Schalstein

Schalstein

Der Schalstein, auch Blatterstein,[1] ist ein gering metamorphes vulkanoklastisches Gestein basaltischer Zusammensetzung, das im Devon des Rheinischen Schiefergebirges und des Harzes zum Teil mächtige Schichtfolgen bildet.

Inhaltsverzeichnis

Namensherkunft

Die Bezeichnung „Schalstein“ wurde von nassauischen Bergleuten geprägt, da das Gestein beim Abbau von Eisenerz wegen seiner Schieferung oft schalenförmig spaltete. Der Begriff wurde 1789 von Johann Philipp Becher in seinem Werk „Mineralogische Beschreibung der Oranien-Nassauischen Lande“ in die geologische Literatur eingeführt, und diente seitdem als Überbegriff für paläozoische vulkanoklastische Gesteine. Heute wird der Begriff in der Geologie nur als stratigrafische Sammelbezeichnung verwendet, da die unter dieser Bezeichnung zusammengefassten Gesteine dem Mittel- und Oberdevon entstammen und somit unterschiedlich alt sind.

Gestein und Entstehung

Der Schalstein ist aufgrund der Verschiedenheit der unter diesem Begriff zusammengefassten Gesteine von sehr unterschiedlichem Aussehen. Meist besitzt er eine graue, grünliche, gelbliche oder rötliche Farbe oder ist fleckig. Häufig ist das Gestein geschiefert, oft auch massig-strukturlos. Kalkspat ist nicht selten in Nestern und Trümern beigemengt. Die ursprüngliche Grundmasse aus vulkanischem Gesteinsglas (Sideromelan) ist heute meist verändert, und ihre Haupt-Bestandteile sind nur unter dem Mikroskop anhand charakteristischer Formen als Bruchstücke vulkanischer Gläser zu erkennen. Häufig enthält der Schalstein Trümmer von Nebengestein, sowohl vulkanischer wie sedimentärer Herkunft.

Das Gestein entstand als untermeerische Ablagerung von Vulkanaschen im Zusammenhang mit der Bildung von ausgedehnten untermeerischen Vulkanbauten, die sich im Devon auf dem passiven Kontinentalrand des Rhenoherzynikums aufbauten. Zusammen mit dem Schalstein waren Lavaströme an der Bildung der untermeerischen Vulkane beteiligt. Einige der Vulkanbauten überragten den Meeresspiegel, so dass Atolle entstanden. Verbunden mit dem Vulkanismus war der Ausstoß mineralreicher Wässer am Meeresgrund, so dass sich ausgedehnte Lagerstätten von Eisenerzen (Roteisenstein) bilden konnten. Aus diesem Grund kommt der Schalstein heute vielfach zusammen mit Kalkstein und Roteisenstein vor. Der ebenfalls häufig in Zusammenhang mit dem Schalstein vorkommende Phosphorit entstammt der Verwitterung der Kalksteine.

Vorkommen

Die ausgedehntesten Vorkommen von Schalsteinen sind aus der Lahn- und Dillmulde des rechtsrheinischen Schiefergebirges südlich, südöstlich und östlich des Westerwaldes bekannt. Sie finden sich als Fortsetzung der Schiefergebirgsvorkommen darüber hinaus im Harz, so etwa in der Umgebung von Clausthal-Zellerfeld und vor allem bei Elbingerode.

Die Bezeichnung Schalstein wurde auch auf vulkanoklastische Gesteine außerhalb des Rheinischen Schiefergebirges und des Harzes angewandt, so etwa auf silurische Vulkanite bei Prag.[2]

Das Gestein – vor allem in seiner massigen Variante – wurde in seinen Vorkommensgebieten häufig als Baumaterial verwendet, so etwa für Häuser, Kirchen und Brückenbauten.[3] Da es jedoch sehr verwitterungsempfindlich ist, ist die Erhaltung und Restaurierung daraus erbauter Bauwerke problematisch.[4]

Bilder

Einzelnachweise

  1. Schalstein. Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888–1890
  2. August Reuss: Mineralogische Notizen aus Böhmen. Über silurische Schalsteine und das Eisenerzlager von Auval bei Prag. Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, Bd.25, S. 341–363
  3. J. M. Deinhard: Beschreibung der Elbbachbrücke Niederhadamar - St. Wendelinbrücke. Steinbrücken in Deutschland, 1988, ISBN 3-7640-0240-9
  4. Die Konservierung des Heidenportals am Wetzlarer Dom. Neuartige Ansätze zur Erhaltung eines Problemgesteins. Abschlussbericht zum DBU-Projekt AZ 19537: Modellhafte Konservierung und Restaurierung umweltgeschädigten Schalsteins am romanischen Heidenportal des Wetzlarer Domes.

Literatur

  • Joe-Dietrich Thews: Erläuterungen zur Geologischen Übersichtskarte von Hessen 1:300.000. In: Geologische Abhandlungen Hessen. 96, Hessisches Landes-Amt für Bodenforschung, Wiesbaden 1996, ISBN 3-89531-800-0, S. 122f.
  • Heinz-Dieter Nesbor, Werner Buggisch, Heiner Flick, Manfred Horn, Hans-Joachim Lippert: Vulkanismus im Devon des Rhenoherzynikums. Fazielle und paläogeographische Entwicklung vulkanisch geprägter mariner Becken am Beispiel des Lahn-Dill-Gebietes. In: Geologische Abhandlungen Hessen. 98, Hessisches Landesamt für Bodenforschung, Wiesbaden 1993, ISSN 0341-4043.
  • Kurt Mohr: Geologie und Minerallagerstätten des Harzes. 2. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung, Stuttgart 1993, ISBN 3-510-65154-5, S. 52–65.

Weblinks


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