Sebastian Sylvester

Sebastian Sylvester
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Daten
Geburtsname Sebastian Sylvester
Kampfname Hurrikan
Gewichtsklasse Mittelgewicht
Nationalität Deutsch
Geburtstag 9. Juli 1980
Geburtsort Greifswald
Stil Linksauslage
Größe 1,72 m
Kampfstatistik
Kämpfe 40
Siege 34
K.-o.-Siege 16
Niederlagen 5
Unentschieden 1

Sebastian Sylvester (* 9. Juli 1980 in Greifswald) ist ein deutscher Profiboxer und ehemaliger IBF-Weltmeister im Mittelgewicht.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang

Amateur

Von 1990 bis 2002 boxte Sebastian Sylvester, trainiert von Horst Femfert, als Amateur für den BSV Greifswald und verbuchte 76 Siege und 19 Niederlagen. Er war 1998 und 1999 Deutscher Juniorenmeister. 1998 nahm er an den Juniorenweltmeisterschaften in Buenos Aires teil, unterlag jedoch in der Halbmittelgewichtsklasse schon im ersten Kampf.

Profikarriere

Im Jahr 2002 wechselte Sebastian Sylvester in das Profilager zum kleinen Berliner Wiking-Boxteam, trainiert wurde er von Hartmut Schröder. Sein Profidebüt im Mai 2002 verlor er jedoch durch K.o. in der ersten Runde. 2003 wurde er Internationaler Deutscher Meister sowie 2004 Deutscher Meister und verteidigte diese Titel jeweils zweimal, unter anderem durch einen vorzeitigen Sieg über Dirk Dzemski. Seit September 2004 stand der gelernte Trockenbauer in Co-Promotion auch beim Boxstall von Wilfried Sauerland unter Vertrag.

Am 16. Juli 2005 wurde Sebastian Sylvester erstmals Europameister im Mittelgewicht. Seit Gustav Scholz (1958-1959) war es in mehr als 45 Jahren keinem Deutschen mehr gelungen, die Europameisterschaft in dieser Gewichtsklasse zu gewinnen. Er errang den Titel in Nürnberg gegen Morrade Hakkar aus Frankreich und verteidigte ihn gegen den Italiener Lorenzo di Giacomo, jeweils nach Punkten. Den Briten Steve Bendall, Ersatzgegner für den offiziell erkrankten Dzemski, konnte Sylvester bei seiner nächsten Titelverteidigung durch technischen K.o. in der dritten Runde schlagen. Am 3. Juni 2006 verlor er den Titel jedoch nach einer Niederlage durch technischen KO in der achten Runde an den ungeschlagenen Finnen Amin Asikainen.

Nach drei Siegen in Aufbaukämpfen kam es am 23. Juni 2007 zum Rückkampf gegen Asikainen. Sylvester konnte den Europameistertitel im Mittelgewicht zurückerobern, indem er den Finnen in einem kontroversen Kampf in der elften Runden durch technischen K.o. besiegte.

In seiner dritten Titelverteidigung schlug er am 12. April 2008 in Neubrandenburg den 40-jährigen spanischen Ex-Weltmeister Javier Castillejo durch KO in der zwölften Runde und errang dadurch den ersten Platz in der WBA-Weltrangliste. Damit qualifizierte sich Sylvester für einen Weltmeisterschaftskampf gegen den beim Konkurrenzboxstall Universum Box-Promotion unter Vertrag stehenden Felix Sturm. Sylvester legte dann den EM-Titel nieder, um am 1. November 2008 in Oberhausen gegen Sturm um die WBA-Weltmeisterschaft zu boxen. Er verlor den Kampf klar über zwölf Runden nach Punkten.

Nach der Niederlage trennte sich Sylvester im Januar 2009 vom Wiking-Boxteam und wechselte vollständig zum Sauerland-Boxstall, der seitdem zusätzlich zur Promotion seiner Kämpfe auch sein Management übernahm. Da sein ehemaliger Trainer Hartmut Schröder ein Angebot, ebenfalls zu Sauerland zu wechseln nicht annahm, wurde der seit November 2008 bei Sauerland angestellte Karsten Röwer sein neuer Trainer. Seinen ersten Kampf für Sauerland gewann er am 28. Februar 2009 durch K.o. in der siebten Runde gegen den Italiener Gaetano Nespro. In seinem nächsten Kampf am 27. Juni 2009 besiegte er den US-Amerikaner Lajuan Simon, der zuvor Gegner von Arthur Abraham war, durch eine einstimmige Punktentscheidung (116:112; 115:113; 117:111). Damit erkämpfte er sich den zweiten Platz auf der IBF-Weltrangliste.

Da der amtierende IBF-Mittelgewichtsweltmeister Arthur Abraham jedoch im Juli 2009 den IBF-Titel niederlegte und in das Supermittelgewicht wechselte, bekam Sylvester die Chance, zum zweiten Mal um einen Weltmeisterschaftsgürtel zu boxen. Am 19. September 2009 traf Sylvester in seinem dritten Kampf im Neubrandenburger Jahnsportforum auf die Nummer eins der IBF-Rangliste, Giovanni Lorenzo aus der Dominikanischen Republik, und sicherte sich den IBF-Gürtel durch einen Punktsieg über zwölf Runden (111-116; 116-112; 115-113).

Seine erste, freiwillige, Titelverteidigung bestritt Sylvester am 30. Januar 2010 wiederum in Neubrandenburg. Gegner sollte zunächst der Spanier Pablo Navascues werden, da dieser jedoch eine Woche vor dem Kampftermin bei einer Dopingkontrolle positiv getestet wurde, verpflichtete man den US-Amerikaner Billy Lyell kurzfristig als Ersatzgegner. Sylvester bezwang Lyell souverän durch technischen K.o. in der zehnten Runde, nachdem dessen Trainer Jack Loew das Handtuch warf.

Die erste Pflichtverteidigung des IBF-Titels bestritt Sylvester am 5. Juni 2010 gegen den 37-jährigen Russen Roman Karmasin, ein ehemaliger Weltmeister im Halbmittelgewicht. Der Kampf ging über die volle Distanz von zwölf Runden und wurde unentschieden gewertet, wodurch Sylvester weiterhin IBF-Weltmeister blieb. Die Punktwertung galt als umstritten, da die Wertungen der US-amerikanischen Punktrichter Matthew Podgorski (117:111 für Karmasin) und John Lawson (118:111 für Sylvester) stark divergierten. Während der Auszählung der Punktezettel kam es am Ring zu Tumulten, ausgelöst durch ein Stabmitglied des Russen, der versuchte, den Punktzettel des Kanadiers Pasqual Procopio zu entwenden und zu fotografieren. Procopio hatte den Kampf zunächst 114:113 für Karmasin gewertet, was den Sieg des Russen bedeutet hätte. Da diese Wertung aber einer Runde mit einer Punktverteilung von 10:10 (unentschieden) beinhaltete, was laut den Regeln der IBF nicht zulässig ist, wurde die Wertung dieser Runde nachträglich zu einer 10:9 Wertung zugunsten Sylvesters abgeändert. Das daraus resultierende Gesamtergebnis der Wertung Procopios (114:114) führte zu einem Unentschieden und ermöglichte Sylvester die Titelverteidigung.[1]

In der darauf folgenden freiwilligen Titelverteidigung besiegte er im Oktober 2010 den Deutsch-Türken Mahir Oral. Obwohl Sylvester infolge eines Kopfstoßes bereits in der zweiten Runde eine stark blutenden Platzwunde erlitt, dominierte er den Kampf deutlich und siegte letztlich einstimmig nach Punkten. Oral musste zudem in der achten, neunten und elften Runde nach Körpertreffern zu Boden gehen und angezählt werden. Danach war für den 22. Januar 2011 gegen Mehdi Bouadla eine weitere freiwillige Titelverteidigung geplant, die Sylvester allerdings wenige Tage vor Kampftermin wegen einer Viruserkrankung absagte.

Anschließend musste er eine Pflichtverteidigung des IBF-Titels gegen den Australier Daniel Geale absolvieren. Geale hatte sich zuvor das Herausforderungsrecht mit einem K.o.-Sieg in einem Ausscheidungskampf gegen Roman Karmasin gesichert. Der Kampf fand am 8. Mai 2011 in Neubrandenburg statt und Sylvester verlor nach Punkten. Es folgte ein Kampf um die vakante EBU-Europameisterschaft gegen den Polen Grzegorz Proksa am 1. Oktober 2011 ebenfalls in Neubrandenburg. Sylvester war gegen den ungeschlagenen Rechtsausleger chancenlos, zog sich frühzeitig durch Schlagwirkung eine stark blutende Platzwunde über dem rechte Auge zu und gab den Kampf nach der dritten Runde schließlich auf.

Liste der Profikämpfe

Jahr Tag Ort Gegner/Kampfziel Ergebnis für Sylvester
2002 26. Mai Berlin, Deutschland Russische FöderationRussische Föderation Juri Saizew Niederlage/KO 1. Runde
25. August Berlin, Deutschland DeutschlandDeutschland Andreas Möller Punktsieg / 4 Runden
7. September Circus Krone, München, Deutschland Republik PolenRepublik Polen Grzegorz Lewandowski Punktsieg / 4 Runden
21. September Bördelandhalle, Magdeburg, Deutschland PolenPolen Mateusz Lorek Sieg / KO 3. Runde
19. Oktober Hansahalle, Berlin, Deutschland DeutschlandDeutschland Mohammed Rasuli Punktsieg / 6 Runden
29. November Berlin, Deutschland TschechienTschechien Gabriel Botos Sieg / TKO 3. Runde
2003 11. Januar Universal Hall, Berlin, Deutschland TschechienTschechien Petr Rykala Sieg / TKO 3. Runde
3. März Ballhaus-Arena, Aschersleben, Deutschland TschechienTschechien Patrik Hruska Punktsieg / 6 Runden
21. März Sportcenter Jumps, Berlin, Deutschland TschechienTschechien Victor Farkas Sieg / KO 1. Runde
24. Mai Karl-Eckel-Halle, Hattersheim am Main, Deutschland PolenPolen Przemysław Miszew Punktsieg / 4 Runden
3. September Hanns-Martin-Schleyer-Halle, Stuttgart, Deutschland TschechienTschechien Patrik Hruska Punktsieg / 6 Runden
25. Oktober Sportcenter Jumps, Berlin, Deutschland ArmenienArmenien Roman Aramian
Internationale Deutsche Meisterschaft
Punktsieg / 10 Runden
2004 31. Januar Sportcenter Jumps, Berlin, Deutschland DeutschlandDeutschland Danny Thiele
Deutsche Meisterschaft
Sieg / TKO 4. Runde
20. März Maritim Hotel, Köln, Deutschland ArmenienArmenien Roman Aramian
IDM-Titelverteidigung
Punktsieg / 10 Runden
17. Juli Anhalt-Arena, Dessau, Deutschland DeutschlandDeutschland Dirk Dzemski
DM/IDM-Titelverteidigung
Sieg / TKO 7. Runde
23. Oktober Tempodrom, Berlin, Deutschland BotsuanaBotswana Clive Johnson Sieg / KO 2. Runde
18. Dezember Oberfrankenhalle, Bayreuth, Deutschland FrankreichFrankreich Robert Roselia Sieg / KO 2. Runde
2005 12. März Stadthalle, Zwickau, Deutschland FrankreichFrankreich Christophe Tendil Punktsieg / 12 Runden
14. Mai Oberfrankenhalle, Bayreuth, Deutschland PortugalPortugal Eliseo Nogueira Punktsieg / 8 Runden
16. Juli Arena Nürnberger Versicherung, Nürnberg, Deutschland FrankreichFrankreich Morrade Hakkar
Europameisterschaft
Punktsieg / 12 Runden
12. November Sporthalle, Hamburg, Deutschland ItalienItalien Lorenzo Di Giacomo
EM-Titelverteidigung
Punktsieg / 12 Runden
2006 22. April SAP-Arena, Mannheim, Deutschland Vereinigtes KonigreichVereinigtes Königreich Steven Bendall
EM-Titelverteidigung
Sieg / TKO 3. Runde
3. Juni TUI Arena, Hannover, Deutschland FinnlandFinnland Amin Asikainen
EM-Titelverteidigung
Niederlage / TKO 8. Runde
28. Juli First Fitness Club, Wien, Österreich TschechienTschechien Petr Rykala Sieg / TKO 3. Runde
23. September Rittal Arena, Wetzlar, Deutschland FrankreichFrankreich Franck Mezaache Punktsieg / 12 Runden
16. Dezember BigBox, Kempten, Deutschland AustralienAustralien Peter Mitrevski junior Sieg / TKO 8. Runde
2007 3. März Stadthalle, Rostock, Deutschland ItalienItalien Alessio Furlan Sieg / TKO 12. Runde
23. Juni Stadthalle, Zwickau, Deutschland FinnlandFinnland Amin Asikainen
Europameisterschaft
Sieg / TKO 11. Runde
27. Oktober Messehalle, Erfurt, Deutschland ItalienItalien Simone Rotolo
EM-Titelverteidigung
Punktsieg / 12 Runden
2008 26. Januar Tempodrom, Berlin, Deutschland FrankreichFrankreich Francois Bastient
EM-Titelverteidigung
Punktsieg / 12 Runden
12. April Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland SpanienSpanien Javier Castillejo
EM-Titelverteidigung
Sieg / KO 12. Runde
1. November König-Pilsener-Arena, Oberhausen, Deutschland DeutschlandDeutschland Felix Sturm
WBA-Weltmeisterschaft
Punktniederlage / 12 Runden
2009 28. Februar Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland ItalienItalien Gaetano Nespro Sieg / KO 7. Runde
27. Juni Max-Schmeling-Halle, Berlin, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Lajuan Simon Punktsieg / 12 Runden
19. September Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland Dominikanische RepublikDominikanische Republik Giovanni Lorenzo
vakante IBF-Weltmeisterschaft
Punktsieg / 12 Runden
2010 30. Januar Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland Vereinigte StaatenVereinigte Staaten Billy Lyell
IBF-Titelverteidigung
Sieg / TKO 10. Runde
5. Juni Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland RusslandRussland Roman Karmasin
IBF-Titelverteidigung
Unentschieden / 12 Runden
30. Oktober Stadthalle, Rostock, Deutschland DeutschlandDeutschland Mahir Oral
IBF-Titelverteidigung
Punktsieg / 12 Runden
2011 7. Mai Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland AustralienAustralien Daniel Geale
IBF-Titelverteidigung
Punktniederlage / 12 Runden
1. Oktober Jahnsportforum, Neubrandenburg, Deutschland PolenPolen Grzegorz Proksa
Europameisterschaft
Niederlage / Aufgabe 3. Runde

Einzelnachweise

  1. Skandal-Urteil: Sylvester-Gegner wittert Betrug

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
vakant
letzter Titelträger
Arthur Abraham
Boxweltmeister im Mittelgewicht (IBF)
19. September 2009 – 7. Mai 2011
Daniel Geale

Wikimedia Foundation.

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