Schloss Eugensberg

Schloss Eugensberg
Schloss Eugensberg um 1850

Das Schloss Eugensberg liegt in Salenstein im Kanton Thurgau in der Schweiz am Südufer des Untersees gegenüber der Insel Reichenau. Wie viele andere der Schlösser am Bodensee hat auch dieses Schloss eine höchst wechselhafte Geschichte.

Inhaltsverzeichnis

Unter der Familie Beauharnais

Eugène de Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg

Eugène de Beauharnais, Stiefsohn Napoléon Bonapartes und ehemaliger Vizekönig von Italien, besuchte mehrfach seine Schwester Hortense (ehemalige Königin von Holland) am Untersee, diese hatte um 1817 das benachbarte Schloss Arenenberg gekauft. Er erwarb daraufhin vom Landwirt Johann Eigenmann den Gutsbetrieb Sandegg. Damit erhielt er das reizvoll gelegene Baugrundstück für das Schloss. Dessen Lage erlaubt einen schönen Ausblick auf die Reichenau, nach Konstanz, Mannenbach, Berlingen, Steckborn und in den Hegau. Das Schloss wurde von 1819 bis 1821 errichtet, weder Architekt noch Baupläne sind bekannt. Eugène besuchte Eugensberg nur wenige Male, er verstarb am 21. Februar 1824 und vermachte das Schloss seiner Tochter Eugénie de Beauharnais.

Eugénie de Beauharnais, Fürstin von Hohenzollern-Hechingen

Diese heiratete am 22. Mai 1826 den späteren Fürsten Konstantin von Hohenzollern-Hechingen und lebte zur Sommerzeit weiter auf Schloss Eugensberg, pflegte Kontakt zu ihrer Tante Hortense und natürlich auch zu ihrem Vetter Louis Napoléon, dem späteren Kaiser Napoléon III. 1834 verkaufte sie Schloss Eugensberg, um den Umbau der Villa Eugenia in Hechingen zu finanzieren. Auch ihr Mobiliar machte zumindest teilweise den Umzug in die Residenz des Fürstentums Hohenzollern-Hechingen mit.

Eigentümer im 19. Jahrhundert

Käufer im Jahre 1834 war für 32 000 Gulden Heinrich von Kiesow aus Augsburg, sein Vater war ein erfolgreicher Hersteller von „Balsam und Lebensessenzen“. Nachdem er schwer erkrankt war, verkaufte er 1857 Eugensberg. Es wurde zu einem Hochzeitsgeschenk im Wert von 189 000 Franken für Gräfin Amalie von Reichenbach-Lessonitz.[1] Der grosszügige Ehemann Graf Wilhelm von Reichenbach-Lessonitz starb bereits 1865. Die Gräfin lebte in der Folge ziemlich zurückgezogen mit ihrer einzigen Tochter Pauline, die seit 1880 mit dem Prinzen Alfred zu Löwenstein-Wertheim-Freudenberg verheiratet war, auf Eugensberg und liess umfangreiche Änderungen an Schloss und Park vornehmen. Sie nutze Eugensberg jährlich für ein paar Monate als Sommersitz. Sie hatte hier oft den Schriftsteller Joseph Victor von Scheffel zu Gast. Nach dem Tod der Gräfin verkaufte ihre Tochter Pauline das Schloss an Hippolyt Saurer-Hegner aus Arbon.

Umbauten im 20. Jahrhundert

Schloss Eugensberg um 1920

Der Grossindustrielle Saurer-Hegner nahm grössere bauliche Veränderungen vor: Er liess Verbindungsbauten, das Rosenhüsli, Tempel sowie Aussenanlagen erstellen. Sowohl das Äussere als auch die Innenausstattung des Schlosses ist im Stil des Empire restauriert und ergänzt worden. Der Gutsbetrieb wurde arrondiert, Zufahrtswege und Strassen wurden gebaut und eine Gutsscheune mit Bauernhof erstellt.

Saurer-Hegner starb 1936. Die Witwe wollte 1938 das gesamte Anwesen an den Kanton Thurgau für 600.000 Schweizer Franken verkaufen. Nachdem ein Gutachten durch den Architekten Oskar Mörikofer die baulichen Veränderungen unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes kritisch bewertete, verzichtete der Kanton Thurgau auf den Kauf des Schlosses. Im Jahre 1939 überliess die Witwe Sina Saurer-Hegner das Bauwerk der Hippolyt-Saurer-Stiftung Schloss Eugensberg. Das Schloss war dann ab 1939 einige Jahre als Museum für die Öffentlichkeit zugänglich. Nachdem aber während des Zweiten Weltkriegs immer weniger Museumsbesucher kamen und der Stiftungsratspräsident Ullmann im Jahre 1944 auf Eugensberg ermordet wurde, löste Sina Saurer-Hegner die Stiftung wieder auf.

1948 wurde das Schloss für 850.000 Franken an den Diakonie-Verband Ländli verkauft, der ein Ferien- und Erholungsheim einrichtete. 1987 wurde dessen Betrieb eingestellt. 1990 kaufte Hugo Erb, ein Unternehmer aus Winterthur, das Anwesen. Unter der Leitung des Architekten Hermann Schmidt wurden zahlreiche weitere bauliche Veränderungen vorgenommen: Neu wurden unter anderem ein Schwimmbad (1000 m²) mit Annexbauten, das Nordtreppenportal und eine Überdachung des Südportals im klassizistischen Stil sowie eine Tiefgarage errichtet. Heute ist das Schloss weder zugänglich noch einsehbar, es liegt hinter meterhohen Hecken und Zäunen verborgen.

Das Schloss wird heute vom Schlosserben Rolf Erb bewohnt, welcher es nach dem finanziellen Niedergang der Erbgruppe und nach dem Tod seines Vaters Hugo Erb seinen damals einjährigen Zwillingen überschrieb.[2]

Park

Unter Hugo Erb wurde auch der englische Landschaftsgarten revitalisiert. Zum Schlossbesitz gehören drei Grabhügel aus der Keltenzeit (500 bis 800 Jahre v. Ch.), welche sich im Franzosenwald befinden. Hier fanden im 19. Jahrhundert Raubgrabungen statt. Im Jahre 1933 liess H. Saurer einen Grabhügel durch P. Styger, Herbert Isler und Leutenegger von der Universität Zürich erforschen. Die Funde liegen heute im Museum für Archäologie in Frauenfeld. Ebenfalls steht im Park von Eugensberg eine 650-jährige Eiche, welche im Mittelalter der Richtplatz für die Gemeinde Salenstein war. In der Nacht vom 2. auf den 3. September 1833 brannte die ebenfalls sich auf dem Areal von Schloss Eugensberg befindende älteste Burg des Kantons Thurgau (Burg Sandegg aus dem 7. Jahrhundert, Gründungsburg des Klosters Reichenau) nieder.

Literatur

  • Rudolf Marti: Eugensberg, ein Schloss und 2500 Jahre Geschichte. Huber, Frauenfeld 1997

Weblinks

 Commons: Schloss Eugensberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thurgauer Zeitung vom Mittwoch, 14. Januar 2004, Ressort Untersee und Rhein.
  2. Rolf Erb kämpft um sein Schloss und einen Gratis-Anwalt für seine Kinder. In: Tages-Anzeiger online. 25. August 2009.
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