Schlacht am Weißen Berg

Schlacht am Weißen Berg
Schlacht am Weißen Berg
Teil von: Böhmisch-Pfälzischer Krieg, Dreißigjähriger Krieg
Die Schlacht am Weißen Berg auf einem Gemälde von Pieter Snayers
Die Schlacht am Weißen Berg auf einem Gemälde von Pieter Snayers
Datum 8. November 1620
Ort nahe Prag, Tschechien
Ausgang Sieg der Katholischen Liga und der kaiserlichen Armee
Konfliktparteien
Katholische Liga, kaiserliche Armee protestantisches Böhmen
Befehlshaber
Maximilian I. von Bayern Christian I. von Anhalt
Truppenstärke
insgesamt 39.950:
32.400 Infanteristen,
7.550 Reiter[1]
insgesamt 13.000:
8.000 Fußsoldaten
5.000 Kavalleristen[1]
Verluste
700 5.000
Eine zeitgenössische Darstellung
Denkmal von 1920

In der Schlacht am Weißen Berg (tschechisch Bílá hora) bei Prag am 8. November 1620 unterlagen die böhmischen Stände unter ihrem König Friedrich V. von der Pfalz und dessen Heerführer Christian I. von Anhalt (13.000 Mann), den Truppen der Katholischen Liga, die von Karl Bonaventura Graf von Buquoy (39.000 Mann) angeführt wurden. Johann t’Serclaes von Tilly stand unter seinem Kommando. Friedrich V., der so genannte Winterkönig, musste aus Böhmen fliehen, und Kaiser Ferdinand II. konnte seinen Anspruch auf die Krone Böhmens durchsetzen.

Inhaltsverzeichnis

Legende

Betrachtet man die strategisch günstige Stellung des böhmischen Heeres, das den Bergrücken besetzt hielt, so erscheint es als bemerkenswerte Leistung, dass den kaiserlichen Truppen dennoch der Sieg gelang. Tilly soll am Morgen des 8. November noch selbst von der Uneinnehmbarkeit des Weißen Berges überzeugt gewesen sein.

Der Legende nach sei ein Karmelitermönch namens Domenico in das kaiserliche Heerlager getreten und habe ein Bildnis der Heiligen Familie aus dem zuvor geplünderten und gebrandschatzten Schloss Strakonice mit sich getragen, dem von Protestanten bei allen Figuren, außer dem Jesuskind, die Augen ausgestochen worden waren. Das geschändete Bildnis und seine Worte, man müsse diesen Frevel rächen, erbitterten die Truppen angeblich derartig, dass sie mit dem Schlachtruf „Santa Maria!“ den Berg binnen kürzester Zeit erstürmten. Das böhmische Heer soll von diesem unerwarteten Angriff völlig überrumpelt worden sein, so dass es in Unordnung geriet und flüchtete. Das Bildnis wird heute in der römischen Kirche Santa Maria della Vittoria als Reliquie verehrt.

Friedrich V. von der Pfalz hielt gerade ein Bankett für den britischen Botschafter, als ihm die Nachricht von der plötzlichen Niederlage seiner Truppen überbracht wurde. Er floh ins Exil, und da er seine Herrschaft als König von Böhmen nur wenig mehr als ein Jahr behaupten konnte, erhielt er von da an den Spottnamen „Winterkönig“.

Verlauf der Schlacht

Um die Mittagszeit des 8. November 1620 setzte sich der rechte Flügel der kaiserlichen Truppen in Richtung des protestantischen Heeres in Bewegung, in weiterer Folge auch die spanische Kavallerie und die wallonische Infanterie am linken Flügel. Bereits in diesem Moment begannen größere Teile des gegerischen Heeres zu flüchten, andere kämpften jedoch verbissen gegen die bergan marschierenden Soldaten der kaiserlich-ligistischen Truppen. So gelang es den Soldaten unter dem Befehl des Chistian II. von Anhalt (Sohn des Oberbefehlshabers Christian von Anhalt) die spanische Kavallerie abzuwehren und in weiterer Folge eine wallonische Einheit zu zersprengen. Unter diesen Eindrücken gab Tilly daraufhin der italienischen und polnischen Kavallerie den Befehl zur Attacke, der es in weiterer Folge gelang, feindliche ungarische Kavallerie zu zersprengen und diese in die Moldau zu treiben, wo viele ertranken.

Nun setzte sich, die nunmehr eingetretene zahlenmäßige Überlegenheit ausnützend, das gesamte katholische Heer in Bewegung und kämpfte die noch verbliebenen protestantischen Soldaten im Nahkampf nieder. In dieser Phase der Schlacht wurde auch der junge Obristlieutenant Gottfried Heinrich zu Pappenheim schwer verwundet. Währenddessen flohen immer mehr Anhalt´sche Soldaten in Richtung Prag, wo man langsam der drohenden Niederlage gewahr wurde. Friedrich V. von der Pfalz verließ Hals über Kopf seine Residenz und am nächsten Tag auch die Stadt.[2]

Folgen

Als Folge der verlorenen Schlacht wurden 61 Anführer und Unterstützer der böhmischen Seite gefangengenommen. Von ihnen exekutierte man 27 Standesherren (22 tschechischen und 5 deutschen Ursprungs) am 21. Juni 1621 auf dem Altstädter Ring, darunter Kaspar Cappleri de Sulewicz, Jan Jessenius und Joachim Andreas von Schlick. Über Friedrich V. und seinen General Fürst Christian I. von Anhalt-Bernburg wurde die Reichsacht verhängt (Abbildung im Artikel Reichsacht).

Die Schlacht am Weißen Berg ist insofern für die weitere Geschichte Mitteleuropas bedeutsam, da sie in den österreichischen und böhmischen Ländern den Weg zur Rekatholisierung und zur Durchsetzung des Absolutismus freigab. In Rom wurde eine in Bau befindliche Kirche als Dank dem Patrozinium Maria vom Siege geweiht. Auch die gleichnamige Kirche auf der Prager Kleinseite mit dem Prager Jesuskind ist in diesem Zusammenhang zu erwähnen. Die Stände Böhmens wurden durch die vom Kaiser 1627 erlassene Verneuerte Landesordnung völlig entmachtet. Tausende von böhmischen Protestanten flohen als Exulanten nach Deutschland und fanden dort eine neue Heimat.

Eine einschneidende Wirkung hatte die Schlacht auch für die Geschichte der tschechischen Sprache, da in der Folge die gebildete Schicht des tschechischen Volkes zur deutschen Sprache überwechselte. Das Tschechische musste als Schriftsprache Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts in der tschechischen Wiedergeburtsbewegung revitalisiert werden, was bis heute als Diglossie fühlbar ist.

Siehe auch

Literatur

  • František Kavka: Bílá hora a české dějiny. Garamond, Praha 2003, ISBN 80-86379-52-3.
  • Josef Pekař: Bílá hora. Její příčiny i následky. o.O. 1921.
  • Arnold Baron von Weyhe-Eimke: Karl Bonaventura Graf von Buquoy. Wien 1876 (mit ausführlicher Schilderung der Schlacht).
  • Hans Delbrück: Geschichte der Kriegskunst: Die Neuzeit. Nachdruck der ersten Auflage von 1920. Nikol, Hamburg 2003, ISBN 3-933203-76-7.

Weblinks

 Commons: Schlacht am Weißen Berg – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Hans–Christian Huf: Mit Gottes Segen in die Hölle – Der Dreißigjährige Krieg; Vom Edelknaben zum heimlichen Kaiser – Wallensteins Aufstieg: Der Prager Fenstersturz und die Folgen, 2006 S. 23
  2. Chaline, Olivier: Die Schlacht am Weißen Berg (8. November 1620), in: 1648. Krieg und Friede in Europa, Münster 1998, Band 1, S. 95-91. Online auf dem Internetportal "Westfälische Geschichte", abgerufen am 12. Oktober 2011
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