Scheerbart

Scheerbart
Foto Paul Scheerbarts von Wilhelm Fechner, 1897

Paul Karl Wilhelm Scheerbart, auch unter seinem Pseudonym Kuno Küfer bekannt (* 8. Januar 1863 in Danzig; † 15. Oktober 1915 in Berlin), war ein deutscher Schriftsteller fantastischer Literatur und Zeichner.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Paul Scheerbart begann 1885 das Studium der Philosophie und der Kunstgeschichte. Ab 1887 lebte er als Dichter in Berlin und versuchte, das Perpetuum mobile zu erfinden. 1892 war er einer der Mitbegründer des „Verlags deutscher Phantasten“. Zeitlebens war er in finanziellen Schwierigkeiten. Nach verschiedenen Veröffentlichungen verschaffte ihm sein erster Roman Die große Revolution, der für Scheerbart ein kommerzielleres Projekt war und im Insel Verlag erschien, erste Anerkennung in literarischen Kreisen, allerdings ohne nennenswerte Verkaufszahlen zu erreichen. Der junge Ernst Rowohlt verlegte Scheerbarts skurrile Gedichtsammlung Katerpoesie als eines der ersten Bücher des Rowohlt Verlags. Sie pflegten eine lebenslange Freundschaft.

Scheerbarts phantasievolle Aufsätze über Glasarchitektur beeinflussten die damaligen jungen Architekten wie Bruno Taut, aber auch Walter Benjamins Passagenwerk. Walter Benjamin verfasste einen bewundernden Essay über das Buch Lesabéndio, das zu den reifsten und zugänglichsten Werken Scheerbarts gehört. Zu dem Berliner Freundes- und Trinkerkreis gehörte auch Erich Mühsam, der Scheerbart in seinen Unpolitische Erinnerungen ein Kapitel widmete. Scheerbart, dessen eigene Werke vorzugsweise auf fernen Planeten spielten, war auch mit Richard Dehmel befreundet. Seine Ideen zum Theater beeinflussten Alfred Jarry.

Charakter ist nur Eigensinn. Es lebe die Zigeunerin! (Paul Scheerbart)

Werke

typische Zeichnung von Paul Scheerbart
  • 1889 Das Paradies. Die Heimat der Kunst
  • 1893 Ja... was... möchten wir nicht Alles!, ein Wunderfabelbuch
  • 1897 Ich liebe Dich!, ein Eisenbahn-Roman mit 66 Intermezzos
  • 1897 Tarub. Bagdads berühmte Köchin arabischer Kulturroman, auch ein Berlin-Roman, hier porträtierte Scheerbart seine Lebensgefährtin und seine Dichterkollegen.
  • 1897 Der Tod der Barmekiden, arabischer Haremsroman
  • 1898 Na prost!, fantastischer Königsroman
  • 1900 Die wilde Jagd, ein Entwicklungsroman in acht anderen Geschichten
  • 1901 Rakkóx der Billionär, ein Protzenroman
  • 1901 Die Seeschlange ein See-Roman
  • 1902 Die große Revolution, ein Mondroman
  • 1902 Immer mutig!, fantastischer Nilpferdroman
  • 1902 Liwûna und Kaidôh, ein Seelenroman
  • 1902 Weltglanz, ein Sonnen-Märchen
  • 1903 Kometentanz, astrale Pantomime in zwei Aufzügen
  • 1903 Der Aufgang zur Sonne, Hausmärchen
  • 1904 Der Kaiser von Utopia, ein Volksroman
  • 1904 Machtspäße, arabische Novellen
  • 1904 Revolutionäre Theater-Bibliothek, Sammlung von Theaterstücken
  • 1906 Münchhausen und Clarissa, Berliner Roman
  • 1909 Die Entwicklung des Luftmilitarismus und die Auflösung der europäischen Land-Heere, Festungen und Seeflotten
  • 1909 Katerpoesie, Gedichte
  • 1910 Das Perpetuum mobile, Die Geschichte einer Erfindung
  • 1912 Das große Licht, Ein Münchhausen-Brevier
  • 1912 Flora Mohr, eine Glasblumen-Novelle
  • 1913 Lesabéndio, ein Asteroiden-Roman
  • 1913/14 Briefe von 1913 / 1914 an Gottfried Heinersdorff, Bruno Taut und Herwarth Walden. Zur Geschichte einer Bekanntschaft Hg. Leo Ikelaar. Igel, 1999 ISBN 3896210378
  • 1914 Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß, ein Damenroman
  • 1914 Glasarchitektur
  • 1921 Von Zimmer zu Zimmer, Briefe an seine Frau

Literatur

  • Mechthild Rausch: Von Danzig ins Weltall. Paul Scheerbarts Anfangsjahre (1863–1895). Edition Text und Kritik, München 1997, ISBN 3-88377-549-5
  • Uli Kohnle: Paul Scheerbart. Eine Bibliographie. Edition Phantasia, Bellheim 1994, ISBN 3-924959-92-7
  • Paul Kaltefleiter, Berni Lörwald, Michael M. Schardt (Hrsg.): Über Paul Scheerbart. 100 Jahre Scheerbart-Rezeption. 3 Bände. Igel-Verlag, Paderborn 1998, ISBN 3-927104-23-X (Band 1), ISBN 3-927104-88-4 (Band 2), ISBN 3-89621-055-6 (Band 3)
  • Anne Krauter: Die Schriften Paul Scheerbarts und der Lichtdom von Albert Speer. Dissertation, Universität Heidelberg 1997 (Volltext)
  • Scheerbartiana. Hörbuch mit ausgewählten Texten von Paul Scheerbart, gelesen von Andreas Mannkopff und musikalisch scheerbartisiert von Kurt Holzkämper + Phon B. hoerbuchedition words & music, 2007, ISBN 978-3-9811778-1-7
  • Robert Hodonyi: Paul Scheerbart und Herwarth Waldens Verein für Kunst. Zur Konstellation von Literatur und Architektur in der Berliner Moderne um 1900, in: Wissenschaften im Dialog. Studien aus dem Bereich der Germanistik, hg. v. Noémi Kordics unter Mitarbeit v. Eszter Szabó, Band 2, Klausenburg, Großwardein 2008, S. 143-161.

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