Show Boat (1936)

Show Boat (1936)
Filmdaten
Originaltitel Show Boat
Produktionsland USA
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 1936
Länge 115 Minuten
Stab
Regie James Whale
Drehbuch Edna Ferber,
Oscar Hammerstein II
Produktion Carl Laemmle Jr. für Universal Pictures
Musik Robert Russell Bennett,
Jerome Kern
Kamera John J. Mescall
Besetzung

Show Boat aus dem Jahr 1936 ist die zweite der drei Verfilmungen des gleichnamigen Musicals mit Irene Dunne und Allan Jones in den Hauptrollen. Regie führte James Whale.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Cap’n Andy Hawks betreibt den Musikdampfer Cotton Blossom. Das Schiff hat gerade in New Orleans angelegt. Magnolia Hawks, die Tochter von Cap’n Andy und eine begabte Sängerin, trifft bei der Gelegenheit den charmanten aber etwas zwielichtigen Spieler Gaylord Ravenal. Beide verlieben sich ineinander. Während der Proben für die Show wird der offizielle Star der Truppe, Julie LaVerne von den örtlichen Behörden der Stadt verwiesen, da sie und ihr Ehemann nicht legal verheiratet sind. Julie hat eine afro-amerikanische Mutter, was zwar alle auf der Cotton Blossom wissen, in den Augen der Behörden jedoch den Tatbestand der Rassenschande verwirklicht. Magnolia und Gaylord übernehmen die Nummer und ihre Romanze entwickelt sich in eine positive Richtung. Dann wird durch einen Konkurrenten enthüllt, dass Gaylord von einer Anklage wegen Mordes nur aufgrund angeblicher Notwehr freigesprochen sei. Trotzdem heiratet Magnolia Gaylord, obwohl ihre Mutter Parthy der Ehe skeptisch gegenüber steht. Ein Jahr später wird die gemeinsame Tochter Kim geboren, doch Gaylord hat wieder angefangen, Karten zu spielen. Um ihre Ehe zu retten, folgt Magnolia schweren Herzens ihrem Mann nach Chicago. Die Spielsucht von Gaylord treibt die Familie schließlich in den Ruin und sie müssen in ein schäbiges Appartement ziehen. Aus Schande über den sozialen Abstieg verlässt Gaylord Magnolia. Durch die Freundlichkeit von Elly und Frank, ehemaligen Künstlern auf der Cotton Blossom, erhält sie die Chance, im Trocadero, einen exklusiven Nachtklub, vorzusingen. Sie erhält den Job jedoch erst, nachdem Julie, der eigentliche Star, sich aus ihrem Engagement zurückzieht. Julie, die seit der Enthüllung über ihre Abstammung von Steve verlassen wurde und aus Kummer dem Alkohol verfallen ist, verabschiedet sich unter Tränen von Magnolia. Am Silvesterabend erscheinen Cap’n Andy und seine Frau im Trocadero, auf der Suche nach ihrer Tochter. Magnolia sing die traurige Ballade After the Ball und nachdem ihr Vater das Publikum um Aufmerksamkeit gebeten hat, stimmen alle mit ein. Der Abend ist ein Riesenerfolg und Magnolia steigt zu einem internationalen Star auf. Die Jahre vergehen und schließlich wird auch aus Kim eine hoffnungsvolle Schauspielerin, die ihr Debüt am Broadway gibt. Im Publikum erkennt sie ihren Vater und unter Tränen versöhnen sich die Eltern wieder.

Hintergrund

Die Autorin Edna Ferber war neben Fannie Hurst eine der populärsten Schriftstellerinnen der 1920er in den USA. Ihre meist breit angelegten Romane schilderten in der Regel dramatische Frauenschicksale vor dem Hintergrund tiefgreifender sozialer und historischer Umbrüche und Entwicklungen. Show Boat erschien 1926 zunächst als Fortsetzungsroman und beschäftigt sich neben der verwickelten Liebesgeschichte der Heldin mit gesellschaftlichen Themen wie den Beziehungen unter verschiedenen Ethnien, Diskriminierung von Afro-Amerikanern und den Veränderungen im Showbusiness vom Mississippidampfer bis hin zur opulenten Broadwayshow im Stile eines Florenz Ziegfeld. 1927 verarbeitete Ferber den Stoff in ein Musical mit Musik von Jerome Kern und Oscar Hammerstein II. Der durchschlagende Erfolg führte zu zahllosen Tourneeaufführungen quer durch die USA. 1929 verfilmte Universal Pictures den Stoff zum ersten Mal mit Laura La Plante und Joseph Schildkraut in den Hauptrollen.

Die Version von 1936 wurde zu einer ausgesprochenen Prestigeproduktion für das Studio. Alle wichtigen Rollen wurde mit Schauspielern besetzt, die wenigstens einmal in einer Aufführung des Stücks mitgewirkt hatten. Irene Dunne, die für ihre Rolle der Magnolia eine Gage von 100.000 US-Dollar erhielt, war in einer der zahlreichen Tourneeveranstaltungen aufgetreten. Helen Morgan und Charles Winninger hatte sogar in der Originalshow mitgewirkt. Nachdem Irene Dunne zunächst als langleidende Heldin tränenreicher Melodramen wie Back Street und Magnificent Obsession auftrat, hatte sie seit Stingaree zunehmend auch Gelegenheit, ihre Gesangsleistungen unter Beweis zu stellen. Am Ende war sie allerdings nicht völlig mit ihrer Darstellung in Show Boat zufrieden. In einem Interview mit John Kobal einige Jahrzehnte später meinte sie:

James Whale war nicht der richtige Regisseur. Er war mehr an Atmosphäre und Beleuchtung interessiert und wusste so wenig über das Leben. Ich könnte das jetzt alles schlecht machen, aber dafür gibt es keinen Grund. Wir hatten soviele Mitwirkende vom [Broadwaymusical], man konnte einfach nur das Allerbeste erwarten. Ich habe die Sache auch erst im Nachhinein erkannt.
James Whale wasn’t the right director. He was more interested in atmosphere and lighting and he knew so little about that life. I could have put my foot down about it but there would have been no reason to do so because we had so many of the original people that you could only expect the best. I knew the whole thing backwards.

Für die damalige Zeit wurde das heikle Thema von Rassendiskriminierung offensiv und mit eindeutiger Sympathie für die unterdrückten Afro-Amerikaner auf die Leinwand gebracht. Zwischen Magnolia und Julie besteht eine tiefe Freundschaft und auch die übrigen Mitglieder der Familie Hawks machen keinerlei Aufhebens um Julies Abstammung. Auch die afro-amerikanischen Beschäftigten, allen voran Joe und seine Frau, werden stets mit Respekt und Achtung behandelt. Angesichts der strengen Zensurvorschriften des Production Code, der jede sexuelle Beziehung zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien verbot, musste Universal eine Sondergenehmigung einholen, um die Ehe zwischen Julie und Steve überhaupt adäquat schildern zu können.

Trotzdem wurden die Ethnien nicht als gleichberechtigt dargestellt und Irene Dunne tritt während des Songs „Gallivantin’ Around“ sogar als Blackface auf, mithin zur Afro-Amerikanerin zurechtgemacht. Solche Auftritte wurden damals allerdings von der weißen Bevölkerung nicht als anstößig betrachtet, sondern waren Bestandteil einer jahrzehntelangen Tradition im Vaudeville (siehe Minstrel Shows). Besonders Al Jolson war bekannt für seine Blackface-Auftritte. In dem Film Wonder Bar gibt es beispielsweise die gut fünfminütige Revueszene „Goin’ to Heaven on a Mule“ mit Jolson als Afro-Amerikaner sowie zwei Dutzend afro-amerikanischen Kinderdarstellern, die als Engel zurecht gemacht wurden. Jolson benutzt in der Nummer sogar einen bestimmten Slang, der angeblich von Afro-Amerikanern benutzt wurde.

Die Vorbereitungen für die Dreharbeiten begannen bereits Ende 1934 mit Frank Borzage als Regisseur und Irene Dunne und Russ Columbo in den Hauptrollen. Im Dezember 1935 begannen dann die Dreharbeiten, allerdings ohne männlichen Hauptdarsteller und mit James Whale als verantwortlichen Regisseur. Zunächst hatte das Studio gehofft, Nelson Eddy von Metro-Goldwyn-Mayer auszuleihen und spielte dann mit dem Gedanken, den eigenen Vertragsschauspieler John Boles einzusetzen. Schließlich fiel die Wahl auf Allan Jones, der kurz zuvor die Dreharbeiten zu A Night at the Opera an der Seite der Marx Brothers abgeschlossen hatte. Kurzfristig war auch W. C. Fields als Cap’n Andy im Gespräch.

1951 drehte MGM unter der Regie von George Sidney ein erneutes Remake mit Kathryn Grayson, Ava Gardner, Howard Keel und Joe E. Brown.

Gesangsnummern

In der Filmfassung wurden einige Gesangsnummern aus dem Originalmusical komplett herausgenommen, so „Life Upon the Wicked Stage“. Die Ballade „Why Do I Love You?“ fand lediglich Verwendung als Hintergrundmusik. Neu für den Film komponiert wurden „I Have the Room Above Her“, „Gallivantin’ Around“ und „Ah Still Suits Me“.

Die Reihenfolge der Nummern ist jetzt:

  • Cotton Blossom - Chor
  • Where’s the Mate for Me - Allan Jones
  • Make Believe - Allan Jones und Irene Dunne
  • Ol’ Man River - Paul Robeson
  • Can’t Help Lovin’ Dat Man - Helen Morgan, Hattie McDaniel, Paul Robeson und Irene Dunne*
  • I Have the Room Above Her - Allan Jones und Irene Dunne
  • Gallivantin’ Around – Irene Dunne
  • You Are Love – Allan Jones, Irene Dunne
  • Ah Still Suits Me - Paul Robeson und Hattie McDaniel
  • Make Believe - Allan Jones
  • Bill - Helen Morgan
  • Can’t Help Lovin’ Dat Man - Irene Dunne
  • Goodbye, Ma Lady Love - Sammy White und Queenie Smith
  • After the Ball - Irene Dunne
  • You Are Love- Irene Dunne und Alan Jones
  • Ol’ Man River - Paul Robeson während des Abspanns

Kritiken

Die meisten Kritiker sahen in dem Film eine deutliche Verbesserung gegenüber der Version von 1929. In teilweise glühenden Rezensionen wurde Show Boat als bestes Filmmusical aller Zeiten gefeiert.

Die New York Times war besonders angetan.

Universals exzellente Filmbearbeitung […] ist der erfreulichste Beweis, dass [Show Boat] nicht nur eines der besten Musicals des Jahrhundert ist, sondern auch einer der besten Musicialfilme, die wir je gesehen haben.
Universal’s excellent screen transcription […] is the pleasantest kind of proof that [Show Boat] was not merely one of the best musical shows of the century but that it contained the gossamer stuff for one of the finest musical films we have seen.

The Washington Post fand ebenfalls nur lobende Worte:

Es war großartig, „Show Boat“ wieder zu sehen, es besaß all die Wärme, die man empfindet, wenn man einen alten Freund wiedertrifft. […] Helen Morgan beweist, dass sie zum Film gehört […] und Paul Robesons Interpretation von "Old Man River" ist die beste Gesangseinalge, die je auf der Leinwand zu hören war.
It was grand seeing "Show Boat" again, it had all the warmth of meeting an old friend […] Helen Morgan proves definitely that she should be in pictures [….] and Paul Robeson's rendition of "Old Man River" is the greatest singing ever heard on the screen.

Liberty, ein eher intellektuelles Magazin, erkannte scharfsinnig eine besondere Qualität bei Irene Dunne, die erst einige Monate später in Theodora Goes Wild voll zur Entfaltung kommen sollte: ihr Talent für Komödie.

Die angenehmste Überraschung des Films ist der Star, Irene Dunne. Sie erfasst jede Nuance der Rolle, die ein ganzes Leben umfasst und bringt die Wärme und Intelligenz in die Darstellung, die wir von ihr kennen. Aber man ist kaum vorbereitet auf ihr gutes Flair für leichte Komödie – eine Begabung, die sie bis heute vor der Kamera verborgen hielt.
The most gratifying surprise of the picture is its star, Irene Dunne. Catching every shade in a role that spans a lifetime, she imbues the part with her usual warm intelligence. But one is hardly prepared for her gay comedy flair — a flair she has kept, up to now, hidden from the screen.

Auszeichnungen

Auf den Filmfestspielen von Venedig 1937 wurde James Whale als Bester Regisseur nominiert.

Die National Film Registry nahm den Film 1996 in ihren Bestand auf.

Weblinks


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