Santa Prisca

Santa Prisca
Basisdaten
Patrozinium: Hl. Prisca
Weihetag:
Kardinalpriester: Justin Francis Rigali
Anschrift: Piazza di Santa Prisca, 1
00153 Roma
Fassade der Kirche

Santa Prisca ist eine Kirche in Rom. Sie ist eine der ältesten Titelkirchen Roms sowie Oratorium der Augustiner-Eremiten und Stationskirche. Bekannt ist sie weniger wegen des Kirchenbaus als solchem, sondern wegen der darunterliegenden Reste antiker römischer Bebauung, vor allem des Mithräums.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Die Kirche liegt im XII. römischen Rione Ripa auf dem Aventin, etwa 250 Meter südwestlich des Circus Maximus.

Geschichte und Baugeschichte

Der Legende nach steht die Kirche auf der Stelle, auf der sich ursprünglich das Haus des ersten christlichen Ehepaares, einer gewissen Prisca und eines Aquila, befunden haben soll.[1] Die Apostel Petrus und Paulus sollen Gäste in diesem Haus gewesen sein.[1] In unmittelbarer Nähe soll sich ein der Diana geweihter Tempel befunden haben.[1] Nachdem durch das Edikt Kaiser Theodosius’ I. von 391 die christliche Religion Staatsreligion wurde und alle heidnischen Kulte verboten waren, wurde ein Jahrhundert später, um 499, an dieser Stelle ein Kirchengebäude errichtet[2], dabei wurden das Mithräum und der Dianatempel zerstört.[1] Dieses Gebäude wurde in karolingischer Zeit im Jahre 722 restauriert.[2] Ihre heutige bauliche Gestalt erhielt die Kirche nach Zerstörungen durch den Normanneneinfall unter Robert Guiscard 1084[1] durch die folgenden Umbauten im 11. Jahrhundert. Spätere Umbauten erfolgten noch 1456, 1600 und zuletzt 1660, dabei entstand das heutige barocke Aussehen der Kirche.

Äußeres

Die kleine schlichte Fassade stammt von Carlo Lambardi aus dem Jahre 1660.[3] Das Portal wird von zwei hochgesockelten Vollsäulen mit Kompositkapitellen flankiert und einer schlichten Ädikula überkrönt. Die weiteren Wandflächen werden durch jeweils zwei sich über die gesamte Mauerfläche ziehende breite Pilaster mit Kapitellen ionischer Ordnung gegliedert. Oberhalb des Architravs erhebt sich der einfache Dreiecksgiebel, mit wenigen Ausnahmen (Kapitelle, ein querovales Fenster mit Rahmung oberhalb des Portals sowie die Ädikula und der Architrav) das einzige Fassadenelement, das in Marmor ausgeführt wurde. Die gesamte Front besteht sonst nur aus Ziegelmauerwerk.

Inneres

So einfach wie die Fassade ist auch das Innere der Kirche gehalten. Vom baulichen Typ handelt es sich um eine Arkadenbasilika, in die Pfeiler der beim Umbau 1660 barockisierten Kirche wurden 14 antike Säulen gestellt. Die Apsis wurde um 1600 ausgemalt.[2] Das Baptisterium der Kirche enthält einen Taufstein, der ursprünglich das Marmorkapitell einer Säule dorischer Ordnung war. Der Legende nach soll er als Taufbecken dem Apostel Petrus gedient haben, allerdings stammt das Kapitell erst aus der Mitte des zweiten Jahrhunderts.[2]

Mithräum

Kopf des Helios aus dem Mithräum, heute im Nationalmuseum

Unter der Kirche befinden sich verschiedene Reste antiker römischer Bebauung, diese wurden seit 1934 ergraben.[4] Das Mithräum gilt neben dem Mithräum unter San Clemente als eines der besterhaltenen in Rom. Der Zugang zu den unterirdischen Räumen befindet sich im rechten Seitenschiff.

Geschichte

Der Hof eines ursprünglich etwa um 95 n. Chr. erbauten Hauses wurde um 110 zu einer Wohnung umgebaut, gleichzeitig wurde im südlich angrenzenden Haus ein Nymphäum mit einer Apsis errichtet. Wiederum südlich davon wurde gegen Ende des 2. Jahrhunderts ein zweischiffiges Gebäude errichtet: auf ihm steht heute die Kirche. Zu dieser Zeit wurde wohl in einen östlich gelegenen Saal des 110 umgebauten Hauses das Mithräum errichtet.[4] Nach einer Inschrift in einer großen Nische des Hauptraumes wurde hier ein Anhänger des Mithraskultes am 21. November 202 n. Chr. „geboren“, d. h. in die Mysterien eingeführt. Demnach muss die Kultstätte spätestens zu diesem Zeitpunkt bestanden haben und in Gebrauch gewesen sein.[5]

Ein heutiger Besucher betritt zunächst das Nymphäum, daran anschließend die Krypta der Kirche, auch sie wurde in Form dreier Arme eines Kreuzes mit einem Tonnengewölbe in die vorhandene römische Bebauung eingefügt; die Wandmalereien hier entstammen dem Frühbarock. An die Krypta schließt sich der Hauptraum des Mithräums an, ursprünglich aus zwei Räumen (Vorraum und Hauptraum) bestehend, später durch Verbreiterung des Durchganges auf die Gesamtlänge von 17,50 Metern bei einer Breite von 4,20 Metern erweitert.[6] Der Raum wird von einem Tonnengewölbe bedeckt, an den Längsseiten sind Bänke herausgemeißelt.

Die links des Hauptraumes sich befindlichen Räume wurden möglicherweise für Initiationsriten o. ä. gebraucht.

Malereien

Das Bemerkenswerteste im Hauptraum sind die erhaltenen Wandmalereien oberhalb der Bänke, es wurden zwei Farbschichten gefunden, allerdings mit thematisch sehr ähnlichen Malereien. Es handelt sich um verschiedene männliche Gestalten, sie sind teilweise nur noch fragmentarisch erhalten. Die dargestellten Anhänger des Mithraskultes gehören den sieben verschiedenen Weihegrades des Mithraskultes an. An der rechten Seite dargestellt ist eine Prozession von Mithrasanhängern, die Beischriften lauten[7] von links nach rechts:

Nama [patribus] / ab oriente / ab occidente[m] / tutela Saturni.
[na]ma tute[l]a S[ol]is.
nama b[el]iodrom[i]s / t[utela...
[na]ma persis / tutela [mer]curis.
nama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovis.
nama militibus / tutela Mart[is]
nama nym[phis] / tut[ela] ...
[n]a[ma] nymph[i]s / tut[ela Ve]n[eri]s.

Die sieben Weihegrade des Mithraskultes waren Corax (Rabe), Nymphus, Miles (Soldat), Leo (Löwe), Perses (Perser), Heliodromus und Pater (Vater), jedem der Grade ist ein Planet zugeordnet.

Nach Coarelli lässt sich die Formel ungefähr so übersetzen, hier als Beispiel ''nama l[e]on[i]b[us] / tutela Iovis.: „Ehre dem Löwen, die von Jupiter beschützt werden“, wobei das Wort Nama aus dem Persischen stammen soll und etwa Verehrung oder Ehre bedeutet.

Weiterhin auf der rechten Seite befinden sich abermals sechs Gestalten. Sie gehören zum Weihegrad der Leones und tragen jeweils verschiedene Tiere bzw. einen Mischkrug. Diese Darstellungen setzen sich auf der linken Seite fort, am Ende der Prozession ist eine Grotte mit vier Gestalten gemalt, dabei handelt es sich bei zwei der Abgebildeten um Mithras und Sol.

Sonstige Funde

Am Anfang des Hauptraumes befinden sich links und rechts zwei Nischen, hier waren Figuren der Mithrasbegleiter Cautes und Cautopates eingestellt.[6] In der abschließenden Rundnische befindet sich ein Relief des Mithras, der den Stier tötet, davor befindet sich die liegende Gestalt eines Oceanus/Saturnus. Die sonstigen Funde der Ausgrabungen (Plastiken, Gebrauchsgegenstände, Inschriften usw.) befinden sich in einem kleinen Museum, das in die unterirdischen Räume integriert ist.

Siehe auch

Liste der Kardinalpriester von Santa Prisca

Einzelnachweise

  1. a b c d e Rosendorfer: Kirchenführer Rom, S. 228.
  2. a b c d Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, S. 266.
  3. Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom, S. 88.
  4. a b Coarelli, Rom – Ein archäologischer Führer, S. 322.
  5. Coarelli, Rom – Ein archäologischer Führer, S. 324.
  6. a b Coarelli, Rom – Ein archäologischer Führer, S. 323.
  7. Alle Beischriften nach Coarelli, Rom – Ein archäologischer Führer, S. 324–325.

Literatur

  • Filippo Coarelli: Rom – Ein archäologischer Führer. Neubearbeitung von Ada Gabucci. Zabern, Mainz 2000, ISBN 3-8053-2685-8, S. 322–326.
  • Stefan Grundmann (Hrsg.): Architekturführer Rom. Menges, Stuttgart/London 1997, ISBN 3-930698-59-5.
  • Herbert Rosendorfer: Kirchenführer Rom. 3. Aufl. Edition Leipzig, Leipzig 2005, ISBN 3-361-00485-3.
  • Manfred Wundram (Hrsg.): Reclams Kunstführer, Italien. Band V. Rom und Latium. Reclam, Stuttgart 1981, ISBN 3-15-008679-5.

Weblinks

 Commons: Santa Prisca – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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