Schellerhau

Schellerhau
Schellerhau
Stadt Altenberg
Koordinaten: 50° 47′ N, 13° 41′ O50.77805555555613.686944444444Koordinaten: 50° 46′ 41″ N, 13° 41′ 13″ O
Einwohner: 460 (30. Dez. 2010)[1]
Eingemeindung: 1. Jan. 1996
Postleitzahl: 01773
Vorwahl: 035052
Blick auf Schellerhau

Schellerhau ist ein Ortsteil der sächsischen Stadt Altenberg im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Es gehört zur Verwaltungsgemeinschaft Altenberg im sächsischen Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge. Ende 2010 lebten etwa 460 Menschen in Schellerhau.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Schellerhau auf einer Karte von Hermann Oberreit (1821)

Die einst selbstständige Gemeinde liegt im östlichen Erzgebirge etwa 8 km nördlich der Staatsgrenze zur Tschechischen Republik und ca. 45 km südlich der Landeshauptstadt Dresden. Schellerhau erstreckt sich auf einer Länge von etwa 4,5 km in nord-südlicher Richtung entlang der Kreisstraße 9045. Nachbarorte sind Altenberg im Süden, Rehefeld im Westen, Bärenfels im Norden und Wald- sowie Oberbärenburg im Osten.

Der Ort wird morphologisch der Nordabdachung des Erzgebirges zugeordnet und trägt Mittelgebirgscharakter. Die Höhenlage beträgt zwischen 650 und 804 m ü. NHN. Die höchste Erhebung der Region ist der Kahleberg mit 905 m ü. NHN. Der Ort wird von weitläufigen Nadelwäldern umgeben, in denen die gemeine Fichte vorherrschend ist. An nachgeordneter Stelle treten Birke, Buche, Eberesche und Ahorn auf. Die Siedlung entstand durch Rodungen zu beiden Seiten der heutigen Dorfstraße. Die dadurch gewonnenen Freiflächen wurden als Ackerbaufläche und Weideland genutzt. Die Feldsteine wurden entlang der senkrecht zur Straße verlaufenden Flurstücksgrenzen aufgeschichtet und bilden heute ökologisch wertvolle Steinrücken. Die so entstandene Siedlungsstruktur wird als Waldhufendorf bezeichnet.

Die Vorflut wird von der Roten Weißeritz gebildet.

Geschichte

Schellerhau um 1900

Die Sage

Eines Tages hatte der Teufel wieder einmal Streit mit seiner Großmutter. Er verließ wutentbrannt die Hölle. In seinen Sack hatte er eine Anzahl Häuschen gepackt. Er wollte sich irgendwo auf der Erde selbstständig machen. Allerdings hatte er nicht bemerkt, dass auch ein Stück glühende Kohle vom Höllenfeuer mit in den Sack geraten war. Als er nun gerade über die Schellerhauer Höhen flog, brannte die Kohle ein Loch in den Sack und der Teufel verlor ein Haus nach dem anderen. Die Häuser fielen in großem Abstand voneinander auf die Höhe. Als nun der Teufel merkte, dass er fast alle Häuser verloren hatte, warf er den Rest hin und rief: „Zum Schinder!“ Seitdem muss im letzten Haus von Schellerhau der Schinder wohnen.[2]

Tatsächlich

Die erste nachweisliche Besiedlung geht auf das Jahr 1543 zurück. Auf der weiteren Suche nach abbauwürdigem Erz veranlasste Magnus von Bärenstein Hans Schelle eine Siedlung an der Silberstraße von Altenberg nach Freiberg zu gründen, um zunächst die Altenberger Gruben mit Holz und Kohle zu versorgen. Allmählich entwickelte sich aber ein selbstständiges Waldhufendorf mit großen Flurstücken zur Selbstversorgung der Bergleute mit Nahrungsmitteln. Nachdem der Schellerhauer Zinnerz-Bergbau im Dreißigjährigen Krieg zum Erliegen gekommen war, mussten die kargen Landhufen die oft sehr kinderreichen Familien ernähren. Da dies nicht ausreichte, betrieb ein beachtlicher Teil der Männer Lohnfuhrwerk, Waldarbeit oder irgend ein Handwerk nebenbei. Trotzdem blieb Schellerhau bis in das 20. Jahrhundert hinein ein sehr armes Dorf.[2]

Sehenswürdigkeiten

Die Kirche in Schellerhau
  • Botanischer Garten
  • Dorfkirche, erbaut 1591–1593 und im 18. Jahrhundert mit einem steinernen Turm erweitert
  • Gasthaus Heimatstuben, vormals Kulturhaus und ursprünglich Niederer Gasthof genannt; 1913–1951 betrieben durch Karl Mays mutmaßliche Tochter Helene Voigt.[3]
  • Hotelkomplex Stephanshöhe, hervorgegangen aus dem in den 1960er Jahren errichteten FDGB-Heim Otto Buchwitz

Veranstaltungen

  • Schellerhauer Kammlauf (Skilanglauf-Veranstaltung, alljährlich im Februar)[4]
  • Gartenfest des Botanischen Gartens mit Naturmarkt (alljährlich im Sommer)
  • Schellerhauer Adventsumzug mit anschließendem Stollenanschneiden und Weihnachtsmarkt am Ersten Advent

Partnergemeinden

Literatur

  • Michael Barthel, Siegrid Siegismund: Botanischer Garten Schellerhau. Verlag Förderverein für die Natur des Osterzgebirges, Bärenstein 2005
  • Um Altenberg, Geising und Lauenstein. 1. Auflage. Akademie-Verlag Berlin, Berlin 1964 (Werte der deutschen Heimat. Band 7).
  • Gemeindeverwaltung Schellerhau (Hg.): Aus der Heimatgeschichte von Schellerhau. 450 Jahre Schellerhau, 400 Jahre Kirche. Schellerhau 1993
  • Martin Hammermüller: Osterzgebirge - Kipsdorf, Bärenfels, Bärenburg, Schellerhau, Rehefeld. Reihe unser kleines Wanderheft Bd. 11, Leipzig 1961
  • Richard Steche: Schellerhau. In: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Königreichs Sachsen, 2. Heft: Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde. C. C. Meinhold, Dresden 1883, S. 74.

Weblinks

 Commons: Schellerhau – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Zahlen und Fakten zur Stadt Altenberg
  2. a b Aus der Heimatgeschichte Schellerhaus, herausgegeben von der Gemeindeverwaltung und dem Pfarramt Schellerhau; Leipzig 1993
  3. Christian Heermann: Liebesgeschichten. In DNN vom 13. Oktober 2008, S. 16
  4. Schellerhauer Kammlauf

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