Santa Sabina (Kirche in Rom)

Santa Sabina (Kirche in Rom)
Santa Sabina
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Die Basilika Santa Sabina all’Aventino ist eine römisch-katholische Kirche in Rom. Sie wurde unter Papst Coelestin I. (422 bis 432) gebaut, wohl aber erst unter seinem Nachfolger Sixtus III. endgültig fertiggestellt. Damit gehört sie zu den ältesten und wichtigsten christlichen Basiliken in der Stadt (fast gleichzeitig entstand Santa Maria Maggiore). Santa Sabina liegt auf dem Aventin-Hügel in Rom, ca. 400 m südwestlich vom Circus Maximus.

Die Kirche wurde dort errichtet, wo nach einer alten Legende das Haus der um das Jahr 125 getöteten Märtyrerin Sabina gestanden haben soll. In der Tat befand sich bis zur Bauzeit der Kirche auf dem Aventin eine vornehme Wohngegend. Die damalige Straßenführung und die Grundmauern der abgerissenen Häuser haben die Ausrichtung der Kirche festgelegt. Reste dieser Häuser sind bis heute sichtbar u.a. in die südliche Seitenschiffwand der Kirche einbezogen worden.

Wie auch bei den meisten anderen Titelkirchen in Rom nimmt man heute eher an, dass der Name Sabina sich ursprünglich nicht auf eine Heilige, sondern auf eine der Stifterinnen der Kirche bezogen hat. Als hauptsächlicher Stifter und gleichzeitig Architekt des Bauwerks wird in einer erhaltenen Inschrift (an der Innenseite der Fassade über dem Eingang) Petrus aus Illyrien genannt.

Inhaltsverzeichnis

Das hölzerne Eingangsportal mit der ältesten Kreuzigungsdarstellung

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Die Tür aus Zypressenholz aus dem Jahre 432 gilt als eine der ältesten existierenden Türen einer christlichen Kirche. Die geschnitzten Bilder behandeln biblische Themen; von 28 sind 18 erhalten geblieben. Da man den Inhalt der verlorenen Tafeln nicht genau kennt, lässt sich die ursprüngliche Abfolge nicht mehr rekonstruieren. Die Bilder waren mit hoher Wahrscheinlichkeit bemalt. Eine der Tafeln ist besonders berühmt: enthält sie doch die älteste bekannte Kreuzigungsdarstellung.

Die Kreuzigung war nicht immer das wichtigste Thema des christlichen Bildkreises, zu dem sie erst später wurde. Richtiger wäre für diese Darstellung hier auch eher die Bezeichnung „Christus am Kreuz“ und nicht „Der gekreuzigte Christus“, da nicht der Akt der Kreuzigung, sondern sein Ergebnis dargestellt wird. Die Entstehungsgeschichte der Kreuzigungsdarstellung in der Kunst ist in manchen Punkten noch strittig. Einer der ersten vorbereitenden Versuche ist diese Darstellung hier. Christus ist hier im 5. Jahrhundert noch in der Stellung des Oranten, also des Anbetenden zwischen den beiden Schächern gezeigt, also eigentlich nicht als Gekreuzigter. Das Kreuz ist nur angedeutet, als Symbol oder als Zeichen dazugegeben.

Seit der Entstehung der christlichen Kunst war die Kirche mit der bildlichen Darstellung des Opfertodes Christi sehr zurückhaltend. In der Anfangszeit wurde dieses Motiv nur durch Symbole wie das Kreuz oder das Lamm und ähnlichen Andeutungen wiedergegeben. Erst im 6. Jahrhundert entstehen die ersten historischen Kreuzigungsbilder, auf denen Christus deutlich erkennbar an das Kreuz genagelt ist, anfangs aber noch als Lebender wie hier, als Bild der Erlösung.

Erst im 11. Jahrhundert verschwindet der anrüchige Eindruck, der mit der Darstellung des Todes verbunden war. Die romanischen Künstler haben das Thema des Todes noch mit einer gewissen Vorsicht behandelt, die Wundmale sind entweder gar nicht vorhanden oder nur leicht angedeutet. In der gotischen Epoche und vor allem zum Ende des Mittelalters wurden die Zeichen des Todes dagegen so stark herausgearbeitet, dass die Gläubigen tief bewegt waren und das Ereignis in all seinen Schrecken nach erlebten.

Architektur

Die Kirche hatte drei Portale, von denen eines durch den später hinzugefügten Campanile verbaut wurde. Als Rahmen dieser Eingangstüren wurden Spolien aus antiken Bauten verwendet.

Namenszug "Rufenus"

Solche Spolien sind auch die 24 kannelierten Säulen aus Marmor in der korinthischen Ordnung, die das Mittelschiff von den Seitenschiffen trennen. Anders als in anderen Kirchen der damaligen Zeit, in die man alle Arten von antiken Säulen, die von der Größe ungefähr zueinander passten, einbaute, sind die Säulen in Santa Sabina einheitlich, stammen also alle aus dem gleichen antiken Gebäude. Ähnliches gilt für die Basen und Kapitelle. Dies hatte sicher seinen Preis und belegt den Aufwand, der bei Errichtung der Kirche betrieben wurde. (Auf einer der Säulen der linken Reihe ist der Name Rufenus eingeritzt; möglicherweise ist dies der Name des Händlers, bei dem die Säulen erworben wurden.)

Santa Sabina gehörte zu den frühesten Kirchen, in denen über den Säulen Rundbögen das bis dahin traditionelle waagerechte Gebälk, den Architrav, verdrängt und damit ein entscheidendes neues Stilmittel in die Architekturgeschichte eingeführt haben. Die waagerechte Ausrichtung des Raumes im römischen Tempelbau wurde hier verlassen und Tendenzen sichtbar, den Raum vertikal zu gliedern. Der jetzt benutzte Rundbogen stellte eine Verbindung zur oberen Fensterzone her, wo sich das Bogenmotiv wiederholt. (Die Arkadenzone des Erdgeschosses und die Fensterzone wurden später in romanischen Kirchen durch begleitende Pilaster und Halbsäulen noch mehr aufeinander bezogen und zu einer Einheit zusammengefasst. Der Kirchenraum wurde in der Folge zunehmend durch Joche gegliedert – eine Entwicklung, die in der Gotik ihren Höhepunkt und Abschluss gefunden hat. In Santa Sabina sieht man einen der ersten Schritte in diese Richtung.)

Über den Bögen wurde ein Fries angebracht (als Andeutung des nicht verwendeten Architravs ?), in dem durch Porphyr- und Marmorplatten liturgische Geräte dargestellt sind. Solche Inkrustationen, die erheblich kostspieliger als Bemalungen waren, schmückten auch den unteren Bereich der Apsis; die heutigen Verkleidungen dort sind nicht original, aber dem früheren Zustand nachempfunden.

Über dem erwähnten Fries erstreckt sich die Fensterzone. Es ist anzunehmen, dass der breite Wandstreifen über den Arkaden ursprünglich bemalt oder mosaiziert war, wie es der damaligen Praxis entsprach und besonders in Ravenna noch eindrucksvoll erhalten ist. Die Fenster sind außerordentlich groß (die Wandbreite zwischen den Öffnungen beträgt jeweils nur 1,20 m, was erhebliche bautechnische Erfahrung voraussetzte) und tauchen das Mittelschiff in helles Licht. Durch diese Lichtfülle wurde das Mittelschiff als zentraler Ort gegenüber den eher dunklen Seitenschiffen betont. Das Gitterwerk der Fenster ist nicht original; es ist aus Gipsstein einigen erhaltenen Fragmenten nachgebildet. Wie im ursprünglichen Bau bestehen die Scheiben aus Glimmer oder getöntem Glas. Der Raumeindruck ist also heute nahezu identisch wie zur Erbauungszeit.


Wie die Seitenwände, so war auch die Apsis mit einem großflächigen Mosaik geschmückt. Reste haben sich bis heute erhalten. Das heutige Bild stammt aus dem 16. Jahrhundert. Wie prächtig die Mosaike gewesen sein müssen, zeigen die erhaltenen Reste an der Innenseite der Eingangswand. Dieses Mosaik stellt neben der Stiftungsinschrift links die Judenkirche und rechts die Heidenkirche dar.

Die Schranken aus Marmor im Chorraum, die den Bereich der Priester von dem der einfachen Gläubigen trennte, wurden in den Jahren 824827 im Auftrag des Papstes Eugen II. errichtet, allerdings bei der letzten Restaurierung (1936-39) neu zusammengefügt. Auch der Fußboden stammt aus dieser Zeit; original sind nur einige Teile im rechten Seitenschiff.

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Der Turm stammt aus dem zehnten, die heutige Vorhalle aus dem zwölften Jahrhundert. 1219 (1222 ?) übergab Papst Honorius III. die Kirche dem Heiligen Dominikus für seinen neuen Orden. In der Folge wurde eine Klosteranlage gebaut. Aus dieser Zeit stammt auch der Kreuzgang. Hier lehrte u.a. Thomas von Aquin, wodurch der Ort eine besondere Berühmtheit erlangte.

Weitere Umbaumaßnahmen und Restaurierungen gab es im 16., 17. und 18. Jahrhundert sowie in den Jahren 19141919; bei der letzten zwischen 1936 und 1939 hat man versucht, einen möglichst originalen Zustand wiederherzustellen.

Die Basilika ist heute eine der beliebtesten Hochzeitskirchen der Stadt. Vom östlich gelegenen Park hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt.

Literatur

  • Heinz-Joachim Fischer, Rom: Zweieinhalb Jahrtausende Geschichte, Kunst und Kultur der Ewigen Stadt, DuMont Buchverlag, Köln 2001, ISBN 3-7701-5607-2, S. 334–335.
  • Anton Henze, Kunstführer Rom, Philipp Reclam, Stuttgart 1994, ISBN 3-15-010402-5, S. 261–263.
  • Hugo Brandenburg, Die frühchristlichen Kirchen in Rom, Schnell und Steiner Verlag, Regensburg 2005, ISBN 3-7954-1656-6, S. 167 - 176..
  • Gisela Jeremias, "Die Holztür der Basilika S. Sabina in Rom. Unter Verwendung neuer Aufnahmen von Franz Yver Barl, Verlag Ernst Wasmuth, Tübingen 1980, ISBN 3-8030-1454-9

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Santa Sabina (Rome) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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