Schlacht bei Großgörschen

Schlacht bei Großgörschen
Schlacht bei Großgörschen
Teil von: Befreiungskriege
Preußisches Füsilier-Bataillon des 1. Garde-Regiments zu Fuß in der Schlacht
Preußisches Füsilier-Bataillon des 1. Garde-Regiments zu Fuß in der Schlacht
Datum 2. Mai 1813
Ort Großgörschen im Königreich Sachsen
Ausgang Französischer Sieg
Konfliktparteien
Flag of France.svg Frankreich
einige Rheinbundstaaten
Flagge des Königreichs Preußen ab 1701.gif Preußen
Russisches Kaiserreich 1721Russisches Kaiserreich Russland
Befehlshaber
Napoléon Bonaparte Von Blücher
Wittgenstein
Truppenstärke
145.000 Mann
372 Geschütze
88.000 Mann
552 Geschütze
Verluste
22.000 Tote und Verwundete[1] 11.500 Tote und Verwundete
davon:
8500 Preußen
3000 Russen[2]
Karte zum Feldzugsverlauf 1813

Die Schlacht bei Großgörschen, frz. auch Schlacht bei Lützen (bataille de Lützen) genannt, war nach der katastrophalen Niederlage Napoleons im Russlandfeldzug 1812 die erste Schlacht der Befreiungskriege und fand am 2. Mai 1813 auf den Ebenen bei Lützen statt. Vorangegangen waren das russisch-preußische Neutralitätsbündnis durch die Konvention von Tauroggen vom 30. Dezember 1812, die russisch-preußische Kriegserklärung vom 27. März 1813 und das Gefecht bei Möckern am 5. April 1813.

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Nachdem Preußen am 27. März 1813 Napoleon den Krieg erklärt hatte, zog dieser mit sechs in Kolonnen marschierenden Armeekorps von Mainz (damals als französisch besetztes Mayence Hauptstadt des Département Donnersberg) über Erfurt in Richtung Leipzig. Am 29. April erreichte er Naumburg, am 30. April Weißenfels und am 1. Mai Lützen, wo er die Nacht am Denkmal für den 1632 gefallenen Schwedenkönig Gustav II. Adolf verbrachte. Dieser demonstrative historische Bezug führte auch dazu, dass in Frankreich diese Schlacht als „la bataille de Lützen“ bezeichnet wird.

Das Armeekorps von Ney hatte er in die Ortschaften Großgörschen, Kleingörschen, Rahna und Kaja (heute Ortsteile von Großgörschen) bei Lützen gelegt, als Flankensicherung gegen die verbündeten Preußen und Russen, die südlich auf dem östlichen Ufer der Weißen Elster standen und die Straße von Weißenfels nach Leipzig, also die rechte Flanke der Franzosen bedrohten. Beide Seiten hatten jedoch nur ungenaue Kenntnis voneinander. Napoleon hatte seine Truppen auf etwa zehn Quadratkilometern im Umkreis von Lützen konzentriert. Blücher stand bei Pegau.

Plan der Schlacht von Großgörschen, Ausgangslage um 12 Uhr

Verlauf der Schlacht

Napoléon mit seinen Truppen – Darstellung der Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 von Andrea Johann Fleischmann (1811–1878)

Napoleon, der über zu wenig Kavallerie für die Aufklärung verfügte, vermutete die Hauptkräfte der Verbündeten bei Leipzig und rückte am 2. Mai weiter in Richtung Leipzig vor und ließ Marschall Ney in den Dörfern Großgörschen, Kleingörschen, Rahna und Kaja als Flankensicherung stehen. Dieser wurde zur Mittagszeit von den Verbündeten von Süden her in der rechten Flanke angegriffen und musste dann bis zum Nachmittag nach mehrfachem Hin und Her alle vier Orte räumen.

Napoleon erkannte seinen Irrtum und kehrte daraufhin mit seiner Hauptstreitmacht um. Ney wurde angewiesen, die Stellung um jeden Preis zu halten. Nach Ankunft der Hauptstreitmacht begann Marmonts VI. Korps mit dem Angriff auf die vier Dörfer. Es gelang den Franzosen, die preußisch-russischen Truppen aus den Orten zu vertreiben. Erst als Blücher seine Reservetruppen einsetzte, gelang es der preußischen Garde, Kleingörschen, Eisdorf und Kaja zurückzuerobern. Doch die immer zahlreicher eintreffenden Truppen der französischen Hauptmacht veränderten das Kräfteverhältnis zu Gunsten Napoleons, so dass Wittgenstein die Initiative des Handelns abgeben musste.

Der Kampf zog sich noch bis in die Dunkelheit hin. Am späten Abend war das Schlachtfeld in der Hand der Franzosen. Allein das Dorf Großgörschen konnte behauptet werden. Die Schlacht sollte am nächsten Morgen weitergeführt werden, aber Wittgenstein bewog den Zaren Alexander I. und den preußischen König Friedrich Wilhelm III. den Rückzug anzutreten.

Nach der Schlacht

Nach der Schlacht von Großgörschen im Jahre 1813 besichtigte der preußische König Friedrich Wilhelm III. zusammen mit dem russischen Zaren Alexander I. am Abend das russische Lager. Hierbei erlebte er, wie die Soldaten – so wie es im russischen Heer üblich war – nach dem Zapfenstreich noch einen Choral sangen. Beeindruckt und ergriffen erließ er mit Kabinettsorder vom 10. August 1813 auch für die preußischen Truppen die Einführung eines Gebetes nach dem Zapfenstreich. Damit erlangte der Zapfenstreich – wenn auch zunächst nur in Preußen – seine erste zeremonielle Bedeutung.

Bewertung und Folgen der Schlacht

Die Verluste der Verbündeten hielten sich dank der wirkungsvollen Artillerie und Kavallerie in Grenzen. Prinz Leopold Victor Friedrich von Hessen-Homburg starb in der Schlacht und Gerhard von Scharnhorst erlitt eine Schussverletzung am Knie, der er acht Wochen später wegen unzureichender Behandlung erlag.

Napoleon hatte einen Sieg [3] errungen, den er dringend benötigte. Die Verluste dafür waren aber sehr hoch und sein Hauptziel, die Verbündeten entscheidend zu schlagen, erreichte er nicht.

Denkmäler zur Schlacht

  • Scharnhorst-Denkmal: Das Denkmal in Großgörschen wurde zur 100-Jahrfeier der Schlacht errichtet. Der Bildhauer war Paul Juckoff aus Schkopau. Zwei Steinbänke am Denkmalplatz zeigen Scharnhorsts Motto: „Ziel erkannt – Kräfte gespannt“.
  • Schinkel-Pyramide: Das von Karl Friedrich Schinkel entworfene gußeiserne Denkmal für die Gefallenen der Schlacht ist eines von sieben gleichartigen an Schlachtenorten von 1813 und 1815. Die Inschrift lautet „Die gefallenen Helden ehrt dankbar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden. Großgörschen, den 2. Mai 1813“. Das verfallene Original stand auf dem Monarchenhügel bei Großgörschen etwa drei Kilometer südlich von Großgörschen, wo sich jetzt nur noch der Sockel mit einer Inschrift befindet. Das jetzige Replikat wurde 1985 in der Nähe des Scharnhorst-Denkmals aufgestellt.
  • Denkmal des Prinzen Leopold von Hessen-Homburg: Das bereits zwei Jahre nach dem Tode des in der Schlacht Gefallenen von seiner Schwester Marianne errichtete Denkmal wurde ebenfalls von Schinkel entworfen. Es musste 1974 wegen Baufälligkeit infolge Durchrostung von innen abgetragen werden. Die neue Kopie wurde am 2. Mai 1999 eingeweiht.
  • Berger-Grab: Im Ortsteil Rahna steht auf dem Grab des preußischen freiwilligen Jägers Christian Gottlieb Berger aus Breslau ein Gedenkstein. Er fiel 26-jährig durch eine Kugel in die Stirn.
  • Marschall-Ney-Haus: In diesem Haus im Großgörschener Ortsteil Kaja übernachtete Marschall Ney vom 1. zum 2. Mai 1813. Im Haus, das auch Hauptquartier war, befindet sich ein kleines Museum.
  • Liebknecht-Grab: Auf dem Friedhof in Kleingörschen befindet sich das Grab des auf napoleonischer Seite mit knapp 18 Jahren gefallenen Secondeleutnant im Großherzoglich Hessischen Leibregiment Franz Wilhelm Liebknecht.
Das Scharnhorst-Denkmal
Die Schinkel-Pyramide
Das Hessen-Homburg-Denkmal
Der Berger-Stein

Weiteres

Der preußische Militärmusiker Friedrich Wilhelm Voigt schrieb 1883 zur Erinnerung an die Schlacht von Großgörschen den Marsch Die deutsche Kaisergarde.[4] Er ist sein Opus 66 und wurde in der preußischen Armeemarschsammlung als AM II, 208 oder auch AM III, 67 geführt. Er ist auch in der Sammlung Deutsche Armeemärsche der Bundeswehr unter Band 2, Nr. 137 enthalten.

Anmerkungen

  1. Christopher Clark: Preußen - Aufstieg und Niedergang 1600 - 1947, Phanteon Verlag, 1. Auflage, 2008, S. 423
  2. Christopher Clark: Preußen - Aufstieg und Niedergang 1600 - 1947, Phanteon Verlag, 1. Auflage, 2008, S. 423
  3. Ein „Sieg nach Punkten“. Die Preußen übernachteten auf ihrem Teil des Schlachtfeldes. Die „Behauptung des Schlachtfelds“ galt gewöhnlich als Kriterium des Sieges. Als Scharnhorst nachts Clausewitz anwies, in der Nachricht über die Schlacht den Ausgang ausdrücklich als „Sieg“ zu bezeichnen, war er sich durchaus der Anfechtbarkeit dieser Behauptung bewusst; sie erfolgte allerdings aus politischen Gründen.
  4. Marsch Die deutsche Kaisergarde – Hörbeispiel

Literatur

  • Emile Erckmann/Alexandre Chatrian: Histoire d’un conscrit de 1813. Hetzel, Paris 1864; deutsch unter dem Titel: Es lebe der Kaiser. Geschichte eines Rekruten aus den Napoleonischen Kriegen. Diogenes, Zürich 1991. ISBN 978-3257211993 (Roman über die Schlacht aus der Perspektive eines einfachen französischen Soldaten.)
  • Gustav Freytag: Bilder aus der deutschen Vergangenheit, 4. Band, „Die Erhebung“, Leipzig 1867
  • Hartmut Bücker, Dieter Härtig: Das Gefecht bei Rippach am 1. Mai 1813, die Schlacht bei Großgörschen am 2. Mai 1813 und der Überfall auf das Lützow’sche Freikorps bei Kitzen am 17. Juni 1813, Bücker-Verlag, 2. Auflage, Schwäbisch Hall 2004, ISBN 3-00-013903-6
  • Theodor Rehtwisch: Großgörschen: 2. Mai 1813, Preussisches Bücherkabinett, Berlin 2005, ISBN 3-938447-02-8
  • Frank Bauer: Großgörschen 2. Mai 1813. Festigung des preußisch-russischen Bündnisses im Frühjahrsfeldzug, Kleine Reihe Geschichte der Befreiungskriege 1813-1815, Potsdam 2005.

Weblinks

 Commons: Battle of Lutzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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