Schlacht in der Philippinensee

Schlacht in der Philippinensee
Schlacht in der Philippinensee
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg
Karte der Marianeninseln
Karte der Marianeninseln
Datum 19. und 20. Juni 1944
Ort Philippinensee bei den
Marianeninseln
Ausgang US-amerikanischer Sieg
Konfliktparteien
US flag 48 stars.svg
USA
Naval Ensign of Japan.svg
Japan
Befehlshaber
Raymond A. Spruance Ozawa Jisaburō
Truppenstärke
15 Flugzeugträger
7 Schlachtschiffe
79 weitere Schiffe
28 U-Boote
956 Kampfflugzeuge
9 Flugzeugträger
5 Schlachtschiffe
43 weitere Schiffe
681 Kampfflugzeuge
Verluste
123 zerstörte
Kampfflugzeuge
3 gesunkene
Flugzeugträger
2 gesunkene Tanker
6 beschädigte Schiffe
476 zerstörte
Kampfflugzeuge
Japanischer Luftangriff am 19. Juni 1944: Die Bombenexplosion nahe der USS Bunker Hill verursachte zwei Tote und über 80 Verwundete
US-amerikanischer Luftangriff am Spätnachmittag des 20. Juni 1944: In der Mitte der Flugzeugträger Zuikaku, der mehrere Treffer erhält, daneben 2 Zerstörer
Luftangriff auf die japanischen Schiffe durch US-amerikanische Jagd- und Sturzkampfbomber der Task Force 58

Die Schlacht in der Philippinensee war eine Seeschlacht zwischen der US-Marine und der Kaiserlich Japanischen Marine während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg. Sie fand am 19. und 20. Juni 1944 bei den Marianeninseln statt.

Inhaltsverzeichnis

Ausgangslage

Nachdem sich nach der Schlacht um Midway die Wende im Pazifikkrieg abzeichnete, entwickelten führende US-Militärs die Taktik des so genannten Inselspringens. Da bereits die Salomon-Inseln und die Gilbertinseln sowie die Marshallinseln und Neu-Guinea mit dieser Taktik zurückerobert werden konnten, beschloss man, an dieser Art der Kriegführung festzuhalten. Als nächstes sollten nun die Marianeninseln unter Kontrolle gebracht werden, da diese in einer für pazifische Verhältnisse geringen Entfernung von etwa 2.400 Kilometern vor dem japanischen Festland lagen. Diese Entfernung entsprach der Reichweite der US-amerikanischen B-29-Bomber. Flugplätze auf den Marianen-Inseln würden eine effektive Bombardierung der japanischen Hauptinseln möglich machen. Mit Basen auf den Marianen könnte außerdem ein erster Keil zwischen das japanische Mutterland und den wichtigen Rohstoffgebieten in Indonesien getrieben werden. Auch als Nordflanke für die Rückeroberung der Philippinen war die Inselgruppe von großer strategischer Bedeutung.

Nach den anhaltenden Verlusten der Japaner in den vorausgegangenen Schlachten entschied im September 1943 das Hauptquartier der japanischen Marine unter Nagano Osami eine neue Offensive zu starten, weil in den vergangenen Jahren auf Kiel gelegte neue Flugzeugträger und Schlachtschiffe einsatzbereit waren. Man sah nun eine Chance, das Kräfteverhältnis zwischen den japanischen und US-amerikanischen Streitkräften zugunsten Japans verändern zu können.

Als die 5. US-Flotte unter Vizeadmiral Raymond A. Spruance am 15. Juni 1944 ihre Landungsoperation auf der Insel Saipan startete, setzten die Japaner unter dem Oberbefehl von Shimada Shigetarō den Plan A-Go in Kraft, der nahezu die gesamte zur Verfügung stehende Marine mobilisierte. Bereits vor Kriegsbeginn hatten hochrangige Militärs einen Plan für einen Seekrieg gegen die USA aufgestellt, der sich aber in der Folgezeit als unbrauchbar erwiesen hatte. Man diskutierte nun die Möglichkeit, in einer einzigen Entscheidungsschlacht den Feind vernichtend schlagen zu können.

Vorbereitungen

Am 13. Juni verließ die japanische Flotte den Hafen Tawi-Tawi südwestlich der Philippinen, und wurde bereits kurz darauf von einem U-Boot der USA entdeckt. Einen Tag später schlossen sich einige japanische Schlachtschiffe im Westen der Philippinensee der Flotte an, wurden jedoch schon vier Tage später in drei Verbände aufgeteilt. Die Gruppe näherte sich der Insel Saipan, wo US-amerikanische Truppen ihre Landungsoperation begonnen hatten. Währenddessen erlangten die USA einen entscheidenden Vorteil: Zum einen war es ihnen möglich, die japanischen Funksprüche zu entschlüsseln, so dass die weiteren Schritte der japanischen Truppen bekannt waren. Außerdem hatten kleine Teile der US-Armee begonnen, die Flugabwehr auf den Marianeninseln zu zerstören.

Am 15. und 16. Juni unternahm eine US-Trägergruppe mit einigem Erfolg Angriffe gegen japanische Basen auf den nördlich gelegenen Inseln Iwo Jima und Chichi Jima. Diese Stützpunkte waren damit für einige Zeit ausgeschaltet und fielen als Bedrohung für die weiteren Operationen aus.

Am Morgen des 18. Juni vereinigten sich die 4 US-Trägergruppen zur Task Force 58 (Vizeadmiral Marc Andrew Mitscher) und liefen Richtung Südwest auf die Japaner zu. Ihre Hauptaufgabe war die Sicherung der Landeoperationen auf Saipan. Man entschloss sich also erst einmal zur Defensive und überließ den Japanern die Initiative.

19. Juni

Am Morgen des 19. Juni, gegen 5:30 Uhr, machten sich erste Bomber und Jagdflugzeuge der US-Luftwaffe auf den Weg, etwa gleichzeitig auch die Flugzeuge der Japaner. Die japanischen Piloten hatten die Aufgabe, die Flotte der US-Marine zu zerstören, während die Bomber der USA versuchten, die Landflugplätze auf den Marianen zu vernichten, die japanischen Schiffe befanden sich aufgrund der Windverhältnisse und der höheren Reichweite der leichtgebauten japanischen Maschinen außer Reichweite.

Die japanische Luftwaffe griff danach die US-Flotte und in Luftschlachten über Guam und Rota die US-Luftwaffe an. Dieser Tag ging in die Geschichte ein als das „Große Marianen-Truthahnschießen“. Die Japaner erlebten ein Desaster und verloren 330 ihrer 430 Trägerflugzeuge, insgesamt etwa 450. Nur 30 US-amerikanische Maschinen gingen verloren. Vier US-Schiffe wurden leicht beschädigt, auf dem Schlachtschiff USS South Dakota starben 27 Matrosen, es blieb aber voll einsatzfähig.

Damit war die Seeschlacht bereits entschieden, bevor sie überhaupt richtig begonnen hatte. Die Japaner in ihren veralteten, leichten und schlecht gepanzerten Flugzeugen wurden von einem beinahe undurchdringlichen Flakvorhang empfangen. Wer dieses Inferno überstand, der wurde zur leichten Beute der schweren und schnellen US-amerikanischen Jagdflugzeuge.

Noch am selben Tag wurden die japanischen Träger Taihō und Shōkaku weiter südlich von U-Booten der US-Marine gesichtet und angegriffen. Die Taihō erhielt einen Torpedotreffer nahe den Flugbenzintanks, der folgende Brand geriet außer Kontrolle, so dass sie gegen 17:30 Uhr explodierte und sank. Der Shokaku ging es nicht besser. Drei Torpedotreffer verursachten einen Brand, der schließlich die Munitionsbunker erreichte und das Schiff zerriss. Sie sank bereits um 15:00 Uhr.

20. Juni

Die US-Amerikaner wollten nun ihren Sieg ausnutzen und gingen in der Nacht auf Westkurs, um die Japaner am Morgen anzugreifen. Sie fanden die japanische Flotte aber erst um 15:40 Uhr am Nachmittag. Trotzdem wurde ein Luftangriff befohlen, wohl wissend, dass die Flugzeuge danach die Träger erst bei Dunkelheit wieder erreichen konnten. Die Japaner konnten nur noch etwa 35 Flugzeuge zur Abwehr in die Luft bringen, die US-Marine attackierte aber mit 216 Maschinen. Der Träger Hiyō wurde versenkt, mindestens ein weiterer Träger (Zuikaku) und ein Schlachtschiff beschädigt und zwei Tanker so schwer, dass sie später verlassen werden mussten.

Auch 80 US-Flugzeuge gingen verloren, die meisten, als sie versuchten, bei Nacht auf den Trägern zu landen. Viele haben es wegen des Risikos, am Träger zu zerschellen, gar nicht versucht und sind neben den Schiffen auf dem Wasser notgelandet. Insgesamt lagen die Verluste bei 49 Mann der Flugzeugbesatzungen.

Eine weitere Verfolgung der Japaner wurde von Spruance abgelehnt, weil es mit einem Aufsplitten seiner Flotte verbunden gewesen wäre. Der Schutz der Landung auf Saipan hatte Priorität. Damit war die Schlacht beendet und die verbliebenen japanischen Träger und ihre Eskorte konnten entkommen.

Fazit und Folgen

Die US-Marine war zahlenmäßig überlegen. Das erklärt aber nicht allein die katastrophalen Verluste der japanischen Streitkräfte, besonders der Flieger. Entscheidend waren der technische Vorsprung, den die US-Amerikaner inzwischen hatten, und ihre ungeheuren industriellen Kapazitäten. Sie statteten ihre Schiffe mit einer schier unglaublichen Zahl an Flugabwehrgeschützen aus. Die leichten, kaum gepanzerten japanischen Flugzeuge waren diesem Inferno nicht mehr gewachsen.

Die US-Marine ihrerseits hatte im zweiten Halbjahr 1943 ihre Jäger Grumman F4F Wildcat komplett gegen Grumman F6F Hellcat ausgetauscht. Diese waren schneller und besser gepanzert als die japanischen Jäger. Mit diesem Typ konnten die US-Amerikaner endgültig die Luftherrschaft erringen. Marineoperationen sind aber ohne ausreichende Luftunterstützung nicht durchführbar, dies sollte sich bald in steigenden japanischen Schiffsverlusten bemerkbar machen.

Der Großteil der kaiserlichen Marine konnte zwar entkommen, aber die Marianen waren nun isoliert und eingeschlossen von der US-Marine. Die Grundlage für die Einnahme der Inselgruppe wurde dadurch gelegt.

Siehe auch

 Commons: Schlacht in der Philippinensee – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Literatur

  • William T. Y'Blood, Red Sun Setting: The Battle of the Philippine Sea, Naval Institute Press, 2003, ISBN 1-59114-994-0
  • Barrett Tillman, Carrier Battle in the Philippine Sea: The Marianas Turkey Shoot, Specialty Press, 1994, ISBN 1-883809-04-5

Weblinks


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