Schüchtern

Schüchtern

Schüchternheit (hochsprachlich auch Scheu, veraltend Scheue) ist eine Verhaltenszuschreibung für Menschen, die als scheu, zurückhaltend, ängstlich und sogar gehemmt gelten.

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Näheres

Ein schüchterner Mensch scheut davor zurück, soziale Kontakte mit anderen Mitmenschen zu knüpfen. Diese Hemmschwelle kann eine Form der Höflichkeit sein, wenn man den anderen gegenüber mit Gründen hohen Respekt hat („Steht es mir überhaupt zu, zu erzwingen, dass sie sich mit mir befassen?“). Sie kann aber auch darauf zurückzuführen sein, dass schlechte Erfahrungen (hochmütige Behandlung) oder genetische Anlagen vorliegen. Schüchternheit macht zaghaft oder vorsichtig.

Gelegentlich Schüchterne weisen ansonsten keinerlei Defizite bezüglich ihrer Kommunikation mit anderen Mitmenschen auf (besonders mit Gleichgestellten oder Untergebenen oder ihnen besser bekannten Personen, z. B. Freunden oder Familienmitgliedern).

Ständig schüchterne Menschen kämpfen mit der Sorge, immer abschätzig behandelt zu werden. Sie kommen sich wie auf einer Bühne vor und empfinden ihre Mitmenschen als Publikum, das sie fortwährend kritisch beobachtet. Dies kann sich bis zu einer sozialen Phobie steigern.

Psychologische Betrachtung

Die Schüchternheit ist ein Symptom eines mehr oder weniger stark ausgeprägten Minderwertigkeitskomplexes. Der Betroffene hat Schwierigkeiten, seine Gefühle wahrzunehmen und zu artikulieren. In Kontakt mit Fremden besteht eine unterschwellige Angst davor, abgelehnt oder falsch verstanden zu werden. Leidet der Betroffene unter seiner Schüchternheit und sieht keine Möglichkeit der Besserung, ist oft eine psychotherapeutische Behandlung nötig.

Historisch

Bis ins 19. Jahrhundert nannte man Schüchterne auch blöde („der Jüngling war noch sehr blöde“); diese Wortbedeutung ist untergegangen.

Literatur

  • Jacob und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch, S. Hirzel, Leipzig 1854-1960, Bd. 15, Artikel Schuchternheit, Spalten 1828-183

Synonyme

Das Wort „scheu“ ist in der gehobenen Umgangssprache ein wohlwollendes Wort für „schüchtern“.

In der Jägersprache bezeichnet es Tiere mit einer großen Fluchtdistanz - daher die Redensart scheu wie ein Reh.

Siehe auch

Taktgefühl, Doppelbindungstheorie, Sexualangst, Love-shyness, Soziale Phobie, Menschen ohne Beziehungserfahrung

Weblinks


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  • Schüchtern — Schüchtern, er, ste, adj. et adv. 1) * In thätigem Verstande, Scheu und Furcht erweckend, furchtbar, fürchterlich; eine nur in einigen Oberdeutschen Gegenden übliche, im Hochdeutschen aber völlig unbekannte Bedeutung. Die unermeßlichen Klüfte… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • schüchtern — Adj. (Mittelstufe) scheu, zurückhaltend Beispiele: Sie ist von Natur aus sehr schüchtern. Er hat schüchtern an der Tür geklopft. schüchtern Adj. (Oberstufe) sehr vorsichtig und unsicher Synonyme: behutsam, sachte, zahghaft Beispiel: Sie hatte… …   Extremes Deutsch

  • schüchtern — [Aufbauwortschatz (Rating 1500 3200)] Auch: • scheu Bsp.: • Das Mädchen lächelte uns scheu an. • Vielleicht ist sie nicht schüchtern …   Deutsch Wörterbuch

  • schüchtern — ↑genant …   Das große Fremdwörterbuch

  • schüchtern — Adj std. (16. Jh.) Stammwort. Übernommen aus ndd. schüchter, schochter, das zu schüchteren scheuchen , einer Weiterbildung zu scheu(ch), scheuchen gehört. Es wird ursprünglich von Tieren gesagt und dann auf Menschen übertragen. Ausgangsbedeutung… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • schüchtern — schüchtern: Das erst im 16. Jh. als schüchter, schuchter‹n› »scheu gemacht, ängstlich« aus dem Mnd. ins Hochd. übernommene Adjektiv wurde ursprünglich von Tieren gesagt. Voraus liegt das Verb mnd. schüchteren »verscheuchen; scheu weglaufen«, eine …   Das Herkunftswörterbuch

  • Schüchtern — 1. Schüchtern bleibt nüchtern. Engl.: His bashful mind hinders his good intent. (Bohn II, 49.) Holl.: Den behoeftige is de schaamte onnut. (Bohn I, 306.) 2. Schüchtern hat nie eine schöne Freundin, und wird nie besungen von Dichtern. *3. Er steht …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • schüchtern — a) befangen, eingeschüchtert, gehemmt, nicht zutraulich, schamhaft, scheu, unsicher, verschämt, verschüchtert, voller Scheu, zurückhaltend; (bildungsspr.): timid; (ugs.): genierlich, verdruckst, verhuscht; (nordd.): zach; (südd., österr. mundartl …   Das Wörterbuch der Synonyme

  • schüchtern — unaufdringlich; zurückhaltend; zaghaft; scheu; bescheiden; memmenhaft (umgangssprachlich); hasenfüßig (umgangssprachlich); hasenherzig (umgangssprachlich); …   Universal-Lexikon

  • schüchtern — schụ̈ch·tern Adj; 1 mit wenig Selbstvertrauen und deswegen sehr zurückhaltend im Kontakt mit anderen Menschen <ein Mensch> 2 <ein Blick, ein Annäherungsversuch> so, dass sie die Unsicherheit des Betreffenden zeigen: jemanden… …   Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache

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