Schiller-Haus

Schiller-Haus
Schillerhaus von der Menckestraße aus gesehen
Schillerhaus vom Schillerweg aus gesehen

Das Schillerhaus ist ein kleines ehemaliges Bauernhaus im Leipziger Stadtteil Gohlis (Menckestraße 42). Im Obergeschoss des Hauses lebte Friedrich Schiller im Sommer 1785. Er arbeitete hier am 2. Akt des „Don Carlos“, bearbeitete den „Fiesco“ und schrieb die erste Fassung der „Ode an die Freude“, die er später in Dresden weiter ausführte.

Das Gebäude ist das älteste erhaltene Bauernhaus auf dem Leipziger Stadtgebiet und eine Gedenkstätte, die eine Außenstelle des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig ist.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Gebäudes

Die ersten Jahre des Hauses

Das Gebäude wurde 1717 als eingeschossiges Haupthaus (Wohnstallhaus) eines kleinbäuerlichen Dreiseithofs im damaligen Dorf Gohlis aus Lehm in Pisé-Bauweise erbaut. Es bestand aus einem Wohnteil, einem Flur („schwarze Küche“) und einem Stall. In der 2. Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde das Gebäude zur Schaffung weitere Quartiere für Sommergäste umgestaltet. Dabei wurde der Stall umgebaut sowie das Gebäude aufgestockt.

Schillers Zeit im Schillerhaus

Der 25jährige Schiller lebte von Anfang Mai bis zum 11. September in den aufgestockten Räumen des Hauses. Der Besuch ging auf eine Einladung des Freundeskreises um den Juristen Christian Gottfried Körner zurück. Zur selben Zeit wohnte der Verleger Georg Joachim Göschen, der Schiller das Quartier vermittelt hatte, im ehemaligen Stallteil des Gebäudes. Schiller arbeitete in seiner Leipziger Zeit am 2. Akt des „Don Carlos“, bearbeitete den „Fiesco“ und schrieb die erste Fassung der „Ode an die Freude“.

Wiederentdeckung und Wirkung des Schillervereins

Im Jahr 1841 wurde das Schillerhaus auf Initiative von Robert Blum, Leipziger Theatersekretär und einer der Wegbereiter der Deutschen Revolution von 1848/49, als Wirkungsstätte Schillers wiederentdeckt, worauf eine Gedenkstätte eingerichtet wurde. Sie wurde am 11. November 1841 mit der feierlichen Enthüllung der neu errichteten Ehrenpforte mit der Gedenktafel „Hier wohnte Schiller und schrieb das Lied an die Freude im Jahre 1785" eingeweiht. Am 24. Oktober 1842 wurde der Leipziger Schillerverein durch Robert Blum gegründet. 1848 wurde die Schillerstube der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Im Jahr 1856 war das Haus von Abbruch und Versteigerung bedroht, worauf der Schillerverein durch Spenden und das finanzielle Engagement eines Vorstandsmitgliedes das Gebäude für 2150 Taler erwarb. In den nächsten drei Jahren erfuhren das Gebäude und seine Außenanlagen entscheidende bauliche Veränderungen. Im Jahr 1864 erfolgte der Grundbucheintrag auf den Schillerverein. Laut Statuten ging das Haus bei Auflösung des Vereins in städtisches Eigentum über, wenn die Stadt sich verpflichtet, das Gebäude als Gedenkstätte zu nutzen. In den Jahren 1896/97, 1911 und 1929-34 erfolgen weitere bauliche Instandsetzung- und Neugestaltungsmaßnahmen. 1911 wurde durch den Architekten Max Langheinrich die Ehrenpforte nach alter Ansicht wiedererrichtet. Am 4. Dezember 1943 durchbrach während des Bombardements der Stadt eine Stabbrandbombe das Dach und blieb in Schillers ehemaliger Schlafkammer stecken. Diese Bombe konnte entfernt werden. Daraufhin wurden wertvolle Ausstellungsstücke in den Wurzener Dom ausgelagert, die teilweise als Kriegsverlust gelten.

Das Schillerhaus während der Zeit der DDR

Im Jahr 1949 löste die Landesregierung Sachsen den Schillerverein auf und unterstellte das Schillerhaus dem Kulturbund. Eigentümer des Gebäudes war nun die Stadt Leipzig. 1961 wurde das Schillerhaus Außenstelle des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig. In den Jahren 1966–69 und 1985–89 fanden weitere Instandsetzungen des Kastellanhauses (Nebengebäude), des Haupthauses sowie eine Umgestaltung von Hof und Garten statt, die das historische Erscheinungsbild beträchtlich beeinträchtigen sowie historische Putzstruktur und koloristische Gestaltung unwiederbringlich beseitigen.

Das Schillerhaus nach der Deutsch-Deutschen Wiedervereinigung

Im Jahr 1995 musste das Schillerhaus wegen Einsturzgefahr geschlossen werden. In den Jahren 1997/98 folgten mit öffentlichen und privaten Mitteln umfangreiche bauarchäologische und restauratorische Untersuchungen mit anschließender denkmalpflegerischer Instandsetzung und Restaurierung. Am 28. Oktober 1998 konnte das Schillerhaus wieder eröffnet werden. Im Jahr 2002 wurde die Gartenanlage nach historischem Vorbild als Bauerngarten neu gestaltet.

Weblinks

51.35883888888912.3627730555567Koordinaten: 51° 21′ 32″ N, 12° 21′ 46″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schiller-Ring — Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 mit Sitz in Weimar ist die älteste deutsche private Fördereinrichtung für Schriftsteller. Der Schwerpunkt ihres Wirkens liegt seit der Gründung 1855, ihrer Konstituierung 1859 und ihrer Wiedergründung 1995… …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Schiller Patrizia — (Schönbühel an der Donau,Австрия) Категория отеля: Адрес: Schönbühel 42, 3392 Schönbüh …   Каталог отелей

  • Haus — steht redensartlich oft für einen Menschen, wie in den Ausdrücken Altes Haus: alter Freund; Fiedeles Haus: lustiger Mensch; Gelehrtes Haus: kluger Mensch; Tolles Haus: überspannter Mensch.{{ppd}}    Auf jemandem Häuser bauen: ihm vollkommen… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Haus Vorwärts — Haus Vorwärts, seit 2005 Haus der Wissenschaft Das Haus Vorwärts in der Sandstraße 4–5, direkt neben dem Bremer Dom, gehört zu den ältesten Gebäuden der Bremer Altstadt. Seit 2005 dient das Gebäude als Haus der Wissenschaft dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Haus Carstanjen — is a castle on the River Rhine in Plittersdorf, a suburb of Bonn, Germany near Bad Godesberg. History The original building dates back to 1716. In 1881 Wilhelm Adolf von Carstanjen (1985 1900, ennobled 1881) acquired the building which he rebuilt …   Wikipedia

  • Schiller-Gymnasium Bautzen — Schulform Gymnasium (Klassen 5–12) Gründung 26. September 1901 Ort …   Deutsch Wikipedia

  • Schiller [3] — Schiller, Johann Christoph Friedrich von (hierzu Tafel »Schiller Bildnisse«), der populärste und gefeiertste deutsche Dichter, geb. 10. Nov. 1759 in Marbach am Neckar, gest. 9. Mai 1805 in Weimar. Sein Großvater Johannes S. lebte in dem bei… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schiller — Ludovike Simanowiz: Friedrich Schiller (1794) Schillers Unterschrift Johann Christoph Friedrich von Schiller, 1802 geadelt (* 10. November …   Deutsch Wikipedia

  • Haus — 1. Alte Häuser haben trübe Fenster. Dän.: Gammelt huus haver dumme vinduer. (Prov. dan., 315.) 2. Alte Häuser leiden mehr als neue. Wenn diese nicht schon zusammenfallen, ehe sie fertig gebaut sind. 3. Alte Häuser streicht man an, wenn man sie… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Haus "Hohe Pappeln" — Das Haus „Hohe Pappeln“ mit südlicher Terrasse Das Haus „Hohe Pappeln“ war das Wohnhaus Henry van de Veldes in Weimar. 1902 kam der belgische Architekt und Designer Henry van de Velde auf Einladung seines Freundes und Förderers Harry Graf Kessler …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”