Setaria italica

Setaria italica
Kolbenhirse

Kolbenhirse (Setaria italica)

Systematik
Klasse: Einkeimblättrige (Liliopsida)
Unterklasse: Commelinaähnliche (Commelinidae)
Ordnung: Süßgrasartige (Poales)
Familie: Süßgräser (Poaceae)
Gattung: Borstenhirsen (Setaria)
Art: Kolbenhirse
Wissenschaftlicher Name
Setaria italica
(L.) Beauv.

Die Kolbenhirse (Setaria italica), auch Italienische Borstenhirse genannt, ist eine Hirseart, die vornehmlich in Asien angebaut wird.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Die Kolbenhirse ist eine einjährige Pflanze (Therophyt) und erreicht Wuchshöhen von 60 bis 120 (selten 150) Zentimetern. Die Stängel sind vier bis acht (10) Millimeter dick, aufrecht und unterhalb des Blütenstandes behaart. Die sechs bis 12 Knoten des Stängels sind kahl oder es sind die untersten behaart. Der Stängel ist bis oben beblättert.

Die Blattscheiden sind am Rand dicht behaart, oft auch am Rücken. Die Ligula trägt rund zwei Millimeter lange Wimpern. Die Blattspreite ist 10 bis 50 Zentimeter lang und ein bis drei Zentimeter breit. Sie ist beiderseits rau, die Oberseite ist zerstreut mit kurzen Haaren besetzt. Der Blattrand trägt Stachelhaare.

Der Blütenstand ist eine Ährenrispe. Sie ist ohne Borsten (vier) 10 bis 25 (30) Zentimeter lang und zwei bis drei Zentimeter breit. Der Blütenstand ist mehr oder weniger gelappt, zur Reife überhängend. Beim Aufwärtsstreichen ist er rau aufgrund von Borstenzähnen. Die Blütenstandsachse ist dicht mit bis zwei Millimeter langen Flaumhaaren besetzt. Die ein bis drei Borsten unterhalb des Ährchens sind (zwei) acht bis zehn (16) Millimeter lang. Morphologisch sind die Borsten taube Rispenäste.[1] Das Ährchen ist drei bis 3,5 Millimeter lang. Zur Reife fällt nur das oberste Blütchen aus, die Hüllspelzen und das untere, sterile Blütchen verbleibt an der Achse. Die untere Hüllspelze ist halb so lang wie das Ährchen. Die obere Deckspelze ist so lang wie das Ährchen, sie ist verdickt. Die Staubbeutel sind 0,8 bis 1,2 Millimeter lang. Blütezeit ist Juni bis Oktober. Es kommen sowohl Selbst- wie Fremdbefruchtung vor.

Die Früchte sind 1,5 bis zwei Millimeter lang und im Umriss breit-elliptisch. Sie bleiben zur Reife von den Deckspelzen umschlossen. Je nach Sorte kann die Farbe gelb, orange, rot oder schwarz sein.[1] Die Körner bestehen zu 10 % aus Wasser, 11,3 % Eiweiß, 4,3 % Fett, rund 62 % Kohlenhydraten, 7 % Rohfaser und 3 % Asche.[2] Die Verbreitung erfolgt epizoochor (Klettausbreitung) oder hemerochor (durch den Menschen).

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 18.

Verbreitung

Reife Kolbenhirse.

Die Kolbenhirse ist nur in Kultur bekannt. Ihre Verbreitung deckt sich mit den Anbaugebieten. In Mitteleuropa ist sie auf die colline Höhenstufe verbreitet, kommt aber nur selten und unbeständig vor, meist nur verwildert. In Gärten oder kleinen Feldern wird sie als Vogelfutter angebaut. Sie wächst auf nährstoffreichen Lehm- und Sandböden. Zu finden ist sie vor allem auf Müllkippen, auf Bahnarealen und Häfen.

Anbau

Die Kolbenhirse zählt zu den Hirsen mit größerer Bedeutung. Die Hauptanbaugebiete liegen in (Nord-)China, Mittelasien, Afghanistan und Indien. Sie wird auch in Südostasien, Südosteuropa, Südafrika und Australien angebaut. In Europa und Amerika hat sie eine gewisse Bedeutung als Futtergras.[1]

Die Kolbenhirse ist nicht trockenresistent. Die frühen Sorten brauchen 400 bis 500 mm Niederschlag, die späten bis zu 700 mm. Die Ansprüche an den Boden sind gering.[1]

Die Erträge können an günstigen Standorten bis fünf Tonnen pro Hektar betragen, normale Erträge liegen unter einer Tonne pro Hektar. Bestimmte Sorten eignen sich aufgrund des höheren Kleberanteils auch zum Brotbacken.[1]

Systematik

Die Kolbenhirse leitet sich als Kulturpflanze von der Grünen Borstenhirse (Setaria viridis) ab. Synonyme für Setaria italica sind Panicum italicum L. und Panicum glomeratum Moench.

Von der Kolbenhirse gibt es eine Reihe von Varietäten, die in zwei Sippen zusammengefasst werden, die als Unterarten oder Konvarietäten eingestuft werden:

  • Große Kolbenhirse (Setaria italica subsp. italica)
  • Kleine Kolbenhirse oder Mohar (Setaria italica subsp. moharica) besitzt kurze Borsten. sie wird als Vogelfutter angepflanzt.

Geschichte

Die Stammform der Kolbenhirse ist die Grüne Borstenhirse. Der Ort der Domestikation ist nicht gesichert, könnte aber in Afghanistan gewesen sein. Nur hier gibt es Übergangsformen zwischen den beiden Arten, die sich ansonsten nicht kreuzen.

In Nordchina wurde die Kolbenhirse zusammen mit der Rispenhirse (Panicum miliaceum) ab circa 2500 v. Chr. angebaut, damals als einzige Getreidearten. Auch nach Einführung von Weizen und Gerste blieben die beiden Hirsen die Grundnahrung des Volkes.

In Europa ist die Kolbenhirse nur aus Funden in den jungsteinzeitlichen Siedlungen am Bodensee bekannt. In der Eisenzeit war die Kolbenhirse die wichtigste Hirsenart in Portugal, Spanien, Italien und im Rheinland. Die Römer bezeichneten die Kolbenhirse als „panicum“ und bereiteten aus ihr mit Milch einen Brei. Plinius der Ältere nennt als Hauptanbaugebiete Gallien und die Po-Ebene.

In Mitteleuropa spielte die Kolbenhirse im Vergleich zur Rispenhirse nur eine untergeordnete Rolle. Ende des 19. Jahrhunderts wurde sie nur vereinzelt in Süddeutschland, Ober- und Niederösterreich und in Ungarn angebaut.

Quellen und weiterführende Informationen

  • Siegmund Seybold (Hrsg.): Schmeil-Fitschen interaktiv (CD-Rom), Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2001/2002, ISBN 3-494-01327-6 (Hauptquelle)
  • Udelgard Körber-Grohne: Nutzpflanzen in Deutschland von der Vorgeschichte bis heute. Theiss, Stuttgart 1995, S. 330-339 (Nachdruck ISBN 3-933203-40-6) (Geschichte)

Einzelnachweise

  1. a b c d e Gunther Franke (Hg.): Nutzpflanzen der Tropen und Subtropen. Band 2: Spezieller Pflanzenbau. Ulmer, Stuttgart 1994, S. 106f. ISBN 3-8252-1768-X
  2. Wolfgang Franke: Nutzpflanzenkunde. Nutzbare Gewächse der gemäßigten Breiten, Subtropen, und Tropen. 4. Auflage, Thieme, Stuttgart 1989, S. 103. ISBN 3-13-530404-3

Weblinks


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