Schloss Basedow

Schloss Basedow
Schloss Basedow von Süden

Das Schloss Basedow liegt in der Gemeinde Basedow im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in Mecklenburg-Vorpommern, direkt am Malchiner See. Es ist eine der bedeutendsten Schlossanlagen Mecklenburg-Vorpommerns und stellt sich heute als unregelmäßige Dreiflügelanlage mit umgebendem Landschaftspark mit einer Gesamtfläche von ca. 200 Hektar dar.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Schloss Basedow (Ansicht von Südwesten)
Schloss Basedow (Nordseite)

Vorgängerbauten

Die bereits seit dem 13. Jahrhundert in Basedow ansässige Adelsfamilie Hahn ließ hier schon 1467 unter Ritter Lüdeke III. Hahn auf den Resten einer Vorgängerburg eine Burg mit Hauptturm, Mauern, Gräben, Vorburg mit zwei Türmen, Gewölbe, Rüstkammer und Archiv erbauen. Basedow zählt damit zu den ältesten Gutsanlagen in Mecklenburg. Die Burg wurde ab 1552 im Stil der Renaissance in mehreren Etappen zu einem dreigeschossigen Herrenhaus umgestaltet (als Mittelflügel und Treppenturm erhalten). Im 17. Jahrhundert entstand ein neuer zweigeschossiger Flügel, im 18. Jahrhundert teilweise stuckiert.

Bauliche Neugestaltung des Schlosses durch Stüler

Von 1837 bis 1839 wurde unter Friedrich Graf von Hahn nach Plänen des Berliner Architekten Friedrich August Stüler dieses Herrenhaus – in den nachfolgenden Jahren auch ein Teil der Wirtschafts- und Wohngebäude im Ort – neu gestaltet. Der Nordflügel des Schlosses und die Terrassen (1837–1839) wurden nach seinen Plänen errichtet (1891 abgebrannt und 1892–95 neu errichtet), ebenso ein neugotisches Torhaus (1837/38; 1945 zerstört), der (inzwischen verfallene) klassizistische vierflügelige Marstall (1835–38) und das Landhaus (1842). 1844 wurde an der Auffahrt ein neugotisches Wirtschaftsgebäude errichtet.

Schloss Basedow (Detail, Südgiebel)

Der Ostflügel wurde zwischen 1891 und 1895 nach Plänen des Architekten Albrecht Haupt aus Hannover im sogenannten Johann-Albrecht-Stil (eine mecklenburgische Stilrichtung der Neorenaissance, gekennzeichnet insbesondere durch rote Terrakotten im Kontrast zu hellem Putz) errichtet, dem auch die anderen Schlossflügel angepasst wurden.

Fassade des Ostflügels zum Innenhof

Markant sind insbesondere die zahlreichen Terrakotta-Medaillons an der Fassade, die verschiedene Köpfe zeigen. Die Herkunft der Medaillons ist unbekannt, vermutlich handelt es sich um Abgüsse italienischer Vorlagen. Besonders schmuckvoll ist die Fassade des Portals des Ostflügels zum heute nicht mehr zugänglichen Innenhof, die als Backsteinbau mit unzähligen Zierelementen aus Sandstein ausgeführt ist. Der Ostflügel besaß ursprünglich auch eine ausladende Freitreppe nach Südosten zum Landschaftspark.

Parkanlage von Lenné

Lenné-Landschaftspark
Wirtschaftsgebäude am Schloss
Mitteltrakt des Marstalls vor Sanierung

Der königliche preußische Gartenkünstler Peter Joseph Lenné fertigte parallel dazu und in Kooperation mit Stüler zwischen 1835 und 1840 mehrere Umgestaltungspläne für den Park an, nach denen 1835 bis 1852 der Schlosspark Zug um Zug im Stil eines englischen Landschaftsgartens mit schlossnahem Blumengarten (sogen. pleasure ground), Baumgruppen aus Buchen und Eichen, sowie an der Außengrenze entlang geführtem Rundweg (belt walk) angelegt wurde. Die Wassergräben im Park gehören zumindest teilweise wohl noch zu den mittelalterlichen Befestigungsanlagen. Der Park öffnet sich entsprechend den Absichten seines Planers über Blickbeziehungen in die freie, agrarisch genutzte Landschaft des Gutes (Verbindung des Schönen mit dem Nützlichen im Sinne einer „ornamented farm“, also eines „aufgeschmückten Landgutes“). Lenné sah auch die Einbeziehung des Dorfes Basedow vor. Vorhandene Bauwerke, wie die Reste der Burganlage oder Dolmengräber (Großsteingräber) der Kugelamphoren-Kultur, wurden von ihm in die Gesamtplanung integriert.

Die Gestaltung der Landschaft von Basedow ist aufgrund ihrer alles umfassenden Planung und Geschlossenheit eines der Hauptwerke Lennés außerhalb von Potsdam. Basedow ist auch auf einem, Lenné zu seinem 50. Dienstjubiläum postum verehrten, Lorbeerkranz vermerkt.

In dem Park steht ein Gedenkstein für Friedrich Franz Graf von Hahn (* 5. Februar 1921 in Rostock; gefallen 11. Dezember 1941 bei Taganrog) mit der Aufschrift: Dem Andenken unseres lieben einzigen Sohnes. Er war der letzte Spross des Hauses Hahn-Basedow.

Nachkriegszeit

Bei einem Brand im Winter 1944/45 wurde das Torhaus des Schlosses, in dem sich das Hahn-Familienarchiv befand, mitsamt der Unterlagen zerstört. Beim Einmarsch der Roten Armee 1945 floh die gräfliche Familie und das Schloss wurde geplündert. Durch die Einquartierung von Flüchtlingsfamilien aus dem Osten wohnten nach 1945 zeitweise über 100 Menschen im Schloss. 1946 wurde die Bodenreform durchgeführt und 1960 eine LPG gegründet.

Das Herrenhaus selbst steht bereits seit 1951 unter Denkmalschutz. Dennoch wurde in den 1970er Jahren die nach Südosten führende Freitreppe abgerissen. Das Schloss, der Park, das Dorf und die umgebende Landschaft stehen seit 1985 als Ensemble unter Denkmalschutz. Ab 1988 wurde der Park durch den Landschaftsarchitekten Stefan Pulkenat nach den Plänen Lennés gartendenkmalpflegerisch weitgehend rekonstruiert. 1996 wurde die Fassade des Schlosses restauriert, das Schloss in mehrere Wohnungen aufgeteilt und vermietet. Im September 2000 wurde das sanierungsbedürftige Schloss an einen Geschäftsmann aus Westdeutschland verkauft, im Frühjahr 2004 erneut an zwei Schweizer Investoren versteigert und derzeit restauriert. Ein Teil der Schloßräume können bei einer Führung, die auch den Außenteil beinhaltet, besichtigt werden.

Die Nachfahren der Familie Hahn aus einer Nebenlinie des Geschlechts[1], Anette Gräfin und Eckhard Graf Hahn von Burgsdorff, gründeten den „Förderverein Geschmücktes Landgut Basedow e.V.“ zur Erhaltung des Schlosspark-Ensembles.

Inzwischen wurden Schloss Basedow, verschiedene weitere Gebäude und große Teil des Schlossparks von der Gemeinde an private Besitzer verkauft.

Am Tag des offenen Denkmals 2006 (Thema „Historische Gärten“) fand die Eröffnungsveranstaltung für das Land Mecklenburg-Vorpommern im Basedower Park statt.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Eckhard Graf Hahn von Burgsdorff ist jedoch kein direkter Nachkommen des letzten Grafen von Hahn auf Basedow! (Vgl. Fortschreibung der Stammtafel im Alten Schafstall Basedow.)

Weblinks

 Commons: Schloss Basedow – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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