Sexagesimal-Kalender

Sexagesimal-Kalender

Der Sexagesimal-Kalender ist ein Kalenderentwurf des französischen Designers Edouard Vitrant.

Inhaltsverzeichnis

Grundprinzip

Der Sexagesimal-Kalender ist ein astronomischer Sonnenkalender. Sein Jahresbeginn richtet sich nach der Wintersonnenwende der nördlichen Hemisphäre. Er geht damit dem Gregorianischen Kalender um einige Tage voraus.

Der Kalender stellt einen Versuch dar, das sexagesimale System der Uhr (1 Stunde = 60 Minuten; 1 Minute = 60 Sekunden) auf ein Kalendersystem zu übertragen. Das Jahr wird deshalb in sechs Monate zu je 60 Tagen gegliedert. Jeder Monat besteht aus zehn Wochen zu jeweils sechs Tagen. Um die notwendige Zahl von 365 Tagen in Gemeinjahren und 366 Tagen in Schaltjahren zu erreichen, wird den ersten fünf Monaten je ein Sondertag angefügt, der außerhalb der Wochen- und Monatsrhythmen liegt. In Schaltjahren erhält auch der sechste Monat einen solchen Extratag.

Bezeichnungen

Die Namen der sechs Wochentage bleiben unverändert, nur der Sonntag entfällt ersatzlos. Die Monate benennt Vitrant Frigée (Kältemonat), Éclose (Monat der Knospenöffnung), Florée (Blütenmonat), Granée (Fruchtmonat), Récole (Erntemonat) und Caduce (Monat des fallenden Laubes). Diese Bezeichnung erscheint nur in klimatisch gemäßigten Zonen der Nordhemisphäre sinnvoll.

Die Sondertage sind grundsätzlich Feiertage und erhalten folgende Namen:

  • Bacchanal (Bacchus-Tag – ca. 19. Februar)
  • Ceres (Tag der Fruchtbarkeit – ca. 21. April)
  • Musica (Musiktag – ca. 21. Juni)
  • Liber (Tag des Buches – ca. 21. August)
  • Memento mori (Ahnengedenktag – ca. 21. Oktober)
  • Sext (sechster Sondertag, nur in Schaltjahren – ca. 21. Dezember)

Vor- und Nachteile

Vitrant will mit seinem Kalender eine Verringerung der bei der Zeitmessung verwendeten Zahlensysteme erreichen. Ob ihm dies mit seinem Sexagesimal-Kalender gelungen ist, bleibt umstritten. Der Kalender zeichnet sich insofern durch Übersichtlichkeit aus, als jeder Monat mit einem Montag beginnt. Vitrant betont außerdem den Vorteil einer astronomischen Schaltjahrregelung: Im Gegensatz zu arithmetischen Kalendern sei der Sexagesimal-Kalender nie reformbedürftig.

Kritiker weisen darauf hin, dass die Unzuverlässigkeit astronomischer Kalender in der Vergangenheit zur Entwicklung der fortschrittlicheren arithmetischen Kalender geführt habe. Als Nachteile werden auch der Verlust der 7-Tage-Woche hin, der für die meisten Religionen nicht hinnehmbar sein dürfte, und der im Vergleich zu anderen Kalenderentwürfen deutlich größere Bruch mit der westlichen Kalendertradition erwähnt.

Insgesamt stellt der Sexagesimal-Kalender eher einen Außenseitervorschlag für eine Kalenderreform dar.

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sexagesimal — Das Sexagesimalsystem ist ein Stellenwertsystem mit dem Wert 60 (lat. sexagesimus – der sechzigste) als Basiszahl. Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 ein und zweihändiges Zählen mit Fingergliedern und Fingern[4] 2.1 einhändiges Zählen bis 12 …   Deutsch Wikipedia

  • Kalendersysteme — Die folgende Liste der Kalendersysteme ist nach der astronomischen Grundlage der Systeme sortiert. Es werden Lunarkalender, Solarkalender und die Mischform der Lunisolarkalender unterschieden. Kalenderentwürfe, die bisher in keiner Gesellschaft… …   Deutsch Wikipedia

  • Kalenderentwurf — Als Kalenderentwürfe werden im allgemeinen Versuche bezeichnet, den Gregorianischen Kalender zu verbessern oder durch einen neuen Kalender zu ersetzen. Inhaltsverzeichnis 1 Kritik am Gregorianischen Kalender 2 Anforderungen an einen weltweit… …   Deutsch Wikipedia

  • Mathematikgeschichte — Die Geschichte der Mathematik reicht zurück bis ins Altertum. Inhaltsverzeichnis 1 Mathematik der alten Ägypter und Babylonier 1.1 Ägypten 1.2 Babylon 2 Mathematik der Antike 3 Ch …   Deutsch Wikipedia

  • Mathematikhistoriker — Die Geschichte der Mathematik reicht zurück bis ins Altertum. Inhaltsverzeichnis 1 Mathematik der alten Ägypter und Babylonier 1.1 Ägypten 1.2 Babylon 2 Mathematik der Antike 3 Ch …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Mathematik — Die Geschichte der Mathematik reicht zurück bis ins Altertum. Inhaltsverzeichnis 1 Mathematik der alten Ägypter und Babylonier 1.1 Ägypten 1.2 Babylon 2 Mathem …   Deutsch Wikipedia

  • Null — 0 Die Zahl Null ist die Anzahl der Elemente in einer leeren Ansammlung von Objekten, mathematisch gesprochen die Kardinalität der leeren Menge, d.h. die kleinste Kardinalzahl (Anzahl) wird als Null bezeichnet. Null bezeichnet in der Mathematik je …   Deutsch Wikipedia

  • Babylonische Mathematik — Babylonische Keilschrifttafel YBC 7289 mit Anmerkungen. Die waagrechte Diagonale zeigt mit vier Ziffern im Sexagesimalsystem, die etwa sechs Dezimalstellen entsprechen. 1 + 24/60 + 51/602 + 10/603 = 1.41421296... . Darunter ist die berechnete… …   Deutsch Wikipedia

  • Babylonische Zahlen — Babylonische Keilschrifttafel YBC 7289 mit Anmerkungen. Die waagrechte Diagonale zeigt mit vier Ziffern im Sexagesimalsystem, die etwa sechs Dezimalstellen entsprechen. 1 + 24/60 + 51/602 + 10/603 = 1.41421296 …   Deutsch Wikipedia

  • calendar — calendrical /keuh len dri keuhl/, calendric, calendarial /kal euhn dair ee euhl/, calendarian, calendaric, adj. /kal euhn deuhr/, n. 1. a table or register with the days of each month and week in a year: He marked the date on his calendar. 2. any …   Universalium

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”