Schilcher

Schilcher

Schilcher ist die Bezeichnung eines österreichischen Roséweins. Er wird aus der Traubensorte Blauer Wildbacher in der Steiermark gewonnen und darf nur dort diese Bezeichnung führen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Blaue Wildbacher-Rebe wurde wahrscheinlich schon 400 v. Chr. (La-Tène-Zeit) von den Kelten im Gebiet der heutigen Steiermark sowie der ehemaligen Untersteiermark aus einer heimischen Wildrebe gezogen. 1842 wurde sie klassifiziert. Die Tradition der Schilcherherstellung in der Weststeiermark geht auf Erzherzog Johann zurück, der Mitte des 19. Jahrhunderts ein neues wirtschaftliches Standbein für die Region suchte. Der Name leitet sich von der hellrot schillernden Farbe des Weines her (österreichisch „schilchern“ für schillern).

Überblick

Blauer Wildbacher

Der Anbau der Blauen Wildbacher-Rebe erfolgt im weststeirischen Hügelland bis zu einer Seehöhe von 500 m. Die reine Schilcheranbaufläche beträgt etwa 500 Hektar.

Ampelographisch wird die Rebe so charakterisiert:

  • Junger Trieb: Triebspitze offen, mittelstark-wollig behaart; Anthozyanfärbung mittel; halb aufrechte Triebhaltung; diskontinuierliche Verteilung der mittellangen Ranken
  • Internodien: ventral – grün mit roten Streifen; dorsal – rot
  • Holz: dünn, rötlichbraun
  • Juveniles (junges) Blatt: Oberseite – ganze Blattfläche kupfrig-rötlich; Unterseite – mittelstarke Behaarung zwischen den Nerven
  • Adultes (ausgewachsenes) Blatt: keilförmig mit 3 bis 5 Lappen und ebenem bis V-förmigem Profil; Hauptnerven auf der Blattoberseite grün; Spreite nicht gewaffelt, schwach blasig; Blattzähne gerade bis rund gewölbt; Stielbucht offen mit V-förmiger Basis und nicht von Nerven begrenzt, Zähne in der Stielbucht und in den oberen Seitenbuchten fehlen; Blattunterseite schwach behaart, starke Beborstung der Hauptnerven
  • Traube: Stiel kurz (3–5 cm); Traube kurz (10–14 cm), dicht; Grundtraube kegelförmig mit 1–3 Flügeln, Beitraube mittelgroß
  • Beere: rundlich (Länge 8–14 mm, Breite 8–14 mm); Einzelbeerengewicht sehr gering (um 1 g), blauschwarze Haut und ungefärbtes Fruchtfleisch; Geschmack neutral bis grasig; Samen vollständig ausgebildet

Phänologische Beschreibung:

  • Austrieb: früh
  • Blütezeit: früh
  • Reifezeit: sehr spät
  • Resistenz gegenüber Winterfrost: sehr gut
  • Regeneration nach Frühjahrsfrost: gut
  • Resistenz gegenüber pilzlichen Schaderregern: Plasmopara – schwach, Oidium – schwach, Botrytis – gut
  • Neigung der Beeren zum Platzen nach Herbstniederschlägen: gering

Schilcher

Im Detail wird der Schilcher wie folgt beschrieben:

  • Farbe: zwiebelfarben bis rubinrot
  • Geruch: feinzartiges Bukett
  • Geschmack: lebendig, frisch, fruchtig, feinsäuerlich, resch, harmonisch und trocken
  • Eigenschaft: hoher Säureanteil, sortentypisches Bukett
  • Reifezeit: Mitte Oktober

Der Schilcher genießt Sortenschutz. Als Schilcher dürfen nur Weine deklariert und verkauft werden, die zu 100 % aus der Blauen Wildbacher-Traube gekeltert werden und ausschließlich in der Steiermark gewachsen sind. Der Gebietsschutz des Schilchers besteht seit der Weingesetz-Novellierung von 1976.

Manche Autoren[1] behaupten, der Schilcher mache „rabiat“ im Sinne von aggressiv. Deswegen wird er gelegentlich auch als Rabiatperle bezeichnet. In der Weststeiermark wird er allerdings sehr geschätzt, als „Schilchermischung“ (Schilcherschorle) durchaus auch als Durstlöscher.

Schilcherweinstraße

Von Nord nach Süd verläuft durch das Anbaugebiet die Schilcherweinstraße über folgende Stationen: LigistGundersdorfSt. StefanGreisdorfStainz (mit Schloss Stainz) – VocheraBad GamsSchloss WildbachDeutschlandsbergSchwanbergWiesEibiswald

Spezialitäten

Als noch nicht ausgegorener Neuer Wein trägt der Schilcher die Bezeichnung Schilchersturm und beeindruckt durch seine trübe Färbung, die rosa bis violett erscheint. Er wird in den Buschenschänken der Weststeiermark im September und Oktober getrunken. Traditionell reicht man dazu gebratene Kastanien. Als Spezialität wird Schilcher auch zu Sekt oder Grappa verarbeitet, ebenso zu Gelee.

Trivia

Um den Schilcher werden auch Anekdoten erzählt. So machte Papst Pius VI. 1782 auf seiner Reise zu Kaiser Joseph II. in Wien im Franziskanerkloster Maria Lankowitz bei Köflach Station. Als gebürtiger Italiener war der Papst mit säurearmen Südweinen vermutlich vertrauter als mit österreichischen Gewächsen. Über den Schilcher, den man ihm zum Abendessen servierte, schrieb er in seinem Tagebuch:

Sie haben Uns einen rosaroten Essig vorgesetzt, den sie Schilcher nannten.

Die Dichterin Maria Holzinger beschreibt den Schilcher in einem kurzen Gedicht:[2]

Du zwiebelfarbner Schilcherwein,
du gibst dem Schwachen Kräfte ein,
rollst feurig durch die Glieder
und wirfst den Stärksten nieder.
Machst butterweich die Spröden,
bringst Stumme bald zum Reden,
machst jünglingsfroh die Alten
und liebestoll die Kalten.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gruber, s. Literatur
  2. Werner Tscherne: Das Paradies der Steiermark. Graz 1991. ISBN 3-9500-0920-5

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