Shanghai-Express

Shanghai-Express
Filmdaten
Deutscher Titel Shanghai-Express
Originaltitel Shanghai Express
Produktionsland USA
Originalsprache englisch
Erscheinungsjahr 1932
Länge 80 Minuten
Stab
Regie Josef von Sternberg
Drehbuch Jules Furthman nach einer Vorlage von Harry Hervey
Produktion Paramount Pictures, Produzent: Adolph Zukor
Musik W. Franke Harling, John Leipold
Kamera Lee Garmes, James Wong Howe (ungenannt)
Besetzung

Shanghai Express ist ein US-amerikanischer Abenteuer- und Liebesfilm von Josef von Sternberg aus dem Jahre 1932.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Schauplatz ist der „Shanghai Express“, ein Schnellzug, der die Städte Peking und Shanghai verbindet; die Handlungszeit ist die des chinesischen Bürgerkrieges. Die ersten Bilder des Films zeigen den Bahnhof von Peking, wo die Passagiere den Zug besteigen und das Gepäck verladen wird. Die auffälligste Erscheinung unter den Passagieren ist die geheimnisvolle Shanghai Lily, eine Abenteurerin und Kurtisane, die sich ein Abteil mit der chinesischen Kurtisane Hui Fei teilt. Unter den Mitreisenden befindet sich auch der elegante britische Militärarzt Doc Harvey, der in Shanghai dem britischen Generalgouverneur durch eine Notoperation das Leben retten soll. Harvey und Lily, die sich früher „Magdalen“ nannte, hatten einige Jahre zuvor eine an Besessenheit grenzende Liebesbeziehung, die Harvey aus Eifersucht beendete. Lily informiert ihn, dass "It took more than one man to change my name to Shanghai Lily". Die unerwartete erneute Begegnung im Zug führt zu einem Wiederaufflammen der Gefühle.

Unterwegs wird der Zug von Regierungstruppen angehalten, die den Rebellenspion Li Fung festnehmen. Bald nach seiner Weiterfahrt wird der Zug erneut gestoppt, diesmal von Rebellentruppen. Es stellt sich heraus, dass ihr Anführer Henry Chang ist, einer der Mitreisenden, der sich bis dahin als eurasischer Kaufmann ausgegeben hatte. Da Chang einen Gefangenenaustausch plant, nimmt er Geiseln – darunter Harvey – und bietet Lily ein Leben als Geliebte in seinem Palast an. Lily verweigert sich ihm zunächst, gibt jedoch nach, als Chang ihr droht, Harvey zu blenden.

Chang wird schließlich von Hui Fei, die er zuvor vergewaltigt hatte, erstochen, was zur Befreiung aller Passagiere des Shanghai Express führt. Das Paar Lily und Harvey versucht einen neuen Anfang.

Kritiken

  • Reclams Filmführer: Sternberg hat die romantische Abenteuergeschichte mit ungewöhnlichen Kameraeinstellungen und geschickter Montage überspielt. Trotzdem bleibt sie weitgehend Rahmen für die Selbstdarstellung Marlene Dietrichs ...[1]
  • film-dienst: Romantisches Abenteuer-(Melo-)Drama mit lebendigen Charakteren und atmosphärischer Dichte, die durch den kunstvollen Einsatz von Kamera und Montage noch verstärkt wird. [2]

Produktion und Kinoauswertung

Paramount kaufte die Geschichte um Schanghai-Lily Ende 1931 und das Studio war zunächst unschlüssig, ob Tallulah Bankhead oder Marlene Dietrich die Hauptrolle übernehmen solle. So führte die bekannte Journalistin Elizabeth Yeaman in ihrer Kolumne vom 1. September 1931 aus (mit einem interessanten Seitenhieb auf von Sternbergs schon damals bekannte notorische Abneigung gegenüber gut geschriebenen Drehbüchern):

Stories by Harry Hervey are becoming as much the rage as the yarns of Ursula Parrott were a few months ago. Paramount has just bought one called Shanghai Express, and now the executives are trying to decide whether to star Tallulah Bankhead or Marlene Dietrich in it. They both are exotic actresses and both blonde, and since more stories are lined up for Miss Bankhead, I wouldn't be surprised if Miss Dietrich gets Shanghai Express. You see she has never yet had a real break on a story. That is not because Paramount has neglected Marlene, but Josef von Sternberg doesn't care much about strong stories. If he has too much story he can't find room for his artistic effects, and these effects are much more important to him than story. But the fact remains that the public likes a good sound story, one that is plausible and human. The beautiful simplicity with which Frank Borzage treated Bad Girl proves that much. Hervey recently sold another story, Prestige, to Pathe, where Ann Harding will be starred in it. And he has just finished writing the screen adaptation of The Cheat for Miss Bankhead. Now Paramount has engaged him to write the screen treatment and dialogue of Shanghai Express.

Am Ende wurde nach „Der blaue Engel“, „Marokko“ (1929 bzw. 1930) und „Dishonored“ (in Deutschland in den Verleih gekommen als X 27) (1931) „Shanghai Express“ Josef von Sternbergs vierter Film mit seinem Protegé Marlene Dietrich. Der Film trug so sehr Sternbergs Handschrift, dass er später in Anspruch nahm, das Skript und die Dekorationen selbst geschaffen und auch die Kamera eigenhändig geführt zu haben. Das Drehbuch, das auf einer Kurzgeschichte von Harry Hervey basiert, war tatsächlich jedoch eine Arbeit von Jules Furthman, der mit Sternberg bereits bei der Produktion der Filme „Die Docks von New York“ (1928) und „Marokko“ (1930) zusammengearbeitet hatte und der später die Drehbücher für so bedeutende Filme wie „Die Meuterei auf der Bounty“ (1935), „Haben und Nichthaben“ (1944), „Tote schlafen fest“ (1946) und „Nightmare Alley“ (1947) schrieb.

Die Dekorationen für „Shanghai Express“ stammten von Hans Dreier, einem der fleißigsten Filmarchitekten Hollywoods, der an mindestens 500 Filmproduktionen mitgewirkt hat und der im Laufe seines Lebens zwei Oscars (für „Frenchman’s Creek“, 1944, und „Boulevard der Dämmerung“, 1950) errang. Für „Shanghai Express“ schuf er Stadtkulissen, die so klaustrophobisch nah an die Bahnlinie herangebaut waren, dass die Waggons die Bauten gelegentlich beinahe umgerissen hätten. Eine Schlüsselrolle kam Kameramann Lee Garmes zu, der für Sternberg bereits zwei Marlene Dietrich-Filme gedreht hatte („Marokko“, 1930; „X 27“, 1931) und dem es in „Shanghai Express“ gelang, die Sogkraft und die geistige Macht, die von Dietrich ausging, so effektiv ins Bild zu setzen, dass diese Leistung mit einem Oscar ausgezeichnet wurde.

Bemerkenswert in dem Film sind die Kostüme, die Travis Benton oft in enger Zusammenarbeit mit Dietrich schuf. Das Image von Dietrich als geheimnisvolle Fremde, die in weit entfernten Ländern romantische Abenteuer erlebt, wird verstärkt durch eine Serie von spektakulären Outfits und exotischen Kopfbedeckungen, von denen die berühmte Kappe aus schwarzen Hahnenfedern nur eines der bekannteren darstellt.

Den Liebhaber spielte der 44jährige Brite Clive Brook, der Ende der 1920er Jahre mehrfach in bekannten amerikanischen Filmen aufgetreten war, darunter der Kriegsfilm „Barbed Wire“ (mit Pola Negri), Sternbergs Gangsterfilm „Unterwelt“, Victor Flemings Clara-Bow Komödie „Hula“ (alle drei 1927) und der Kriegsfilm „The Four Feathers“ (1929). Bei Paramount spielte er neben Ruth Chatterton und Kay Francis. Die Rolle der chinesischen Prostituierten spielte Anna May Wong, die prominenteste und ambitionierteste chinesisch-amerikanische Schauspielerin ihrer Zeit, die ihr Leben lang gegen die Restriktionen und die Stereotypisierung ankämpfte, die das damalige Hollywood ihren Rollen auferlegte. Verglichen mit ihren Partnern – Dietrich, die von Sternberg auch hier mehr als Erscheinung inszeniert denn als Schauspielerin geführt wird und Warner Oland, der als Weißer den chinesischen Rebellenführer spielen musste –, war Wongs Rolle in „Shanghai Express“ eine der glaubwürdigsten. Es existieren einige Standphotos von den Dreharbeiten, die Dietrich und Wong einträchtig lächelnd nebeneinander zeigen.

Die Aufnahmen für „Shanghai Express“ fanden in den Paramount Studios in Hollywood und in der Umgebung von Los Angeles statt. Die Bahnhöfe der Santa Fe Railroad in San Bernardino (Kalifornien) und in Chatsworth bei Los Angeles wurden für die Dreharbeiten in chinesische Bahnstationen verwandelt und mit tausend chinesischen Statisten bevölkert.

Der Film wurde am 2. Februar 1932 in New York City uraufgeführt. Der Film war finanziell erfolgreich, auch wenn die oft kolportierten $ 3 Mio. Einspielergebnis ins Reich der Legenden gehören. Trotz des großen Erfolges wurde die Regie von Dietrichs nächstem Film The Song of Songs Rouben Mamoulian anvertraut.

Die Kritiken waren meist gut, besonders die New York Times war in der Rezension vom Februar 1932 sehr angetan. Für Anna May Wong indes gab es nur eine halbe Zeile: (...),Anna May Wong makes the most of the rôle of the brave Chinese girl. / (...) Anna May Wong macht das meiste aus der Rolle der tapferen Chinesin.

Wie bei vielen sogenannten Pre-Code Filmen, also Filmen, die vor dem Inkrafttreten strengerer Zensurregelungen im Jahr 1934 in den Verleih kamen, wurde der Beruf der Heldin mit Offenheit und gewissem Verständnis portraitiert. Dietrichs damalige Kollegin Kay Francis konnte für sich die zweifelhafte Ehre in Anspruch nehmen, in dem Warner-Brothers-Film Mandalay, Anfang 1934, Regie Michael Curtiz, die letzte offizielle Beschäftigte eines Bordells dargestellt zu haben.

Genre

China und Südasien waren seit den späten Stummfilmtagen beliebte Regionen für romantische Abenteuer und unheimliche Liebesgeschichten. Greta Garbo erlebte in Wild Orchids, der 1928 auf Bali spielte, amouröse Abenteuer, Olga Baclanova ein Jahr in A Dangerous Woman Vergleichbares in Burma. Jean Harlow und Clark Gable sind Verliebte auf einer Plantage irgendwo in Südostasien in Red Dust. Carole Lombard in White Savage und Joan Crawford in Rain strandeten ebenfalls in der weiteren Region. Barbara Stanwyck war eine Missionarin, die in China landet, in The Bitter Tea of General Yen, Ruth Chatterton, damals ein größerer Star bei Paramount als Dietrich, spielte 1931 ebenfalls eine Missionarin in Asien. Loretta Young und Charles Boyer waren unglücklich Verliebte in Shanghai, Lon Chaney trieb oft im Orient unheimliche Dinge und 1934 war selbst Greta Garbo erneut in China unterwegs, diesmal als Österreicherin in Der bunte Schleier/ The Painted Veil. Auch Hedy Lamarr, eine echte Österreicherin, war seit Lady of the Tropics aus dem Jahr 1939 mehrfach in der Gegend unterwegs.

Auszeichnungen

„Shanghai Express“ gewann einen Oscar für die beste Kamera und war nominiert als bester Film. Auch Regisseur Sternberg erhielt eine Oscar-Nominierung. Die Preise für den besten Film und die beste Regie gingen jedoch an „Grand Hotel“ und an Frank Borzage für seinen Film „Bad Girl“.

Weblinks

Quellen

  1. Reclams Filmführer, 2.A. 1973, ISBN 3-15-010205-7
  2. Kritik von film-dienst / Lexikon des internationalen Films

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