Sanfter Tourismus

Sanfter Tourismus
Fahrradtransport im ÖPNV
Barfußpfad
Swingolfanlage
Hofladen

Sanfter Tourismus (auch: Nachhaltiger Tourismus[1][2]) ist eine Form des Reisens, die drei wesentliche Anliegen verfolgt:

  1. so wenig wie möglich auf die bereiste Natur einzuwirken bzw. ihr zu schaden,
  2. die Natur möglichst nah, intensiv und ursprünglich zu erleben,
  3. sich der Kultur des bereisten Landes möglichst anzupassen.

Dadurch wird versucht, die negativen Auswirkungen des Massentourismus in den Urlaubsgebiete zu verringern, z;B. vermeidet der sanfte Tourismus, die natürlichen Gegebenheiten am Urlaubsort zu verändern. Die Anreise soll mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) möglich sein. Im Urlaubsgebiet reduziert man die verkehrsmäßige Erschließung auf ein Minimum, die Gäste sollen sich stattdessen auf die ursprünglichen Weise fortbewegen, das heißt überwiegend zu Fuß, ggf. mit Booten oder Reittieren. Auch die Unterkünfte sind einfach und im Stil des jeweiligen Landes gehalten.

Der sanfte Tourismus macht es sich zum Ziel, die Eigenart des bereisten Gebiets unverfälscht und „mit allen Sinnen“ erlebbar zu machen. Mit dieser Eigenart sind sowohl natürliche als auch kulturelle Charakteristika gemeint (Stadtführungen). Dabei soll das Leben der ansässigen Bevölkerung möglichst wenig beeinträchtigt werden, wodurch auch der Besucher einen möglichst unverfälschten Eindruck von der bereisten Kulturzone erhält.

Beispielhafte Angebote des sanften Tourismus sind:

  • Themenwanderwege, die durch geschickte Besucherlenkung geschützte Bereiche mit versteckten Beobachtungsstationen erlebbar machen.
  • Barfußpfads, die einen ursprünglichen Naturkontakt und auch gesundheitlichen Nutzen vermitteln.
  • Swingolfanlagen, die eine vereinfachte Golfspielvariante darstellen und durch örtliche Initiativen aus eigener Kraft entwickelt werden.
  • Hofläden, die mit lokal erzeugten Lebensmitteln handeln.

Den Begriff des sanften Tourismus prägte und umschrieb erstmals Fred Baumgartner 1977 in seinem Beitrag „Tourismus in der Dritten Welt – Beitrag zur Entwicklung?“ (Neue Zürcher Zeitung NZZ vom 16. September 1977). Robert Jungk vertiefte 1980 in einem Artikel in der Zeitschrift GEO den Begriff. Als Erweiterung des sanften Tourismus kann der Begriff integrativer Tourismus verstanden werden, der 1995 von den Naturfreunden und dem Institut für Integrativen Tourismus und Freizeitforschung geprägt wurde. Integrativer Tourismus fördert diesen Vereinigungen zufolge die Vernetzung des Tourismus mit allen anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen im Rahmen einer eigenständigen Regionalentwicklung und fordert die Mitverantwortlichkeit der Reisenden für die Tourismusregionen. Die deutsche Bundesregierung hat 2006 eine Beratungsstelle für Nachhaltige Tourismusentwicklung gegründet.

Die Landesregierung von Baden-Württemberg hat im März 2008 das Sonderprogramm Sanfter Tourismus gestartet. Im Rahmen dieses Sonderprogramms können im Land Baden-Württemberg investive Vorhaben zur Verbesserung der Tourismusinfrastruktur in den Bereichen des Sanften Tourismus gefördert werden. Dazu zählen insbesondere

Mit diesem Sonderprogramm soll die Tourismuswirtschaft des Landes Baden-Württemberg vor dem Hintergrund struktureller Herausforderungen wie dem Klimawandel und der demografischen Entwicklung gestärkt werden.

Literatur

  • Torsten Kirstges: Sanfter Tourismus. Chancen und Probleme der Realisierung eines ökologieorientierten und sozialverträglichen Tourismus durch deutsche Reiseveranstalter. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Oldenbourg, München und Wien 2003, ISBN 978-3-486-25756-4

Einzelnachweise

  1. Martin Schmied: Traumziel Nachhaltigkeit. Innovative Vermarktungskonzepte nachhaltiger Tourismusangebote für den Massenmarkt. Springer, Heidelberg 2009, ISBN 978-3-7908-2095-9.
  2. Helmut Schneider (Hrsg.): Nachhaltigkeit als regulative Idee in der geographischen Stadt- und Tourismusforschung. LIT, Hamburg 2006, ISBN 978-3-8258-7814-6.

Weblinks


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