Schloss Leonberg

Schloss Leonberg
Schloss und Pomeranzengarten

Das Schloss Leonberg war Teil der Befestigung der Stadt Leonberg in Baden-Württemberg. Es wurde später als Witwensitz der Herzoginnen von Württemberg genutzt und beherbergt heute das Finanzamt.

Geschichte

Das Schloss wurde unter Graf Ulrich I. von Württemberg (1226–1265) erbaut. Die um 1248/49 gründete Stadt Leonberg erhielt an ihrer Südwestecke eine Burganlage als Teil der Stadtbefestigung. Auf Veranlassung von Herzog Christoph (1515–1568) wurde diese Burg nach den Plänen des württembergischen Baumeisters Aberlin Tretsch von 1560 bis 1570 zum Schloss umgebaut. Es entstand die noch heute bestehende dreiteilige Gebäudereihe aus dem dreigeschossigen Schloss- und Wohnbau in der Mitte, einem sich östlich anschließenden Marstall sowie dem Fruchtkasten im Westen. Herzog Christoph nutzte das Schloss vorwiegend als Jagdschloss. Ursprünglich war die Hofanlage noch durch Wirtschaftsgebäude auf den übrigen Seiten abgeschlossen. Nur zu dieser Hofseite wurde die Fassade repräsentativ gestaltet. Die Seite zum Glemstal blieb schmucklos.

Die Witwe Friedrichs I. von Württemberg, Herzogin Sibylla von Anhalt-Zerbst-Bernburg (1564–1614), nutzte das Schloss ab 1609 als Witwensitz. Sie ließ es dazu von Heinrich Schickhardt zum repräsentativen Wohnsitz umgestalten. Er schuf vor allem an der Südseite einen auf vier Arkaden gestützten Söller, der auf der noch heute dort verlaufenden Stadtmauer lag und vom Zimmer der Herzogin aus betreten werden konnte. Von hier aus konnte man direkt auf den ebenfalls von Schickhardt neu angelegten Pomeranzengarten sehen, einen Lustgarten im Stil der italienischen Renaissance. Noch heute erinnert ein Allianzwappen von Anhalt-Zerbst und Württemberg am Fachwerkerker auf der Hofseite an ihren Aufenthalt.

Auch später wurde das Schloss noch mehrfach als Wohnsitz genutzt. So residierte von 1634 bis 1638 Graf Matthias Gallas (1584–1647) mit seinen kaiserlichen Truppen nach dem Sieg in der Schlacht von Nördlingen im Leonberger Schloss. Anna Sabina von Schleswig-Holstein-Sonderburg (1593–1659) nutzte das Schloss als Witwensitz nach dem Tod ihres Gatten, des württembergischen Herzogadministrators Julius Friedrich von Württemberg, eines Sohnes der Herzogin Sibylla. Hier starb sie 1659.

Magdalena Sibylla von Hessen-Darmstadt (1652–1712) bewohnte in der Zeit ihrer Regentschaft für ihren Sohn, Herzog Eberhard Ludwig, ab 1678 neben dem Stettener und Stuttgarter Schloss auch immer wieder das Schloss Leonberg. 1765 versuchte Herzog Carl Eugen vergeblich, das Schloss an die Stadt Leonberg zu verkaufen. Seit dem späten 18. Jahrhundert wurde das Gebäude dann als Amtssitz genutzt.

Von 1796 bis 1801 wurde der Mutter Friedrich Schillers, Elisabeth Dorothea Schiller (geb. Kodweiß, 1732–1802) eine Wohnung im Leonberger Schloss zugewiesen. Sie wohnte dort mit ihrer noch unversorgten vierten Tochter und erhielt eine Pension von hundert Gulden, halb in Bargeld, halb in Naturalien.

Die kleinen Wirtschafts- und Nebengebäude, die einst den Schlosshof nördlich begrenzt hatten, mussten mittlerweile einem Parkplatz weichen. Im Schloss ist heute das Finanzamt untergebracht.

Literatur

  • Katharina und Nikola Hild, "Schloss Leonberg – Witwensitz mit Terrassengarten" in Schlösser in der Region Stuttgart, S. 138 ff., 2009, ISBN 978-3-87407-818-4

Weblinks

48.8012399.012265

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schloss Leonberg — was founded in 1248 by the count Ulrich I. von Württemberg. The original castle was modified between 1560 and 1565 by the master builder Aberlin Tretsch by order of the duke Christoph …   Wikipedia

  • Leonberg — Leonberg,   Große Kreisstadt im Landkreis Böblingen, Baden Württemberg, westlich von Stuttgart im Strohgäu, 386 m über dem Meeresspiegel, 43 700 Einwohner; Stadtmuseum, Baue …   Universal-Lexikon

  • Schloss Solitude — Schloss Solitude, Südfassade des Hauptgebäudes Blick zwischen den Kavaliersbauten …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Eschelberg — um 1674, Stich von G.M.Vischer Entstehungszeit …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Haidenburg — ist eine ehemalige mittelalterliche Burg und heutige Renaissance Schlossanlage am östlichen Hang des Sulzbachtales. Sie liegt in der Gemarkung Haidenburg der Gemeinde Aldersbach, Landkreis Passau. Das Schloss war einst Adelssitz, befindet sich… …   Deutsch Wikipedia

  • Leonberg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Pomeranzengarten (Leonberg) — Schloss und Pomeranzengarten Der Leonberger Pomeranzengarten ist eines der wenigen Beispiele eines höfischen Gartens der Renaissance in Deutschland. Im Auftrag der Herzogin Sibylla von Württemberg, der Witwe Herzog Friedrichs I., errichtete… …   Deutsch Wikipedia

  • Leonberg (Grafschaft) — Wappen der Grafen von Lenberg aus Siebmachers Wappenbuch Leonberg, auch Lenberg ist der Name eines im Mittelalter ausgestorbenen niederbayerischen Adelsgeschlechts, dessen gleichnamiger Stammsitz in der heutigen Gemeinde Marktl (am Inn) Ortsteil… …   Deutsch Wikipedia

  • Leonberg (Maxhütte-Haidhof) — Wappen von Leonberg Leonberg ist ein Ortsteil der Stadt Maxhütte Haidhof im Landkreis Schwandorf. Leonberg wurde im Jahr 1972 nach Maxhütte Haidhof eingemeindet. Sehenswürdigkeiten Barocke Pfarrkirche St. Leonhardt Schloss der gräflichen Fami …   Deutsch Wikipedia

  • Seehaus Leonberg — Das Seehaus Leonberg ist ein Projekt des Jugendstrafvollzugs in freien Formen im Landkreis Böblingen, das ein von Heinrich Schickhardt errichtetes, jetzt denkmalgeschütztes Gebäude für diesen Zweck nutzt. Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Das… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”