Schlacht um Huế

Schlacht um Huế
Schlacht um Huế
Teil von: Tet-Offensive, Vietnamkrieg
US-Marines in Huế
US-Marines in Huế
Datum 30. Januar–3. März 1968
Ort Huế, Südvietnam
Ausgang Sieg Südvietnams und der USA
Konfliktparteien
SüdvietnamSüdvietnam Südvietnam
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Vereinigte Staaten
Nordvietnam Nordvietnam
Nationale Front für die Befreiung Südvietnams NLF (Viet Cong)
Befehlshaber
SüdvietnamSüdvietnam Ngô Quang Trưởng
Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Foster LaHue
Trần Văn Quang
Truppenstärke
11 ARVN-Bataillone
2 US Army-Bataillone
3 US Marine-Bataillone
10 NVA und FNL Bataillone
Huế vor der Schlacht im Juli 1967

Die Schlacht um Hue 1968 war eine der blutigsten und längsten Schlachten des Vietnamkrieges (1954–1975). Die Südvietnamesische Armee und drei Bataillone der US-Marineinfanterie, weniger als 2.500 Mann stark, stürmten ab dem 1. Februar 1968 die 140.000-Einwohner-Stadt Huế, die zuvor von der nordvietnamesischen Armee (NVA) und der NLF (Vietcong genannt) größtenteils erobert und von über 10.000 Soldaten beider Organisationen verteidigt wurde. Die Schlacht um Hue zählt militärhistorisch zu den Häuserkämpfen, ähnlich wie die Schlacht um Stalingrad, die Schlacht um Aachen, die Schlacht um Monte Cassino, die Schlacht um Berlin, die Schlacht um Grozny, die Schlacht von Mogadischu und die Schlacht in Falludscha.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Hue liegt am Highway One, der die Küstenstadt Da Nang mit der EMZ (Entmilitarisierte Zone) verband, und wird vom Parfüm-Fluss in einen nördlichen und südlichen Stadtteil getrennt. Hue war eine wichtige Nachschubbasis und durch die geringe Entfernung (nur 50 Meilen) von der EMZ von großer strategischer Bedeutung und wurde deshalb zur Verteidigungsfestung gegen mögliche kommunistische Offensiven ausgebaut. Für die tatsächliche Dimension der 26 Tage andauernden Kämpfe war Hue jedoch zu schwach verteidigt und die Gebäude und Straßenzüge nur unzureichend vorbereitet.

Die Schlacht um Hue war Teil und Folge der Tet-Offensive. Im Verlauf dieser Offensive erfolgten Angriffe der NLF und der NVA auf hunderte von militärischen Zielen und urbanen Ballungsräumen, darunter auch Hue.

Da jedoch vormals noch nie Kampfhandlungen in Hue erfolgt waren und man annahm, dass die NVA und der Vietcong die Tet-Feiertage respektieren würden, galt die Stadt als sicher.

Zum Zeitpunkt der Offensive verteidigten nur drei US-Marineinfanteriebataillone die Luftwaffenbasis von Phu Bai, den Highway One und die westlichen Zugänge ca. 10 Meilen südöstlich von Hue, ein Areal, das von 2 vollständigen Regimentern gehalten werden sollte. In Folge der Schlacht um Khe Sanh waren die meisten US-Truppen jedoch dort konzentriert.

Kommandierender General der Marines bei Hue war Foster C. LaHue, ein Veteran des Zweiten Weltkrieges und des Koreakrieges.

Die Schlacht

In den frühen Morgenstunden des 31. Januar 1968 eröffneten die Nordvietnamesische Armee und der Vietcong einen gut koordinierten mehrflügeligen Angriff auf die Stadt Hue.

Taktische Angriffsziele waren der Flughafen von Tay Loc, das Hauptquartier der 1. ARVN-Infanteriedivision in der Zitadelle und der MACV-Komplex in der Neustadt südlich des Perfume Rivers. Strategisches Ziel der NVA und des Vietcong war die Eroberung und permanente Kontrolle der ganzen Stadt.

Eröffnungsgefecht in Hue

Um 02:33 erfolgte per Leuchtsignal der Befehl zum Angriff. 2 Bataillone des 6. NVA-Regiments setzten über das westliche Flussufer und griffen die Zitadelle in der Nordstadt an. Ihr Ziel war die Einnahme des Mang Cu Komplexes, des Tac Loc Flughafens und des Kaiserpalastes. Am Westtor der Zitadelle gelang es einem 4-köpfigen Pionierteam der NVA, getarnt in südvietnamesischen Uniformen, die Wachen auszuschalten und das Tor zu öffnen. Auf deren Leuchtsignale hin konnten Stoßtrupps des 6. NVA-Regimentes in die Altstadt vorrücken. Ähnlich wie bei dem Vorgehen an der Zitadelle verschaffte sich die NVA Zugang zur alten Kaiserstadt. Das 800. und 802. NVA-Bataillon drang durch das Westtor ein und rückte dann nach Norden vor. Erst am Tay Loc Flugplatz wurde das 800. NVA-Bataillon von einer ARVN-Elitekompanie der „Black Panther“ in schwere Feuergefechte verwickelt. Der Widerstand der ARVN wurde im Allgemeinen als schwach bezeichnet, nur die „Black Panther Ranger“ Kompanie leistete den Nordvietnamesen erbitterten Widerstand und vereitelte bis in die Abendstunden alle Versuche, das Flugfeld einzunehmen.

Während die Kämpfe auf dem Flugplatz mit unverminderter Härte weiter gingen und in wechselseitigen Vorstößen und Rückzügen erstarrten, gelang es dem 802. NVA-Regiment auf das Hauptquartier der 1. ARVN-Infanteriedivision in Along Ca vorzustoßen. Der NVA gelang der Einbruch in den Komplex, die Angreifer wurden jedoch von den Stabssoldaten wieder zurückgeworfen. General Truong ließ den Großteil seiner „Black Panther Ranger“ vom Flugplatz abziehen und einen Entsatzangriff auf das Hauptquartier ausführen. Es gelang den Rangern, die Verteidigung des Hauptquartiers zu stabilisieren.

Am darauffolgenden Tag hisste man die Fahne der Nordvietnamesischen Armee auf dem Südtor der Zitadelle. 60 % der Zitadelle einschließlich des Kaiserpalasts waren zu diesem Zeitpunkt in der Hand der NVA. Um Punkt 08:00 hissten die Nordvietnamesischen Truppen die rot-blaue Fahne der NVA mit ihrem goldenen Stern auf dem Flaggenturm der Zitadelle.

Angriff auf den MACV-Komplex

Zeitgleich zum Angriff auf die Zitadelle stürmte das 4. NVA-Regiment den MACV-Komplex in der Südstadt, wo sich schnell eine vergleichbare Situation wie in der Zitadelle entwickelte. Der knapp häuserblockgroße Komplex, eine Ansammlung von 2-3 stöckigen Gebäuden, inklusive eines ehemaligen Hotels, diente als Stützpunkt des Beraterteams 3 des United States Military Assistance Command Vietnam, welches der 1. ARVN-Division Feuerunterstützung und Logistik sowohl für das Hauptquartier in Hue als auch für die Streitkräfte in der Provinz Thua Thien bot. Die Provinzhauptquartiere lagen nördlich des MACV-Komplexes. Der Angriff begann mit Mörser- und Raketenbeschuss im Morgengrauen. Den verteidigenden Amerikanern gelang es jedoch, den ersten Angriff zurückzuschlagen. Die NVA sah daraufhin einstweilen von weiteren Bodenangriffen ab, begann eine Belagerung und belegte den Komplex mit Mörserfeuer, Raketen und Beschuss aus vollautomatischen Waffen.

Der MACV-Komplex wurde nach der Schlacht in „Frank Doezema Komplex“ umbenannt, zu Ehren eines Elitesoldaten, der in den frühen Morgenstunden des ersten Gefechtstages bei der Verteidigung des Komplexes fiel. Ihm wurde posthum das „Distinguished Service Cross“ verliehen.

Die Stadt in der Hand der NVA

Die restlichen Einheiten des 4. NVA-Regiments begannen zeitgleich zusammen mit dem 804. NVA-Bataillon, unterstützt von lokalen Vietcongkräften und dem NVA-Pionierbataillon „City of Hue“, ihre großangelegte Offensive gegen die Stadt selbst. Die Einheiten wurden in verschiedene Stoßtrupps eingeteilt, um militärische und zivile Ziele im Handstreich zu nehmen. Ein nordvietnamesischer Militärbeobachter schrieb später, dass der Angriff auf das südliche Hue von den verschiedensten Truppen mit ebenso unterschiedlichen Taktiken ausgeführt wurde. Eine Einheit verirrte sich in der Dunkelheit und konnte die Stadt nicht vor 06:00 Uhr erreichen, dennoch gelang es der NVA, die Südstadt bis auf das Gefängnis, den MACV-Komplex und die LCU-Rampe (Landing Craft Utility) am Flussufer einzunehmen.

Anforderung von ARVN-Verstärkung

Am 1. Februar 1968 forderte General Truong Verstärkung an. Es wurde das 3. Regiment, die 7. ARVN-Kavallerie und die 1. ARVN Luftlande Task Force angefordert, um den Feinddruck auf das Mang Ca Hauptquartier zu mindern. Daraufhin verließ die Luftlande Task-Force ihre Kaserne und bewegte sich in einem Konvoi auf der Route 1 auf Hue zu. Die Entsatzkräfte wurden 400 Meter vor den Mauern der Zitadelle von starken nordvietnamesischen Verbänden zum Stehen gebracht. Da die südvietnamesischen Fallschirmjäger keinen Geländegewinn erringen konnten, forderten auch sie ihrerseits Verstärkung an. In den frühen Morgenstunden des 2. Februar 1968 traf das 2. ARVN-Luftlandebataillon auf die Verbände der NVA. Bei diesen Kämpfen verlor die ARVN 131 Mann, davon 40 Gefallene. Berichten der ARVN zufolge wurden 250 NVA-Soldaten getötet und nur 5 gefangen genommen. Das 3. ARVN-Regiment hatte zeitgleich ebenfalls Feindberührung an den nördlichen Ufern des Parfüm-Flusses und wurde von der NVA in schwere Kämpfe verwickelt. Es war beiden Bataillonen unmöglich die Zitadelle zu erreichen, so bezogen sie ihre nächtlichen Verteidigungspositionen außerhalb des südöstlichen Walls der Altstadt. Das 1. und 4. Bataillon der ARVN wurden von Feindkräften eingeschlossen und kämpften verzweifelt gegen die Vernichtung an. Hauptmann Phan Ngoc Luong, Kommandeur des 1. ARVN Bataillons, versuchte mit seiner Einheit den an der Küste gelegenen Außenposten Ba Long zu erreichen, wurde jedoch aufgrund seiner veralteten Bewaffnung mit M-1 Karabinern zurückgeschlagen. Dem 4. Bataillon gelang es erst nach einigen Tagen die Einkesselung zu durchbrechen. Südlich des Zentrums von Hue versuchte Oberstleutnant Phan Huu Chi mit seinem schwerbewaffnetem 7. ARVN-Kavalleriebataillon die feindliche Umklammerung zu lösen, scheiterte jedoch ebenfalls. Die NVA kämpfte diesen Angriff mit B-40 Granatwerfern nieder. Erst danach wurde die US-Marineinfanterie in Phu Bai in Alarmzustand versetzt und sollte einen Puffer zwischen den eingekesselten südvietnamesischen Einheiten und der NVA in Hue bilden. Für diese Operation wurde das 1. Bataillon der 1. US-Marineinfanteriedivision, welche zu der X-Ray Task Force gehörte abkommandiert.

Einsatz der US-Marines

Maschinengewehrstellung der US-Marines

In der Nacht vom 30. auf den 31. Januar wurde die Gegend von Phu Bai von Granatwerfern und Mörsern unter Beschuss genommen. In der Gegend am Truoi-Fluss und Phu Loc kam es zu schweren Feuergefechten mit nordvietnamesischen Invasionsverbänden. Bataillonskommandeur Oberstleutnant Cheatham verwickelte diese Verbände in anhaltende Gefechte, als er den Befehl erhielt sofort in die schweren Kämpfe in Hue einzugreifen. Noch während die Gefechte am Truoi-Fluss und bei Phu Loc anhielten, marschierte das 1. Bataillon der 1. Marineinfanteriedivision südwärts in Richtung Hue. Währenddessen griff die NVA 18 Ziele zwischen dem Hai Van Pass und Hue an und verlangsamte den Vormarsch der Marines auf Hue entscheidend. Bis zu diesem Zeitpunkt war die Schlacht um Hue eine rein vietnamesische Angelegenheit. General LaHue, Oberbefehlshaber der Task Force X-Ray hatte kaum gesicherte Berichte der Feindaufklärung und keinen Überblick auf die Gesamtsituation. Sein Wissen beschränkte sich darauf, dass Truongs Hauptquartier und der MACV-Komplex in Hue belagert wurden. Der Schiffsverkehr auf dem Parfüm-Fluss war durch anhaltenden Mörserbeschuss stillgelegt. Später schrieb LaHue in seinen Memoiren, dass es zu Beginn der Schlacht um Hue nur sehr begrenzte Informationen über die aktuelle Lage gab.

Vormarsch der Marines in Hue

Bei der Annäherung an die südlichen Vororte von Hue wurden die Marineinfanteristen von Scharfschützen aus nicht lokalisierbaren Positionen unter Beschuss genommen. Die Infanteristen mussten immer wieder von ihren Panzern absitzen und jedes einzelne Haus von Scharfschützen säubern. Es kam immer wieder zu erbitterten Häuserkämpfen in den engen Straßen, bevor der Konvoi fortgesetzt werden konnte. Schließlich trafen die Marines um 15:15 vor dem heftig umkämpften MACV-Komplex ein. Die NVA hatte ihre Schützentrupps zuvor aus der unmittelbaren Nähe des MACV-Komplexes abgezogen. Als die M-48-Panzer der Marines versuchten über die Hauptbrücken des Parfüm-Fluss zu fahren, stellte sich heraus, dass dieser Panzertyp zu schwer für die Brücken war. Darüber hinaus weigerten sich die Südvietnamesen, mit ihren leichten M-24-Panzern vorzurücken. Als die Marineinfanterie abgesessen von ihren Panzern die Brücken überquerte, geriet sie in schweres Abwehrfeuer aus den Maschinengewehren der NVA. 2 Schützenzüge gelangten ans andere Ufer, wurden aber sofort unter Feuer aus vollautomatischen und rückstoßfreien Waffen genommen und mussten sich zurückziehen. Dem Hauptgefreiten Lester A. Tully wurde nach der Schlacht die Silver Star Tapferkeitsmedaille verliehen, da es ihm bei diesem Gefecht nach Handgranatenwurf gelang, ein feindliches MG auszuschalten.

Die NVA nutzte die Gebäude am nördlichen Ufer als Stellung, von denen aus sie die Marines aus nahezu allen Positionen unter Feuer nehmen konnte. Die Anzahl der Verwundeten unter den Marines stieg, zivile Fahrzeuge wurden als Schutzschild benutzt, um die Verwundeten zu retten. Unter den Verlusten auf der Brücke war auch Major Walter M. Murphy, der Stabsoffizier des 1. Bataillons, der später seinen Verletzungen erlag. Erst gegen 20:00 konnte das 1. Marinebataillon seine Verteidigungsstellungen in der Nähe des MACV-Komplexes einnehmen. Es wurde eine Hubschrauberlandezone in der Nähe der LCU-Rampe eingerichtet. Bereits am ersten Tag der Schlacht hatten die beiden Marinekompanien 10 Gefallene und 56 Verwundete. Erst in der Nacht konnten die ersten Verwundeten ausgeflogen werden. Das US-Oberkommando hatte immer noch keine Gesamteinschätzung der tatsächlichen Lage in Hue.

Gegenangriff

Am folgenden Morgen um 07:00 befahl Gravel den Angriff von zwei Kompanien, unterstützt von Panzern, gegen das Gefängnis und die Gebäude der Provinzverwaltung. Nachdem die Marines einen Straßenblock überwunden hatten, gerieten sie erneut in Scharfschützenfeuer. Ein Panzer wurde von einem Geschoss aus einem 57mm-Geschütz vernichtet. Der Angriff kam zum Stehen und die Soldaten mussten sich zum MACV-Komplex zurückziehen. Nördlich des Perfume Rivers gelang es der 1. ARVN-Division mit Unterstützung durch die Black Panther Ranger den Flughafen zurückzuerobern. Im Laufe des Tages flogen Hubschrauber das 4. Marineinfanteriebataillon und das 2. ARVN-Regiment aus Dong Ha ein. Während des Absetzens der Truppen wurden die Hubschrauber unter Mörserbeschuss genommen. Aufgrund der verschlechterten Wetterbedingungen konnte allerdings nur die Hälfte des Bataillons eingeflogen werden. Am Nachmittag konnte das Kommunikationszentrum der MACV gesichert werden und gegen 15:00 eroberten die Südvietnamesen einen Kommandoposten des Mang Ca Hauptquartiers zurück. In der Tran Cao Van Straße wurde eine Marineinfanteriekompanie von nordvietnamesischen Soldaten jedoch niedergehalten.

Durchbruchsversuch über den Parfüm-Fluss

Zerstörte Brücke über den Parfüm-Fluss

Am 1. Februar 1968 befahl General Cushman dem Kommandeur der 1. US-Luftkavallerie Generalmajor John J. Tolson, seine 3. Brigade in den Sektor westlich von Hue zu verlegen. Tolson plante mit zwei Bataillonen der 3. Brigade einen Keil in den nordwestlichen Verteidigungsgürtel der NVA zu treiben, weiterhin sollte die NVA vom Nachschub abgeschnitten werden. Am 2. Februar 1968 verlagerten sich die Kämpfe auf eine MACV-Radiostation und den Universitätscampus von Hue. In der Nacht hatten NVA-Pioniere mehrere Brücken über den Fluss gesprengt und lediglich die Brücke über den Phu Cam Kanal unversehrt gelassen. Um 11:00 erreichte ein Konvoi in Kompaniestärke der 5. Marines die An Cuu Brücke und geriet dort in einen Hinterhalt. Scharfschützen, Maschinengewehre und Granatwerfer nahmen die Marines unter schweren Beschuss. Im folgenden Chaos kam es zu unabsichtlichen Feuerwechseln zwischen zwei Marineinfanterieeinheiten. Gegen Mittag hatte die NVA erfolgreich den Vormarsch von Süden her abgewehrt. Zahlreiche amerikanische Panzer waren durch Treffer aus 75mm-Geschützen ausgeschaltet worden. Nach Berichten der Marines waren jedoch auch 140 nordvietnamesische Soldaten gefallen. Die US-Bataillone beschlossen, ihre erreichten Positionen über Nacht zu sichern und das Gefecht erst mit Verstärkungen am nächsten Morgen wieder aufzunehmen.

Kampf um die Zitadelle

Ein US-Soldat trägt eine verwundete Vietnamesin in Sicherheit

Schwere Straßen- und Häuserkämpfe bestimmten nun für mehr als drei Wochen den Vormarsch der Marines in der Stadt. Das 1. und 5. US-Marineinfanterieregiment, die 1. ARVN-Infanteriedivision, sowie das 7. und 12. US-Kavallerieregiment wurden ununterbrochen in schwere Kämpfe mit der nordvietnamesischen Armee und dem Vietcong verwickelt und konnten Hue nur langsam Straßenblock um Straßenblock zurückerobern. Viele der US-Marineinfanteristen hatten bislang wenig oder keine Erfahrung im Häuserkampf, so dass sich die Kämpfe härter und verlustreicher entwickelten als erwartet. Die kommunistischen Verbände waren im Geländevorteil, da Scharfschützen aus gut getarnten Positionen und Maschinengewehre aus befestigten Gebäuden agieren konnten. Gegenangriffe fanden zur großen Verwirrung der Amerikaner meist nachts statt, außerdem waren zuvor zahlreiche Spreng- und Minenfallen gelegt worden, welche die amerikanische Verluste an Toten und Verwundeten in die Höhe schnellen ließen. Aufgrund des religiösen und kulturellen Status von Hue durfte die US-Luftwaffe die Stadt nicht bombardieren, da man befürchtete die historische Altstadt zu zerstören. Da sich die Schlacht außerdem während der Monsun-Regenzeit ereignete, machten die schlechten Wetterverhältnisse und die trübe Sicht Luftunterstützung zeitweilig unmöglich. Nachdem jedoch die Schlacht an Härte zunahm, änderte das US-Oberkommando die Taktik. Daraufhin starteten A-4 Skyhawk Kampfflugzeuge gezielte Bomben- und Napalmangriffe gegen die Zitadelle und den Kaiserpalast. Schließlich konnten die Marines die amerikanische Flagge über der Zitadelle hissen, mussten diese aber aus diplomatischen Gründen und wegen der südvietnamesischen Rechtslage wieder einholen. Erst am 24. Februar 1968 nahmen die Black Panther Ranger den Kaiserpalast ein und konnten die südvietnamesische Fahne hissen. Wenige Tage später zog sich die NVA vollständig aus der Stadt zurück.

Die Schäden in Hue waren beträchtlich. Myron Harrington, Hauptmann der Marineinfanterie, beschrieb die Lage mit seinem Zitat: „Mußten wir die Stadt zerstören, um sie zu retten?“.

Nachwirkungen

Die kommunistischen Truppen hatten die anfänglichen Erfolge mit schweren Verlusten erkauft. Nach Berichten der südvietnamesischen Armee wurden über 3000 nordvietnamesische Soldaten getötet, wobei diese Zahl vermutlich zu hoch geschätzt wird. Nach US-Berichten wurden lediglich 1500 Nordvietnamesen innerhalb der Stadt getötet. Außerhalb der Stadt sollen noch einmal 3000 NVA-Soldaten gefallen sein. Auch der psychologische Schaden für die NVA war bedeutsam, da sich entgegen der Beteuerungen der Politoffiziere gezeigt hatte, dass sich die vermeintlich dekadenten US-Soldaten auch ohne gleichzeitige Luftunterstützung gegen einen zahlenmäßig überlegenen Gegner im Häuserkampf durchsetzen konnten. Viele Zivilisten fielen während der kommunistischen Besetzung Säuberungsaktionen zum Opfer. Südvietnamesische und amerikanische Soldaten entdeckten zahlreiche eilig ausgehobene Massengräber innerhalb der Stadt und in den Außenbezirken mit ca. 2800 Leichen. Opfer der Säuberungen wurden all jene, die als Klassenfeinde und Kollaborateure deklariert wurden.

Militärisch wurde die Schlacht um Hue als Sieg der Alliierten bezeichnet, da NVA und Vietcong-Verbände in Divisionsstärke (ca. 10.000 Mann) aus der Stadt vertrieben wurden, politisch jedoch waren die Kämpfe während der Tet-Offensive der Anfang vom Ende des US-Engagements in Vietnam. Nach dieser Offensive wandte sich die öffentliche Meinung in den USA gegen den Krieg. Als Folge des Stimmungswandels wurde das US-amerikanische Militärengagement stufenweise bis 1973 zurückgefahren und der Vietnamkrieg „vietnamisiert“.

Quellen

  • Tuohy, William. „Many U.S. Civilians Are Liberated in Hue“, Washington Post, 8. Februar 1968, Seiten A8.
  • Tuohy, William. „Marines Are Taking Hue Wall by Wall“, Washington Post, 9. Februar 1968, Seiten A1.
  • „Reds Said To Execute 300 in Hue“, Washington Post, 12. Februar 1968, Seiten A11.
  • Braestrup, Peter. „Weather and Thin Ranks Slow Marines' Tough Fight in Hue“, Washington Post, 12. Februar 1968, Seiten A1.
  • „Battle of Hue“, Time, 16. Februar 1968. Zugriff am 18. April 2007.
  • Lescaze, Lee. „Hue: Fires Pinpoint the Foe“, Washington Post, 16. Februar 1968, Seiten A1.
  • Pigott, Bruce. „Truck Route Said to Help Foe in Hue“, Washington Post, 17. Februar 1968, Seiten A1.
  • Lescaze, Lee. „Shortage of Men, Air Support Slows Marine Drive in Hue“, Washington Post, 19. Februar 1968, Seiten A1.
  • „It's Up to 'Grunt And His Rifle'“, Hartford Courant, 20. Februar 1968, Seiten 1.
  • Lescaze, Lee. „Hue Marines: Bitter as They Are Brave“, Washington Post, 20. Februar 1968, Seiten A1.
  • „Marine Chief Sees Lengthy Battle In Hue“, Chicago Tribune, 21. Februar 1968, Seiten 1.
  • „Commission Leaves Hue“, Washington Post, 21. Februar 1968, Seiten F6.
  • Lescaze, Lee. „U.S. Relieves Unit Hard-Hit at Hue“, Washington Post, 22. Februar 1968, Seiten A1.
  • „U.S. Marines Capture Strategic Corner of Hue's Citadel“, Washington Post, 23. Februar 1968, Seiten A9.
  • „Grappling for Normalcy“, Time, 23. Februar 1968. Zugriff am 19. April 2007.
  • „South Vietnamese recapture Hue“, BBC, 24. Februar 1968. Zugriff am 6. April 2007.
  • Lescaze, Lee. „Hue Marines Keep Determined Vigil Over a Dead Comrade“, Washington Post, 24. Februar 1968, Seiten A8.
  • Emery, Fred. „Allies Clear Enemy from Hue's Palace“, Washington Post, 25. Februar 1968, Seiten A1.
  • „Hue Ruin Inspected By Thieu“, Washington Post, 26. Februar 1968, Seiten A1.
  • „After 26-Day Battle, Hue Is Devastation and Misery“, Hartford Courant, 27. Februar 1968.
  • Braestrup, Peter. „Capture of Hue Citadel Was a Must for S. Viet Unit“, Washington Post, 29. Februar 1968, Seiten A22.
  • „Fight for a Citadel“, Time, 1. März 1968. Zugriff am 19. April 2007.
  • Tuohy, William. „New Red Assault on Hue Expected“, LA Times, 7. März 1968, Seiten 1.
  • Braestrup, Peter. „Foe Seen Aiming At Hue“, Washington Post, 7. März 968, Seiten A1.
  • „Unburied Dead Lie Around the Citadel“, Hartford Courant, 10. März 1968, Seiten 18A.
  • „After "Tet", Measuring and Repairing Damage“, Time, 15. März 1968. Zugriff am 18. April 2007.

Weblinks


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