Schillers Wohnhaus

Schillers Wohnhaus
Schillers Wohnhaus in Weimar
Schillerhaus um 1900
Schillerhaus im Juli 1981
Schillers Wohnhaus mit dem dahinter gelegenen Schillermuseum im Jahr der Eröffnung des Museums (1988)

Friedrich von Schillers späteres Wohnhaus in Weimar wurde ursprünglich für einen Kaufmann im Jahre 1777 durch Anton Georg Hauptmann errichtet. Bereits vorhandene Nebengebäude wurden dabei als Hinterhaus integriert. Die Bezeichnung „Münze“ für diese älteren Nebengebäude geht darauf zurück, dass sich auf dem Grundstück des Schillerhauses eine „alte Münze“, eine fürstliche Münzprägestätte, befunden hat.

Das Schillerhaus befindet sich an der heutigen Schillerstraße 12, der ehemaligen „Esplanade“, die nach dem Rückbau der alten Weimarer Stadtbefestigung zwischen 1760 und 1765 entstand. Im Jahre 1801 wurde das Haus vom englischen Schriftsteller und Übersetzer Charles Mellish of Blyth erworben, der es im März 1802 an Schiller verkaufte. Schiller und dessen Familie bezogen das Haus am 29. April 1802. Zuvor hatte die am 3. Dezember 1799 von Jena nach Weimar gezogene Familie Schiller eine Mietwohnung in der Windischengasse bewohnt. In der 2. Etage und dem dazugemieteten Dachgeschoss, fand Schiller jedoch nicht die nötige Arbeitsruhe, was seinen Wunsch nach eigenem Besitz verstärkte. So nutzte Schiller die sich bietende Möglichkeit und lieh sich das nötige Geld von 4200 Reichstaler zusammen.

Schiller ließ umfangreiche Renovierungsarbeiten durchführen, bei denen unter anderem das Treppenhaus aus dem Vorderhaus in den Bereich zwischen Vorderhaus und Hinterhaus verlegt wurde. Im ersten Obergeschoss wurden die Wohnräume der Familie und die Schlafräume von Schillers Frau Charlotte sowie der Töchter eingerichtet. In der zweiten Etage, der Mansarde, wurden Schillers Arbeits- und Wohnräume eingerichtet.

Friedrich von Schiller verstarb am Abend des 9. Mai 1805 in seinem schuldenfreien Haus. Charlotte blieb mit den vier Kindern weiterhin dort wohnen, wobei sie später, als die Kinder aus dem Haus gingen, auch einzelne Räume vermietete. Am 9. Juli 1826 starb Charlotte, und die Kinder verkauften das Haus im Jahre 1827 an den Gartenbauinspektor Johann Christoph Weise, der es seiner Frau übertrug. Teile der Einrichtung wurden versteigert.

Im Jahre 1847 wurde das Grundstück von den Erben der Eigentümerin Weise in einer gerichtlichen Versteigerung von der Stadt Weimar erworben. Die Stadt richtete in dem Gebäude eine Schiller-Gedenkstätte ein, und versuchte, insbesondere Schillers Arbeits- und Sterbezimmer wieder authentisch einzurichten. Im Erdgeschoss wurde in den folgenden Jahren eine kleine Kunsthandlung betrieben, die bis 1905 existierte. Zeitweise wurden in der Zeit nach 1847 Räume des Vorder- und Hinterhauses von der Schillerstiftung und den Goethe- und Shakespeare-Gesellschaften genutzt sowie als Wohnräume vermietet.

1945 wurde durch anglo-amerikanische Bombenangriffe der klassische Stadtkern zerstört, was auch am Schillerhaus nicht ohne Spuren blieb. Es konnte aber bereits im November 1946, nach umfangreichen Sanierungsmaßnahmen durch die Stadt Weimar, wiedereröffnet werden. In den Jahren 1985 bis 1988 wurde Schillers Wohnhaus umfassend restauriert. In dieser Zeit wurde auch der Neubau des Schiller-Museums hinter dem Schiller-Wohnhaus errichtet. Heute gehört das Haus inklusive des angeschlossenen Museums zum Verwaltungsbestand der Klassik Stiftung Weimar. Zudem ist es Teil des Ensembles „Klassisches Weimar“, das 1998 von der UNESCO in die Welterbeliste aufgenommen wurde.

Siehe auch

Literatur

  • Das Schillerhaus zu Weimar. Ein Führer für Einheimische und Fremde. Weimar: Panses Verlag 1913.
  • Eduard Scheidemantel: Das Schillerhaus in Weimar. 29. bis 31. Tausend 1942. Druck: Panses Verlag, Weimar.
  • Gerhard Hendel: Das Schillerhaus in Weimar. Hg. von den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur in Weimar. Berlin, Weimar: Aufbau-Verlag in Kommission. 11. Aufl. 1977.
  • Christina Tezky, Viola Geyersbach: Schillers Wohnhaus in Weimar. Stiftung Weimarer Klassik bei Hanser. München, Wien: Carl Hanser Verlag 1999. ISBN 3-446-19730-3
  • Paul Raabe: Spaziergänge durch Goethes Weimar. 9. Aufl. Zürich, Hamburg: Arche 2003. ISBN 3-7160-2182-2

Weblinks

50.97893611111111.3277666666677Koordinaten: 50° 58′ 44,17″ N, 11° 19′ 39,96″ O


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