Schweizer Blatt

Schweizer Blatt
UNO-Spielkarten mit leicht verständlichen Symbolen (Vorderseite; rechts unten: Rückseite)

Spielkarten sind bedruckte rechteckige Kartonstücke in handlichem Format, oft etwa 6 × 9 cm, die auf der Vorderseite mit Bildern, Wertangaben und Symbolen bedruckt sind und auf der Rückseite ein einheitliches Motiv aufweisen, so dass der Wert der umgedrehten Karte nicht erkennbar ist. Das Motiv der Vorderseite ist häufig punktsymmetrisch, damit die Karten auch „auf dem Kopf stehend“ lesbar sind.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ihren Ursprung haben Spielkarten in Ostasien, wo die Herstellung von Kartonplättchen früher als in Europa einsetzte. Die frühesten Spielkarten sind in Korea und China des 12. Jahrhunderts nachweisbar. In Indien sind sie ab dem 16. Jahrhundert bezeugt. In Indien spielte man mit runden Karten und in China mit mehr länglichen, schmalen Streifen.

Geschichte bis zum 19. Jahrhundert

Tier-Dame, Das kleine Kartenspiel, Kupferstich, 1460/7, Meister E. S.

Wie das Kartenspiel nach Europa kam, ist nicht gesichert. Es gibt die Vermutung, dass es aus dem Orient von den Arabern, Ägyptern oder über fahrendes Volk importiert wurde, oder auch, dass eine eigenständige Entwicklung im Abendland aufgrund von Beobachtungen dieses Zeitvertreibs im Orient erfolgte.

In Europa werden sie erstmals belegt durch ein vollständiges Verbot des Gebetbuch des Teufels, wie das Kartenspielset genannt wurde, aus der Stadt Bern von 1367 (dieser Eintrag gilt in der Ansicht von untersuchenden Experten als echt, ist dennoch umstritten, weil er durch andere voll akzeptierte zeitgleiche Dokumente nicht gestützt wird). Zwei angeblich frühere Erwähnungen wurden von der Forschung widerlegt: ein Eintrag in der Chronik des Sandro di Pipozzo von Venedig (dieser gilt als unglaubwürdig und die Abschrift stammt erst aus dem 15. Jahrhundert), sowie das von dem Bischof von Würzburg im Jahre 1329 allen Klerikern seiner Diözese auferlegte Verbot des Spiels mit Spielkarten (dieses Dokument wird von Schreiber 1937 glaubwürdig widerlegt). Umstritten in ihrer Interpretation ist eine Textpassage aus dem Jahre 1337 in Marseille.[1] Im Moment noch nicht durch Dokumente abgesichert sind wiedergefundene Verlautbarungen eines deutschen Forschers F.L. Hübsch, der im Jahre 1849 über das Thema des frühen böhmischen Handels schrieb. Hübsch erklärt, dass polnische Adlige schon vor 1340 Karten spielten, dass Kartenspiele im Jahre 1340 in Böhmen bekannt waren, zitiert ein Spielverbot des Kaiser Karls IV. (hauptsächlich aktiv in Böhmen), von dem das Kartenspiel nicht betroffen ist und kennt für das Jahr 1354 einen Kartenmaler namens Jonathan Kraysel aus Nürnberg, der in Prag arbeitet.[2] Diesem positiven, aber nicht abgesicherten Befund steht gegenüber, dass Francesco Petrarca (1304–1374), Giovanni Boccaccio (1313–1375) und Geoffrey Chaucer in ihren Werken über Spiele berichten, aber Kartenspiele nicht erwähnen.

Gesichert ist, dass 1370 das Wort naipes (spanisch: Spielkarten) in einem spanischen Reimbuch auftaucht. Ab 1377 werden Spielkartendokumente häufig (oft Spielkartenverbote), der ausführlichste Bericht stammt aus diesem Jahr von Freiburg im Breisgau aus der Feder eines Dominikanermönchs, Johannes von Rheinfelden.[3]

Nachweislich wurde in Italien bereits in den 1370er Jahren mit Karten gespielt, die zu jener Zeit handbemalt waren. Die rapide Ausbreitung des Kartenspiels, seine Verbindung mit Geldeinsätzen und eine damit einhergehende Zunahme von Spielschulden inklusive verspieltem Haus und Hof rief alsbald städtische Obrigkeiten hervor, die oft mit einschränkenden Spielordnungen und auch Verboten reagierte (zumeist in relativ milder Form, gelegentlich jedoch auch heftiger; Würfeln z. B. wurde deutlich strenger verfolgt als Kartenspielen). Intensivere Verfolgungen verbinden sich mit den Namen besonders fanatischer Mönche, unter ihnen Bernhardin von Siena (–1445), Johannes Capistranus (–1457) und auch Savonarola (–1498), die allgemein Spiele neben anderem verwerflichem Tand auf Scheiterhaufen verbrennen ließen (für die deutsche Spielkartenproduktion erwies sich Capistranus als besonders problematisch, der zwischen 1453 und 1456 in Deutschland predigte und selbst den sehr zahlreichen Kartenmachern der Stadt Nürnberg für einige Jahre den Broterwerb unmöglich machte). Die Unterdrückung des Spiels war von Ort zu Ort und auch von Zeit zu Zeit verschieden und nahm mit der Zeit ab. Soweit Dokumente bekannt sind, kann man folgern, dass es in Deutschland und auch Frankreich weniger Verbote gab als in Italien. Von den älteren Spielkarten sind vor allem handgemalte erhalten; diese waren ein dem Adel vorbehaltener Luxus, jedoch waren diese Karten eben besonders kostbar und wurden daher eher aufbewahrt. Das älteste erhaltene europäische Spiel (datiert auf 1427–1431) stammt aus Stuttgart und zeigt Jagdszenen der Hofgesellschaft. Preiswertere Spiele hatten erst dann eine Chance unsere Zeit zu erreichen, als man begann, Fehldrucke der Spielkartenbilder als preiswerte Verstärkung in Buchrücken einzubinden.

Eine schnellere Verbreitung gelang beim breiten Publikum, als Karten mittels Holzschnitttechnik vervielfältigt werden konnten und in Serien damit auch preiswert in der Herstellung wurden. Die Produktion von Spielkarten ist wahrscheinlich der Beginn der Entwicklung des Holzschnittes. Das so genannte Hofämterspiel, das um 1450 entstand, ist das älteste, gedruckte und nachträglich kolorierte Kartenspiel, das bis heute erhalten geblieben ist. Aufgrund seiner Symbolik geht man davon aus, dass es aus dem höfischen Umfeld entstanden ist. Kartenmacher-Innungen sind aus dieser Zeit im deutschsprachigen Raum aus Nürnberg, Augsburg, Ulm und Straßburg bekannt. In Österreich war Wien ein früher Ausgangspunkt der Spielkartenproduktion.

In Italien entwickelten sich sogenannte Trionfi-Karten, die sich in einigen Entwicklungsstufen zum Tarot- (franz.), Tarock- (deutsch) oder Tarocchi-Spiel (ital.) weiterentwickelten (unter diesem neuen Namen erstmals 1505 dokumentarisch belegt). Der Beginn dieser Entwicklung lag vermutlich in der höfischen Kultur der Visconti-Familie in Mailand und der Este in Ferrara (ca. 1440).[4] Der Begriff der Trionfi führte später u. a. zum deutschen Begriff „trumpfen“, der immer noch im Kartenspiel geläufig ist. Das farbenprächtige Visconti-Sforza-Tarock, um 1450 entstanden, enthält im Vergleich zu den normalen Kartensätzen zusätzliche Karten mit Trumpffunktion im Spiel.

Im Laufe der Zeit entstanden lokale Farbzeichensysteme in Europa: darunter das nach und nach an Dominanz gewinnende französische System mit Herz, Karo, Pik und Treff, das deutsche mit Herz, Blatt, Eicheln und Schellen und das spanisch/italienische mit Münzen, Stäben, Schwertern und Kelchen.

In der Frühzeit – soweit es aus den Dokumenten ersichtlich ist – wurden besonders in Deutschland die Produktionsverfahren vereinfacht, wodurch die Spielkarten zum Exportgut wurden. Nebenbei entwickelten sich dadurch Holzschnitt, Kupferstich und Buchdruck in Deutschland früher als in anderen Ländern. Lyon entwickelte ab ca. 1480/1510 eine zentrale Rolle in der Kartenspielproduktion und ließ Kartenspiele zu seinem Exportschlager werden – das Resultat war eine Dominanz des französischen Farbsystems, die immer noch vorherrscht. Spielkarten erhielten cœur (Herz), pique (Lanze), trèfle (Kleeblatt) und carreau (Quadrat).

Ab dem 16. Jahrhundert wurden Kartenspiele in den Spielsalons gesellschaftlicher Kreise gepflegt. Fiskalisches Interesse gebar später die Spielkartensteuer. Reine Glücksspiele mit Spielkarten wurden schließlich staatlich verboten und nur noch unter staatlicher Aufsicht in Spielkasinos, etwa „Poker“ und „Blackjack“, zugelassen. In Deutschland wurde ab dem 1. Januar 1900 durch das Bürgerliche Gesetzbuch geregelt, dass eine Spielschuld nicht einklagbar ist (§ 762 BGB), es sei denn eine staatliche Genehmigung liegt zugrunde. Spielschulden sind Ehrenschulden.

Geschichte ab dem 20. Jahrhundert

Spielkartenherstellung in der Altenburger Spielkartenfabrik im Januar 1990

Heute übliche Spielkarten dürften sich von dem 4x13-Blatt mit 52 Karten ableiten, das schon dem Johannes von Rheinfelden 1377 bekannt war, ein Blatt 10 Zahlkarten und 3 Hofkarten. Üblich war eine Hofkartenkonstruktion mit 3 männlichen Figuren (König und 2 Marschällen), aber auch Damen waren Johannes schon bekannt. In diesem System hat jede Karte einen Zahlenwert und eine von 4 Farben. Somit ergeben sich im vollständigen Blatt die Zahlenwerte 1 (= Ass), 2, …, 10 und den drei Hofkarten 13 Karten pro Farbe, also insgesamt 52 Karten pro Spielsatz, auch Blatt genannt. Der Name Ass leitet sich von lateinisch as = eins her.

Im 20. Jahrhundert wurden hauptsächlich in Altenburg und Stralsund, und nach dem Zweiten Weltkrieg in Unteraichen bei Böblingen Spielkarten hergestellt. Das Deutsche Spielkartenmuseum in Leinfelden-Echterdingen hat eine umfangreiche Sammlung historischer Spielkarten. Diese Sammlung wurde von der ehemals dort ansässigen traditionellen Spielkartenfabrik ASS Altenburger erworben.

Eine weitere umfangreiche Sammlung befindet sich im Schloss- und Spielkartenmuseum in Altenburg.

Mit der Firma Dal Negro ist in Treviso in Italien einer der größten Produzenten von Spielkarten ansässig.

Das Kartenspiel wird als gestalterisches Element auch in Szenen der Oper oder des Films verwendet. In Igor Strawinskis Ballett „Jeu de cartes“ stehen Pokerkarten im Mittelpunkt des Bühnengeschehens.

Kartenblätter

In Deutschland und Österreich sind mehrere verschiedene Typen in Gebrauch, das Fränkische, das Altenburger, das Bayrische und das französische Blatt; in Österreich kommt noch das Tarockblatt hinzu.

52-er Kartenset

Französisches Blatt

Es hat die Farbwerte

Kreuz
(Treff)
Pik Herz Karo
Trèfle Pique Cœur Carreau
♣ ♠ ♥ ♦

Das Kartensymbol der Farbe Kreuz ist ein Kleeblatt. Der französische Originalname dafür ist trèfle für Klee. In Anlehnung daran wird die Farbe in Österreich als Treff bezeichnet, eine Bezeichnung, die schon 1776 im elsässischen Strassburg nachweisbar ist. Möglicherweise glaubte man, dass die Endsilbe „le“ im zuvor üblichen "Treffle" eine Verkleinerungsform wäre. Die Farbe Pik wird im Rheinland umgangssprachlich "Schippe" in den deutschsprachigen Regionen der Schweiz und in manchen Regionen Süddeutschlands Schaufel (Schuufle) genannt und die Farbe Karo nennt man hier Ecken (Egge).

Die Kartenwerte reichen von Eins (Ass) (A) bis Zehn und setzen sich dann mit den Hofkarten Bube/Page (B bzw. V für fr. Valet = Diener, Knecht), Dame (D, fr. Dame) und König (K bzw. R für fr. Roi) fort. Das ergibt insgesamt 52 Blatt. Für manche Spiele (Rommé, Canasta) werden diese noch um ein bis drei Joker erweitert.

In der Schweiz und in Nordamerika findet man auch eine – allerdings weniger gebräuchliche – Variante des französischen Blattes, bei welcher die vier Symbole (Farben) alle unterschiedlich gefärbt sind: Die Kreuz-Karten sind olivgrün (statt schwarz) und die Karo-Karten sind in hellblau (statt rot). Diese Spielkartenfarben sind auch beim Poker praktisch, da es verhindert, dass Karo und Herz bzw. Pik und Kreuz verwechselt werden, was vor allem bei einem vermeintlichen Flush sehr unangenehm werden kann. Diese sogenannten Four-color decks (im Gegensatz zu 2-Color-Decks) haben sich beim Spielen mit realen Spielkarten nicht auf breiter Front durchgesetzt, sind aber beim Online-Poker, zumindest als Option sehr verbreitet, da eine schlechte Bildauflösung (zum Beispiel wegen Spielens an mehreren Tischen gleichzeitig) oder Übermüdung die exakte Unterscheidung der Spielkartenfarben anstrengend machen. Zudem ist es technisch problemlos möglich, dass einige Spieler an einem Tisch die Karten als beliebtes 2-Colour-Deck sehen und andere Spieler am gleichen Tisch dieselben Karten als praktisches 4-Colour-Deck sehen.

Spielkarten, Ungarn

Symbolik der Bildkarten

Die Bildkarten Bube (Bauer), Dame und König stellen verschiedene historische oder mythologische Personen dar:

Anglo-amerikanisches Blatt

Anglo-amerikanisches Blatt
Normal und Large Index-Karten

Dieses Blatt entspricht in den Farben und Werten dem französischen Blatt. Die Bilder und das zumeist als Schmuckbild gestaltete Pik-Ass (Ace of Spades) unterscheiden sich jedoch im Design vom französischen Blatt. Die Damen tragen den Buchstaben Q für Queen und die Buben den Buchstaben J für Jack.

Die anglo-amerikanischen Karten waren die ersten Spielkarten mit Index-Bezeichnungen, diese sind mittlerweile mit wenigen Ausnahmen (Baccara, Écarté, Préférence und Schnapsen) bei allen Blättern mit französischen Farben üblich geworden.

Eine Sonderform des anglo-amerikanischen Blattes ist die Poker-Karte; Poker-Karten sind gleich lang aber etwas breiter als Karten im Standard-Format (sog. Bridge-Size).

Für Black Jack und bestimmte Poker-Varianten (z. B. Seven Card Stud, Five Card Stud, Texas Hold'em, Omaha Hold'em) werden gerne Karten mit sehr großen Indizes (Large Index) benutzt – beim Draw Poker jedoch weniger gerne, da sich die großen Indizes beim Auffächern von fünf Karten als recht unpraktisch erweisen.

Deutsches Blatt

Das Deutsche Blatt kennt die Farben Eichel, Grün (Pik, Gras, Blatt, Laub), Herz und Schellen:

Eichel Grün
Gras
Laub
Blatt
Schippen
Pik
Herz
Rot
Schellen

In den meisten heute gebräuchlichen Varianten reichen die Kartenwerte von 6 bis 10 sowie Unter (Bauer), Ober (Dame), König und Daus oder Sau (möglicherweise aufgrund des Schweines auf dem Schell-Daus des Salzburger oder einfachdeutschen Bildes). Das Daus wird häufig als Ass ausgeführt, allerdings leitet sich der Name Daus von franz. deux oder lat. duo ab: Das Daus war nämlich ursprünglich die Zwei und nicht die Eins; im Salzburger oder einfachdeutschen und im Schweizer Blatt hat sich dies in der Darstellung noch erhalten. Im Schwäbischen wird der Daus auch oft als „Alte“ bezeichnet.

Die Karten mit dem Wert 6 kommen nur in wenigen Spielen zum Einsatz. In manchen Spielen kommt dazu der Weli als Joker. Der Ober leitet sich vermutlich vom Ritter des Tarot-Blattes ab.

Das Deutsche Blatt zerfällt in viele regionale Ausführungen, die sich in unterschiedlichen Details der Farbsymbole und speziell in den Zeichnungen der Hofkarten und der Sau unterscheiden. Es gibt z. B. altdeutsches, schweizerdeutsches, bayrisches, fränkisches, Salzburger oder badisches Blatt. Das Württemberg-Blatt folgt der Thematik der deutschen Blätter, orientiert sich bei den Königen allerdings am französischen Blatt und weist ihnen die gleichen Attribute (Zepter, Apfel, Harfe) zu.

Viele populäre Kartenspiele verwenden ein weiter reduziertes Blatt, wobei die kleinen Zahlenkarten (im Jargon der Kartenspieler Luschen, Schwanzal oder Spatzen genannt) entfallen. Im Extremfall verbleiben damit beim kurzen Schafkopf nur noch die Kartenwerte 9, 10, Unter, Ober, König und Ass, beim sehr kurzen entfallen auch noch die Neuner, ähnlich wie beim Schnapsen, das Blatt reduziert sich damit auf 20 Karten. Auch die Reihenfolge in der Wertigkeit der Karten kann sehr verschieden sein. Andere Spiele verdoppeln ein evtl. reduziertes Blatt. So wird beispielsweise Doppelkopf mit zwei kurzen Schafkopfblättern, also 2 × 24 Blatt = 48 Blatt gespielt.

Die Farbzuordnung zwischen Deutschem und Französischem Blatt erfolgt meist in folgender Form:

Dt. Blatt Eichel Grün Herz Schellen
Franz. Blatt Kreuz Pik Herz Karo

Verschiedene Karten haben auch eigene Namen, so heißt der Herz König auch "Max", möglicherweise als Anspielung auf den bayerischen König Maximilian.

Ungarisches/Mitteleuropäisches/Doppeldeutsches Blatt

Doppeldeutsche Spielkarten
Deutsch-französische Schnapskarten

In Österreich, Ungarn, der Slowakei, Slowenien, Kroatien und Teilen Tschechiens ist ein Blatt in Verwendung, das dieselben Farben wie das Bayerische Blatt verwendet, die jedoch mit Persönlichkeiten aus der Wilhelm-Tell-Sage bebildert ist (siehe Bild).

Die Tell-Karte entstand zur Zeit der ungarischen Aufstände gegen die Habsburger: Um die Zensur zu umgehen, die die Bebilderung mit Führern des Aufstandes verhindert hätte, griff man auf die Wilhelm-Tell-Sage zurück, die ja auch einen Aufstand gegen die Habsburger zum Gegenstand hat. Schillers "Wilhelm Tell" war 1827 in Kolozsvár aufgeführt worden, und in einer englischen Privatsammlung entdeckte man 1974 die ältesten dieser Karten, auf denen auch die Daten gefunden wurden: „Zu finden bei Joseph Schneider in Pesth.”. In Österreich ist dieses Blatt als doppeldeutsch bekannt – im Unterschied zum Salzburger oder einfachdeutschen Blatt. Interessanterweise ist trotz der Bebilderung mit Persönlichkeiten aus der Schweizer Geschichte dieses Blatt in der Schweiz nahezu unbekannt.

Unter, Ober und Daus jeder Farbe zeigen jeweils eine bestimmte Person (Unter, Ober) aus Friedrich Schillers Drama Wilhelm Tell oder eine Jahreszeit (Daus). Diese sind:

Da das Spiel Sechsundsechzig bzw. Schnapsen teilweise mit französischen, teilweise mit deutschen Karten gespielt wird, werden bei Turnieren deutsch-französische Karten verwendet, diese sind in der Mitte geteilt und zeigen in einer Hälfte das deutsche, in der anderen Hälfte das entsprechende französische Bild, also z. B. Schell-Ober und Karo-Dame.

Beim bayerischen Schafkopf haben die einzelnen Karten besondere Bezeichnungen, zum Beispiel der Alte für den Eichel-Ober, der Blaue für den Blatt-Ober, der Fuchs für den Herz-Ober, die Alte, die Blaue und die Bumpel für Eichel-, Laub- und Schell-Ass, letzteres auch Sau genannt. Weiters Grün, Gras oder Laub für Blatt.

Altenburger Blatt

Das Altenburger Blatt ist vergleichbar mit dem Deutschen Blatt. Es besteht allerdings aus genau 32 Karten. Die Kartenwerte reichen von 7 bis 10, sowie Unter, Ober, König und Ass. Die Farbwerte sind mit dem Deutschen Blatt identisch, deren Gestaltung unterscheidet sich geringfügig (z.B. ist bei Eichel die Eichel rot gefärbt, etwas länger und kantiger, Grün bzw. Blatt sieht Grün aus, Schell ist verzierter).

Fränkisches Blatt

Das Fränkische Blatt besteht aus 36 Karten: Eichel, Grün, Herz und Schell jeweils als As, König, Ober, Unter, 10, 9, 8, 7 und 6. Es unterscheidet sich im Design vom bayerischen Blatt.

Französisches Blatt mit deutschen Farben

Das französische Blatt mit deutschen Farben ist das offizielle Turnierblatt der Internationalen Skatordnung für Skat. Es handelt sich hierbei um ein Blatt, das die französische Symbolik verwendet. Die Symbole sind jedoch nicht, wie üblich Schwarz und Rot sondern Schwarz, Grün, Rot und Gelb (Vierfarbenblatt).

Diese Variante ist nach der Wiedervereinigung Deutschlands entstanden, da in Westdeutschland das französische Blatt gebräuchlich war, im Süden Ostdeutschlands jedoch das Altenburger Blatt. Um beide Spielerverbände zu vereinen, einigte man sich auf diesen Kompromiss.

Kreuz Pik Herz Karo
♣ ♠ ♥ ♦

Schweizer Blatt

Das Schweizer Nationalspiel Jass bedient sich östlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie einer Variante der deutschen Karten mit 36 Karten, die schweizerdeutschen Karten. Sie bestehen aus den Farben Eichel, Schilten, Schellen und Rosen. Die Werte sind Sechser bis Neuner, Banner, Under, Ober, König und As (Sau, Daus).

Die Schilten entsprechen der Farbe Grün, die Rosen den Herzen; die vier Banner den Zehnern.

Eichel Schilten Rosen Schellen
Datei:EichelndeutschschweizerBlatt.jpg Datei:SchiltendeutschschweizerBlatt.jpg Datei:RosendeutschschweizerBlatt.svg Datei:SchellendeutschschweizerBlatt.jpg

Westlich der Brünig-Napf-Reuss-Linie wird der Jass mit französischen Karten gespielt (36 Karten pro Spiel: Je 6–10, Bauer, Dame, König, As).

Tarockblatt

Das heute gebräuchliche Tarockblatt kennt dieselben Farben wie das Französische Blatt: Herz, Karo, Pik und Kreuz. Als Kartenwerte werden verwendet: 7 bis 10, Bube/Page, Ritter/Reiter, Dame, König. In manchen Varianten werden bei den roten Farben Herz und Karo als Zahlenkarten auch die Werte 4, 3, 2 und 1 verwendet. Dazu kommen die "Tarock", das sind Bildkarten mit fortlaufender Nummerierung von I(Pagat) bis XXI (Mond, fälschlich für fr. le monde, die Welt) und der Sküs(s). Insgesamt ergibt das ein Blatt von 54 Karten. Bei den meisten Spielvarianten des Spieles Tarock haben diese Karten die Funktion der Trumpffarbe; der Sküs(s) übersticht auch alle anderen Tarock.

Auch beim Tarockblatt gibt es viele regionale Ausführungen, die sich in der Gestaltung der Hofkarten und den Abbildungen auf den Tarockkarten unterscheiden.

Italienisch-spanisches Blatt

Spanische Spielkarten

Das italienisch-spanische Blatt hat die Farben

italienisch
spanisch
deutsch
kroatisch
Spade
Espadas
Schwerter
Špade
Coppe
Copas
Kelche
Kupe
Denari
Oros
Münzen
Dinari
Bastoni
Bastos
Stäbe
Baštoni
Farbe

Die Kartenwerte reichen von Asso/As (Eins) bis Sieben bzw. bis Neun und setzen sich dann mit den Bildkarten Fante/Sota (Bube, Soldat), Cavallo/Caballo (Reiter) und Re/Rey (König) fort. Obwohl die Bildkarten mit der Zahl Zehn beginnen, werden die Karten Acht bis Neun kaum verwendet, sodass es Pakete zu 40 statt 48 Blatt gibt.

Eine Variante der italienisch-spanischen Karte ist die Trappolierkarte (nach dem Kartenspiel Trappola), diese war insbesondere in Schlesien verbreitet, sodass sie auch Schlesische Spielkarten genannt werden. Der König wird nach dem Italienischen Re dabei „das Reh“ genannt; die Zahlkarten sind Ass, Zwei, Sieben, Acht, Neun und Zehn, also insgesamt 36 Blatt.

Die Zuordnung der italienisch-spanischen zu den französischen Farben ist folgende:

  • Spade, Espadas – Pik, vgl. engl. spades
  • Coppe, Copas – Herz
  • Denari, Oros, Ouro (portugiesisch) – Karo, vgl. engl. diamonds
  • Bastoni, Bastos, Palo, Paus (portugiesisch) – Kreuz oder Treff, vgl. engl. clubs, dt. Stäbe

Die Farben des italienisch-spanischen Blattes finden sich auch auf den zum Wahrsagen verwendeten Tarotkarten. (Die französischen Tarot- bzw. österreichisch-deutschen Tarockspielkarten nutzen die Farben des französischen Blatts).

Andere Spielkarten

Neben den hier beschriebenen klassischen Spielkarten gibt es zahlreiche Spielkarten, mit besonderen Motiven wie Autos, Motorrädern oder Flugzeugen, Frage/Antwort-Spiele oder Karten, die als Ereignis- und Wertkarte Bestandteil eines komplexeren Brett- oder Kartenspiels sind. Weiterhin existieren Kartenspiele wie beispielsweise das weit verbreitete UNO, die zwar an herkömmliche Kartenspiele wie Mau-Mau angelehnt sind, jedoch mit speziellen Karten gespielt werden.

Daneben gibt es auch noch sogenannte Divinations-, Orakel- oder Wahrsagekarten, die zum Zwecke der Vorhersage der Zukunft eingesetzt werden. Das können speziell für diesen Zweck gefertigte Karten, oder aber auch ein gewöhnliches Skatblatt sein. In Japan gibt es die traditionellen Hanafuda.

Andere Verwendung

Traditionell wurden (nicht versteuerte und darum unbrauchbar gemachte) Spielkarten, bzw. abgeschnittenen Stücke davon, in der Apotheke bei Rezepturen verwendet, um Salben von Pistill und Reibschale abzuschaben.

Spielkartensteuer

In verschiedenen Ländern wurden Spielkarten schon bald nach der Einführung steuerpflichtig und wurden daher von dem Landesherrn, der die Steuer einzog, bzw. seinen Beauftragten gestempelt. In Frankreich beispielsweise wurde diese Steuer seit 1583 erhoben. Der Spielkartenhersteller druckte auf einer festgelegten Karte auf die Vorderseite einen kleinen weißen Kreis, auf der dann der Steuerbeamte seinen Stempel setzte. Danach durften die Karten verkauft werden. Die Steuer war ein wesentlicher Anteil des Verkaufspreises. In Deutschland wurde die Spielkartensteuer erst zum 1. Januar 1981 wegen des geringen Ertrages abgeschafft.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. trionfi.com (engl.)
  2. trionfi.com (engl.)
  3. trionfi.com (engl.)
  4. trionfi.com

Literatur

Weblinks


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