Sayyid Ajall

Sayyid Ajall

Sayyid al-Ajall Shams al-Din Umar al-Bukhari (赛典赤·赡思丁; pinyin: Sàidiǎnchì Zhānsīdīng; * um 1210 in Buchara; † 1279) war ein namhafter Beamter der Yüan-Dynastie und der erste Statthalter Chinas in der Provinz Yünnan. Auf ihn und seinen Anhang geht zudem die Einführung des Islams in dieser Provinz zurück.

Inhaltsverzeichnis

Aufstieg

Er stammte ursprünglich aus Buchara und wird daher auch mit dem Namenszusatz al-Bukhari bedacht. Der Titel Sayyid (al-)Ajall deutet auf eine Abstammung von der Familie des Propheten hin.[1] Als Knabe erlebte er die Eroberung durch die Mongolen und diente später den Khanen in verschiedenen Ämtern. Anfang der 50er Jahre gehörte er z.B. zum Stab von Machmud Jalatwatsch († 1254), der damals Statthalter von Nordchina und einer der wichtigsten Beamten des Reiches war. Anfang der 60er Jahre hatte er in der Zentralregierung mehrere Spitzenpositionen gleichzeitig bzw. auch kurz nacheinander inne. So war er zuständig für den Ackerbau und die politischen Affären, dann die Papiergeldemission, die öffentlichen Arbeiten, die Verwaltung von Shaanxi und Sichuan einschließlich der dortigen militärischen Operationen.[2] Der persische Geschichtsschreiber Raschid ed Din beschreibt seine Verwaltungsaffären als absolut tadellos (zirka 1303).

Statthalter Yünnans

1273 wurde er Statthalter der angesichts ihrer strategischen Lage und Goldvorkommen für den Yüan-Hof bedeutsamen Provinz Yünnan und blieb es bis zu seinem Tod.[3] Die Provinz wurde mit seiner Ernennung faktisch an China angegliedert und ist es bis heute.

Als Statthalter Yünnans bemühte er sich um ein gutes Verhältnis zu den ansässigen Bevölkerungsgruppen, um Stabilität und Integration, wodurch die Einheimischen von den Vorteilen der Zugehörigkeit zu China überzeugt werden sollten. Sayyid Ajall musste die Verwaltung Yünnans funktionell neu aufbauen, Bevölkerungszählung, Postwesen und Steuereintreibung organisieren. Er veranlasste den Bau der ersten beiden Moscheen in dieser Provinz, aber auch den Bau von konfuzianischen, buddhistischen, daoistischen Tempeln einschließlich konfuzianischer Schulen, dazu Bewässerungsarbeiten um Kunming. Und er ermutigte auch den Handel und die Übernahme kultureller Vorstellungen aus China (z.B. bei Heirat, Begräbnis). Schließlich ließ er sich eigene Truppen unterstellen, um nicht von den Launen plünderungswütiger Prinzen abhängig zu sein und so die Bevölkerung zu schonen.

Erbe

Obwohl Sayyid Ajall allenfalls indirekt Islamisierungspolitik betrieb, markiert sein Erscheinen und das seines Stabes doch auch die erfolgreiche Einführung des Islams in dieser Region (vgl. auch Hui-Chinesen). Seine Söhne Nasr ed Din[4] und Husain folgten ihm in der Verwaltung der Provinz Yünnan nach und setzten sein Werk fort. In der Folgezeit hatte seine Familie weniger Glück, aber der berühmte Seefahrer Zheng He war sein Ur-Ur-Urenkel und stammte aus Yünnan.[5]

Anmerkungen

  1. J. J. Saunders: The History of the Mongol Conquests, S. 235. Rachewiltz u.a.: In the service of the Khan, S. 467. Sein gleichnamiger Großvater unterwarf sich 1220 vor Buchara den Mongolen, sein Vater diente ihnen als Geisel. Entferntere Vorfahren sind nicht bekannt.
  2. Rachewiltz u.a.: In the service of the Khan, S. 472 ff.
  3. Parallel zu seiner Verwaltung existierte noch das alte Königshaus von Dali, seit dem Feldzug von 1253/4 im Vasallenstatus zu China. Es wird bis 1382 erwähnt.
  4. Nasr ed Din befehligte 1277 einen Feldzug gegen Burma. 1279–91 war er Statthalter in Yünnan. 1292 wurde er aufgrund von Unterschlagungen hingerichtet.
  5. Shih-Shan Henry Tsai: Perpetual Happiness: The Ming Emperor Yongle, Washington Press 2002, S. 38; E. J. van Donzel: Islamic Desk Reference: Compiled from the Encyclopaedia of Islam, Brill-Verlag 1994, S. 67

Literatur

  • Igor de Rachewiltz, Hok-lam Chan, Hsiao Ch'i-ch'ing, Peter W. Geier u.a.: In the Service of the Khan - Personalities of the Early Mongol-Yüan Period, Wiesbaden 1993
  • Jacqueline Misty Armijo-Hussein: Sayyid 'Ajall Shams Al-Din: A Muslim from Central Asia, Serving the Mongols in China, and Bringing „civilization“ to Yunnan, Harvard University, 1996
  • Susan Mann, Yu-Yin Cheng: Under Confucian Eyes. Writings on Gender in Chinese History. University of California Press, 2001

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