Schlacht von Midway

Schlacht von Midway
Schlacht um Midway
Teil von: Zweiter Weltkrieg, Pazifikkrieg
Lage der Midwayinseln
Lage der Midwayinseln
Datum 4.7. Juni 1942
Ort Midwayinseln
Ausgang Amerikanischer Sieg
Konfliktparteien

USA

Japan
Befehlshaber
Chester W. Nimitz
Frank Jack Fletcher
Raymond A. Spruance
Yamamoto Isoroku
Nagumo Chūichi
Kondō Nobutake
Truppenstärke
3 Flugzeugträger
50 weitere Schiffe
4 Flugzeugträger
150 weitere Schiffe
Verluste
1 Flugzeugträger
1 Zerstörer
98 Flugzeuge
307 Tote
4 Flugzeugträger
1 Kreuzer
ca. 300 Trägerflugzeuge
ca. 4.800 Tote

Die Schlacht um Midway war eine große Trägerschlacht während des Pazifikkriegs im Zweiten Weltkrieg. Vom 4. bis zum 7. Juni 1942 kämpften bei den Midwayinseln große Verbände der Kaiserlichen Japanischen Marine und der United States Navy.

Inhaltsverzeichnis

Auslösende Faktoren

Seitdem Japan im Dezember 1941 die westlichen Alliierten angegriffen hatte, führten seine Streitkräfte einen äußerst erfolgreichen Feldzug zur Eroberung der britischen und niederländischen Kolonien in Südostasien. Als sich im Frühjahr 1942 die Operationen zur Eroberung der rohstoffreichen Gebiete in Malaysia und Niederländisch-Indien ihrem Ende näherten, kam es daher im Japanischen Oberkommando zur Diskussion über das weitere Vorgehen. Eine Fraktion der japanischen Militärs wollte weiter nach Westen Richtung Indien und Sues vorstoßen und dort schließlich die Verbindung mit dem deutschem Afrikakorps herstellen. Eine andere Fraktion hingegen favorisierte ein Vorstoßen in Richtung Fidschi - Samoa, um die Verbindungslinien der Alliierten zwischen Australien und den USA zu kappen[1].

Mit dem amerikanischen Luftangriff auf Tokio (Doolittle Raid) am 18. April 1942 änderten sich jedoch die japanischen Pläne. Bis zu diesem Zeitpunkt war die nach dem Überfall auf Pearl Harbor geschwächte US-Pazifikflotte als keine ernstzunehmende Bedrohung erschienen, und da es im Zentralpazifik keine Ziele gab, deren Eroberung sich lohnte, waren die Japaner seit den Eroberungen von Wake und Guam nicht weiter in dieses Gebiet vorgestoßen. Nach dem Angriff auf Tokio erklärte Admiral Yamamoto Isoroku die Vernichtung der verbliebenen US-Flotte, insbesondere ihrer Flugzeugträger zur höchsten Priorität. Dies sollte nicht nur weitere Angriffe gegen Japan unmöglich machen, sondern auch jede denkbare Bedrohung durch die Amerikaner in nächster Zeit ausschließen und würde vielleicht sogar zu einem Verhandlungsfrieden zwischen Japan und den USA führen[1].

Die Midwayinseln sind nach dem kleinen Kure-Atoll die westlichste der Nordwestlichen Hawaii-Inseln und waren zu dieser Zeit der am weitesten im Westen liegende Vorposten der Amerikaner im Zentralpazifik. Der strategische Wert der Inseln selbst war gering, aufgrund ihrer Größe eigneten sie sich nur als Aufklärungstützpunkt, aber nicht als größere Basis. Als Auftankstation für die aus Pearl Harbor gegen Japan operierenden U-Boote erwiesen sie sich allerdings als recht nützlich, die Boote konnten so erheblich länger im Einsatzgebiet bleiben, da Hin- und Rückweg zwischen Pearl Harbor und Midway zusammen über 3500 Kilometer ausmachen. Pläne zur Eroberung von Midway gab es auf Seiten der Japaner zwar schon seit Beginn des Krieges, sie waren jedoch nie ausgeführt worden, da der Aufwand zur Versorgung der eroberten Inseln als größer erachtet wurde als ihr Nutzen als Aufklärungsbasis.

Aufgrund der relativen Nähe zu Pearl Harbor, dem einzigen als große Flottenbasis verwendbaren Hafen, der den US-Streitkräften im Pazifik zur Verfügung stand, konnten die Amerikaner es sich jedoch nicht leisten, die Insel ohne Weiteres zu verlieren. Eine Invasion von Midway bot die Möglichkeit, die US-Pazifikflotte trotz ihrer Schwäche zu einer Entscheidungsschlacht zu zwingen[1].

Die japanische Strategie

Der Plan sah vor, die beiden kleinen Atoll-Inseln (Sand Island und Eastern Island) einzunehmen und dort eine eigene Luftbasis aufzubauen. Dies sollte die Amerikaner veranlassen, ihre Trägerflotte nach Midway in Marsch zu setzen. Die kampferprobte japanische Übermacht wollte sie dort angreifen und möglichst alle feindlichen Träger vernichten. Als Ablenkungsmanöver war gleichzeitig ein Schlag gegen die Aleuten im nördlichen Pazifik vorgesehen, die ebenfalls einen strategisch wichtigen Punkt bildeten.

Danach wäre die Übermacht der Japaner im Pazifik so groß geworden, dass eventuell ein Friedensvertrag in den existierenden Grenzen hätte ausgehandelt werden können – wie es die japanische Endsieg-Strategie vorsah.

Ausgangslage

Nach der Schlacht im Korallenmeer am 7. und 8. Mai 1942, bei der ein Flugzeugträger der Amerikaner verloren ging und ein weiterer schwer beschädigt worden war, verhielten sich die Japaner abwartend. Die Führungsebene der amerikanischen Marine vermutete, dass der Gegner seine Kräfte sammelte, um eventuell die Invasion Australiens vorzubereiten. Als weiteres mögliches Ziel fasste man Port Moresby auf Neu Guinea ins Auge. Je länger die japanische Flotte verborgen blieb, desto stärker richtete sich der Verdacht auf einen bevorstehenden Angriff auf die Flottenbasis in Pearl Harbor. Als nächstes Ziel erschien das Midway-Atoll als Ausgangsbasis für weitere Angriffe der Japaner plausibel.

Funkaufklärung

Ein wesentlicher Faktor im Vorfeld der Schlacht von Midway war die Entschlüsselung des japanischen JN-25-Marinekodebuchs und die vereinte Funkaufklärung amerikanischer, britischer, australischer und niederländischer Kräfte. Zu nennen wären die Stationen HYPO auf Hawaii und CAST auf den Philippinen, die Gruppe OP-20-G in Washington, die britischen Stationen in Hongkong und Singapur, die Gruppe in Bletchley Park sowie niederländische Kräfte im ost-indischen Batavia. Ungenannt bleiben die Posten, die das Abfangen und die Weiterleitung der Nachrichten übernahmen. In der Literatur wird betreffend der Midway-Codes oft die Arbeit von Joseph Rochefort betont, der 36-Stunden-Schichten schließlich im Bademantel durcharbeitete, während die maßgeblichen Ideen zur Positionsbestimmung von Midway von Jasper Holmes stammten.

Die US-Funkaufklärung OP-20-G empfing einige Tage nach der Korallenmeerschlacht eine Nachricht, die an alle großen japanischen Flugzeugträger gerichtet war und einem Einsatzbefehl glich. Kurz danach erging ein weiterer Funkspruch an die Goshu Maru, in dem von einem Zielkürzel AF die Rede war. Den Amerikanern war bekannt, dass solche Kürzel für diverse Ziele im Pazifikraum benutzt wurden. So stand beispielsweise RZP für Port Moresby, R für Rabaul, PS für Saipan und AH für Oahu. Da einige der A-Kürzel Hawaii und umliegende Inseln bezeichneten, vermuteten einige Funkaufklärer Midway als AF.

Die amerikanischen Funker auf der Insel Corregidor in der Bucht von Manila hatten schon im März AF als Midway identifiziert, aber durch die japanische Besetzung der Philippinen bestand kein Kontakt mehr zu ihnen. Admiral Chester W. Nimitz entschied sich recht schnell für Midway und ließ am 18. Mai Admiral Ernest J. King über den geplanten japanischen Großangriff unterrichten, der zunächst noch an die Aleuten als Angriffsziel dachte.

Zur Absicherung des Funkkürzels AF bediente sich die US-Marine einer List. Über das nach Midway gelegte Kabel wurde die dortige Station aufgefordert, einen Funkspruch im Klartext an das Oberkommando zu senden, in dem angegeben wurde, dass die Destillationsanlage für die Trinkwassergewinnung defekt sei und man sehr bald unter Wassermangel leiden würde. Das Oberkommando funkte anschließend auch im Klartext zurück, dass mit Wasserlieferungen Abhilfe geschaffen werde. Nun lag es an den Japanern, ob sie die Funksprüche abgehört hatten und wie sie darauf reagieren würden. Kurz danach sendete Tokyo den täglichen Geheimdienstreport an alle Schiffe. Eine der Nachrichten lautete, dass auf AF das Wasser knapp werde. Damit war Midway eindeutig identifiziert und Nimitz beorderte sofort alle Träger zurück nach Pearl Harbor.

Gegen Ende Mai gelang es den Amerikanern anhand von Funksprüchen der Japaner, auch den vorgesehenen Angriffstag zu identifizieren. Er war für den 4. Juni vorgesehen. Am 28. Mai änderten die Japaner die Kodierung ihres Funkverkehrs, so dass vorläufig keine weiteren Meldungen mehr entschlüsselt werden konnten.

Flottenbewegung

Die Japaner setzten den Trägerkampfverband Kido Butai von Vizeadmiral Nagumo Chūichi mit vier Flugzeugträgern, dem Flaggschiff Akagi, der Kaga, der Hiryū und der Sōryū, in Richtung Midway in Fahrt. Etliche hundert Meilen hinter diesen kamen die Schlachtschiffe des Oberkommandierenden Admiral Yamamoto Isoroku. Aus südwestlicher Richtung näherte sich die dritte japanische Welle unter Vizeadmiral Kondō Nobutake. Mit seinen Zerstörern und Kreuzern bildete er die Invasionsflotte für Midway. Yamamoto hatte aber das Pech, dass zwei seiner Flugzeugträger, die er dringend vor Midway gebraucht hätte, für die Schlacht ausfielen. Der Träger Shōkaku war in der Schlacht im Korallenmeer schwer beschädigt worden, während die Zuikaku einen Großteil ihres Bordgeschwaders verloren hatte. So konnte er nur mit vier großen Trägern den Angriff starten.

Admiral Nimitz machte seine aus zwei großen Trägern bestehende Flugzeugträgerflotte – USS Enterprise (Capt. Murray) und USS Hornet (Capt. Mitscher) – klar und wartete auf die Japaner. Die USS Yorktown (Capt. Buckmaster) war im Korallenmeer schwer beschädigt worden und lief am 27. Mai zur Instandsetzung in ein Trockendock in Pearl Harbor ein. Eine erste Begutachtung der Schäden an der Yorktown ergab, dass ein Zeitraum von drei Monaten zur Reparatur der Schäden nötig sein würde. Da das Schiff dringend für die Verteidigung Midways benötigt wurde, wurden die Arbeiten an allen anderen in der Werft liegenden Schiffen vorübergehend eingestellt und das freigewordene Personal zur Yorktown geschickt; 2000 Werftarbeiter arbeiteten daraufhin ununterbrochen in Tag- und Nachtschichten. Zusätzlich wurden die Arbeitsprozesse drastisch vereinfacht. So wurden zerschossene Stahlplatten nicht durch neue ersetzt, sondern nur der verbogene Teil mit dem Schneidbrenner herausgetrennt und das Loch mit auf der Werft vorgefundenem Stahl "überplattet". Am 29. Mai um 9 Uhr, nur zwei Tage später und nicht nach den geschätzten drei Monaten, war die Yorktown wieder einsatzfähig. Sie lief, jetzt als Flaggschiff von Admiral Frank J. Fletcher, dem Befehlshaber der Task Force 17, hinter den zwei vorauslaufenden Trägern her. Zusätzlich wurde die Luft- und Landverteidigung von Midway erheblich aufgerüstet.

Aufklärungsflüge und erster Kontakt

Sichtung der japanischen Minensucher

Um dem Angriff erfolgreich begegnen zu können, sandte Nimitz die Kampfgruppen TF-16 (KAdm. Spruance, USS Enterprise und USS Hornet) und TF-17 (KAdm. Fletcher, USS Yorktown) in eine Position 300 Meilen nordwestlich von Midway. Dazu kamen als Fernaufklärer Flugboote vom Typ PBY-5/-5A "Catalina", die in einem Radius von 600 Seemeilen um Midway herum aufklärten.

Auch am Morgen des 3. Juni waren die amerikanischen Fernaufklärer wieder in der Luft. Die erste Sichtung geschah gegen 9:00 Uhr, als ca. 470 Meilen westsüdwestlich vor Midway zwei japanische Minensuchboote entdeckt wurden. Eine halbe Stunde später machte eine weitere PBY in einer Entfernung von rund 700 Meilen die japanische Transportflotte aus, die Richtung Osten lief. Später am Tag bombardierten amerikanische B-17 den Konvoi, richteten aber keinen Schaden an. Am Nachmittag hoben von Midway vier PBY ab, um in der Nacht die japanische Transportflotte anzugreifen. In den ersten Stunden des 4. Juni konnte der Tanker Akebono Maru mit einem Torpedo getroffen werden. Er wurde aber nur leicht beschädigt und fuhr mit der Flotte weiter.

Die Schlacht am 4. Juni 1942 [2]

Der Angriff

Japanischer Luftangriff auf Midway

Kurz nach 5:30 Uhr meldete eine Aufklärungsmaschine die Sichtung der japanischen Trägerflotte nordwestlich von Midway in einer Entfernung von knapp 200 Meilen. Ein paar Minuten später konnte eine andere Maschine diese Nachricht bestätigen und zusätzlich melden, dass die Japaner mehr als 100 Kampfflugzeuge und Bomber von ihren Flugzeugträgern in Richtung Midway gestartet hatten. Sofort wurden auf dem Atoll alle Vorbereitungen zur Verteidigung der Insel getroffen. Die amerikanischen Flugzeuge auf Midway wurden gestartet. Die Flottenverbände TF-16 und TF-17 hatten die Meldungen ebenfalls vernommen. Diese sprachen jedoch nur von zwei – statt den erwarteten vier – Flugzeugträgern.

Folgende Verbände flogen von Midway gegen die japanische Flotte:

  • VMSB-241 (Major Lofton R. Henderson) mit 16 SBD-2 "Dauntless" (Sturzkampfbomber)
  • VMSB-241 (Major Benjamin W. Norris) mit 11 SB2U-3 "Vindicator" (Sturzkampfbomber)
  • VT-8 Det. (Lt. Langdon K. Fiberling) mit 6 TBF-1 "Avenger" (Torpedobomber)
  • 69th Bombardment Squadron/3rd BG(M) (Capt. William F. Collins) mit 4 B-26B "Marauder" – mittlere Bomber der USAAF, an die man einen Torpedo gehängt hatte
  • 431st Bombardment Squadron (LtCol. Walter C. Sweeney mit 14 B-17E "Flying Fortress" – schwere Bomber der USAAF, die zum Angriff gegen die Invasionsflotte gestartet waren und umdirigiert wurden)
Brennende Öltanks auf Sand Island (Midway)

Die Jagdstaffel VMF-221 (Maj. Floyd B. Parks) mit 20 F2A-3 "Buffalo" und 5 F4F-3 "Wildcat" wurde nicht zum Schutz der Bomber, sondern zum Schutz Midways eingesetzt und fing die japanische Formation um 6:15 Uhr ab. Die japanischen Mitsubishi A6M Zero-Jäger, die die Bomber begleiteten, fügten den amerikanischen Jagdverbänden erhebliche Verluste zu. 17 Jäger der US Navy wurden abgeschossen, nur zwei Maschinen waren nach der Landung noch flugtauglich. Ein Navy-Pilot bemerkte bitter in Bezug auf die ungünstige Ausgangslage des überstandenen Luftkampfes: "Jeder Kommandeur muss sich bewusst sein, dass, wenn er seine Piloten in einer F2A-3 aufsteigen lässt, diese verloren sind, bevor sie den Boden verlassen haben."

Um 6:30 Uhr erreichte die japanische Kampfgruppe Midway und bombardierte 20 Minuten lang beide Inseln. Auf Eastern Island wurden Ziele getroffen, aber die Start- und Landebahnen blieben fast unbeschädigt. Auf Sand Island wurden Öltanks, der Wasserflugzeughangar und andere Gebäude zerstört. Der kommandierende japanische Pilot Lt. Joichi Tomonaga meldete wegen der geringen Schäden, dass eine zweite Welle nötig sei, um die amerikanische Verteidigung entscheidend zu schwächen. Admiral Nagumo hatte die Hälfte seiner Flugzeuge für einen Angriff gegen die US-Trägerflotte an Deck, falls diese wider Erwarten auftauchen sollte. Da sie bisher nicht entdeckt worden war, ordnete er die Umrüstung der Bomber von See- auf Landzielbomben und von Torpedos auf Bomben an.

Während sich die japanischen Maschinen auf dem Rückweg zu ihren Trägern befanden, griffen die amerikanischen Bomber aus Midway die feindlichen Schiffe an. Ohne Jagdschutz und mit vielen unerfahrenen Piloten waren die Verluste der Amerikaner hoch, ohne dass sie auch nur einen Treffer erzielen konnten.

Zur selben Zeit sichtete ein japanisches Aufklärungsflugzeug die amerikanische Flotte, ohne zunächst die Träger zu entdecken. Vizeadmiral Nagumo ließ sofort die Umrüstung der Bombenflugzeuge stoppen.

Wendepunkt

Diorama der brennenden japanischen Flugzeugträger
Die USS Yorktown kurz nach der ersten Bomber-Attacke
Eine zurückkehrende Maschine der USS Yorktown schlägt neben der USS Astoria im Meer auf

Um 7:00 Uhr starteten die Träger USS Hornet und USS Enterprise ihre Trägergeschwader. Von der Enterprise startete die Staffel VT-6 mit 14 Torpedobombern (TBD-1 "Devastator"), VB-6 und VS-6 mit 34 Sturzkampfbombern (SBD "Dauntless") und VF-6 mit 10 Jägern (F4F-4 "Wildcat"), um die japanischen Träger anzugreifen. Von der USS Hornet startete VT-8 mit 15 TBD-1, VB-8 und VS-8 mit 34 SBD-3 und VF-8 mit 10 F4F-4. Bald darauf, beginnend um 8:38 Uhr, wurden auch die Flugzeuge der USS Yorktown gestartet, die zuerst zurückgehalten wurden, falls die beiden anderen japanischen Träger noch auftauchten. Von dort startete VT-3 mit 12 TBD-1, VB-3 mit 17 SBD-3 und VF-3 mit 6 F4F-4. Insgesamt wurde der Angriff von 84 SBD-3, 41 TBD-1 und 26 F4F-4 geflogen.

Unklarheit herrschte an Bord der amerikanischen Träger über den Kurs, den die Flugzeuge nehmen sollten. So befahl der Commander Air Group der USS Hornet, Cmdr. Stanhope Ring, einen nördlicheren Kurs, während der Staffelkapitän der Torpedostaffel VT-8, Lt.Cmdr. John Waldron, auf einem südlicheren Kurs bestand. Wegen einer Kursänderung der Japaner verfehlten die Staffeln VB-8, VS-8 und VF-8 die Japaner, Waldron fand die Japaner als Erster. VT-8 wurde komplett vernichtet. Danach griff die Torpedostaffel der USS Enterprise, VT-6, an und verlor 10 von 14 TBD. Lediglich VT-3 der USS Yorktown griff später im Verband mit den anderen Staffeln an, verlor jedoch auch 10 von 12 TBD. Diese verlustreichen Angriffe hatten aber zur Folge, dass der japanische Jägerschirm auf niedrige Höhe gezogen wurde und die kurz darauf eintreffenden Sturzkampfbomber freie Bahn hatten.

Die Sturzbomberstaffeln der USS Enterprise hätten ebenfalls fast den Feind verfehlt. Als am Abfangpunkt nur leere See zu sehen war, nahm der Commander Air Group der Enterprise, Lt.Cmdr. Wade McClusky, an, dass die Japaner nur nach Norden abgedreht haben konnten – und nicht nach Süden, wie Ring dies annahm. Daher entschloss er sich, ebenfalls in diese Richtung zu fliegen. KAdm Spruance sah wegen dieser Entscheidung in McClusky "den herausragenden Helden der Schlacht von Midway", dessen Vorgehen "das Schicksal der amerikanischen Trägerverbände und der Streitkräfte auf Midway entschied." Gegen 10 Uhr sah McClusky unter sich den Zerstörer Arashi, der die Jagd auf das amerikanische U-Boot USS Nautilus aufgegeben hatte und zu Nagumos Kampfverband zurückkehrte. McClusky entschloss sich, dem Zerstörer zu folgen und erblickte kurze Zeit später den japanischen Trägerverband. Die später gestarteten Staffeln der USS Yorktown hatten den Kurs der Japaner richtig eingeschätzt und trafen deshalb durch Zufall gleichzeitig mit McCluskys Staffeln ein.

Da die japanischen Jagdflugzeuge die Torpedobomber bekämpften, konnten die SBD der USS Enterprise und der USS Yorktown gegen 10:20 Uhr drei der japanischen Flugzeugträger aus großer Höhe unbemerkt angreifen. Die Hangardecks der japanischen Träger Sōryū, Akagi und Kaga standen voller betankter und bewaffneter Flugzeuge, die sich auf den Start vorbereiteten. Nach nur wenigen Minuten brannten alle drei Träger und konnten sich nicht mehr an der weiteren Schlacht beteiligen. Die Sōryū und die Kaga sanken in den Folgestunden. Die Akagi war schwer beschädigt, die Feuer waren nicht mehr zu kontrollieren und das Schiff musste verlassen werden. Die Akagi brannte völlig aus und japanische Zerstörer versenkten sie im Morgengrauen des folgenden Tages mit Torpedos, damit das ehemalige Flaggschiff nicht in Feindeshand fiel.

Die brennende Hiryū

Der einzig übrig gebliebene japanische Flugzeugträger war die Hiryū. Im Bestreben, den Torpedoflugzeugen auszuweichen, war sie weit vom Kurs abgekommen und wurde daher von den SBDs nicht entdeckt. Von ihr aus startete gegen 11:00 Uhr eine Kampfgruppe von 18 Sturzkampfbombern mit sechs Begleitmaschinen und etwa eineinhalb Stunden darauf eine zweite Gruppe, bestehend aus zehn Torpedobombern und sechs Kampfflugzeugen. Ziel war der Träger USS Yorktown. Gegen Mittag trafen die Bomber die USS Yorktown und die Beschädigung der Kesselanlagen zwang das Schiff vorübergehend zum Anhalten. Um 14:45 Uhr gelang den anderen Maschinen ein Torpedotreffer mittschiffs, der die Yorktown manövrierunfähig machte. Sie musste später aufgegeben werden. Viele japanische Maschinen gingen im Luftkampf mit der amerikanischen Verteidigung verloren. Es kehrten aber genug zur Hiryū zurück, um eine dritte Angriffswelle vorzubereiten. Die USS Yorktown konnte aber ihre eigenen Maschinen in die Luft bringen und nach der Hiryū suchen lassen. Sie fanden sie am Nachmittag.

USS Yorktown und USS Hammann werden torpediert (Diorama)

Gegen 17:00 Uhr starteten die Bomberangriffswellen von der USS Enterprise, die von zehn Bombern der USS Yorktown unterstützt wurden. Gerade als die Hiryū ihre Maschinen starten wollte, trafen vier Bomben das vordere Flugdeck und setzten den Flugzeugträger in Brand. Bis Mitternacht arbeitete der Antrieb der Hiryū noch, dann stoppte das Feuer die Maschinen. Die Besatzung verließ das Schiff und japanische Zerstörer erhielten den Befehl das ausgebrannte Wrack mit Torpedos zu versenken, damit es nicht den Amerikanern in die Hände fiel. Früh am Morgen des 5. Juni fand ein Suchflugzeug des kleinen Trägers Hōshō das verlassene Schiff und stellte fest, dass noch Überlebende an Bord waren. Der Zerstörer Tanikaze fuhr zur Position der Hiryū, fand aber niemanden. Er wurde später am Tag von mehr als 50 amerikanischen Flugzeugen attackiert, konnte aber dank erfolgreicher Ausweichmanöver entkommen.

Um 02:55 Uhr am 5. Juni befahl Yamamoto schließlich den Abbruch der Schlacht und den Rückzug der ganzen Flotte nach Westen.

Nachspiel

Die USS Yorktown wurde am 6. Juni vom japanischen U-Boot I-168 torpediert und schwer getroffen. Die Amerikaner lagen zu diesem Zeitpunkt mit dem Zerstörer USS Hammann längsseits, um Reparaturarbeiten auszuführen. Auch er bekam einen Treffer ab und sank innerhalb von Minuten. Die USS Yorktown sank am nächsten Morgen.

Bis zum 7. Juni bombardierten amerikanische Flugzeuge immer wieder einzelne Schiffe der japanischen Flotte.

Die USS Trout, ein amerikanisches U-Boot, entdeckte am 9. Juni zwei Überlebende des schweren japanischen Kreuzers Mikuma, der drei Tage vorher von amerikanischen Trägerflugzeugen versenkt worden war.

Am 14. Juni sichtete ein Aufklärer ein kleines Boot hunderte von Meilen westlich von Midway. Diese Sichtung wurde am 19. Juni wiederholt, und die USS Ballard fuhr in das Gebiet. Dort fand sie die 35 Überlebenden der Hiryū, die schon am Morgen des 5. Juni von den Japanern noch an Bord gesehen wurden. Kurz bevor das Schiff gesunken war, hatten sie ein Boot gefunden und trieben seitdem im Meer.

Bedeutung der Schlacht

Die Japaner verloren bei Midway vier von ihren insgesamt sechs großen Flugzeugträgern und viele ihrer ausgebildeten Piloten. Ihre Verluste an Flugzeugbesatzungen wogen gegenüber denen der Amerikaner besonders schwer, weil sich darunter viel Ausbildungspersonal befand, das für die Fronteinsätze aus den Fliegerschulen abberufen worden war. Die Japaner hatten in der Folge größere Schwierigkeiten bei der Pilotenausbildung als die Amerikaner.

Dadurch wurde die Schlacht um Midway der Wendepunkt im Pazifikkrieg. Vor Midway hatten die Japaner die Initiative, aufgrund ihrer Überlegenheit bestimmten sie wo und wann gekämpft wurde, während die Alliierten für größere eigene Operationen zu schwach waren und nur auf den nächsten japanischen Angriff warten konnten. Durch die schweren Verluste an Trägern und Piloten änderte sich dies, nun waren beide Seiten in etwa gleich stark. Japanische Operationen nach Midway waren allesamt letztendlich vergebliche Versuche, die bei Midway verlorene Initiative zurückzugewinnen. Zwei Monate nach der Schlacht begannen die Alliierten mit der Landung auf Guadalcanal ihre erste Offensive. Von nun an bis zur japanischen Kapitulation 1945 reagierte die japanische Flotte nur noch auf die Vorstöße der immer stärker werden Alliierten, die immer tiefer in den japanischen Verteidigungsgürtel eindrangen.

Trotzdem war die Schlacht um Midway jedoch nicht die Entscheidungsschlacht, als die sie oft angesehen wird. Zwar schwächte sie die japanische Flotte gewaltig und stellte das Gleichgewicht der Kräfte im Pazifik wieder her. Doch dies war schon von Beginn des Krieges an unausweichlich. „Bekomme ich Befehl, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen Krieg zu führen, so werde ich 6 Monate oder 1 Jahr lang wild um mich schlagen. Sollte der Krieg aber ein zweites oder drittes Jahr dauern, sehe ich äußerst schwarz!“ hatte Admiral Yamamoto vor dem Krieg die Lage Japans in Kenntnis der gewaltigen industriellen Überlegenheit der USA eingeschätzt[1].

In den USA war zu dieser Zeit schon das weltweit größte militärische Schiffbauprogramm aller Zeiten angelaufen. Die Produktion von Kriegsschiffen lief auf Hochtouren. Auch eine vollständige Niederlage der USA mit Verlust aller bei Midway eingesetzten Träger ohne japanische Verluste wäre für Japan nur ein kurzfristiger, temporärer Erfolg gewesen. Schon Mitte 1943 überstieg die Anzahl der bis dahin vom Stapel gelaufenen und einsatzfähigen neuen Flugzeugträger inklusive ihrer Kampfflugzeuge die Produktion der Träger der Japaner. Bis zum Ende des Krieges war das Übergewicht der USA erdrückend, selbst wenn die Japaner bis dahin keinen weiteren Träger verloren hätten. Der amerikanische Sieg bei Midway beschleunigte dies und erlaubte es den USA früher als erwartet gemäß der „Germany first“-Strategie („Deutschland zuerst“) in großer Stärke auf dem europäischen Kriegsschauplatz eingreifen zu können.

Vergleich der historischen Trägerverluste mit einem theoretischen Sieg der Japaner bei Midway
Flugzeugträger und Flugzeuge von Mitte 1942 bis Mitte 1946
Diagramm zur nebenstehenden Tabelle

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b c d Walter Lord, Midway: The Incredible Battle, Wordsworth Editions Ltd., 2000, ISBN 1840222360
  2. http://www.wlb-stuttgart.de/seekrieg/42-06.htm

Literatur

  • Robert D. Ballard: Rückkehr nach Midway. Die Suche nach den versunkenen Schiffen der größten Schlacht im Pazifik. Ullstein, Berlin 1999. ISBN 3550083025
  • Robert J. Cressmann (Hrsg.): A Glorious Page in Our History. The Battle of Midway, 4-6 June 1942. Pictoral Histories Publishing, Missoula/Montana 1990. ISBN 0929521404 (bisher die beste Darstellung)
  • Mitsuo Fuchida, Masatake Okumiya, Midway: The Battle That Doomed Japan, the Japanese Navy's Story, Bluejacket Books, 2001, ISBN 1557504288
  • Mitsuo Fuchida / Masatake Okumiya: Midway – Die entscheidenste Seeschlacht der Weltgeschichte. Stalling, Oldenburg 1956.
  • Mark Healy, Midway, 1942 (Campaign), Osprey Publishing, 1998, ISBN 1855323354
  • Daniel V. Hernandez (mit Lt.CDR Richard H. Best, USN Ret.): SBD-3 Dauntless and the Battle of Midway. Aeronaval Publishing, Valencia/Spanien 2004. ISBN 8493296309
  • Walter Lord, Midway: The Incredible Battle, Wordsworth Editions Ltd., 2000, ISBN 1840222360
  • John B. Lundstrom: Black Shoe Carrier Admiral. Frank Jack Fletcher at Coral Seas, Midway & Guadalcanal. Naval Institute Press, Annapolis (Maryland), 2006. ISBN 1591144752
  • Samuel Elliot Morison: Coral Sea, Midway and Submarine Actions: May 1942-August 1942 (History of United States Naval Operations in World War II, Volume 4). Reprint, Castle Books 2001. ISBN 0785813055
  • Elmar B. Potter, Chester W. Nimitz, Jürgen Rohwer: Seemacht. Eine Seekriegsgeschichte von der Antike bis zur Gegenwart. Pawlak, Herrsching, 1982. ISBN 3881990828
  • Gordon W. Prange: Miracle at Midway. Penguin Books, Harmondsworth 1982. ISBN 0140068147
  • Jonathan Parshall, Anthony Tully: Shattered Sword. The untold story of the Battle of Midway. Potomac Books, Dulles (Virginia), 2005. ISBN 1574889230
  • Earle Rice: The Battle of Midway (Battles of World War II), Lucent Books, 1995, ISBN 1560064153
  • Oliver Warner: Große Seeschlachten. Ariel, Frankfurt 1963.

Filme

Dokumentation

Spielfilm

Weblinks


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