Schuttvegetation

Schuttvegetation

Schuttvegetation ist die Population von Pflanzen auf Schutthalden u.ä. Diese stellen für Pflanzen eine sehr extreme Umgebung dar, in welcher Anpassungen an die rauen und unwirtlichen Bedingungen unumgänglich sind. Für Pflanzenarten in diesem Lebensraum sind Anpassungen an die folgenden Gegebenheiten notwendig:

1. Die oberen Schuttlagen trocknen sehr schnell aus; direkte Sonneneinstrahlung sowie der austrocknende Wind sind hierfür die Hauptgründe. Auch versickert Regenwasser in groben Oberflächenschutt sehr schnell. Des Weiteren ist hier wenig Erde vorhanden, welche Wasser speichern könnte. Feuchtigkeit ist hier also Mangelware. Diese oberen Steinschichten halten jedoch den austrocknenden Wind von den unteren Schichten fern, so dass diese vor Austrocknung geschützt sind.

2. Feinerde ist nur in kleinen Krumen dort vorhanden, wo durch regelmäßigen Wasserdurchfluss ebendiese abgelagert wird. Dass Samen zufälligerweise genau an diesen Orten keimen, ist daher Glückssache.

3. Der Felsen oberhalb der Schutthalde erodiert zusehends. Es resultiert Steinschlag. Bei steiler Hangneigung kommt es so vermehrt zu Substratbewegungen. Die Pflanzen werden verschüttet, zerrissen, zerquetscht, entwurzelt. Es besteht also ein Gleichgewicht zwischen Pflanzenbesiedlung und der Zerstörung durch mechanische Belastung

Kalkschuttflur, Schynige Platte, Kanton Bern (CH)

Anpassungen

Um an die feuchte Feinerde zu gelangen, bilden Schuttpflanzen meist ein ausgedehntes Wurzelwerk aus. Dabei dienen kräftige Pfahlwurzeln der Verankerung im losen Gestein, feines Wurzelwerk der Wasser- und Nährstoffaufnahme.

Schroeter (1926) macht folgende Unterteilung der Wuchsformen:

  • Schuttstecker: Arbeiten sich durch Verlängerung und Erstarkung aufrechter Triebe durch die Schuttdecke.
  • Schuttstauer: bilden mit kräftigen Triebbündeln oder Polstern (mit Pfahlwurzeln) und einem dichten Feinwurzelwerk Hindernisse für den fließenden Schutt und werden so zu ruhenden Inseln.

Die Keimung der Arten erfolgt jeweils relativ schnell, da das junge Pflänzchen von den weiter unten liegenden Feinerdekrummen schnell an die Oberfläche bzw. ans Licht gelangen muss. So wurde bei einem 10 Tage alten Keimling des Rundblättrigen Täschelkraut schon eine Länge von 20 cm gemessen. Für die meisten Schuttpflanzen sind des Weiteren Ausläufer und Kriechtriebe charakteristisch. Hierdurch wird zum einen der Untergrund gefestigt, zum anderen die Regenerationsfähigkeit nach Verschüttungen erhöht.

Kalkschuttflur

Auf stark kalkhaltigem Untergrund finden die Pflanzen zusätzlich folgende Faktoren: Der pH des Untergrundes bewegt sich im Bereich von 6-8. Hierfür ist die chemische Zusammensetzung des Kalks verantwortlich. Aus dem Kalk löst sich HCO3-. Dieses fängt die Protonen auf, wobei Wasser und Kohlendioxid entsteht. So wird eine Ansäuerung des Untergrundes verhindert. Der hohe Gehalt an Kalziumionen und HCO3-. kann jedoch die Pflanze schädigen. Diese muss daher besondere Maßnahmen ergreifen. Auch sind Nährionen wie Eisen, Phosphor und Mangan nur schwer aufnehmbar. Stickstoff ist v.a. in Form von Nitrat vorhanden. Zu deren Aufnahme muss die Pflanze über eine Nitratreduktase verfügen.

Täschelkraut-Kalkschuttflur (Thlaspietum rotundifolii): geringer Deckungsgrad (5-10%), relativ artenarm. Typische Arten sind:

Silikatschuttflur

Silikatgesellschaften verfügen im Gegenzug über sauren Untgergrund ( pH 3-6) Aluminium ist gut löslich, für Pflanzen aber in großen Mengen giftig. Stickstoff liegt v.a. als Ammonium vor. Kalkliebende Pflanzen könnten diese Form nicht aufnehmen.

Säuerlings-Silikatschuttflur (Sieversio-Oxyrietum-digynae): Physiognomie ähnlich der Täschelkraut-Kalkschuttflur, jedoch artenreicher. Typische Arten sind:


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