Schartentiefe

Schartentiefe

Unter der Schartenhöhe (auch als Prominenz oder Schartentiefe bezeichnet) versteht man in der Geographie die Höhendifferenz zwischen einem Berggipfel und der höchstgelegenen Einschartung, bis zu der man mindestens absteigen muss, um einen höheren Gipfel zu erreichen.[1]

Die Schartenhöhe ist daher ein Maß für die Selbstständigkeit eines Berges und neben der Dominanz ein wichtiges Kriterium, einen Gipfel als Berg zu klassifizieren. Je größer die Schartenhöhe ist, desto freistehender wirkt ein Berg. Bei einer Erhebung auf einem Grat ist die Schartenhöhe meist sehr gering, und man spricht dann von einem Nebengipfel oder einer Graterhebung und nicht von einem freistehenden Berg.

Abweichend davon bezeichnet Schartenhöhe gelegentlich einfach die Höhe der Scharte über dem Meeresspiegel und ist dann von der Prominenz zu unterscheiden.[2]

Schartenhöhe eines Berges

Inhaltsverzeichnis


Hochgebirge

In den Alpen gilt ein Gipfel als eigenständig, wenn seine Schartenhöhe mindestens 30 Meter beträgt.[3] Um bei einer Erhebung auch von einem eigenständigen Berg zu sprechen, gilt in den Alpen ein Mindestmaß von ca. 100[4] bis 300[5] Metern Schartenhöhe. Im Himalaya sind sogar 500[6] Meter erforderlich.

Als Beispiel sei der Große Hundstod (2593 m) in den Berchtesgadener Alpen angeführt. Um von ihm zu einem höheren Gipfel zu gelangen, muss man mindestens bis zur Dießbachscharte (2119 m) absteigen, über die man z. B. zum Selbhorn (2655 m) im Steinernen Meer gelangen kann. Damit ergibt sich hier eine Schartenhöhe von 474 Metern. Hier ist auch ersichtlich, dass die Schartenhöhe nicht zwingendermaßen der Höhe eines Gipfels über derjenigen Scharte entspricht, die zum nächstgelegenen höheren Berg führt. Denn der nächstgelegene höhere Berg wäre in diesem Fall eigentlich der Watzmann (2713 m), allerdings muss man, um zu diesem zu gelangen, noch weiter absteigen, nämlich zum 1774 Meter hoch gelegenen Trischübelpass. In der obigen Grafik ist eine ähnliche Situation dargestellt.

Mittelgebirge

Will man die obigen Überlegungen in tiefere Regionen übertragen, muss man die Zahlen anpassen, da Schartenhöhen von 300 m dort höchst selten sind.

Zum Beispiel ist die Scharte zwischen den beiden höchsten Gipfeln des Thüringer Waldes, dem Großen Beerberg (983 m) und dem Schneekopf (978 m) nur etwa 60 m tief bei einer Dominanz des kleineren Schneekopfes von 1,6 km (was hier fast identisch mit der Entfernung zwischen beiden Gipfeln ist). Trotzdem werden beide Berge überall und unangezweifelt als unabhängige Gipfel geführt, was auch dem optischen Erscheinungsbild entspricht.

Hingegen sind die sich westlich an den Großen Beerberg anschließenden Erhebungen Sommerbachskopf (941 m) und Wildekopf (943 m) bei 800 m Dominanz und nur 20 m Schartenhöhe zweifelsfrei Nebengipfel des erwähnten Berges.

Allerdings ist es nicht einfach, für Höhenlagen dieser Größenordnung eine feste Zahl für die Schartenhöhe (z. B. 30 m, 50 m oder einen festen Prozentsatz der Höhe über dem Talniveau) anzugeben.

Letzten Endes wird auch weiterhin meistens das optische Erscheinungsbild entscheiden, ob man von zwei Hauptgipfeln oder einem Haupt- und einem Nebengipfel spricht.

Einzelnachweise

  1. Christian Thöni: Wie berechnet man die Schartenhöhe eines Berges? www.gipfelverzeichnis.ch
  2. thehighrisepages.de
  3. UIAA Dokumentations- und Informationskommission: Die Viertausender der Alpen – Offizielles UIAA-Verzeichnis. In: UIAA-Bulletin. Nr. 145, März 1994, S. 9f (PDF, 630 kB ; Stand: 15. Mai 2008). 
  4. Christian Thöni: Von Schartenhöhe und Dominanz. In: Die Alpen. Nr. 1/2003, Januar 2003 (PDF, 0,2MB ; Stand: 3. Juli 2007). 
  5. Eberhard Jurgalski auf Extreme Collect: Gipfellisten damals und heute – Messung der Eigenständigkeit von Bergen mittels Prominenz und Dominanz.
  6. thehighrisepages.de: Eigenständigkeit von Gipfeln.

Literatur

  • Richard Goedeke: Top 20 der Alpen. Die wichtigsten Anstiege auf die prominentesten Berge. Bruckmanns Tourenführer, München 2008

Weblinks


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