SchwuZ

SchwuZ

Das SchwuZ (Abkürzung für SchwulenZentrum) wurde 1977 aus der Homosexuellen Aktion Westberlin heraus gegründet und wurde zum ersten alternativen Schwulen-Club West-Berlins. Im Unterschied zur umfangreichen, teils elitären Schwulenszene Berlins vor 1977 versteckte sich das neu gegründete Zentrum nicht und war allen Interessierten frei zugänglich. Motto der Anfangszeit war Raus aus den Klappen, rein in die Straße. Beteiligt waren politisch interessierte Studenten wie Egmont Fassbinder oder Elmar Kraushaar.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In der aus dem studentischen Milieu gegründeten Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW), welche die Abschaffung des damaligen Paragraphen 175 anstrebte, lagen Spaßfraktion und Politikfraktion von Beginn an im Streit. Nach Aktionen wie dem Kiss-In 1974 in der Fußgängerzone Wilmersdorfer Straße erkannten die Beteiligten die politischen Vorteile theorieferner Aktivitäten. Ostern 1975 ging man auf einen traditionellen Spaziergang zur Krummen Lanke. Beteiligt war der Lehrer Rainer Perfölz, dessen Berufsverbot 1974 mit Hinweis auf seine Homosexualität und nach Demonstrationen von Schülern Aufsehen erregt hatte.

1977 wurde dann die Zeit der theoretischen Strenge durch die Auflösung der HAW beendet und gleichzeitig das SchwulenZentrum in den gleichen Räumlichkeiten gegründet. In einer Fabriketage wurden Kinositze und eine selbst gemauerte Theke installiert. Ein kleinerer Raum wurde in Tante-Magnesia-Raum umbenannt, nach dem Tuntennamen des Sexualwissenschaftlers Magnus Hirschfeld, und mit Matratzen ausgestattet. In den monatlichen Plenarsitzungen ging es neben den politischen Aktivitäten um die Organisation von Veranstaltungen in den Räumlichkeiten.

Das SchwuZ war Kristallisationspunkt für viele Projekte und Aktivitäten wie etwa den ersten Berliner Christopher Street Day 1979 oder die schwule Stadtzeitung Siegessäule. Die Räume dienten vielen Künstlern und Gruppen als Probenräume, so der Teufelsberg Produktion, Die Tödliche Doris, Cora Frost und Rosenstolz. Anfangs war der Zutritt zu den samstäglichen Männerfang-Diskotheken-Veranstaltungen kostenlos, später betrug der Eintritt eine D-Mark. Unterschiedliche Gruppierungen wie beispielsweise die Hollmannstraße oder eines der schwulen AStA-Referate organisierten Tanzveranstaltungen. Hierdurch bekam das SchwuZ eine zentrale Rolle in der immer enger werdenden Vernetzung der Schwulengruppen Berlins. Später resultierte die Gründung des Treffens Berliner Schwulengruppen aus im SchwuZ entstandenen Kontakten.[1]

Arbeiteten alle Beteiligten anfangs ehrenamtlich, werden seit der Professionalisierung 1999, die mit einer völligen Renovierung der Räume einherging, alle Abendkräfte entlohnt.

Räumlichkeiten

In seinen Anfangsjahren hatte das SchwuZ seine Räume in einer Fabriketage in der Schöneberger Kulmer Straße 20A. Im selben Haus befindet sich heute das Theater O-TonArt. 1987 fand der Umzug in die Hasenheide am Südstern statt. Hier ebenfalls in einer Fabriketage in der 4. Etage, zog das SchwuZ im Jahr 1995 in den Keller am Kreuzberger Mehringdamm 61 um. Im gleichen Gebäude befindet sich auch das Schwule Museum, außerdem ein nach Melitta Sundström benanntes Café, durch welches auch der Zugang zum SchwuZ führt und bis 2008 auch die Allgemeine Homosexuelle Arbeitsgemeinschaft (AHA).

Siehe auch

Quellen

  • Archiv des SchwuZ

Weblinks

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Einzelnachweise

  1. Ulf Lippitz: Verliebte Jungs. 1977 wurde das Schwulen-Zentrum in Berlin gegründet. In: Tagesspiegel, 10. Juni 2007, S. S7

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