Seehund (U-Boot)

Seehund (U-Boot)
Zeichnung Kleinst-U-Boot Seehund
Kleinst-U-Boot Seehund

Der Seehund (Typ XXVII B, später "127") war eine Serie deutscher Kleinst-U-Boote mit zwei Mann Besatzung aus den letzten beiden Jahren des Zweiten Weltkriegs und stellte eine Weiterentwicklung des Kleinst-U-Boot Typ Hecht da.

Blick auf Propeller und Ruder des Kleinst-U-Bootes Seehund, ausgestellt in Wilhelmshaven

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die ersten drei Prototypen wurden von den Howaldtswerken in Kiel im September 1944 ausgeliefert.

Aufgrund der schmalen Silhouette und der leisen E-Maschinen war es mit den damaligen Ortungsgeräten nur schwer zu entdecken. Die Boote operierten hauptsächlich in der Deutschen Bucht und im Ärmelkanal und erwiesen sich als durchaus leistungsfähiges Waffensystem. Die Boote des Typs XXVII B versenkten eine Tonnage von 93.000 BRT. Das Kleinst-U-Boot von Leutnant zur See Klaus Sparbrodt versenkte den frei-französischen Zerstörer Combattante. Allerdings gingen bei 142 Einsätzen auch 35 U-Boote verloren. [1] Die Navigation erfolgte über zwei Kompasse, die Horcheinrichtung oder über das Sehrohr. Das Sehrohr war von Unterkante Kiel bis Seerohrende gemessen 3,28 (Typ C15) bzw. 3,78 (Typ C16) Meter lang. Die Einsatzfahrten dauerten, abgesehen von Ausnahmen, bis zu sieben Tage. Bis zum Kriegsende wurden 285 Exemplare des Seehund fertig gestellt:

  • U5001 - U5003 Howaldtswerke AG / Kiel
  • U5004 - U5100 Germaniawerft / Kiel
  • U5251 - U5350 Schichauwerft / Elbing
  • U5751 - U5800 Klöckner / Ulm
  • U6251 - U6252 Schichauwerft / Elbing

(93 lagen noch unfertig in den Produktionshallen), es kamen jedoch nur noch 70 Boote zum Einsatz, circa 30 Prozent der Besatzungen wurden bei ihren Einsätzen gefangen oder kamen ums Leben. Es wird berichtet, dass zahlreiche Besatzungen durch Kohlenmonoxid-Vergiftungen auf Grund der Bauweise der Motorenbelüftung oder durch Lungenrisse umgekommen sind.

Um bei den mehrtätigen Einsätzen ohne Schlaf auszukommen, nahmen die Besatzungsmitglieder Pervitin[2] .

Technische Daten

Baujahr: ab 1944
Konstr. Tauchtiefe: 30 m
Länge: 11,865 m
Breite: 1,684 m
Diesel-Motor: 60 PS, 1400 U/min, 6 Zylinder Lkw Motor, Büssing NAG LD 6,
E-Maschinen: Generator 15 PS, Fahrmotor 25 PS, 1040 U/min, (90 V) AEG E-Motor
Batterie: 8 Tröge vom Typ: 8 MAL 210 oder 7 MAL 210 (8 T 210?) der Firma AFA E-Kapazität max 1600 Ah
Geschwindigkeit: 7,7 Knoten (6 kn getaucht) / * 8 kn (6 kn getaucht)
Reichweite E-Maschine: 15 sm bei 6 kn / 60 sm bei 2,2 kn
Reichweite Diesel: 270 sm bei 7,7 kn
Bewaffnung: 2x 53,3 cm G7e / Elektrotorpedo
Wasserverdrängung: 15 t ohne Bewaffnung/ mit Bewaffnung 17 t
Besatzung: 2 Mann (Kommandant + Leitender Ingenieur)
Atemluft: 45 Minuten für 2 Mann

*andere Quelle

Literatur

  • Erminio Bagnasco: U-Boote im 2. Weltkrieg. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1994, ISBN 3-6130-2987-1.
  • Erich Gröner: Die Schiffe der deutschen Kriegsmarine und Luftwaffe 1939–1945 und ihr Verbleib. Bernard & Graefe, Bonn 2000, ISBN 3-7637-6215-9.
  • Bodo Herzog: 60 Jahre deutsche U-Boote 1906–1966. Pawlak, Herrsching 1994, ISBN 3-8819-9687-7.
  • Paul Kemp: Bemannte Torpedos und Klein-U-Boote. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 3-6130-1936-1.
  • Klaus Mattes: Die Seehunde. Klein-U-Boote. Letzte deutsche Initiative im Seekrieg 1939–1945. Mittler, Hamburg u. a. 1995, ISBN 3-8132-0484-7.
  • Werner Schulz: Im Kleinst-U-Boot. Aus dem Nachlass eines „Seehund“-Fahrers. Brandenburgisches Verlag-Haus, Berlin 1995, ISBN 3-89488-085-6.
  • Vorläufige Betriebskunde für U Boote Typ 127, Stand 29. September 1944

Einzelnachweise

  1. Deutsches Marinemuseum, Wilhelmshaven
  2. TV Sendung "Schlaflos im Kieg", auf ARTE 16. Oktober 2010

Weblinks

 Commons: Seehund (U-Boot) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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