Schwarzrheindorf

Schwarzrheindorf
Schwarzrheindorf/Vilich-Rheindorf
Stadt Bonn
Koordinaten: 50° 45′ N, 7° 7′ O50.7477777777787.11972222222227Koordinaten: 50° 44′ 52″ N, 7° 7′ 11″ O
Vorwahl: 0228
Karte
Lage des Statistischen Bezirks Vilich-Rheindorf in Bonn

Schwarzrheindorf/Vilich-Rheindorf ist ein rechtsrheinischer Ortsteil von Bonn, gelegen am Rheinufer im Norden des Stadtbezirks Beuel. Die Doppelkirche St. Clemens in Schwarzrheindorf gehört zu den bedeutendsten Kulturdenkmälern und Sehenswürdigkeiten von Bonn.

Schwarzrheindorf hat ca. 4.500 Einwohner. Zusammen mit Vilich-Rheindorf bildet es einen administrativen Ortsteil, der im Westen an den Rhein grenzt, im Osten an Vilich und im Süden an das Beueler Combahnviertel. Im Norden reicht er bis zur Bonner Stadtgrenze entlang der Sieg.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Name Schwarzrheindorf stammt von der schwarzen Tracht der Nonnen im Schwarzrheindorfer Kloster – im Gegensatz zu den Ordensschwestern auf der anderen Seite des Rheins, die Grau trugen – daher dort „Graurheindorf“. Die Schwarzrheindorfer Klosterfrauen waren schon im 12. Jahrhundert im wiedischen Land begütert. Sie unterhielten einen Hof beachtlichen Ausmaßes in Niederbreitbach (Kreis Neuwied).

Schwarzrheindorf zählt zu den ältesten keltischen Siedlungen im Rheintal. Gaius Julius Cäsar soll bei seinem Germanienfeldzug von Bonn aus in der Höhe von Schwarzrheindorf (Ortsteil Gensem) eine Brücke über den Rhein gebaut haben lassen, ein Denkmal auf dem ca. drei km langen, 1926 nach dem Jahrhunderthochwasser errichteten Rheinuferdamm erinnert daran.

Bedeutende historische Bauwerke

Die Wolfsburg

Wetterfahne auf dem Turm

Der Name der ehemaligen Wasserburg geht vom Rittergeschlecht der Wolff von Rheindorf aus. Dieses Geschlecht gründete hier im 13. Jahrhundert seinen Stammsitz. Urkundlich wird aber erst im Jahre 1334 der Ritter Godart von Rheindorf als Besitzer der Burg erstmalig erwähnt. Im Wappen führt das Geschlecht einen von links nach rechts schreitenden Wolf.

Im 14. Jahrhundert kam die alte Stammburg der Wolff von Rheindorf durch Heirat in den Besitz des Johannes von Buschfeld und fiel 1477 durch Heirat seiner Tochter Margarethe an Arnold von Gymnich. Viele Jahre blieb die Burg im Besitz der Freiherren von Gymnich, bis das Geschlecht ausstarb. Von ihm zeugt noch heute eine in Eisen geschmiedete, die Jahreszahl 1597 enthaltende Wetterfahne des Komplexes, die einen Drachen zeigt, der wiederum den Wappenschild des Geschlechtes von Gymnich hält. Durch die Heirat der Witwe des letzten Gymnich gelangte der Besitz an die Freiherren von Mirbach.

Ab 1807 wurde das Gebäude verpachtet. Nachdem die adligen Besitzer die Burg nicht mehr bewohnten, siedelten die Pächter auf die eigentliche Burg über. Die Vorburg mit dem Gymnicher Hof wurde aufgegeben.

Der älteste Teil der Anlage ist der zentrale Turm. Dieser stammt noch aus dem 13. Jahrhundert. Wohn- und Wehrtürme (sogenannte Motten) sind typische Elemente des rheinischen Burgenbaus im 12. und 13. Jahrhundert und bildeten häufig das Zentrum mittelalterlicher Adelssitze. Der Adelssitz besteht aus Basaltsteinmauerwerk und stand auf quadratischem Grundriss inmitten eines viereckigen Hofes. Diesen umgab die heute noch auf zwei Seiten erhaltene Bruchsteinmauer, die wahrscheinlich einen Wehrgang trug.

Im 17. Jahrhundert wurde an den ehemals freistehenden Turm ein L-förmiger Anbau angefügt. Die ehemaligen Wassergräben, über die an der Nordseite eine Brücke in den Bereich der Burg führte, sind erst beim Bau des Hochwasserdeiches in den 1920er-Jahren verschwunden.

Doppelkirche in Schwarzrheindorf

Hauptartikel: St. Clemens (Schwarzrheindorf)

Schwarzrheindorf, Doppelkirche, Ansicht von Südwesten

Die Doppelkirche in Schwarzrheindorf gilt als ein romanisches Kleinod. Ihre Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert in Unter- und Oberkirche gehören zu den besterhaltenen ihrer Zeit. Dabei illustrieren die Zyklen nicht einfach nur Erzählungen aus dem Alten Testament. Vielmehr treffen die Kirchenbesucher auf ein ausgeklügeltes System von Bezügen der Bildfelder untereinander. In ihrer Anordnung stellen diese mehr Bedeutung her, als die Summe der einzelnen Bilder leisten könnte.

Die Kirche wurde im Jahre 1151 vom Kölner Erzbischof Arnold von Wied im Beisein des Königs Konrad III. geweiht. Die Entdeckung von Arnolds Grabmal und die Anfang des 21. Jahrhundert durchgeführte Renovierung der Kirche verdankt Schwarzrheindorf seinem langjährigen Pfarrer Monsignore Karl Königs (1926 bis 2005), der sich um Erhalt und Erforschung der Kirche verdient machte.

Weitere Bauwerke

Neben der Kirche findet man eine der ältesten urkundlich erwähnten Gaststätten Bonns, das Wirtshaus Assenmacher. Das Gebäude wird wahrscheinlich schon seit dem 14. Jahrhundert als Wirtshaus genutzt.

Leben in Schwarzrheindorf

Die Hauptstraßen sind die Stiftsstraße (bis in die 1960er-Jahre „Kirchstraße“), die Grabenstraße, die Vilicher Straße, die Rheindorfer Straße (bis in die 1960er-Jahre „Bonner Straße“) und in Rheinnähe die Gensemer Straße. Dort leben die meisten der alteingesessenen Familien des Ortes, die die Entwicklung in den letzten 100 Jahre mitprägten.

Die örtliche Gemeinschafts-Grundschule "Arnold-von-Wied", ehem. Volksschule, ist aus dem Jahre 1857.

Das auf Initiative des damaligen Pfarrers Müller 1962 errichtete und Anfang 2008 umgebaute und modernisierte „Haus Michael“ beherbergt ein Montessori-Kinderhaus, ein katholisches Jugendheim, und einen Mehrzwecksaal.

Der Sportplatz, 1987/88 für über 3 Mio. DM als letztes großes Sportstättenprojekt der Stadt Bonn umgebaut, mit seinem vereinseigenen Clubhaus von 1975, beherbergt den traditionsreichen Fußballverein „FV Preussen Bonn 1912 e. V.“ (bis in die 1970er Jahre „Preussen Rheindorf“). Im Zuge der Umbauten wurde der von den Rheindorfern in den letzten Kriegsmonaten 1944/1945 in Eigenregie errichtete Bunker unter dem jetzigen Parkplatz des Sportplatzes versteckt.

Den Schwarzrheindorf/Vilich-Rheindorfer Bürgern und ihren Vereinen (Fußball, Karnevalsverein „Schwarz-Gelbe-Jonge“, MGV u. a.) dienen alteingesessene Gaststätten und Restaurants: neben dem „Assenmacher“ etwa das Hotel „Mertens“ (seit 1964), bis zum Jahre 2007 die „Jahnstube“ (heute „Bistro Zentral“) und bis 1985 der über Bonn hinaus bekannte „Explorer Club“ des Unterwasserfilmemachers Rolf Möltgen (mehrere preisgekrönte Unterwasser-Dokumentationen für den WDR).


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