Schwarze Magie

Schwarze Magie
Dieser Artikel behandelt Magie im Sinne des Okkultismus. Zur Bühnenmagie siehe Zauberkunst; zum psychischen Phänomen siehe Magisches Denken.
Tarotkarte „Der Magier“ nach Arthur Edward Waite

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Magie (von griechisch μαγεία, mageía für Zauberei, Gaukelei, Blendwerk – aus dem altpersischen Magusch, der Bezeichnung der zoroastischen Priester) ist die angebliche Beeinflussung von Ereignissen, Menschen und Gegenständen auf übernatürliche Art und Weise. Der Magier versucht, diese Beeinflussung der von ihm angenommenen übernatürlichen Kräfte, Geister oder Dämonen mit Hilfe von Ritualen, Beschwörungsformeln oder ähnlichen Praktiken vorzunehmen. Magier setzen auch traditionelle Meditationstechniken wie z. B. Visualisierung oder die bewusste Herbeiführung von Trancezuständen ein. Im übertragenen Sinne werden mit dem Begriff auch Zufälle oder besondere Fähigkeiten benannt, die schwierige Situationen oder Aufgaben mit einzigartiger Leichtigkeit und Eleganz zu meistern erlauben.

Inhaltsverzeichnis

Weiße Magie und Schwarze Magie

Zum volkstümlichen Verständnis der Magie gehören – in Abgrenzung zum Aberglauben – dem Wesen nach die bewusste Zauberhandlung und das magische Ritual. Grundlage der volkstümlichen Magie ist der Analogiezauber. Hier wird nach dem magischen Grundsatz vorgegangen, Gleiches mit Gleichem zu bewirken. So werden etwa Warzen in abnehmendem Mond besprochen, damit sie, wie der Mond, schwinden. Oder eine Puppe wird statt einer realen Person behandelt oder misshandelt. Der Hintergrund dieser Magie ist zudem der hermetische Grundsatz: „Wie oben, so unten; wie innen, so außen; wie im Großen, so im Kleinen.“ Damit ist gemeint, dass alle Wesen und Dinge über Sphären miteinander verbunden sind und durch Zauberhandlungen wechselseitig beeinflusst werden können. Hierauf basiert auch der Sympathiezauber, bei dem man davon ausgeht, dass eine Einwirkung in der einen Sphäre gleiches in einer anderen Sphäre bewirken kann.

Mit Weiße Magie ist dabei eine Form der Magie gemeint, deren Ziele Schutz und Heilung sind. Dazu zählen insbesondere folgende Zauberpraktiken: Abwehrzauber, Gesund- oder Heilzauber, Fruchtbarkeitszauber, Glückszauber, Liebeszauber, Schutzzauber, Totenzauber, Wahrsagen, Wetterzauber, Widerzauber.

Dieser Magie steht die Schwarze Magie unterschiedlicher Schadenszauber und Verwünschungen gegenüber.

Durch u.a. die Wiccabewegung, einen neuheidnischen Hexenkult, fand die volkstümliche Weiße Magie wieder Zulauf. Hierdurch wurden auch in Vergessenheit geratene Rituale erneut belebt.

Anleitungen zu Praktiken der weißen wie der schwarzen Magie wurden einerseits sicherlich mündlich tradiert, vielfach aber auch schriftlich weitergegeben, wie die reichhaltige, bis in die Antike zurückreichende Überlieferung der Zauberbücher zeigt. (siehe auch Liste magischer Schriften)

Sowohl im Bereich weißmagischer als auch im Bereich schwarzmagischer Praxis existierten historisch Steigerungen der magischen Rituale zu Techniken, die es ermöglichen sollten, sich mit göttlichen Wesen in Verbindung zu setzen oder sie sich zu Dienste zu machen; zum Beispiel die antike und spätantike Theurgie oder die mittelalterliche und spätmittelalterliche Ars Goetia.

Geschichte der Magie

Antike

Die frühesten schriftlichen Quellen der Magie reichen bis in die Zeit der mesopotamischen, sumerischen und altägyptischen Hochkulturen zurück. Auch aus der Steinzeit wurden Hinterlassenschaften wie Höhlenmalereien, Artefakte oder Steinkreise der Megalithkulturen entdeckt, die als Hilfsmittel zur Durchführung magischer, dem Schamanismus heutiger Zeit nicht unähnlicher Handlungen und Zeremonien gedeutet werden.

Ähnlich weit reichen die magisch-mythologischen Überlieferungen insbesondere des nordisch-europäischen, römischen, griechischen und hebräischen Kulturkreises zurück.

Ein erster Gipfel rationaler Auseinandersetzung mit magischen Praktiken beginnt in der griechischen Antike. Der Bund der Pythagoreer bereitete hierfür den Boden. Denker wie Platon und Aristoteles unterzogen Theurgie [1] und antike griechische Theologie bis in die Ethik hinein philosophischer Betrachtung.[2]

Mittelalter

Im Mittelalter unterscheidet Wilhelm von Auvergne erstmals eine göttliche magia naturalis von einer destruktiven teuflischen Magie. Zur gleichen Zeit lehnen scholastische Gelehrte wie Thomas von Aquin die Magie als solche als unwissenschaftlich und „dämonisch“ ab.

Die Aufzeichnungen Abrahams von Worms von 1387 bekunden den ersten schriftlich überlieferten und vollständig erhaltenen Ritus eines jüdischen Mannes zur Bändigung dienstbarer Geister unter dem Patronat des heiligen Schutzengels. Mit überliefert wurde sein magischer Lebensweg, eine frühmittelalterliche Autobiographie. Der ethische Anspruch dieser Magie rückt den Text zur magia naturalis.

1496 beschrieb Giovanni Pico della Mirandola sein Verständnis des Phänomens Magie in „Über die Würde des Menschen“: „Wie der Landmann die Ulmen mit den Reben des Weinstocks, so vermählt der Magier die Erde mit dem Himmel, das heißt das Untere mit den Gaben und Kräften der Oberwelt.“.

Das unter dem Titel De Occulta Philosophia 1530 veröffentlichte Buch des humanistischen Theologen, Doktors der Rechte und der Medizin Agrippa von Nettesheim fußt auf den Schriften Giovanni Pico della Mirandolas und stellt die weltweit erste systematisch gegliederte theoretische und praktische Gesamtdarstellung der Magie dar.

Paracelsus, der Alchemist und Erneuerer der Naturheilkunde, lehnte die auf Aristoteles zurückgehende Scholastik und die damit verbundene streng überlieferte Medizin der Tradition Galenus ab. Mit unbändiger Wissbegierde lernte er Heilkunde von Menschen aller Gesellschaftsschichten. Magie bedeutete für ihn Heilung: „Aber magische Operation, gleich wie die Wissenschaft der Kabbala, entspringt nicht aus Geistern oder Zauberei, sondern aus dem natürlichen Lauf der subtilen Natur.“ (Volumen medizinae Paramirum).

Als Wechselwirkungen des Christentums mit magischen Aktivisten kamen im Mittelalter spezifisch christianisierte Formen der Magie auf. Die Grimoires als Zauberbücher, welche Dämonologie oder Angelologie lehrten, verbreiteten magische Praktiken, die mit christlichen Elementen durchsetzt waren. So sollte der Magier Fasten, Beten und die Dreieinigkeit anrufen, damit er göttliche Macht erhielt, um Dämonen zu bezwingen.

Porträt John Dees (16. Jh.), Künstler unbekannt. Es soll Dee im Alter von 67 Jahren darstellen. Im Besitz von Dees Enkel Rowland Dee und später Elias Ashmole, der es der Oxford Universität vermachte.

Neuzeit

W. B. Yeats, 1908 von John Singer Sargent. „Ich glaube an die Vision des Wahren in den Tiefen des Geistes, wenn die Augen geschlossen sind.“ W. B. Yeats, Essay „Magie“

In der Renaissance wurden die hermetischen Schriften wiederentdeckt. Magier praktizierten davon inspiriert eigene Varianten neuplatonischer Zeremonialmagie. Der Mathematiker, Geograph, Entwickler von Navigationsinstrumenten, Astrologe, Mystiker und Alchemist John Dee war der wohl bedeutendste christliche Engelsmagier. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern entwickelte er seine Engelsmagie in aller Öffentlichkeit. Daraus entstand eine ihm offenbarte Version der Henochischen Sprache. Dees Privatbibliothek war die größte Bibliothek Englands. Ihr Bestand ist heute Kern der British Library. Auch Anthony Graftons Untersuchungen zu neuzeitlichen Magiern zufolge sei Magie keineswegs, wie es das Vorurteil will, Antipode, sondern eher der Vorläufer von Aufklärung.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts fand wieder eine verstärkte Hinwendung zu innerseelischen, okkultistischen, mystischen, magischen und esoterischen Themen statt. Herausragende Erscheinungen dieser Zeit waren Cagliostro [3] und Franz Anton Mesmer mit seiner Lehre vom animalischen Magnetismus, welche der späteren Hypnotherapie den Boden bereitete und die Entwicklung des Spiritismus.

Die Romantik mit ihrer Hinwendung zum Unbewussten ging aus der Klassik und ihrer Tendenz zum apollinisch Verstandesmäßigen hervor. Damit entwickelten sich Autoren wie der Maler, Arzt und Naturphilosoph Carl Gustav Carus, der zu den Vorgängern parapsychologischer Forscher zählt. Insbesondere exotische Spiritualität fand vermehrt Beachtung, da der Kolonialismus die westliche Welt mit indischer und ägyptischer Mythologie bekannt machte, was seinen Niederschlag in den magischen Texten des 18. und 19. Jahrhunderts fand. Elemente magischen Denkens lassen sich beispielsweise bei Novalis, Friedrich Schlegel und Franz von Baader finden.

Im 19. Jahrhundert wurden magische Organisationen wie der Golden Dawn gegründet mit kulturell bedeutsamen Persönlichkeiten wie William Butler Yeats und Algernon Blackwood als Mitglieder.

Anfang des 20. Jahrhunderts erlebte die Magie eine Renaissance durch das Wirken des Magiers Aleister Crowley, einem Mitglied der Golden Dawn und des 1903 gegründeten magischen Ordens Ordo Templi Orientis. Die nationalsozialistische Ideologie griff auf magische und okkulte Traditionen zurück: nordische Mythologie, germanische Runen und keltische Symbole. Ariosophen schufen ideologische Voraussetzungen für den Genozid des 3. Reichs, für Vereine wie Ahnenerbe oder Lebensborn. Einer ihrer Initiatoren war der Reichsführer-SS und Reichsinnenminister Heinrich Himmler, ein bekennender Okkultist und Esoteriker, der sich für die Reinkarnation Heinrich I. (919-936) hielt. [4]

Gegenwart

Der Trend zur Esoterik und Magie der Gegenwart verstärkte sich durch Teilgruppen der Flowerpowerbewegung Amerikas als alternatives Weltmodell von Pazifisten nach dem Zweiten Weltkrieg. [5] Dort entstand der Begriff New-Age. Teile der Hippiekultur griffen dabei Disziplinen wie Astrologie, Parapsychologie und okkultistische Praktiken wie Tarot und Pendeln auf. [6] Für die Praxis des Pendelns wurden damals und heute, wie in allen sonstigen inhomogenen soziologischen Gruppierungen auch, teilweise vollkommen unterschiedliche vom jeweiligen Bildungsstand des Anwenders abhängige Erklärungsmodelle herangezogen. Unter okkulten Vertretern der Pendelmagie findet man Anhänger des Geistermodells, wissenschaftlich Orientierte sehen hingegen den Carpenter-Effekt verantwortlich. Es gibt kein allgemeingültiges Verständnis vermeintlich magischer Phänomene unter Okkultisten. Phänomenologisch betrachtet lassen sich häufig integrative Denkleistungen beobachten, die dazu bereit sind, nach Möglichkeit über Verständnishorizonte zu blicken. [7]

Wicca ist eine neuzeitliche Naturreligion, die magische Techniken praktiziert. Bereiche, in denen Magie oder magisches Denken Einzug genommen haben, sind beispielsweise das neurolinguistische Programmieren (NLP) und positives Denken, bestimmte psychotherapeutische Praktiken, Schamanismus, Channeling, die Kabbala, Tarot und der Kontakt mit Engeln. Auch der Neopaganismus beinhaltet Formen der Magie, meist in Form von Naturmagie und viele religiöse Riten lassen noch ihre Herkunft aus magischem Denken erahnen. C.G. Jung sieht seine Psychologie in einem engen Verhältnis zu magischen Traditionen und nennt „magisch“ nur ein anderes Wort für „psychisch“. [8]

Bis heute versuchen rechtsextreme Gruppierungen wie das Thule-Seminar um Pierre Krebs mit Themen rund um die Magie wie Esoterik, Okkultismus und Neopaganismus für ihre Weltanschauung zu werben.[9]

Magie im frühen Skandinavien

Im mittelalterlichen Schrifttum kommt auch die Magie an mehreren Stellen vor. “Seið” (f. und n.) ist der norrøne Ausdruck für Magie. Diese umfasst den magischen Angriff auf eine Person und die Wahrsagerei. Dem Begriff liegen bestimmte mythologische Vorstellungen zu Grunde und ist in ein größeres religiöses System eingebunden, welches in den subarktischen Kulturen verbreitet war. Deshalb ist die Magie der Seiðkona (Zauberin) und der seiðrmenn (Magier) mit dem sibirischen Schamanismus eng verwandt.

Im skandinavischen Raum der Wikingerzeit wurde der Seiðmaðr verachtet und oft verfolgt. Dies ist darauf zurückzuführen, dass seið an den Kult der Göttin Freyja geknüpft und daher von Frauen ausgeübt wurde. In den eddischen Schimpfreden Lokis wirft dieser Odin vor:

En þik síða kóðo
Sámseyo í,
ok draptu á vétt sem völor,
vitka líki
fórtu verþjóð yfir,
ok hugða ek þat args aðal.[10]

Von dir sagt man
du habest in Sámsey gezaubert
und mit einem Stab auf einen Deckel geschlagen,
Zauberern gleich
zogst du durchs Volk,
und das scheint mir weibisch.

Dabei ist das Wort “arg” in der letzten Zeile bedeutsam: Es bedeutet weibisches Auftreten, passive Homosexualität und rituelle Änderung des Geschlechts. Odin hat durchaus schamanistische Züge.[11] Der Sohn Harald Hårfagres mit der Samin Snøfrid Svåsedotter namens Ragnvald war Seiðmaðr. Nach der Historia Norwegiae wurde er ertränkt, die für seiðmenn übliche Hinrichtungsart. Offenbar hielt sein Vater ihn für pervers. Nach Mircea Eliade war bei den sibirischen Schamanen die Veränderung des Geschlechts oder der Transvestitismus üblich. Dazu zwangen ihn die Geister.[12]

Praktiken der Magie

Der 1947 in Erfurt geborene Ethnopsychologe Holger Kalweit in: Traumzeit und innerer Raum[13]: „Für die Magie ist alles mit allem verbunden, eins ersetzt das andere, das Gesetz des pars pro toto regiert, und das Bewusstsein besitzt, einer gigantischen Telefonzentrale gleich, Zutritt zu allen anderen Bewusstseinsebenen. Um diese Ebene der Erfahrung zu erreichen, fordern alle mystischen Schulen die vorübergehende Vernichtung des »normalen« Bewusstseins und die Aufhebung des rationalen Denkens durch mentale Techniken. Bewusstseinsleere lässt eine alternative Daseinsweise zum Durchbruch kommen, verschafft Zugang zur Existenzebene des transpersonalen Erlebens.“

Zu den „magischen Techniken“ (Arnold Gehlen) gehören veränderte Bewusstseinszustände. „Magische Arbeit“ wird meist in Trancezuständen oder in meditativen Zuständen, welche die persönliche Identifikation transzendieren, durchgeführt. Einige Techniken der Magie sind überwiegend psychologisch zu verstehen, dienen der Erforschung und Beherrschung des eigenen Inneren sowie der Bewusstwerdung unbewusster Strukturen, um das Selbst zu entwickeln. Dadurch soll die Realität nach dem eigenen Willen gestaltet werden.

Insbesondere bedient sich die Magie verschiedener psychisch-geistiger Techniken, hat aber bis jetzt keinen Nachweis erbracht, dass sie eine reale Außenwirkung hat, und stellt somit ein eher kulturelles oder soziales Phänomen dar, das auf metaphysischen Annahmen und Glauben basiert. Von der Naturwissenschaft werden die behaupteten Wirkweisen demgemäß zumeist als Illusion bezeichnet oder ins Reich der Autosuggestion und der Psychologie verwiesen.

Magische Techniken und Praktiken sind beispielsweise Ritualmagie und Zeremonialmagie, Naturmagie, Schutzmagie, Sigillenmagie, Neoschamanismus, Planetenmagie, Mentalmagie, die Arbeit mit Atavismen, Annahme von Gottformen, Inkantation, Invokation und Evokation, Sexualmagie, Astralmagie (Visualisation, Imagination, Astralprojektion und Astralreisen), Wahrsagen, Willensschulung und Geistesschulung durch Mentaltechniken, Tranceschulung, Konzentration, Meditation, Energie- und Atemübungen (Pranayama).

Ein früh anzutreffendes Element magischer Praktiken waren Buchstaben und unverständliche Zauberworte. Dazu gehört insbesondere die Magie des Namens. Es geht dabei um eine Kommunikation zwischen dem Magier und dem Göttlichen. Dem magischen Gelingen dieser Kommunikation liegt die Vorstellung zu Grunde, dass eine wesenhafte Beziehung zwischen dem Namen und dem Träger des Namens besteht. Wer den Namen eines Dämons oder Gottes kennt, beherrscht auch diesen Dämon oder Gott.[14] Daher ist es wichtig, den richtigen Namen zu treffen. Den Grundsätzen des Wortzaubers entspricht die Tendenz zum verdunkelten und dunklen Wort. Die geheimnisvolle Macht der Zauberformeln liegt gerade in ihrer Unverständlichkeit.[15] Der mächtigste Schriftzauber in der Antike war die Alphabetreihe. Daneben gab es die Kontraktionen, beim Alphabet ΑΩ, bei den nomina sacra der erste und letzte Buchstabe, das Anagramm, Palindrome und glossolalische Vokal- und Konsonantenreihen.[16] Reiches Material bieten dafür die Inschriften auf den nordischen Goldbrakteaten.

Die moderne westliche Magie arbeitet hierbei oft nicht mit auf diesen Kulturkreis beschränkten Systemen und Praktiken, sondern bezieht auch Symbole und Systeme anderer Kulturen mit ein, so sind insbesondere die ägyptischen, griechischen und germanischen Götter und Göttinnen beliebt oder auch beispielsweise die Tattvas, Symbole der Elemente aus dem indischen Kulturkreis, Techniken des indischen Yoga und die Kabbala, die hebräischen Ursprungs ist. Die nicht dogmatische Magie kann mit allen Formen von Symbolik und Mythologie aus allen Kulturen in Kontakt treten, denn unterschiedliche Schulen der Magie zeichnen sich dadurch aus, dass der Magier mit Symbolsystemen arbeitet, die sowohl kulturell tradiert als auch individuell erfahren und erarbeitet sein können.

Der magische Umgang unterliegt in der traditionellen Magie genau vorgeschriebenen Regeln, Mustern und Ritualen, hat sich aber in neuzeitlichen westlichen Richtungen der Magie zu einer Art von Freistiltechnik zur Selbsterleuchtung entwickelt, die u.a. auf das antike Verständnis von Gnosis zurückgeht.

Zu den Modellen der Magie siehe Magietheorie.

Reibungsflächen zwischen Magie und Religion

Georg Luck, 1926 in Bern geborener Professor für Philologie an der Johns Hopkins Universität Baltimore, in Magie und andere Geheimlehren in der Antike (1990): „Keine der modernen Formulierungen, die den Unterschied zwischen Religion und Magie zu bestimmen suchen, ist voll befriedigend.“ Nach Konrad Theodor Preuß hat sich die Religion aus der Magie entwickelt. Für Sir James Frazer ist Religion ein Versuch, persönliche Mächte miteinander zu versöhnen, weil die Magie versagt hat. Religion und Magie – so sieht es R.R. Marett – haben sich aus gemeinsamen Wurzeln in ganz verschiedener Richtung entwickelt. […] In Wirklichkeit hat es diese Extreme nie gegeben, sondern nur Übergangsformen.“[17]

Der Haupteinwand gegen die Magie liegt im Vorwurf der Bemächtigung unpersönlicher Kräfte, anderer Lebewesen und geistiger Wirklichkeiten für eigene Ziele. Auf diese Weise wäre Magie der Ausdruck einer ichbezogenen Haltung, die alles übrige instrumentalisiert. Dieser Vorwurf bleibt unabhängig davon aufrecht, ob diese intendierte Beeinflussung nun tatsächlich möglich ist oder nicht.

Aus Sicht des praktizierenden Magiers dagegen kann die Abhängigkeit von Institutionen, Dogmen und Glaubenssätzen der christlichen Kirche, welche dem Gläubigen Schranken des Denkens und Verhaltens auferlegen, das Individuum seiner Freiheit berauben und in Kant'sche selbstverschuldete Unmündigkeit führen, die es abhalten, einen echten Bezug zum Göttlichen in sich selbst herzustellen, der nicht auf Glaube, sondern auf Erfahrung beruht.

Da Magie ebenso als reine Technik betrachtet werden kann, muss sie nicht unbedingt eine religiöse Funktion erfüllen. Jedoch war die Praxis der Magie in älteren Kulturen Aufgabe der Priesterinnen und Priester. Dabei entfernte sich in westlichen und monotheistischen Kulturkreisen die Magie häufig von der Religion. Viele praktizierende Magier betrachten sich als Priester. Unter praktizierenden Magiern gibt es sogar die Lesart, Religionen, die sich auf eine nachweislich gestorbene Gründerfigur bezögen und diese anriefen, also evozierten und invozierten, seien nichts anderes als Nekromantenkulte (Geisterbeschwörung, Spiritismus).

Christliche Magie und auch heidnisch-religiös orientierte Magie, Wicca (Hexentum), Asatru (germanischer Glaube), arbeiten in erster Linie mit der These „Es ist mein Wille, wenn es dein (Gott, Universum, unterschiedlichste Götter) Wille ist“. Der Magier ist in dieser Magie ein Bittender, der die Interessen seiner Mitmenschen im Auge hat und häufig als Heiler fungiert.

Religiöse Systeme und magische Praktiken

Religiöse Systeme, in denen heutzutage noch magische Praktiken erscheinen, sind z. B. hinduistisches und buddhistisches Tantra, Daoismus, Bön, Voodoo, Naturreligionen, Schamanismus, Huna, Neopaganismus und der Katholizismus (Exorzismus).

Literatur

Primärliteratur

  • Abraham von Worms, Georg Dehn (Hrsg.): Buch Abramelin. Edition Araki, Erste vollständige, kritisch überarbeitete Ausgabe 2001 (2. Auflage), 416 S., ISBN 3-936149-00-3
  • Ansha: Das große Praxisbuch der weißen Magie. Ludwig, 1999, 256 S.
  • Lois Bourne: Autobiographie einer Hexe. Knaur, München 1987
  • James H. Brennan: Experimentelle Magie – Einführung und Praxis. Sphinx tb, 1990, 155 S. (Optimale Einführung für Neulinge)
  • Migene Gonzáles-Wippler: Talismane und Amulette. Hugendubel, 2001, 272 S.
  • William G. Gray: Magie. Das Praxisbuch der magischen Rituale. Goldmann, München 1994
  • R. H. Laars: Das Geheimnis der Amulette und Talismane, JC-Verlag, 1926, 214 S.
  • Matthias Mala: Die Macht der weißen Magie, Diederichs Verlag. 1999, 313 S.
  • Agrippa von Nettesheim: De occulta Philosophia (Die magischen Werke). fourier, 1997, 616 S., ISBN 3-921695-68-6
  • Karl Spiesberger: Magische Praxis – Magisch-Mystische Schulung in Theorie und Praxis. Schikowski, 1976, 385 S.
  • Wolf-Dieter Storl: Naturrituale – Mit schamanistischen Ritualen zu den eigenen Wurzeln finden. AT-Verlag, 2004, 304 S.
  • Dieter Harmening: The history of western magic: some considerations, Folklore Vol. 17, Tartu 2001 (engl.)

Sekundärliteratur

  • Magie. Die sozialwissenschaftliche Kontroverse über das Verstehen fremden Denkens. Herausgegeben von Hans G. Kippenberg und Brigitte Luchesi, Suhrkamp: Frankfurt am Main 1978.
  • Christoph Daxelmüller: Zauberpraktiken. Eine Ideengeschichte der Magie. Albatros, Düsseldorf 2001, ISBN 3-491-96022-3
  • Klaus Düwel: Zur Auswertung der Brakteatinschriften. Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten-Merkmale. In: Karl Hauck (Hrsg.): Der historische Horizont der Götterbilsamulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-82587-0
  • Mircea Eliade: Das Okkulte und die moderne Welt. Zeitströmungen in der Sicht der Religionsgeschichte. Müller, Salzburg 1978, ISBN 3-7013-0562-5
  • Karl-Heinz Göttert: Magie. Zur Geschichte des Streits um die magischen Künste unter Philosophen, Theologen, Medizinern, Juristen und Naturwissenschaftlern von der Antike bis zur Aufklärung. Fink, München 2001, ISBN 3-7705-3596-0
  • Ronald Grambo: Problemer knyttet tis studiet af seid. En Programerklæring. (Probleme geknüpft an das Studium von seid. Eine Programmerklärung.) In: Nordisk Hedendom. Et Symposium. Odense 1991, ISBN 87-7492-773-6, S. 133–139
  • Anthony Grafton, Moshe Idel (Hrsg.) Der Magus. Seine Ursprünge und seine Geschichte in verschiedenen Kulturen, Akademie Verlag, Berlin 2001, ISBN 3-05-003560-9
  • Nicolas Hall: Chaos und Hexenzauber. Bohmeier, Lübeck 2001, ISBN 3-89094-266-0
  • Liselotte Hansmann & Lenz Kriss-Rettenbeck: Amulett und Talisman. Erscheinungsform und Geschichte. Callwey, München 1966; Neuausgabe unter dem Titel Amulett, Magie, Talisman. Das Standardwerk. Nikol, Hamburg 1999, ISBN 3-933203-21-X
  • Theodor Hopfner: Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. 2 Bände. H. Haessel Verlag Leipzig 1921/1924; Nachdruck Hakkert, Amsterdam 1983/1990, ISBN 90-256-0716-0
  • Heide Klinhammer: Architektur und Magie. In: 'Bauwelt' 7, 1966, S. 314-348.
  • Georg Luck: Magie und andere Geheimlehren in der Antike. Mit 112 neu übersetzten und einzeln kommentierten Quellentexten. Kröner, Stuttgart 1990, ISBN 3-520-48901-5
  • T. H. Luhrmann: Persuasions of the Witch’s Craft. Ritual Magic in Contemporary England. Harvard University Press, 1989, ISBN 0674663233
  • Bronisław Malinowski: Magie, Wissenschaft und Religion. Und andere Schriften. S. Fischer, Frankfurt 1973, ISBN 3-10-846601-1
  • Thomas Marcotty: Phurpa. Magisches Dolchritual aus Tibet. Mit Schatz-Texten zum „Dolchsegen“. Eine verborgene Seite der Buddha-Lehre. Fabri-Verlag, Ulm 1997, ISBN 3-931997-00-6
  • Marcel Mauss: Entwurf einer allgemeinen Theorie der Magie. In: Soziologie und Anthropologie. Bd. 1. Fischer-Taschenbuch-Verlag, Frankfurt 1989, ISBN 3-596-27431-1
  • Gerhard Mayer: Arkane Welten. Biografien, Erfahrungen und Praktiken zeitgenössischer Magier, Ergon, Würzburg 2008, ISBN 3899136187
  • Christof Niederwieser: Über die magischen Praktiken des Managements. Persönlichkeitsmodelle des modernen Managements im kulturhistorischen Vergleich. Hampp, München/Mering 2002, ISBN 3-87988-638-5
  • Will-Erich Peuckert: Pansophie. Ein Versuch zur Geschichte der weißen und schwarzen Magie. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. E. Schmidt, Berlin 1956
  • Wolfgang Schmidbauer: Psychotherapie. Ihr Weg von der Magie zur Wissenschaft. dtv, München 1975, ISBN 3-423-01056-8
  • Kurt Seligmann: Das Weltreich der Magie. 5000 Jahre Geheime Kunst. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1958; Bechtermünz, Eltville 1988, ISBN 3-927117-19-6
  • Ralph Tegtmeier: Magie und Sternenzauber. Okkultismus im Abendland. DuMont, Köln 1995, ISBN 3-7701-2666-1
  • James Wassermann: Kunst und Symbolik im Okkultismus. Müller & Kiepenheuer, Hanau 1994, ISBN 3-7833-8451-6
  • James Webb: Das Zeitalter des Irrationalen - Politik, Kultur und Okkultismus im 20. Jahrhundert (1976), Matrix Media, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-86539-152-0, 608 S.,
  • Colin Wilson: Das Okkulte. März-Verlag, Berlin 1982, ISBN 3-88880-000-5

Siehe auch

Weblinks

  • Okkulte Anatomie des Menschen im Projekt Wikibooks

Wissenschaftlich-kritische Weblinks

  • Faust als Spiegel der Geschichte Ein Vortrag, in dem der historische Faust als Magier vorgestellt und die Rolle der Magie im ausgehenden Mittelalter erläutert wird.

Einzelnachweise

  1. http://www.textlog.de/2127.html
  2. Platon: Phaidros; Aristoteles: Nikomachische Ethik. Siehe auch: Secretum secretorum.
  3. KIEFER, Klaus H. (Hrsg.): Cagliostro. Dokumente zu Aufklärung und Okkultismus. München: Beck 1991, 740 S.
  4. James Webb: Das Zeitalter des Irrationalen - Politik, Kultur und Okkultismus im 20. Jahrhundert (1976), Matrix Media, Wiesbaden 2008, ISBN 978-3-86539-152-0, 608 S., S. 257-400
  5. Einschlägige Literaturliste dieser Zeit in: Andreas Huettl und P.-R. König: Satan – Jünger, Jäger und Justiz, 416 S., 65 Abb., Kreuzfeuer Verlag, 2006, ISBN 3-937611-01-0, S. 131f
  6. Das Musical Jesus Christ Superstar spiegelt etliche derartige Interessen in seinem Text.
  7. 2.1 Eigenschaften, Bedingungen und Funktionsweise des archaischen Denkens in: Friedhart Klix: Erwachendes Denken – Geistige Leistungen aus evolutionspsychologischer Sicht, 405 S., Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, 1993, S. 206
  8. Jolande Jacobi: Die Psychologie von C.G. Jung, S. 271
  9. Zu Okkultismus siehe Quelle: Brandenburgische Landeszentrale für politische Bildung; zu Esoterik, Magie und Rechtsextremismus vgl. Andreas Klump (Referent im Bundesministerium des Innern): Rechtsextremismus und Esoterik - Verbindungslinien, Erscheinungsformen, offene Fragen, Berlin 2001 (abgerufen 17.2.2009)
  10. Lokasenna Strofe 24
  11. Ronald Grambo: Problemer knyttet tis studiet af seid. En Programerklæring. (Probleme geknüpft an das Studium von seid. Eine Programmerklärung.) In: Nordisk Hedendom. Et Symposium. Odense 1991, ISBN 87-7492-773-6, S. 137 mit weiteren Nachweisen.
  12. Mircea Eliade: Schamanismus und archaische Ekstasetechnik. Frankfurt 2001. Englisch: Shamanism. Archaic Techniques of Ecstasy. New York 1964 S. 379–387.
  13. Holger Kalweit: Traumzeit und innerer Raum, Scherz Verlag, Bern, München, Wien 2000, 320 S., S. 8
  14. Theodor Hopfner: Griechisch-ägyptischer Offenbarungszauber. 2 Bände. H. Haessel Verlag Leipzig 1921/1924; Nachdruck Hakkert, Amsterdam 1983/1990, ISBN 90-256-0716-0, Bd. I §§ 706, 759 ff.
  15. Iamblichos (4. Jh.) schrieb in „De Mysteriis“, dass die bedeutungslosen Wörter und Namen eine nur den Göttern verständliche Bedeutung zukomme. Gerade der Umstand, dass die Namen dem menschlichen Verstand unzugänglich und unverständlich bleiben, mache sie erhabener, heiliger und ehrwürdiger, als dass wir schwachen Menschen sie erfassen könnten. Zitiert nach Hopfner Bd. I § 718.
  16. Klaus Düwel: Zur Auswertung der Brakteatinschriften. Runenkenntnis und Runeninschriften als Oberschichten-Merkmale. In: Karl Hauck (Hrsg.): Der historische Horizont der Götterbilsamulette aus der Übergangsepoche von der Spätantike zum Frühmittelalter. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1992, ISBN 3-525-82587-0, S. 37 f.
  17. Luck Georg: Magie und andere Geheimlehren in der Antike, Kröner 1990, 499 S., S. 5f

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  • Magie — Ma·gie die; nur Sg; 1 eine Kunst, die versucht, mit geheimen und übernatürlichen Kräften Menschen und Ereignisse zu beeinflussen ≈ Zauberei <Magie betreiben, ausüben> 2 schwarze Magie eine ↑Magie (1), die für böse Zwecke verwendet wird 3… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

  • Magie — Ma|gie 〈f.; Gen.: ; Pl.: unz.〉 Beschwörung von geheimnisvollen Kräften, Zauberkunst, Zauberei; weiße Magie Beschwörung guter Geister zu segensreichem Tun; schwarze Magie Beschwörung böser Geister zu unheilvollem Tun [Etym.: <lat. magia… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Schwarze Kunst — Schwarze Kunst, soviel wie Hexerei oder Zauberei, angeblich eine mißverständliche Übersetzung vom latein. ars atracia, nach der thessalischen Hexenstadt Atrax. Da aber jene Künste nächtlicher, das Licht scheuender Art sind, so entstand daraus… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Magīe — (Ars magica), die vermeintliche Kunst, durch geheimnisvolle Mittel übernatürliche Wirkungen hervorzubringen, im allgemeinen gleichbedeutend mit Zauberei. Den Namen M. erhielt bet Griechen und Römern namentlich jene, philosophische und thëurgische …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schwarze Kunst — Schwarze Kunst, 1) eine Art der Zauberei, wo man übernatürliche Wirkungen mit Hülfe böser Geister hervorbringen will, im Gegensatze der Weißen Magie u. Theurgie; s. Zauberei, vgl. Magie; 2) so v.w. Schabkunst, s.u. Kupferstechen E) …   Pierer's Universal-Lexikon

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