eines Wochenendgebietes erfüllen. Nach einem langen Meinungsbildungsprozess wurde der Bebauungsplan 9 nach einigen Anläufen geändert. Die Bauplätze entlang des Wöschenweges wurden durch Ratbeschluss in ein „Reines Wohngebiet“ umgewandelt. Rechtskräftig wurde diese Änderung am 12. Juli 1996.

Die letzte bauleitplanerische Veränderung des Bebauungsplan Nr. 9 erlangte Rechtskraft am 9. Oktober 1998. In diesem Verfahren wurde eine Erweiterung der Wohnbauflächen an der Straße „Am Diersmoor“ in nördlicher Richtung beschlossen (Bebauungsplan Nr. 9.1). Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist das Dorf Sandhatten als „bauleitplanerisch“ beordnet einzustufen.

Geschichte

Quelle: Wolfgang Martens

Der Ort Sandhatten wird 1240 als „West-hathen“ erstmals urkundlich erwähnt. Aus diesem Anlass und auf Initiative des Orts- und Bürgervereines Sandhatten konnte 1990 das 750-jährige Ortsjubiläum festlich begangen werden.

Die Urkunde von 1240 wurde in „West-hathen“ ausgestellt und beinhaltet einen Hofverkauf an das Kloster Hude. Um Verwechslungen mit dem Kirchdorf Hatten bzw. Kirchhatten auszuschließen, das bereits 860 als „Hahtho“ urkundlich erwähnt wird, wurde der im Westen gelegene Ort zunächst als „West-hathen“ bezeichnet. Der Ortsname Sandhatten, benannt nach seiner sandigen Umgebung, ist 1324 urkundlich belegt.

Dorfplatz von Sandhatten

Neben diesen Urkunden gibt es in und um Sandhatten noch zahlreiche Spuren aus der Vor- und Frühgeschichte. Bei Schohusen, wo 1811 beim Fällen einer alten Eiche zwölf Opfermesser und eine Statuette aus Metall gefunden wurden, befindet sich das Großsteingrab „Steenberg“. In der weiteren Umgebung gibt es vereinzelte Grabhügel aus der Bronzezeit und im Ortskern an der Haferkampstraße liegt der Rest einer Grabkammer eines bereits 1866 zerstörten Großsteingrabes.

Zu Sandhatten gehört auch der Einzelhof Schohusen, der - gelegen am „Friesischen Heerweg“ - 1251 als „Scatehusen“ urkundlich erwähnt wird. An dieser Stelle der Hunte befand sich eine alte Furt, an der zwischen Oldenburg und Wildeshausen über Jahrhunderte die einzige Möglichkeit zum Überqueren des Grenzflusses zwischen der alten Grafschaft Oldenburg und dem Amt Wildeshausen bestand. Als 1860 die Dehland-Brücke fertiggestellt war, verlor der Hof Schohusen, trotz der dort seit dem 17. Jahrhundert nachgewiesenen Fähre für Personen- und Kleintiere, an Bedeutung.

Ein altes Einnahmeregister der Grafen von Oldenburg verzeichnet im Jahre 1428 mehrere Hofstellen in Sandhatten und Schohusen. Ferner befindet sich darin auch der Hinweis auf eine Kapelle, in der 1529 der Priester Kasselmann auf dem Heimweg von Oldenburg nach Wildeshausen ermordet wurde. Die Spuren dieser Kapelle aus der vorreformatorischen Zeit sind ebenso verschwunden wie auch jegliche Überreste der sogenannten „Luchtenborch“, lediglich der „Borgloh“ am westlichen Ortsrand von Kirchhatten erinnert an den mutmaßlichen Standort.

Bis zur Mitte des 17. Jahrhundert hatte sich Sandhatten derart entwickelt, dass die Bürger die Einrichtung einer Schulstube anstrebten, die 1656 vom Konsistorium genehmigt wurde. Seitdem wurden die Kinder im Ort unterrichtet, nachdem sie bis dahin die sogenannte Hauptschule in Kirchhatten besuchen mussten. Das erste eigene Schulgebäude dürfte in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut worden sein, das 1833 und zuletzt 1897 erneuert werden musste. Die selbständigen Dorfschulen wurden bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts aufgelöst, das ehemalige Schulgebäude an der „Leuchtenburger Straße“ befindet sich seit 1980 in Privatbesitz.

Um 1680 gab es im Bereich Sandhatten insgesamt 25 Haus- oder Hofstellen und als 1764 die gesetzliche Brandkasse eingeführt wurde waren es bereits 42. In der Beschreibung der Vogtei Hatten von 1801 werden unter Sandhatten immerhin 54 Wohnhäuser genannt, wobei das Dorf gegen Ende des 19. Jahrhunderts etwa 300 Einwohner und 50 Wohnhäuser umfasste.

Bei einem Großbrand im Mai 1852 wurde der nordöstliche Teil des Dorfes in Schutt und Asche gelegt. Insgesamt brannten zehn Wohnhäuser und 18 Nebengebäude nieder, 68 Personen waren vorübergehend obdachlos geworden, Mobiliar, Erntevorräte und Vieh wurden vernichtet, eine Person erlitt Brandverletzungen. Die Brandkatastrophe zog im gesamten Großherzogtum Oldenburg eine Welle der Hilfsbereitschaft nach sich, wodurch viele der Abgebrannten bereits im Herbst desselben Jahres neue Gebäude errichtet hatten.

Ortseingang von Sandhatten

Wenige Jahre nach dem Dorfbrand kam es zu einer festen Wegeverbindung zwischen den damaligen Kirchspielen Hatten und Huntlosen, denn 1860 konnte der Brückenbau bei Dehland in die Tat umgesetzt werden. Die über die Hunte führende hölzerne Brücke war zunächst von einer Aktiengesellschaft finanziert worden und gegen Bezahlung einer Überwegungsgebühr zu passieren. Dem Bau der Dehland-Brücke folgte 1872 die Einrichtung der Rieselwiesenbewirtschaftung, die erst 1958 aufgegeben wurde. Dabei handelte es sich um ein flächendeckendes System von Gräben und Schleusen zur Regulierung der Hunte, um die landwirtschaftlichen Flächen durch künstlich herbeigeführte Überflutungen zu verbessern.

Einige Jahre nach Ende des 1. Weltkrieges, nach dem Brand eines Bauernhofes am östlichen Ortseingang, dort wo es bereits 1852 zu der verheerenden Brandkatastrophe gekommen war, entschlossen sich die Einwohner 1926 zur Gründung der „Freiwilligen Feuerwehr Sandhatten“. 1894 kam es zur Gründung des heute noch bestehenden Männergesangsvereins Germania gekommen.

Zum Bekanntheitsgrad des Ortes dürfte auch die 1926 eingerichtete Jugendherberge am „Wöschenweg“ sowie die Sommerhäuser auswärtiger Kaufleute beigetragen haben. Nach dem 2. Weltkrieg wurde zunächst die Ausweisung von Wochenendgebieten vorangebracht und in den letzten drei Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts folgte die Ausweisung von Baugebieten. Landwirtschaftliche Selbstvermarkter und verschiedene Künstler das Dorf geprägt.

Im Jahre 1988 wurde Sandhatten in das Niedersächsische Dorferneuerungsprogramm aufgenommen, wovon insbesondere die Ortsdurchfahrt profitieren konnte, ferner wurde ein neues Feuerwehrhaus erbaut und der Dorfplatz umgestaltet.

Landschaft und Naturdenkmäler

Sandhatten und Umgebung verfügt über zwei Naturschutzgebiete und zwei Landschaftsschutzgebiete. Das Dorf grenzt an die Hunteniederung. Durch das Dorf schlängelt sich ein kleiner Bach („Wasserbreite“), der entsprechend des Landschaftsplanes der Gemeinde Hatten von größerer Bedeutung ist. Weiter grenzt das Waldgebiet „Barneführerholz“ im nördlichen Bereich an Sandhatten.

Auch einen „Berg“ gibt es südlich von Sandhatten. Der „Rakelsberg“ ist aber wohl eher eine Erhebung und kein Berg im herkömmlichen Sinne. Ausweislich des Landesraumordnungsprogramms ist der „Rakelsberg“ ein wichtiger Bereich für Arten und Lebensgemeinschaften.

In Sandhatten sind zwei Hünengräber zu finden. Eines befindet sich im Ort an der Haferkampstraße und das andere außerhalb der Ortschaft südlich von Sandhatten. Beim Neubau eines Hauses am „Bergweg“ wurde im Jahre 1998 ein Findling aus der Saaleeiszeit freigelegt. Dieser Stein hat vom Orts- und Bürgerverein einen Ehrenplatz an der Ecke „Mühlenbergsweg“ / „Huntloser Straße“ bekommen.

Weblinks

Sandhatten

53.009368.318977Koordinaten: 53° 1′ N, 8° 19′ O


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